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Kommentar Frankreichs Ökosteuer-StreitMacrons verbohrte Rechthaberei

Rudolf Balmer
Kommentar von Rudolf Balmer

Frankreich stoppt die umkämpfte Erhöhung der Spritabgaben nun doch. Aber was am Anfang der Proteste genügt hätte, reicht längst nicht mehr.

Vom Straßenkampf zur Street Art: Anti-Macron-Graffiti in Paris Foto: Imago/ Michael Trammer

N ichts ist für die Glaubwürdigkeit einer Regierung verheerender, als eine Konzession zu machen, die sie zuvor kategorisch ausgeschlossen hat. „Wir halten den Kurs!“, hatten Präsident Emmanuel Macron und als sein Echo Premierminister Edouard Philippe versichert. Beide erklärten im Verlauf des Konflikts mit den „Gelbwesten“ mit einer an Sturheit grenzenden Konstanz, ein Verzicht auf die geplante Erhöhung der Treibstoffabgaben komme keinesfalls infrage. Diese macht zwar aus klimapolitischer Sicht in der Perspektive eines unvermeidlichen Ausstiegs aus den fossilen Energien Sinn, sozialpolitisch aber war diese Schocktherapie für einkommensschwache Bevölkerungskreise ein Affront, um nicht zu sagen ein unverzeihlicher Blödsinn.

Jetzt wird diese fiskalische Verteuerung des Sprits, die das Fass des Unmuts über die Steuer­lasten zum Überlaufen gebracht hat, sang- und klanglos beerdigt, als sei dies eine Bagatelle. Warum nicht gleich?

Das fragen nicht nur die „Gilets jaunes“ und Macrons Gegner in der Opposition, sondern selbst viele seiner Freunde und Anhänger, die über die verbohrte Rechthaberei des Staatschefs den Kopf schütteln. Bei den Wahlen war er als genialer Taktiker gefeiert worden, heute, in der Realpolitik als eigenmächtig agierender Staatschef, hat er mit seiner Hinhaltestrategie ein Chaos angerichtet.

Kein Pardon verdient

Was am Anfang der Bewegung genügt hätte, um die Wut der Bürger in gelben Warnwesten zu beruhigen, reicht am Ende einer dreiwöchigen Eskalation eben nicht mehr als Beweis einer echten Gesprächsbereitschaft. Immerhin gesteht die Staatsführung wenigstens ein, dass sie sich in der Einschätzung der Proteste gewaltig geirrt hatte. Doch den dafür fälligen Preis will sie nicht bezahlen. Einmal mehr versucht der Regierungschef im Auftrag des Präsidenten die Forderung nach konkreten finanziellen Entlastungen für Geringverdiener auf später zu vertrösten. Das ist ein riskantes Manöver, das prompt von den Gegnern in gelben Warnwesten durchschaut wird.

Die Ironie der Geschichte ist es, dass Macrons Premierminister Edouard Philippe versichert, die Staatsführung kenne und höre längst diese angestaute Wut, „die von weit her kommt und die lange stumm geblieben ist“. Wer demnach also mit vollem Bewusstsein existierende Gräben vertieft und mit einer ungerechten Verteilung der Steuerlast den Hass zwischen denen da unten und denen da oben schürt, verdient kaum Pardon. Wenn es nach den „Gilets jaunes“ geht, sitzt Macron heute im Élysée auf der Abschussrampe. Was nach ihm und an seiner Stelle kommen soll, bleibt in ihren häufig gegensätzlichen Plänen und Träumen von einer „Sechsten Republik“ gefährlich vage.

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Rudolf Balmer
Auslandskorrespondent Frankreich
Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.
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29 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • im Rahmen des ökogischen Umbaus wird in Frankreich viel Geld in den ÖPNV in die Städte gesteckt wird, alleine in Paris 45 Milliarden Euro. Daskostet nun mal viel Geld, deshalb gibt es eine Bahnreform in der beschlossen wurde ,9.000 Kilometer, also etwa 28% des Schienenetzes, vor allem in den

    ländlichen Gegenden stillzulegen. Seit den 90er Jahren gab es bereits einenStreckennetz-Abbau um rund 15 Prozent.

    Jetzt sollte doch eine Ökosteuer eine Lenkwirkung haben, also die Menschen dazu bewegen, wegen der hohen Spritpreise auf die Schiene umzusteigen.

    Jetzt beantworten Sie mir doch mal die Frage, wie denn das funktionieren soll, wenn man das Schienenetz um 28% verkürzt.Jetzt könnte es ja glatt sein, dass sich da ganz viele ziemlich verarscht vorkommen.

    Übrigens hatte Frau Ludosky auch eine Kerosin-Steuer gefordert. Auch hatte sie es als ungerecht bezeichnet, das Flugzeugbenzin für Privatflieger komplett steuerfrei ist und auch bleibt.

    Der Privatflieger scheint laut Macron ökologisch so gefestigt, dass er nun mal keine Steuer zur Lenkung braucht.

    Die Streckenstillegungen wurden vor kurzem auf den Nachdenkseiten und JungleWorld thematisiert.



    Ganz sicher keine rechten Medien.

  • Ich möchte mal wieder einen Kommentar von Peter Unfried zu Frankreich lesen. Der kann mir noch einmal so einleuchtend erklären, warum Macron die moderne Antwort auf das veraltete Rechts-Links-Schema ist.

    • @B. Wondraschek:

      Klar - wie sagt doch immer seine Perle

      “…der Blödmann“ - Kerle Kerle



      Wenn er von so Superperformer



      Bourgeoise - Superhypte.



      Ha no. Da hat so - sei Fahrt zum Mond.



      Bauchmuskelmäßig sich doch gelohnt.



      Au&Tooor - Lindner Macron - Vor.



      &



      Ha noi. “Es singt der Chor der Blöden



      &



      Wie immer - Viel zu laut!“



      Eben. “Wenn ich auch nur Müller heiße



      Bin ich doch am Leben.“

      kurz - “Mit Pfefferminz - bist du mein Prinz.“ Liggers & Diese Gurkenschar.



      Gell - SOWASVONVERZICHTBAR.

  • Wir sollten in Deutschland auch gegen den Ökowahn auf die Strasse gehen. Strompreise werden durch die EEG Umlagen bald unbezahlbar. Nur die Bauern und Firmen werden immer reicher, der Verbaucher zahlt die Zeche. Das muss bei uns ein Ende haben. Den Strom müssen wir mittlerweile an einigen Tagen schon in das Ausland abgeben und bezahle noch dafür.

  • “Wenn es nach den „Gilets jaunes“ geht, sitzt Macron heute im Élysée auf der Abschussrampe. Was nach ihm und an seiner Stelle kommen soll, bleibt in ihren häufig gegensätzlichen Plänen und Träumen von einer „Sechsten Republik“ gefährlich vage.“

    Qui Qui -



    “…Für die Menge der Arbeitslosen, die de-mobilisierten und beschäftigtigungslosen Arbeiter, ist Paris zu einem Netz unendlicher Wanderungen und zu einer Folge von Straßen und Alleen geworden, wo sie den größten Teil ihrer Zeit ohne Ziel und Bestimmung herumirren, bedroht von polizeilicher Repression, die ihr Vagabundentum kontrollieren soll.…“



    & Däh!



    “…Für verschiedene revolutionäre Gruppen, wie die Apachen* (& heute die „Gilets jaunes“) und andere verrufene Bevölkerungsschichten der Vorstädte, geht es, wenn es soweit ist, nicht darum dieses oder jenes Bauwerk zu besetzen, sondern



    Die Straße zu halten.…“ Na - aber Hallo.

    unterm——-*Apachen -



    “Die pariser Presse popularisierten diesen Ausdruck nach einem (sic;) Angriffe auf ein (!) städtisches Fahrzeug in der Rue de Bagnolet durch einen Trupp von Ganoven, deren Leitbild der berühmte “Goldhelm“ war.“



    “Geschwindigkeit&Politik“ by Paul Virilio I.'Die Domokratische Revolution'



    (1977!)



    &



    Denker der Geschwindigkeit



    Der Franzose führte Beschleunigung in die Philosophie ein. Virilio galt als einer der wichtigsten Theoretiker des Poststrukturalismus.



    www.taz.de/!5536966/ by Tilman Baumgärtel

    kurz - Emanuel Macron beschleunigt sich zum Macrönchen - ex & hop •



    Qui Qui - naturellement.

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @Lowandorder:

      L'éstéthique de la disparition. Virilio hat auch gesagt, dass jede Technik nicht nur die Möglichkeit, sondern auch die Notwendigkeit des Unfalls in sich trägt. Bei den über ein Dutzend klapprigen Atomkraftwerken in Frankreich stellt sich also nicht die Frage, ob eins hoch geht, sondern welches und wann? Abschalten will Macron nur Fessenheim vor Ende seiner Amtszeit, aber das wollte Hollande ja auch schon.



      Schöne Grüsse aus dem sonnigen Toulouse lieber Freund und Genosse.

      • @82236 (Profil gelöscht):

        L'éstéthique de la disparition

        Die Ästhetik des Verschwindens

        Hoffe ich hab das richtig übersetzt.

        • @Sven S:

          Empfehle für untern Baum



          Jim Dodge - ene Traum;)



          Die Kunst des Verschwindens



          Aus dem Amerikanischen von Olaf Mathias Roth. Mit einem Vorwort von Thomas Pynchon. Hier gibt es schillernde Gestalten und eine abenteuerliche Geschichte; Rebellen, Künstler und Mystiker, Geheimorganisationen, Manipulation und Überwachung. Und einen Magier, der nicht mehr wagt, die Kunst des Verschwindens auszuüben.

          www.perlentaucher....verschwindens.html



          & klar zum Högen sei Helmut



          www.taz.de/!1178740/



          “Analog is besser“ Naja!;)



          & Däh!



          “…Das Gegenteil davon dürften die Essays von Paul Virilio sein, die im Merve Verlag unter dem Titel „Die Ästhetik des Verschwindens“ erschienen sind. Bei Virilio handelt niemand mehr analog.…“

          unterm——ok ok - dann ders.



          “Fub“



          "Whiskeybrenner und Rauhbein Jake ist dank seines hochprozentigen, unsterblich machenden Feuerwassers schon ziemlich uralt, als er seinen verwaisten und vermögenden Enkel Tiny adoptiert. Dieser ist ständig damit beschäftigt, Zäune zu bauen und das sagenumwobene Wildschwein zu jagen. Auf einem seiner Streifzüge findet er ein kleines Entenküken: Fup, eine herausragende Persönlichkeit, die fortan als Mitglied der kleinen Familie zählt und unter der Obhut der beiden zu einer zwanzigpfündigen Wunderente heranwächst ... Ein liebevolles Märchen, das zum skurrilen Kultklassiker wurde.“



          (Übers. (u.a. auch) Harry Rowohlt;)



          (3x 1945 - ein guter Jahrgang.;)



          “Jim Dodge, geboren 1945 in Kalifornien, schrieb Gedichte und Romane. Als 1983 seine Geschichte von Fup erschien, wettete er, daß davon niemals mehr als 5000 Exemplare verkauft würden. Schon nach fünf Tagen waren sie verkauft, die nächsten drei Auflagen folgten sogleich. Inzwischen ist »Fup« ein Kultklassiker in Amerika und in 14 Sprachen übersetzt.“



          Ende der Werbeeinblendung;)



          Ah & “…Die passenden Illustrationen dazu lieferte der Berliner Zeichner Atak.“



          www.deutschlandfun...m:article_id=81023

      • @82236 (Profil gelöscht):

        John von Neumann - hat für die digitale



        Welt noch einen mathematisch zwingend drauf gesetzt: Fehler sind systemimmanent.

        unterm—-vs —-



        Rein 0/1 gestützte Interkontinentalraketen-Steuerung.



        have a look at



        www.youtube.com/watch?v=WTbZRcW_iTM



        (toll der spöttische Kommentar des britischen Wissenschafter - “dumme & kluge“ -;))



        programm.ard.de/TV...g=2872415246170373



        &



        dito neidvoll a - La Ville Rose;)

    • @Lowandorder:

      sorry - I forgot - ;) Goldhelm -

      de.wikipedia.org/wiki/Goldhelm



      mit dem 'Goldhelm' Simon Signoret -



      (Qui Qui - sojet - in guter französischer Tradition - fehlt noch - derzeit;)(

  • Manchmal habe ich das Gefühl, dass die Zeit der großen Gurus wie auch die der kleinen vorbei ist und sie im 21. Jahrhundert kein geeignetes Mittel mehr dafür sind, unsere gegenwärtigen als auch die zukünftigen Probleme zum Beispiel in der Umwelt-, Sozial-, Arbeit-, Kultur- und Bildungspolitik zu lösen.

    Vielleicht ist es für die Zukunft besser für diese fünf oben genannten Bereiche "Zweite Kammern" oder einen Senat für Wissenschaft & Forschung zu gründen, in denen die Stimmen derer Gehör finden, deren Pioniergeist sich durch ein tiefes menschliches Mitgefühl für die Probleme unseres Planeten, der Menschen und unserer Tiere auszeichnet.

    Der Schlüssel zur Vermeidung gewalttätiger Auseinandersetzungen liegt vielleicht ganz nah bei uns selber, in dem wir all die in jedem von uns im verborgenen ruhenden individuellen kreativen humanistischen schöpferischen Fähigkeit unmittelbar fördern und endlich die freien Pioniergeister aus der Flasche lassen, anstatt weitehin Kult und Status der Götzenverehrung auf Teufel komm raus zu praktizieren

    • @Frank Mögling:

      Vielleicht ist es für die Zukunft besser für diese fünf oben genannten Bereiche "Zweite Kammern" oder einen Senat für Wissenschaft & Forschung zu gründen, in denen die Stimmen derer Gehör finden, deren Pioniergeist sich durch ein tiefes menschliches Mitgefühl für die Probleme unseres Planeten, der Menschen und unserer Tiere auszeichnet.

      Tolle Idee.... ich bleib aber lieber doch bei freien Wahlen.



      Auch wenn der Scheiß an dem Ding ist, dass nicht zwangsläufig die besseren Menschen danach das sagen haben.

  • 8G
    82236 (Profil gelöscht)

    Jupiter musste erst seine Förderer und Gönner bedienen und dann war kein Geld mehr in der Kasse, um seine Wahlversprechen einzulösen. Irgendwer hatte dann die tolle Idee, sich das Geld von den Landeiern zu holen, die mit ihren stinkenden Dieseln die Luft verpesten, dabei noch rauchen und Pastis trinken. Diese Leute, die mehrheitlich sowieso nicht für die Wanderer gestimmt haben, sollten, so der offizielle Wortlaut, das Klima retten. Als die sich dann weigerten, weil sie es als Bestrafung empfanden, dass sie allein für die Klimakatastrophe verantwortlich seien sollen und dafür mehr bezahlen müssen, um zur Arbeit zu fahren oder einkaufen zu gehen, weil die französischen Städteplaner autogerechte Einkaufszentren auf der grünen Wiese, unerreichbar zu Fuss und ohne Busanbindung geschaffen haben, wurden sie allesamt von den Kommunikationsstrategen der Wanderer in die ganz rechte Ecke gedrückt und als Rabauken und Randalierer beschimpft. Bis dann Umfragen ergaben, dass 80% der Franzosen hinter den Gelbwesten stehen und die Abgeordneten der Wanderer in ihren Wahlkreisen nicht mehr ein und aus wussten und um ihre Wiederwahl und den damit verbundenen Pfründen bangten. Erschwerend kam noch hinzu, dass bekannt wurde, dass von den erhofften rund 4Milliarden€ etwa 3Milliarden€ zum Stopfen von Haushaltslöchern, die vor allem durch die Abschaffung der Vermögenssteuer, besser gesagt Solidaritätsabgabe für Schwerreiche, entstanden sind.



    Nachdem also getreu der Maxime der Wanderer, wir machen das einfach und setzten das knallhart durch, stümperhaft improvisiert wurde, schliesslich hat das ja bei der Arbeitsmarktreform auch geklappt, plötzlich das Volk nicht mehr mitmachen wollte, ist der selbstherrlich von Jupiter errichtete neoliberale Elfenbeinturm wie ein vulgäres Kartenhaus zusammengekracht. Die Arbeitsmarktreform ist zu komplex, um eine Massenbewegung dagegen zu organisieren, aber aus den Forderungen der Gelbwesten geht hervor, dass sie diese Reform auch mehrheitlich ablehnen.

    • @82236 (Profil gelöscht):

      Schön zusammengefasst!

  • Ist dieses Urteil angemessen ? Ich zitiere: 'Wer demnach also mit vollem Bewusstsein existierende Gräben vertieft und mit einer ungerechten Verteilung der Steuerlast den Hass zwischen denen da unten und denen da oben schürt, verdient kaum Pardon.'



    Gemeint ist Macron ! - Nein ! - Wer von 'denen da unten und denen da oben' redet oder schreibt, ist selbst schon auf die rechtsextreme bzw. linksextreme Propaganda hereingefallen, es sind die Kategorien der Feinde der Republik, letztlich der Feinde Frankreichs. Mit welchen Methoden da gearbeitet wird, - rechtsaussen und linksaussen auf fatale Weise vereint - etwa mit gefälschten Videos usw. erfährt man hier.

    www.faz.net/aktuel...e=true#pageIndex_0

    • @Christoph :

      Ein Feind der Republik ist Macron. Irgendjemand hat sehr treffend bemerkt, dass der Arc de Triomphe nicht das Symbol der Republik, sondern das der Siege Napoleons und mithin der Abschaffung derselben ist.

      Die Eliten haben sich längst in die Sphären jenseits von Staat und Gesellschaft verabschiedet - und mit der Republik nichts am Hut.

    • @Christoph :

      Zitat: „Wer von 'denen da unten und denen da oben' redet oder schreibt, ist selbst schon auf die rechtsextreme bzw. linksextreme Propaganda hereingefallen, es sind die Kategorien der Feinde der Republik, letztlich der Feinde Frankreichs.“

      Das glauben Sie ja wohl selber nicht, werter CHRISTOPH, dass es kein Oben und kein Unten gibt in Frankreich!

      Genau wie bei einem einzelnen Menschen ist auch bei einem Staat oben der Kopf und unten sind der Bauch, die Hände und die Füße. Der Kopf kann denken und entscheiden, der Bauch verdauen, die Füße können laufen und die Hände können anpacken. Das Problem mit Staaten ist leider: Oben und Unten sind – anders als beim einzelnen Menschen – keine Einheit. Sie existieren weitgehend autark, ohne Bezug zu einander.

      Man braucht nicht rechts- oder linksextrem zu sein, um die (Funktions-)Einheit zu vermissen. Wäre es dem Kopf eines einzelnen Menschen egal, wohin die Füße gehen, was die Hände anfassen und ob der Bauch zu essen hat, wäre das Individuum sehr schnell Geschichte. Im Fall von Staaten ist das leider anders. Die können – der Masse und der Gewalt sei Dank – Generationen überdauern ohne jeden Bezug zwischen dem Kopf und allem anderen. Die Auflösungserscheinungen werden viel langsamer erkennbar, haben dann allerdings um so weitreichendere Konsequenzen.

    • 8G
      82236 (Profil gelöscht)
      @Christoph :

      Wie begründen Sie denn die Abschaffung der Reichensteuer plus etlicher anderer Steuerentlastungen wie Flattaxe, CICE, die in Milliardenhöhe gehen? Macron hat erst seine Milliardärsfreunde bedient mit der Begründung, dass die dann wieder in Frankreich investieren. Die Dividendenausschüttung ist die höchste von ganz Europa und Steuerflucht und Steuervermeidung sind trotz der gewaltigen Geschenke von 80 auf über 100Milliarden € dieses Jahr angestiegen, während gleichzeitig die kleinen Leute zur Kasse gebeten werden, um die Haushaltslöcher zu stopfen. Die grösste Lüge der Regierung ist doch die, dass die Ökotaxe der Ökologie gilt. Die Leute fühlen sich zu Recht verschaukelt.



      Das wollte Herr Balmer, der übrigens noch vor einem Jahr ein begeisterter Macronfan war, damit sagen.



      Im Übrigen, wissen Sie überhaupt, was in Frankreich los ist? An der Schule meiner Stieftochter wird morgen um 10 Uhr darüber abgestimmt, ob es zu einer Totalblockade kommt oder nicht. Es geht um die Reform des Baccalauréats und um das neue Aufnahmeverfahren für die Hochschulen, Parcoursup. Ein halbes Dutzend Lycées sind schon im Ausstand hier in Toulouse. Sie können das nennen, wie Sie wollen, was hier passiert. Ich nenne das lebendige Demokratie.



      Hat Macron nicht die Franzosen, in die gens de rien et des gens qui réussissent eingeteilt, als er den neuen Bahnhof von Rennes eingeweiht hat? Und bat sein politischer Mentor François Hollande nicht von , les gens sans dents, gesprochen?.Die Klassengegensetze werden von den Reichen und Mächtigen gemacht, die die ihre Kinder nicht in öffentliche Schulen mit hohem Migrantenanteil schicken, weil sie Angst haben, dass ihre Sprösslinge nicht genug lernen. Wer solche Realitäten leugnet wie unten oder oben, rechts und links, bleibt nur noch die Volksgemeinschaft, die die Klassengegensetze wegleugnet und einen Einparteienstaat schafft, in dem es getreu Stalin nur eine Patteint gibt, weil es nur eine Wahrheit gibt.

      • @82236 (Profil gelöscht):

        Was hat den nun die „Reichensteuer“ mit der Verhinderung von Klimawandel, Verkehrskollaps, Flächenfraß, Gesundheitsgefährdung und Unfalltoten zu tun? Muss erst eine Reichensteuer kommen bevor Tot durch Verkehr minimiert wird?



        Und was hat das Schulsystem in Frankreich damit zu tun?

        Schaffen die es vielleicht nicht einmal den Verbrauch von Plastiktüten einzudämmen? Sind die Franzosen wirklich so doof, ihr Geld ans Ausland zu verplempern für Öl und Blech, statt es intern für bessere und soziale Dinge zu verwenden?

        • 8G
          82236 (Profil gelöscht)
          @Rudolf Fissner:

          Weil mit den 40 Milliarden € für den CICE pro Jahr www.gouvernement.f...-pour-vous-le-cice der ökologische Umbau zum grossen Teil finanziert werden könnte. Aber die Herrschaften vom CAC 40, das Gegenstück vom DAX, können damit beliebig umgehen. Die 4Milliarden € Vermögenssteuer weniger entsprechen fast auf den Cent den Mehreinnahmen der sogenannten Ökosteuer, und ich wage zu behaupten, dass Sie der einzige hier im Forum sind, der glaubt, oder vorgibt zu glauben, dass die Ökosteuer dem Klimaschutz dient und nicht zum Stopfen von Haushaltslöchern,



          Die Leute müssen ja zur Arbeit und zum Einkaufen mit dem Auto fahren, so haben es die Städteplaner gewollt. Ich selbst habe letztes Jahr in einem 170 Seelen Dorf gewohnt, wo es nichts mehr gab. Da musste ich dann schon die 10 Kilometer zur Kreisstadt mit dem Auto zum Bäcker fahren und die gleiche Strecke morgens, um den Zug nach Toulouse zu nehmen.



          Ja mit den 40 Milliarden € Steuergeschenken plus 4Milliarden€ Reichensteuer plus Flattax nicht zu vergessen die 100Milliarden € Steuervermeidung könnte man jedem Landei ein E-Auto kaufen und die stillgelegten Strecken wider in Betrieb nehmen...



          Plastiktüten sind seit einem Jahr in Frankreich verboten, pour votre gouverne und was das Öl und Blech angeht, ist Deutschland da auf null Import für die Herstellung von Autos?



          Der Flächenfrass ist ein Resultat der Gentrifizierung der Innenstädte wie in Deutschland, wo das ja noch schlimmer ist, weil Deutschland weniger Fläche für mehr Einwohner hat. In Deutschland ist die Umweltsituation und gesehen eh viel katastrophaler als in Frankreich und die sozialen Missstände sind auch übler. Aber was tut der deutsche Michel dagegen ausser Mutti wählen?



          Schülerstreiks haben schon manche Regierung in die Knie gezwungen, auch deswegen hat Macron einen Rüchzieher gemacht, um nicht mehrere Brände gleichzeitig löschen zu müssen. Alles hängt zusammen, das ist eben ein Ökosystem des sozialen Kampfes. Vive la France en lutte!

          • @82236 (Profil gelöscht):

            „... dass Sie der einzige hier im Forum sind, der glaubt, oder vorgibt zu glauben, dass die Ökosteuer dem Klimaschutz dient und nicht zum Stopfen von Haushaltslöchern“

            Klaro. Aber bei der „Reichensteuer“ wissen Sie plötzlich Bescheid, dass diese als angebliche ökologische Steuer das Verhalten der Autofahrer beeinflusst und Blechlawienen reduziert? Hätte hätte Fahradkette ...

      • @82236 (Profil gelöscht):

        Die Unterteilung in die, die nichts haben und nichts sind, und die Glücklichen, Erfolgreichen ist genau das Problem. Wenn man den zuletzt Genannten das Gefühl gibt, sie könnten sich alles erlauben, tun sie das auch. Die Rücksichtslosesten schaffen es dann am weitesten nach oben. Und wenn man den zuerst Genannten einredet, sie wären vollkommen machtlos, unterbinden sie den Machtmissbrauch nicht rechtzeitig. Wenn ihnen dann der Kragen platzt und die verwöhnten Arroganz-Bestien mit Waffengewalt antworten, ist das Gejammer groß, und zwar auf allen Seiten.

        Eine gewisse Gier wird sich nie befriedigen lassen. Man kann noch so viele Dividenden ausschütten – den Drang, Steuern zu vermeiden und sich immer dann abzusetzen, wenn jemand Verantwortung einfordert, wird man nicht überwinden damit. Unverdiente Geschenke fachen die Gier nur zusätzlich an – und wecken den Neid derer, die auch gern wohlhabend und unverantwortlich wären, sich das aber vorerst noch nicht leisten können. Weil sie nicht „groß“ genug geworden sind ganz ohne Menschen, die sich haben ausbeuten lassen von ihnen.

        • 8G
          82236 (Profil gelöscht)
          @mowgli:

          Leider wahr...

      • @82236 (Profil gelöscht):

        anschließe mich (plus oben)

      • 8G
        82236 (Profil gelöscht)
        @82236 (Profil gelöscht):

        Dem bleibt nur die Volksgemeinschaft...nur eine Partei gibt.



        Mein Korrektor ist auf Französisch eingestellt....