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Kommentar Anschlag in LondonWir sollten Angst haben

Ralf Sotscheck
Kommentar von Ralf Sotscheck

Der Angriff in London war nicht zu verhindern. Bei aller verständlichen Trauer und Wut gilt es auch, die Verhältnismäßigkeit im Blick zu behalten.

Theresa May nach dem Anschlag Foto: ap

D ie Details sind zwar noch nicht bekannt, aber die Hinweise verdichten sich, dass es sich beim Anschlag in London, bei dem vier Menschen starben und mehr als 40 verletzt wurden, um eine Tat mit islamistischem Hintergrund handelt.

Das Attentat war genauso wenig zu verhindern, wie es die vorigen Anschläge in Paris, Brüssel und Berlin waren – oder die künftigen Anschläge in anderen europäischen Städten sein werden. Wenn Autos und Küchenmesser zu Waffen des Terrorismus werden, ist man machtlos. Die ersten politischen Reaktionen auf den Anschlag in London spiegelten das wider: business as usual. Wir haben keine Angst.

Man sollte aber Angst haben. Nach den Anschlägen von Paris und Brüssel hat die damalige Innen- und jetzige Premierministerin Theresa May die bürgerlichen Grundrechte in Großbritannien stark eingeschränkt. Es ist damit zu rechnen, dass sie diese Politik nun verschärft. Natürlich herrscht jetzt erst einmal Betroffenheit vor. Einige britische Zeitungen und auch Bundesaußenminister Sigmar Gabriel bezeichneten den Anschlag gar als Angriff auf das „Herz der Demokratie“.

Selbst wenn man diese Äußerung unter dem Eindruck der verheerenden Bilder aus London betrachtet, ist Westminster sicher nicht das Herz der Demokratie. Man muss gar nicht weit in die Geschichte zurückgehen, um daran Zweifel zu haben: Die von oben abgesegnete Teilnahme britischer „Sicherheitskräfte“ an Morden politisch unliebsamer Personen und die Folter von Gefangenen wurde in Nordirland geübt und später im Irak und Afghanistan perfektioniert. Demokratie ist für solcherlei Praktiken sicher nicht das richtige Wort.

Weltweit liegt der Anteil der Anschläge in Europa in den vergangenen 15 Jahren übrigens bei 0,3 Prozent. Mehr als 31 Prozent aller Anschläge fanden hingegen im Irak statt. Bei aller verständlichen Trauer, Wut und Empörung gilt es jetzt auch, die Verhältnismäßigkeiten im Blick zu behalten.

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Ralf Sotscheck
Korrespondent Irland/GB
Geboren 1954 in Berlin. 1976 bis 1977 Aufenthalt in Belfast als Deutschlehrer. 1984 nach 22 Semestern Studium an der Freien Universität Berlin Diplom als Wirtschaftspädagoge ohne Aussicht auf einen Job. Deshalb 1985 Umzug nach Dublin und erste Versuche als Irland-Korrespondent für die taz, zwei Jahre später auch für Großbritannien zuständig. Und dabei ist es bisher geblieben. Verfasser unzähliger Bücher und Reiseführer über Irland, England und Schottland. U.a.: „Irland. Tückische Insel“, „In Schlucken zwei Spechte“ (mit Harry Rowohlt), „Nichts gegen Iren“, „Der gläserne Trinker“, "Türzwerge schlägt man nicht", "Zocken mit Jesus" (alle Edition Tiamat), „Dublin Blues“ (Rotbuch), "Mein Irland" (Mare) etc. www.sotscheck.net
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41 Kommentare

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  • Zum Vergleich von vom Automobilverkehr und von Islamisten umgebrachten Menschen.

    Die Automobilindustrie strebt nicht nur nicht an Fußgänger umzubringen sondern tut auch alles mögliche (und sehr erfolgreich) die Opfer im Straßenverkehr zu vermindern. Und wer ab und zu mal auf der Autobahn fährt weiß, daß es in Deutschland kaum Strecken ohne Geschwindigkeitsbeschränkungen gibt. In Ländern mit diesen Beschränkungen werden im übrigen genau so viel Autos verkauft und sterben auch Menschen im Straßenverkehr.

     

    Die Islamisten bringen im übrigen Leute um, weil sie ein politisches Ziel haben. Und je mehr sie umbringen können, desto näher kommen sie ihrem Ziel. Und dabei ist denen auch völlig egal ob und was westliche Ländern im Nahen Osten unternehmen.

     

    Wenn man dagegen nichts macht, werden wir die irakischen Verhältnisse auch hier haben.

    • @Werner W.:

      und was soll "man" dagegen tun?

      und warum sollte es uns besser gehen als den irakerInnen, denen wir fleißig die suppe mit einbrocken?

      was?

      ich rate mal: eine mauer? zäune? burggräben? selbstschussanlagen? einreiseverbote? etc.....

       

      wir müssen was ändern. nachhaltig. uns. nicht indefinitpronomen benutzen -- wenn man dagegen nix macht ... - und damit die verantwortung wieder nach sonstwo abgeben.

       

      selber denken und tun!!!

       

      aber bitte mauerfrei ne welt errichten.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    Leider nur für alle die Französisch können, möchte ich die Sicht von Aldo Sterone (so sein Nickname) in die Diskussionsrunde werfen. https://www.youtube.com/watch?v=J6fdcyfLUUU

     

    Aldo ist Algerier. Er emigrierte nach Mitteleuropa, nachdem er in den 90ern seinen Heimatstaat und dessen gesellschaftliche Ordnung durch islamistischen Terrorismus und staatliche Gegengewalt hat untergehen sehen, wie er es wohl selber ungefähr ausdrücken würde.

    Er lebte in der Schweiz, in Frankreich und heute in England. Aldo sympathisiert, wir verschweigen es nicht, mit dem FN.

    Wir müssen seine politische Haltung nicht teilen. Viele seiner Videos sind nichtsdestoweniger sehr aufschlussreich weil er dezidiert und durchaus nuancenreich über den Islam und die Arabische Welt spricht und uns dabei sein sprachlicher Zugang zu arabischem und islamischem Schrifttum und arabischer Kommunikation in den sozialen Netzwerken Einblicke verschafft, die uns sonst allgemeinhin unmöglich wären.

  • 6G
    6474 (Profil gelöscht)

    Ich sehe nicht so ganz was dies mit dem Kommentar hier zu tun hat?

    Die westlichen Demokratien leisten sich aufgrund ihres Wohlstands, der durch kapitalistische Ausbeutung anderer Regionen auf der Welt, in dieser Weise vorhanden ist, eine gewisse Liberalität und Sicherheit.

     

    Die letzten Anschläge der Islamisten, waren in ihrer Form alle nicht durch Überwachung aufzuhalten. Kannst du mir bitte mal sagen wie man verhindern soll, das irgendein verückter Spinner mit dem Auto, Lastwagen etc. in eine Menschenmenge reinfährt?

    Menschenansammlungen verbieten, oder gleich Autos abschaffen?

    Was nützen da Kameras, wenn es dem Fanatiker sowiso egal ist, ob er dabei draufgeht?

     

    Desweitern bin auch ich absolut dafür, das man den Islamismus nicht verharmlost oder relativert. Auch ich würde wollen, wäre dies ein Anschlag von Neonazis gewesen, das man darüber spricht und diesen Fall gesondert von anderen Mordfällen betrachtet. Genauso sehe ich das bei Islamisten.

    Politisch/Religiös motivierte Hassverbrechen sind nunmal was anderes.

     

    ABER; und jetzt kommt der Punkt auf den der Autor glaube ich hinaus will:

    London ist eine der gefährlichsten Großstädte Europas. In London werden jährlich zwischen 100 und 150 Menschen ermordet. Sind also ca. 13 bis 8 Morde pro Monat.

    Da gibt es einfach keinen Grund so zu tun, als ob es sich hier um das absolute Ausnahmeverbrechen handeln würde und ab heute jeder Londoner unsicherer lebt als zuvor.

    Okay, London ist nicht weit weg, aber;

     

    ..Boston. Boston ist weit weg und ein besseres Beispiel für das was ich meine. Die Anschläge auf den Boston-Marathon 2013 in den USA wo 3 Menschen starben: Sondersendungen im deutschen Fernsehen, Flaggen auf Halbmast, Paranoia überall. Dabei kann man schon mal übersehen, das fast täglich irgendwo in den USA Doppel- oder Dreifachmorde geschehen.

    • @6474 (Profil gelöscht):

      Die Morde die Sie ansprechen, das ist kriminelle Energie, die sich durch Armut und soziale Ungerechtigkeit in den nächsten Jahren in den Großstädten Europas und der USA sicherlich noch erhöhen wird. Das kann man durch eine sozialere Politik entschärfen, aber Terroranschläge durch Islamisten muss man anders bekämpfen. Wir haben in Europa schon genug Probleme mit Verbrechen, Flüchtlingen und einer eigenen Armut auf europäischen Straßen, da müssen wir hier nicht auch noch den islamistischen Terror beherbergen und so tun als ob das schon zu unserem Alltag gehört.

    • @6474 (Profil gelöscht):

      Ich glaube, dass der Autor seine Punkte ganz gut im Text erklärt: Er hält die britische Demokratie für ein Verbrechen. Aus anderer Tradition heraus, aber eben genauso wie die aktuellen Attentäter. Darum null Empathie. Und Liberalität "leistet man sich nicht." Man glaubt daran und trägt dazu bei. Oder eben nicht.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @6474 (Profil gelöscht):

      @MARK2013

  • Es ist beklemmend, wie komplett sich die Linke als eine der Stimme der Humanität, von mir aus radiakalen Humanität, abgemeldet hat. Ein paar Adjektive wie "verheerend" müssen als vages Signal reichen, dass etwas Verkehrtes geschehen ist. Aber ansonsten wird eine blecherne Polit-Mechanik abgespult, die ihre Grundpfosten irgendwo in einer linksradikalen Welt von 1985 eingeschlagen hat. Was soll man damit anfangen, in einer gewalttätigen Welt von 2017? Ja der Islamismus ist eine kranke, gewalttätige Ideolgie. Ja, die westlichen Demokratien sind heute eines der besseren vorhandenen Gesellschaftssysteme. Nein, die westlichen Sicherheitsorgane sind kein Orwell-System - sie schützen, einigermaßen, die Bürger, weil das ihre Aufgabe ist. Und nein, die unendlich vielen Opfer der arabischen Bürgerkriege sind uns nicht egal. Wenn die Linke nur noch zynische Rechthaberei darstellt, wird sie niemals mehr eine Stimme der Vernunft und einer besseren Humanität sein. Schade drum.

    • @Mark2013:

      das ist kein zynismus seitens des journalisten sondern eine darstellung des politischen zynismus in form von fakten.

    • @Mark2013:

      Falls es Ihnen aufgefallen ist. Der Kommentar schreibt "31 Prozent aller Anschläge fanden hingegen im Irak statt." und 0,3 % in Europa. Und das betrifft sicher in beiden Fällen zur Zeit zuvorderst islamistische Anschläge. Die Aufmerksamkeithydraulik ist aber oftmals umgekehrt. Und das ist keine Sichtweise von 1985.

  • Der Artikel ist schon spannend. Wenn man jeden Absatz in einem Satz zusammengefasst will, würde es so aussehen:

    Der erste Absatz ist die Einleitung. Der zweite Absatz: Man konnte nichts machen.

    3.:Man sollte Angst haben vor Grundrechtseinschränkungen (Das ist der Hauptteil, wie die Überschrift zeigt.).

    4 Mit Westminster hat es nicht den Falschen getroffen.

    5.: Und im Irak finden viel mehr Anschläge statt.

     

    Der Artikel ist ein verbales Achselzucken und sehr weit weg von den Menschen. Denen, die in London und anderswo gestorben sind, ihren Angehörigen und allen Menschen, die Angst haben.

     

    Man könnte den Artikel als zynisch interpretieren. Ich befürchte, dass ist er nicht. Er drückt die Sprach- und Konzeptlosigkeit der "Linken" gegenüber dem Islamismus. Schade, dass da von linker Seite nicht mehr kommt.

     

    Die dargestellte Alternativlosigkeit stimmt natürlich nicht. Es gab ja keine Anschläge in Warschau oder Budapest, in Riga oder Bratislava. Der Regierungen dort beobachten es genau und ziehen ihre Lehre draus: Keine Muslime - keine Anschläge - keine Probleme. Solange "Linke" keine bessere Antwort als Achselzucken finden, solange wird die Gefahr, dass die Bundeskanzlerin der Zukunft Petry heißt, nicht unbedingt kleiner.

    • @rero:

      Polen und Ungarn bomben ja auch nicht den Nahen-Osten seit Jahrzehnten in Schutt und Asche.

      • @JoWall:

        Ihre Meinung zur bisher eher undifferenzierten Sichtweise würde ich mittragen. Umso wichtiger ist es, dass die gesellschaftlichen Veränderungen zur Kenntnis genommen werden.

         

        Der Artikel geht aus meiner Sicht gar nicht mehr. Zu den NSU-Morden würde die Taz doch auch nicht schreiben:" Na ja, man kann halt nicht machen, unter Hitler wurden viel mehr Menschen umgebracht." Die Blindheit auf dem islamischen Auge kann sich die Gesellschaft nicht mehr leisten. .

      • @JoWall:

        Polen und Tschechien waren in der Koalition der Willigen im Irak-Krieg. Deutschland und Belgien nicht. Wenn man bei der Koalition der Willigen die USA und Großbritannien als Initiatoren rausnimmt, hat Polen nach Südkorea und Italien die meisten Soldaten gestellt.

         

        Es scheint also keine Rolle zu spielen, ob man sich im Nahen Osten an Kriegen beteiligt. Relevanter scheint zu sein, wen man als Einwanderer aufnimmt.

        • 3G
          36855 (Profil gelöscht)
          @rero:

          Der letzte Satz trifft den Kern, absolut!

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @rero:

      Ich kritisiere als Linker den Islamismus und dessen Verharmlosung schon seit ca. 15 Jahren.

      Damals hatten aber auch die meisten Rechten den Islamismus als Feindbild noch nicht für sich entdeckt. Damals gab es nämlich mehrheitlich für die Rechten einfach nur "den Türken", oder "den Araber", die "stinken, essen komische Sachen, reden komisch" usw..

      Für die Linken gab es halt dagegen den "guten, unterdrückten Ausländer".

      Auch wenn sich die Diskussionen heute scheinbar differenzierter um den Islam und dessen Ideologie drehen, habe ich das Gefühl das die Grundhaltung der politischen Gegenpole die selbe geblieben ist.

       

      Aber nun zur Frage, was die Linke dagegen tun kann und wie es dagegen im katholischen Warschau aussieht: Ein Brite hat diese Anschläge verübt, was kann man also dagegen tun? Ein Deutscher Namens Pierre Vogel predigt auf deutsch den Islamismus auf youtube. Es sind hier nunmal andere Realitäten als in ehemaligen Sowjetländern. Hier leben Muslime seit den 60er Jahren, deshalb passen die Vergleiche auch nicht und deshalb sind einfache Antworten kaum möglich

  • "Weltweit liegt der Anteil der Anschläge in Europa in den vergangenen 15 Jahren übrigens bei 0,3 Prozent. Mehr als 31 Prozent aller Anschläge fanden hingegen im Irak statt.

     

    So ein Vergleich ist unter aller Kanone.

    • @Justin Teim:

      Der Autor meint wohl, solange er nicht unter den 0,3 Prozent ist, kann man das mit Mathematik relativieren. Das ist aber das Problem, wenn man nur nackte Prozentzahlen betrachtet und nicht mehr den einzelnen Menschen sieht, der Opfer eines Anschlags geworden ist.

  • 8G
    88181 (Profil gelöscht)

    Es ist nun mal so, dass einen solche Ereignisse, passieren sie in größerer Nähe, mehr tangieren als wenn sie sich weit weg ereignen.

     

    Oder anders gesagt, wird mein Freund, mein Nachbar oder einer aus meiner Gegend bei einem Terroranschlag ermordet, ist das schlimmer für mich, als wenn es, was natürlich ungleich öfter vorkommt, in Badgad passiert.

     

    Meines Erachtens ist das eine ganz natürliche menschliche Reaktion und die Prozent-Rechnerei hilft da nicht weiter.

     

    Zu Ende gedacht dürft sich diese ganz normale menschliche Betroffenheit dann nur dann artikulieren, wenn wir in Europa Zustände wie im Irak oder Syrien hätten. Und das ist absurd.

    • @88181 (Profil gelöscht):

      Also mich, meine Freunde und Kollegen tangieren diese Ereignisse nicht im Geringsten. Und ich lebe in London.

       

      Dieses fanatische Arschloch hat 3 Menschen ermordet und eine ganze Reihe mehr verletzt. In dieser Stadt werden allerdings jeden Monat mehr als doppelt so viele Menschen von nichtfanatischen Arschloechern umgebracht.

       

      Jeder dieser Morde ist fuer die persoenlich Betroffenen eine Katastrophe, klar. Aber die persoenlich Betroffenen sind in keinem Fall 8 Millionen Londoner.

       

      Wieso sollten mich diese Morde mehr tangieren als andere? Weil die Medien einen Riesenbohei machen? Weil die anderen Spinner vom IS das super faenden?

  • 8G
    81331 (Profil gelöscht)

    Heuchler, und Gabriel mal wieder ganz vorne mit dabei. Habe auch nichts anderes erwartet. "Angriff auf das 'Herz der Demokratie'", wenn's nicht so traurig wär, würd' ich lachen. Deutschland, Exportweltmeister. Waffen für jeden und alle. Menschen wie Gabriel sind der Tod für die Demokratie.

  • Wirklich köstlich wie hier immer versucht wird, den islamistischen Terror zu relativieren. Ist ja nicht so schlimm. Passiert da und da ja auch. Also regt euch ab.

    Wenn ein Islamist mit einem Lastwagen in einen Weihnachtsmarkt fährt und 12 Menschen tötet ist das nicht der Rede wert. Es sterben ja jährlich 1000 Menschen wegen Zigaretten.

    Außerdem sind wir ja selbst Schuld, mit unseren Drohnen Angriffen auf Unschuldige Menschen .

    Blablabla. Ich kann es nicht mehr hören.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @Mantis Toboggan:

      Ich bin abolut kein Islamismus-Relativierer. Das gesellschadftliche Problem mit dem Islamismus fängt ja schon bei den stockkonservativen Imanen an, die hier in Europa ihre rückständige Ideologie predigen.

      Aber ich sehe tatsächlich andere Gefahren im Islamismus, bezüglich der gesellschaftlichen Entwicklung, als ein paar Terroranschläge.

       

      Sorry, wenn ich das so lapidar raushaue, aber die Chancen in.Europa, Opfer eines Terroranschlags zu werden, sind tatsächlich sehr gering, auch wenn der IS und die AFD will, das du/ich und gesamte gottlose Westen das anders sieht.

       

      Jährlich werden mehr Menschen vom Blitz getroffen, als es Lottogewinner gibt. Trotzdem hoffen regelmäßig ca. 8.4 Millionen Spieler auf ihr Glück und weitere 22 Millionen spielen ab und zu. Würden die doch alle nur bei Regen drinbleiben, dann gäbe es keine Blitztoten mehr.

       

      Es gibt für mich keinen Grund den Islamismus als Ideologie zu schonen, aber diese Paranoia ist einfach unrealitisch und übertrieben.

      Auch ich habe nach dem Anschlag, direkt bei meiner Berliner Verwandtschaft angerufen. Die wussten zu dem Zeitpunkt noch gar nichts vom Anschlag auf dem Breitscheidplatz, sondern saßen zuhause beim Essen. Andererseits rufe ich nicht gleich an, wenn es mal wieder ein Massenkrambolage mit mehreren Toten gibt, oder sonst irgendwas passiert. Dann sieht man eben mal wieder die Relation. 12 Tote und eine 3.5 Millionen Stadt.

    • @Mantis Toboggan:

      "köstlich" ist wohl ein ziemlich zynisches und unpassendes wort, wenn versucht wird, wie hier, durch eine sogar für einen kommentar ziemlich objektive haltung ein bewusstsein dafür zu erzeugen, vor welchen problemen wir durch unsere weltvorstellung stehen. die komplexität der situation ist natürlich nicht leicht zu ertragen und wird dann schnell mit relativierungen - wie ihren - vernebelt.

       

      ja - und dazu stehe ich - wir sind "selbst schuld", wenn wir mit waffen, worten und einer politischen und wirtschaftlichen haltung krieg produzieren, länder zerstören, lebensgrundlagen in den boden bomben, uns daran noch bereichern bzw. unseren wohlstand daraus ziehen und dann einer oder gruppen von leuten auf die idee kommen - "denen" zahlen wir es zurück.

       

      die durch terror getöteten tun mir leid und die lage macht mich betroffen. ich habe angst. und ich stehe dazu. und will deshalb, dass sich etwas ändert. bei mir angefangen, über die politik und uns alle.

       

      entschuldigen sie, herr toboggan - aber ich mag derlei ausflüchte nicht mehr hören und lesen. fast meine ich, sie machen das ganze noch schlimmer als es schon ist, weil sie die realität verleugnen.

       

      wir sollten tatsächlich angst haben. genauso wie vor terroristen, vor leuten, die die realität leugnen.

  • 3G
    36855 (Profil gelöscht)

    Es ist doch nicht möglich, Tote gegeneinander aufzurechnen!

    Was ist dies für ein absurder Kommentar!

    Völlig unschuldige Menschen, schliesslich hat keiner der Verletzten oder Getöteten irgendjemanden zuvor umgebracht oder gefoltert, denke ich mal, sollen jetzt für die Verfehlungen der Politik mit ihrem Leben bezahlen?

    Gibt das irgendjemandem das Recht völlig Unbeteiligte zu verletzen oder zu töten?

    Und Klaus Hoffmann, ich reise mit dem Zug, rauche nicht, trinke sehr, sehr wenig Alkohol und esse kein Fleisch.

    Also werd ich höchstwahrscheinlich an keinem der von Ihnen genannten Gefahren sterben. Es kann aber sein, dass mich jemand gezielt umfährt oder wegbombt. Die Vorstellung gefällt mir gar nicht! Ich möchte das nicht und möchte dies auch nicht für irgendjemand anderen.

    • 6G
      6474 (Profil gelöscht)
      @36855 (Profil gelöscht):

      "Es ist doch nicht möglich, Tote gegeneinander aufzurechnen!"

       

      -Sorry, aber das ist so ziemlich die hohlste Politikerphrase überhaupt.

      Ich behaupte,es ist zynisch die Toten nicht gegeneinader aufzurechnen. Zum einen, damit die Toten nicht instrumentalisiert werden. Zum anderen, aus Reskept gegenüber den Toten die sonst unsichtbar bleiben würden.

       

      Jeder CSU-Oschi kommt immer wieder gerne damit: "sowohl die DDR und auch Nationalsozialismus blabla"......"Mauertote, Holocoust blabla"..."nicht gegeneinander aufrechnen".... und macht somit 6.5.........Millionen ermordete Juden unsichtbar, bei 139 bis 251 Mauertoten.

       

      Ausserdem ging es dem Autor glaube ich eher um das tatsächliche Risiko eines Anschlags und nicht darum, für Verständnis zu werben

      • @6474 (Profil gelöscht):

        251 Mauertote die das DDR-Regime zu verantworten hat.

         

        Im gleichen Zeitraum ein Vielfaches an unbeweinten Autobahnunfalltoten aufgrund der unbeschränkten Geschwindigkeit die Die BRD-Regierungen zu verantworten hatten, weil sie sich wider jegliche Vernunft nicht gegen die Autofahrerlobby durchsetzen wollten.

         

        Unser Respekt vor dem menschlichen Leben ist nicht unbedingt sondern sehr relativ.

      • @6474 (Profil gelöscht):

        Sehen Sie, so unterschiedlich sind die Sichtweisen. Ich würde Sissa völlig recht geben und enpfinde es als zynisch, die Toten aufzurechnen. Genau durch dieses Aufrechnen nimmt man ihnen die Individualität und damit auch den Respekt.

         

        Wenn es dem Autor um die rationale Berechnung des Risikos ging, dann ist der Artikel in der Tat absurd, weil Angst vielleicht irrational, aber zutiefst menschlich ist. Damit ist der Artikel neben dem Tee.

        • 6G
          6474 (Profil gelöscht)
          @rero:

          Von welcher Individualität reden wir? Von den Mauertoten die alle mit Biographischen Details in Berlin eine eigene Tafel zum Gedenken bekommen haben, oder von den 6.6 Millionen namenlosen Juden deren namenloses Mahnmal letztens von einem neuen beliebten Nazi als "Denkmal der Schande" bezeichet wurde? Die Würde der Einen, ist also die Nicht-Würde und das zu kurz kommen, der Anderen.

           

          Die selbe Frage, darf man sich doch zumindest auch mal bei Terroranschlägen stellen, oder nicht?

        • @rero:

          Eine politische Bewertung von Todesfällen hat nahezu nie etwas mit dem individuellen gestorbenen, getöteten Menschen zu tun. Auch ein nicht Aufrechnen (Verschweigen) kann eine politische Instrumentalisierung sein, um den die Richtung von Politiken in seinem Sinne zu lenken. Sowohl auf Seite der Attentäter wie auch auf der anderen Seite. Die AfD braucht so keine "Opfer des Stalinismus" or whatever mehr, um mit Fremdenhass und Islamophobie hausieren zu gehen. Es kann dann sogar notwendig sein solche Anschläge bewertend einzuordnen. Das aber läuft immer auf einen Vergleich hinaus.

  • vielen dank für den sehr gelungenen kommentar, der (nur) einige der aktuellen politischen probleme ganz zwanglos auf den punkt bringt und zum nach- und mitdenken - und mitmachen einlädt.

  • Also dürfen wir erst besorgt sein wenn es so schlimm ist wie im Nordirak? Zwingende Logik. Es geht um die Tendenz!

  • Auf der einen Seite Kampf gegen den islamischen Staat mit allen Mitteln, auf der anderen Seite moralisches Empören, wenn der IS zurückschlägt.

     

    Merkwürdige Erwartungshaltung.

  • Danke für diesen Kommentar!

     

    Wenn wenigstens genausoviele Trauer und Entsetzen verkündet wäre, wenn die USA/NATO wieder mal in einem armen Land ein gesamtes Hochzeitsfeier per Drone ausgelöscht, dann wirkten die Schlagzeilen der letzten 24 Stunden weniger heuchlerisch.

    • @Ninetto:

      So schauts aus.

  • Die Überwachungskameras haben den Anschlag ja nicht verhindert aber sind jetzt, über die Bilder desselben, sehr nützlich um Stimmung für mehr Überwachung zu machen.

     

    Das Überwachungssystem hat seine ökologische Nische gefunden, wachst und gedeiht und weitete diese Nische dabei beständig aus. Gesellschaftskrankheit ohne Aussicht auf Heilung.

  • Die Headline - "Unnütze Panikmache".

    Allein um den täglichen Terror auf deutsche Autobahnen, evtl. mit Todesfolge, zu erreichen, muss eine ISIS-Oma lange stricken. Gar nicht zu sprechen, von Zigaretten, Alkohol und multiresistenten Bakterienstämmen durch Tiermast.

     

    Der Rest des Artikels - orientierungsloses herumgeiere.

    Muss wohl die populistische Headline rechtfertigen.

    • @GarretJaxt:

      Messerschwingende Attentäter sind gar nicht so schlimm. Machen das Stadtbild allenfalls etwas bunter ... oder wie will Ihr Kommentar verstandenwerden?

      • @TazTiz:

        In US überfährt ein Besoffener vier Menschen und ich höre nur durch Zufall davon. Hätte er Bart und Turban angehabt hätte, wäre es eine Sensationsmeldung für die ganze Welt gewesen.

        Die Medien erzeugen Panik mit Ereignissen, nach denen normalerweise, außer im unmittelbaren Umfeld, kein Hahn krähen würde.

        "Wir sollten Angst haben" als Headline ist voll daneben. Außer man braucht halt die Klicks.

      • @TazTiz:

        Ich glaube Herr Hoffmann hat nicht erfasst dass "Wir sollten Angst haben" überm Artikel nicht dem Terror sondern der Reaktion auf den Terror gilt.

  • Zusammengefasst: "Ja, ja, ich tu' mal betroffen, aber selber schuld, ällerbätsch- Nordirland, Südirak, geschieht euch recht, ha!"