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Fettarme H-Milch ist sowieso nur von fragwürdigem, gesellschaftlichem Nutzen; und war auch schon mal billiger. Die kleinen Milchhöfe haben das Rennen um die billigste Milch längst verlassen und vertreiben regional über unabhängige Genossenschaften. Ich glaube nicht, dass die Neuseeländer nicht homogenisierte, frische Vollmilch nach Deutschland bringen könnten.
Die Neuseeländer Milchindustriellen werden schnell feststellen, dass sich in Europa Biomilch teuerer verkaufen lässt und ggf ihre Produktion entsprechend umstellen. Damit wäre die Naturzerstörung vor Ort wenigstens etwas gedrosselt. Globalisierung, Internationalismus und Kosmopolitismus sind doch allgemein gute Sachen. Ist halt doof, wenn irgendwelche korrupten Bazis den deutschen Verbraucherschutz repräsentieren.
Interessanter Information am Rande.
Auf den Philippinen ist Mich aus D billiger als einheimische, australische und neuseelandische Auch Butter aus der EU ist vielfach billiger. Wie kann das sein, da doch die Transportstrecke von der EU länger ist als selbst von Neuseeland?
Mir geht spontan die Frage durch den Kopf: wieviel Liter Öl(-derivat) braucht es, um eine Liter oder Kilo Milch(-derivat) von Neuseeland nach Europa zu bewegen? Egal, ob Schiff oder Flieger: das ist grober Unfug!
@dodolino Wirklich interessant ist die Frage, wieviel Futter nach Neuseeland importiert werden muss. Wenn die nämlich v. a. mit lokalem Grünfutter produzieren würden, wäre es ökonomisch sinnvoller das Endprodukt Milch aus Neuseeland zu importieren, als mit aus Südamerika, Afrika usw. importiertem Futter "deutsche" Milch zu produzieren.
Ihr Hinweis ist abolut korrekt.
Als ich noch auf dem Hof gearbeitet habe kam das Kraftfutter aus Brasilien (Soja).
Und grundsätzlich: Ja, Endprodukte transportieren/verschiffen ist aus Gründen lokaler Wertschöpfung oder auch Ökologie (aus wirtschaftlichen Gründen oft nicht) "fairer" als die bloßen Rohstoffe oder Zwischenprodukte.
Es ist ist wenig hilfreich eine rein wirtschaftliche Diskussion durch eine quasi moralisch grundsätzliche zu ersetzen.
Nein, wenn wir Maschinen/Autos/chemische Produkte.... also unsere Kernkompetenz exportieren wollen, dann ist in dieser Logik klar, dass das auch für die Kernkompetenz der anderen gilt.
Und wenn Neuseeland seine Umwelt durch Massentierhaltung und billigtse Milchwirtschaft ruinieren möchte ist das deren Entscheidung.
Was können wir tun? Konsumverhalten ändern, also an die eigene Nase packen und entscheiden was ein Liter Milch kosten soll und wo er wie produziert ist. Eigene Ideale oder die Moral fängt bei den eigenen Handlungen an und kann nicht verordnet oder gesetzlich geregelt werden.
Und was, wenn die "freiwillige Selbstverpflichtung" in die Hose geht?
C’est la vie oder was?
Ich muss jetzt rumrätseln für was Sie plädieren?
Wie auch immer: Wollen Sie gesetzlich regeln von wo die Milch kommt.. wie sie produziert werden darf... wie weit entfernt und die Art des Transportwegs vorschreiben usw.
Wir müssen uns von der Hofnung verabschieden (insbesondere die Obrigkeitshörigen und streng Staatsgläubigen hier in DE), dass da jemand ist der für alle Beteiligten alles richtig weiß.
Sonst gehen Sie langfristig das Risiko ein, dass Sie irgendwann auch nicht mehr werden wählen dürfen (weil derjenige ja so schrecklich schlau ist und Alternativen verbietet).
@Tom Farmer Nein, der Verbraucher ist nicht der entscheidende Player in diesem Spiel. Es ist der ordnungspolitische Rahmen, den wir eventuell durch Wahlen beeinflussen können.
Ich habe gestern zufällig mal wieder sämtliche Kolumnen von Jan Fleischhauer gelesen. Vielleicht hat er ja tatsächlich recht und Trump ist gar kein Rechter (abgesehen von Themen rund um Migration natürlich), sondern ein typischer Linker.
Die Argumentation, die Sie hier aufführen, ist exakt die Gleiche. Lebensmittel sind eine Sache der nationalen Sicherheit ("Deshalb sollten alle Staaten oder Wirtschaftsblöcke möglichst unabhängig von Lebensmittelimporten sein, die ja auch von einem Tag auf den anderen ausbleiben könnten") - kommt Ihnen das bekannt vor? (Stichworte: Trump Zölle Stahl).
Wenn Ihr Vorschlag umgesetzt würde, investiert die nächste Generation viel Humankapital und Geld in ihre Betriebe mit der Vorstellung, diese wären in der Zukunft profitabel. Wenn dann in den nächsten Jahren / Jahrzehnten der Agrarhandel doch liberalisiert wird, haben diese nicht nur vorübergehend keinen Job - sondern sind auch über beide Ohren verschuldet.
Die jungen Menschen sollten lieber einen Job mit Zukunft erlernen!
Ja, dem Artikel ist nichts hinzuzufügen. Es muss nicht auf Teufel komm raus produziert und um die ganze Welt verschifft werden.
Über die Evangelische Kirche ist viel Gutes zu sagen. Doch bei Lichte betrachtet gibt es für ihre Alltagsmacht keine Begründung mehr.
Kommentar Importe aus Neuseeland: Globalisierter Irrsinn
Die EU will den Handel mit Neuseeland erleichtern. Aber brauchen wir wirklich noch billigere Milch? Der Schaden für die Bauern wäre enorm.
Ein Liter fettarme H-Milch kostet beim Discounter lächerliche 61 Cent Foto: dpa
Die Europäische Union sollte ihre Zölle auf Agrarprodukte aus Neuseeland in bisheriger Höhe beibehalten. Internationaler Handel mit Lebensmitteln ist nur dann für alle von Nutzen, wenn er auf das Nötigste begrenzt wird.
Zwar würden wir Butter und andere Molkereiprodukte billiger kaufen können als bisher, wenn sich die EU für das Milchexportland Nummer eins noch weiter öffnet. Aber brauchen wir überhaupt niedrigere Lebensmittelpreise? Schon jetzt sind nur 14 Prozent der Verbraucherausgaben in Deutschland solche für Nahrungs- und Genussmittel. Ein Liter fettarme H-Milch kostet beim Discounter lächerliche 61 Cent. Der gesellschaftliche Nutzen von noch tieferen Preisen ist klein.
Der Schaden aber wäre groß. Denn viele Bauern in Deutschland würden pleitegehen, weil sie Milch nicht so billig liefern können wie ihre neuseeländischen Konkurrenten. Dieses Schicksal würde vor allem die kleinen Höfe treffen, die wegen ihrer geringen Größe meist höhere Produktionskosten pro Liter haben. Hofaufgaben würden zu noch mehr Arbeitslosigkeit in oft sowieso schon wirtschaftlich schwachen Regionen führen: auf dem Land.
Um mehr Milchimporte zu verhindern, müssen die EU und der Deutsche Bauernverband aber auch endlich aufhören, selbst immer mehr Milch in alle Welt exportieren zu wollen. Sonst können sie nicht glaubwürdig zusätzliche Einfuhren abwehren. Sie müssen verstehen: Lebensmittel sind keine Autos, bei denen es eigentlich egal ist, wo sie produziert werden. Denn ohne Nahrung können wir bekanntlich nicht überleben. Und der Rest der Welt auch nicht.
Deshalb sollten alle Staaten oder Wirtschaftsblöcke möglichst unabhängig von Lebensmittelimporten sein, die ja auch von einem Tag auf den anderen ausbleiben könnten. Natürlich brauchen wir den Austausch von Nahrungsmitteln zwischen verschiedenen Staaten zum Beispiel, um Missernten auszugleichen. Aber das sind Ausnahmen, die es nicht rechtfertigen, alle Zölle aufzuheben.
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Kommentar von
Jost Maurin
Redakteur für Wirtschaft und Umwelt
Jahrgang 1974. Er schreibt vor allem zu Ernährungsfragen – etwa über Agrarpolitik, Gentechnik, Pestizide, Verbraucherschutz und die Lebensmittelindustrie. 2022 nominiert für den Deutschen Reporter:innen-Preis 2022 in der Kategorie Essay, 2018, 2017 und 2014 Journalistenpreis "Grüne Reportage". 2015 "Bester Zweiter" beim Deutschen Journalistenpreis. 2013 nominiert für den "Langen Atem". Bevor er zur taz kam, war er Redakteur bei der Nachrichtenagentur Reuters und Volontär bei der Süddeutschen Zeitung.
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