piwik no script img

Kommentar Chinas neue FreihandelszoneGut für die kleinen Fische

Felix Lee
Kommentar von Felix Lee

Peking erlaubt das internationale Bankengeschäft. Damit kommen auch kleine und mittlere Unternehmen endlich leichter an Kredite.

Anzugsträger hoch im Kurs: Die Freihandelszone ist eingeweiht. Bild: dpa

D er chinesische Premierminister Li Keqiang hat in Rekordgeschwindigkeit eine Regelung durchgeboxt, die aus der Schanghai vorgelagerten Halbinsel Pudong auf einen Schlag eine Freihandelszone macht. Erstmals in der Geschichte der Volksrepublik ist damit auf dem Festland des offiziell sich noch als kommunistisch bezeichnenden Staatsgebiets Finanzkapitalismus möglich. Das heißt: Internationale Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister dürfen anlegen und spekulieren, wie sie es in Frankfurt, Hongkong und New York auch tun.

Mehr Wettbewerb im chinesischen Finanzsektor ist durchaus eine gute Idee. Denn so sehr in westlichen Ländern mehr staatliche Regulierung im Bankensystem vonnöten ist – auf China trifft das Gegenteil zu. Das bisherige Bankensystem der Volksrepublik mit seinem Einheitszinssatz hat in den vergangenen Jahren dazu geführt, dass die Staatsunternehmen und Großkonzerne in der Volksrepublik noch größer, mächtiger, aber auch ineffizienter geworden sind.

Kleine und mittelständische Unternehmen hingegen erhalten wegen einer höheren Risikobewertung nur schwer Zugang zu Krediten und müssen sich zu horrenden Zinsen Geld von informellen Banken leihen – außerhalb jeglicher staatlichen Kontrolle. Chinas Kapitalmarkt ist so völlig außer Rand und Band geraten. Die ausländische Konkurrenz könnte diesen Missstand zumindest ein Stück weit aufheben.

Von einem ausartendem Finanzkapitalismus bleibt die Volksrepublik trotz des Schanghaier Experimentierfelds ohnehin weit entfernt. Die Erfahrung in China lehrt: Nur was das Machtmonopol der regierenden Kommunistischen Partei nicht gefährdet, wird irgendwann auch im Rest des Landes eingeführt. Das heißt: Solange die KP nicht abdankt – nie.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Felix Lee
Wirtschaft & Umwelt
war von 2012 bis 2019 China-Korrespondent der taz in Peking. Nun ist er in der taz-Zentrale für Weltwirtschaft zuständig. 2011 ist sein erstes Buch erschienen: „Der Gewinner der Krise – was der Westen von China lernen kann“, 2014 sein zweites: "Macht und Moderne. Chinas großer Reformer Deng Xiao-ping. Eine Biographie" - beide erschienen im Rotbuch Verlag.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!