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Die Haltung der taz finde ich mindestens widersprüchlich. Die vielen täglichen Sonderseiten zur letzten Fifa-Fußball-Wm waren in Umfang und Inhalt auch Werbung für die Veranstaltung und den Veranstalter. Für mich hört kritischer Journalismus nicht auf, wenn eine große, laute Minderheit meint, ein Fußballtunier (WM, EM) sei etwas anderes als Unterhaltung. Der taz ist etwas mehr Rückrad zu wünschen, wenn der nächste Hype los bricht.
Bemerkenswert ist vor allem, dass Kanzlerin Merkel ihrem Prinzip treu geblieben ist, im Hinblick auf die FIFA-Korruption nichts anderes als banalste Platitüden abzusondern, wie es eben jeder von ihr gewöhnt ist. Oder glaubte jemand, sie würde wie Cameron auf die Pauke hauen? Grotesk ist auch die Tatsache, dass die FIFA in der Schweiz als "VEREIN" geführt wird, was angesichts der Milliardengeschäfte und der offenbar jahrzehntealten Korruption eine der vielen Almjodler-Absonderlichkeiten ist, die jeden Normalbürger in Rage bringen. Man darf darüberhinaus gespannt sein, was geschieht, wenn Herr Blatter das nächste Mal amerikanischen Boden betritt: Vielleicht winken dann die Grenzpolizisten mit einem druckfrischen Haftbefehl oder??!!
Zum Ersten: Warum sollte Merkel zu einem Vorgang heiße Luft absondern, der ohnehin außerhalb ihrer Einwirkungsmöglichkeiten liegt? Klar, ein "echter Kerl" wie Cameron würde das machen und sich von den Symbolpolitikbesessenen, die die Dinge genauso sehen wie er, ein "Fein gebrüllt, Löwe" abholen. Aber ein Kerl ist sie nunmal nicht.
Zum Zweiten: Verein heißt nur, dass er Mitglieder hat und - will er dazu noch als "gemeinnützig" gelten - einen entsprechenden Zweck verfolgen und SELBST keinen Gewinn auweisen sollte. Das sagt zunächst rein gar nichts darüber aus, wie stark die Menschen, die für den Verein arbeiten, von dieser Arbeit profitieren.
Ich finde es gar nicht schlecht, wenn der Normalbürger an diesem Beispiel mal wieder klargemacht bekommt, dass jeder noch so idealistisch klingende "Verein" (NGO, Gewerkschaft, pressure group etc.) auch nichts anderes sein muss als eine, nur pro Forma für das Gute und Richtige eintretende, Gelddruckmaschine für seine Funktionäre.
Fußball-WMs werden benötigt, damit im Bundstag in Nachsitzungen unbemerkt Gesetze verabschiedet werden können.
Meint ihr nicht, dass diesem Fußball einfach zu viel Aufmerksamkeit geschenkt wird?
Natürlich ist das ein korrupter Haufen, aber doch nur, weil sich alle drum kümmern.
Dabei gibt es doch viele andere Sportarten, die auch hübsch anzuschauen sind.
"Some people believe football is a matter of life and death, I am very disappointed with that attitude. I can assure you it is much, much more important than that."
- Bill Shankly
Geben Sie einmal „Platini + Grigorij Surkis“ in einer Suchmaschine ein. Lesen Sie die Ergebnisse durch. Danach werden Sie niemanden mehr erzählen können, die UEFA sein wenige korrupt wie die FIFA. Peinlich, wie in vielen Berichten versucht wird, die UEFA als „Saubermann“ darzustellen.
Nochmal, zur Sicherheit, bzgl. „Blatter behielt recht“, was die (Nicht-) Proteste in Brasilien anbelangt:
Die Proteste in unserer Gesellschaft hörten nicht auf während der WM, weil „der Ball rollte“ (und somit das Volk ballnarrisch/dumm/kindisch sei)!
Sondern weil zuvor in einer gigantischen Konzertation unsrer eingemachten Raubfürsten mit jenen (globalen) der Fifa und jener Handvoll Status-Quo-Zaren, die die gesamte Medienlandschaft Brasiliens kontrolliert (wie sich das ein Murdoch, anderswo, nur erträumen kann) per Prügel- und Mordpolizei (genauers/Statistisches steht bei AI nachzulesen) jegliches Protestieren „kriminalisiert“ (pauschal zu „Black-Block-Vandalen“ desavouiert) hatten und jene die trotzdem weiter das Gegenteil in den Strassen bewiesen brutalst nierdermachten.
Blatters Mafia „wusste“ überhaupt nichts. Hatte aber Schiss um seine Raubweltmarke und „wünschte“ Massenmaulkörbe um jeden Preis. Dieser ist, durch die Jahrhunderte traditionell in Brasilien, sehr billig. Denn Menschenleben unsrer gente-de-gastar (= Verbrauchsmenschen, Termus geprägt von Darcy Ribeiro) sind unsren Obrigkeiten keinen Pfifferling wert.
" Der Verband ist zu sehr in das System verstrickt."
Eben. Die UEFA arbeitet genau wie die FIFA. Es mag zwar einzelne integere Leute geben, wie auf den anderen Kontinenten auch, aber das System an sich ist korrupt. Oder glaubt jemand, für die Vergabe der WM nach Deutschland ist damals kein Geld geflossen? Wenn da richtig gegraben würde, könnte der Ulli bestimmt wieder seine Stammzelle beziehen...
@warum_denkt_keiner_nach? Die WM 2006 hat bekanntlich nicht zuletzt Sonneborn von der Titanic freilich auch mittels eines äußerst plumpen Bestechungsversuchs nach Deutschland geholt. :D Der Favorit war damals Südafrika.
@Rotbarsch Eben. Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit zu großen Steinen werfen.
The handshake seals the contract
From the contract there’s no turning back
The turning point of a career
In Korea being insincere
The holiday was fun-packed
The contract, still intact
The grabbing hands grab all they can
All for themselves – after all
The grabbing hands grab all they can
All for themselves – after all
It’s a competitive world
Everything counts in large amounts
The graph on the wall
Tells the story of it all
Picture it now
See just how
The lies and deceit gained a little more power
Confidence – taken in
By a suntan and a grin
Everything counts in large amounts
Es ist üblich und guter Stil, zu zitierten Texten die Quelle zu nennen.
btw: Korea?
„Boy-Sober“ heißt der Trend: Frauen bleiben alleine statt Männer zu daten. Kein Wunder, findet unsere Autorin – und preist das Single-Leben.
Kommentar Fifa-Skandal: Der Ball darf nicht wieder rollen
Ein Boykott von Turnieren durch die Europäer könnte die Fifa-Festung zum Einsturz bringen. Doch die Uefa ist selbst zu sehr in das System verstrickt.
Funktionäre (nicht im Bild: in kurzen Hosen): Uefa und Fifa sind oft sehr nah Foto: dpa
Fifa-Skandale mögen noch so große Erschütterungen erzeugen, einen Sturz von Sepp Blatter, dem allmächtigen Führer des Weltfußballverbands, kann sich selbst nach den Ereignissen von Zürich niemand recht vorstellen.
Zum einen mag das an seiner allseits bewunderten Unverwundbarkeit liegen. Gewisse Begrifflichkeiten sind dem 79-jährigen Schweizer ja völlig fremd. „Krise? Was ist eine Krise?“, fragte er einst, als sein Verband sich mal wieder Korruptionsvorwürfen ausgesetzt sah. Zum anderen aber hat das mit der Harmlosigkeit seiner Gegner zu tun.
Der europäische Verband, der sich nun als letzte moralische Schutzmacht des Fußballs geriert, titelte auf seiner Homepage: „Uefa zeigt dieser Fifa die Rote Karte.“ Ähnlich wirkungsvoll hat der Verband auch schon dem Rassismus einen Platzverweis erteilt. Wer solche Gegner hat, muss um seine Macht nicht bangen.
Man mag der Uefa zugute halten, dass sie ihre symbolische Handlung mit handfesteren Forderungen verknüpfte: Die europäischen Funktionäre wollten die Fifa-Präsidentenwahl verschieben. Sogar einen Boykott zog man in Erwägung. Die Wiederwahl von Blatter am Freitag würde all das gewiss nicht verhindern.
Blatter spricht
Fifa-Chef Joseph Blatter hat im Korruptionsskandal beim Fußball-Weltverband jede persönliche Verantwortung von sich gewiesen. „Ich weiß, dass viele mich für verantwortlich halten ... Ich kann aber nicht ständig auf alle aufpassen“, sagte Blatter am Donnerstagabend bei der Eröffnung des Fifa-Kongresses in Zürich.
Blatter räumte einen großen Vertrauensverlust wegen der Korruptionsermittlungen gegen Fußball-Spitzenfunktionäre ein. „Wir müssen morgen damit beginnen, es zurückzugewinnen.“ Am Freitag kandidiert der 79-Jährige für eine fünfte Amtszeit.
Wenn die Uefa wirklich nachhaltige Veränderungen anstrebt, sollte sie die Gunst der Stunde nutzen. Ein genaueres Studium des Gegners könnte der Uefa helfen. Als in Brasilien die Furcht vor sozialen Unruhen während der sündhaft teuren WM groß war, erklärte der erfahrene Blatter gelassen: „Wenn der Ball rollt, wird das aufhören.“ Er behielt recht.
An diesem Punkt sollte die Uefa ihre Boykottgedanken ansetzen. Der Ball darf nicht wieder ins Rollen kommen. Ein Boykott der Qualifikation für die WM 2018 in Russland wäre ein erster Schritt. Auch von der Frauen-WM, die Anfang Juni in Kanada beginnt, sollten die europäischen Verbände ihre Teams zurückziehen. Ein derartiges Beben würde die Fifa-Festung zum Einsturz bringen.
Derartige Erschütterungen liegen indes nicht im Interesse der Uefa. Auch wenn deren Chef Michel Platini am Donnerstag einen Rückzug der europäischen Teams nach einer Blatter-Wahl nicht ausschließen wollte. Das ist nicht viel mehr als PR in eigener Sache. Der Verband ist zu sehr in das System verstrickt. Als ein zypriotischer Funktionär Schmiergeldzahlungen bei der Vergabe der EM 2012 anprangerte, saß man die Anschuldigungen aus und wartete, bis der Ball rollte.
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Schwerpunkt Korruption
Kommentar von
Johannes Kopp
taz-Sportredakteur
Jahrgang 1971, bis Ende März 2014 frei journalistisch tätig. Seither fest mit dem Leibesübungen-Ressort verbunden.
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Johannes Kopp