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Kommentar Ausstand bei der Lufthansa​Nach dem Streik ist vor dem Streik​

Pascal Beucker
Kommentar von Pascal Beucker

Eine beliebte Erzählung ist, dass bei der Lufthansa privilegierte Arbeitnehmer die Nerven der Passagiere strapazieren. Eine allzu schlichte Sicht.

Wirkungsvoller Streik: Allein am Mittwoch musste die Lufthansa 933 Flüge streichen. Foto: ap

E s ist der längste Arbeitskampf in der Geschichte der Lufthansa – und ein Ende ist nicht absehbar. Zwar will die FlugbegleiterInnengewerkschaft UFO ihre Mitglieder vorerst nur bis Freitag streiken lassen. Aber dass danach Frieden bei der Airline einzieht, ist unwahrscheinlich.

Nach dem Ausstand wird wohl nur vor dem Ausstand sein. Daran dürften auch die juristischen Scharmützel nichts ändern, die der Vorstand angezettelt hat. Sie verhärten nur die Fronten. Eine Verständigung rückt dadurch in noch weitere Ferne.

Mit dem Versuch, per Arbeitsgericht der Gewerkschaft den Streik verbieten zu lassen, ist schon die Bahn in ihrem Tarifkonflikt mit der GDL gescheitert. Der Lufthansa ergeht es jetzt ebenso, wie die Entscheidungen der Arbeitsgerichte erst in Darmstadt und nun auch in Düsseldorf zeigen. Zum Glück. Was bleibt den FlugbegleiterInnen denn anderes übrig? Verlieren sie das Instrument des Streiks, liefert sie das hilflos dem rabiaten Kostensenkungskurs der Konzernführung aus.

Tag sechs

Die Lufthansa hat aufgrund des Streiks für Donnerstag 933 Flüge gestrichen, 107.000 Passagiere sind betroffen. Die Gewerkschaft Ufo hatte zum Streik auf Kurz-, Mittel- und Langstrecken aufgerufen. Seit Beginn des Ausstands am vergangenen Freitag musste die Airline bis einschließlich Mittwoch mehr als 3.700 Flüge absagen. Betroffen waren davon rund 443.000 Reisende. Arbeitsgerichte in Düsseldorf und Darmstadt wiesen Anträge auf einstweilige Verfügungen zurück, Ufo darf demnach bis einschließlich Freitag weiter streiken. Die Entscheidung in Düsseldorf will das Unternehmen nun vom dortigen Landesarbeitsgericht stoppen lassen. (dpa)

Bei ihren Umbauplänen fährt die Lufthansa-Spitze einen unnachgiebigen Kurs auf Kosten der gesamten Belegschaft. Dafür legt sie sich sowohl mit den beiden Spartengewerkschaften UFO und Cockpit als auch mit Verdi an. Per se habe der Finanzmarkt gefallen daran, „wenn wir in diesen Arbeitskämpfen hart bleiben“, hat Lufthansa-Chef Carsten Spohr erklärt. Sein offenkundiges Ziel ist es, den Gewerkschaften das Genick zu brechen.

Eine beliebte Erzählung ist, dass bei der Lufthansa privilegierte ArbeitnehmerInnen die Nerven Hunderttausender Passagiere strapazieren, um ihre Pfründen zu sichern – eine allzu schlichte Sicht. Denn das gilt zwar durchaus für die PilotInnen, aber schon die FlugbegleiterInnen lassen sich nicht einfach in die Kategorie der Besserverdienenden einordnen. Vom Bodenpersonal ganz zu schweigen. Die Lufthansa will jedoch die Altersversorgung für alle verschlechtern. Dass diese sich wehren, ist verständlich.

Gut möglich, dass bald auch noch die Verdi-Mitglieder streiken. Beschweren sollten sich die Passagiere aber nicht bei den Gewerkschaften, sondern beim Lufthansa-Vorstand.

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Pascal Beucker
Inlandsredakteur
Jahrgang 1966. Arbeitet seit 2014 als Redakteur im Inlandsressort und gehört dem Parlamentsbüro der taz an. Zuvor fünfzehn Jahre taz-Korrespondent in Nordrhein-Westfalen. Seit 2018 im Vorstand der taz-Genossenschaft. Sein neues Buch "Pazifismus - ein Irrweg?" ist gerade im Kohlhammer Verlag erschienen.
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3 Kommentare

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  • Betrifft: „Was bleibt den FlugbegleiterInnen denn anderes übrig? Verlieren sie das Instrument des Streiks, liefert sie das hilflos dem rabiaten Kostensenkungskurs der Konzernführung aus“

     

    Mir kommen die Tränen, weil ich dann an Krankenschwestern und andere Beschäftigte im öffentlichen Dienst denken muss, die mindestens ebenso viel Stress haben, aber viel weniger Knete heimbringen, weil der öffentliche Dienst viel weniger Geld auszugeben hat, als ein großer Konzern!

     

    Betrifft: „Beschweren sollten sich die Passagiere aber nicht bei den Gewerkschaften, sondern beim Lufthansa-Vorstand“

     

    Gute Idee! Aber die Passagiere werden sich stattdessen lieber marktwirtschafts-konform verhalten und zu anderen Fluggesellschaften abwandern, denn die Lufthansa hat (zum Glück) kein Monopol. Woher wird dann das Geld für die Beschäftigten kommen, solange die Lufthansa keinen Geld-Esel im Hangar stehen hat?

  • Die generellen Aussagen zum Streikrecht etc sind zwar zutreffend, aber der Informationsgehalt zu Erläuterung der allgemeinen Aussage, dass die "Erzählung (von wem auch immer) ..... zu schlicht sei" ist praktisch gleich Null. So kann ich mir leider kein Bild machen, was zutrifft und was nicht.

    • @fly:

      tja, bei uns wara so, endweder 10%% weniger Lohn Wegfall aller zuwendungen wie Familenheimfahrten, Wäschtag us oder Ausgliederung, alles mit Zustimmung des BR und der Gewerkschaft, für Überstunden gabs ne Pauschale, die vom chef festgelegt wurde !