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Kolumne Minority ReportRassismus ist kein Sommerlochthema

Viele Linke sehen in Rassismuskritik nur Gejammer auf hohem Niveau und diskreditieren #MeTwo als Elitendiskurs. Eine Erwiderung.

Schönwetter-Antirassimus kann gerne mit den Flip-Flops im Karton verstaut werden Foto: dpa

D er Zenit des Sommers ist überstanden, sagen Meteorolog*innen. Das Wetter wird kühler, die Ferien gehen zu Ende und wir können endlich aufhören, über diesen Rassismus-Quatsch zu reden. War sowieso nur ein willkommenes Sommerlochthema für deutschen Medien, die ansonsten zu dieser Jahreszeit über Australien berichten – weil da Winter ist und was passiert.

Mal ehrlich: Dieses ganze Mimimi-#MeTwo-Thema, wegen dem jeden Tag irgendwelche Kanaken von ihren persönlichen Rassismuserfahrungen erzählen, geht Ihnen ganz schön auf die Nerven, nicht wahr? Dann sage ich Ihnen mal etwas: Das soll es auch. Es macht nie Spaß, sich mit struktureller Gewalt auseinanderzusetzen. Nicht für die, die davon betroffen sind, und nicht für die, die dafür mitverantwortlich, weil Teil der Mehrheitsgesellschaft sind – ob sie es wollen oder nicht. Letztere hätten zwar theoretisch die Möglichkeit, ihre Verantwortung anzuerkennen und sich gegen institutionellen Rassismus zu positionieren. In der Praxis aber neigen sie eher dazu, jede Äußerung als Lappalie abzuwerten und zu relativieren.

Nicht nur FDP-Chef Christian Lindner ist der Ansicht, dass die Diskriminierungsanklagen bei #MeTwo zu „einseitig“ sind. Auch viele Linke sehen in Rassismuskritik nur Gejammer auf hohem Niveau. So beschrieb die Linken-Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht kurz vor #MeTwo in einem Artikel für die Welt Antirassismus und Minderheitenschutz als „Wohlfühl-Labels, um rüde Umverteilung von unten nach oben zu kaschieren“. Und taz-Kollege Jörg Wimalasena folgte vergangene Woche einer ähnlichen Argumentation, um #MeTwo als Elitendiskurs zu diskreditieren, der sich nicht für Verteilungsfragen interessiere.

Die große Resonanz der Leser*innenschaft zeigt: Viele Linke halluzinieren einen Konkurrenzkampf zwischen Kapitalismus und Rassismus, der natürlich längst entschieden ist. Woher der Drang kommt, das eine Problem gegen das andere auszuspielen, kann ich mir nicht erklären. Zumal jenen, die so argumentieren, klar sein dürfte, dass beide -ismen eng miteinander verknüpft sind.

Die Behauptung, dass sich im Zuge von #MeTwo bloß „privilegierte“ Migrant*innen zu Wort melden, die schon mal eine Uni von innen gesehen haben, ändert nichts an dieser Realität. Wenn wir heute endlich die Chance haben, dieser pseudo-weltoffenen Gesellschaft für ein paar Minuten den Spiegel vorzuhalten, dann tun wir das auch im Namen unserer seit Jahrzehnten putzenden und am Band schuftenden Großeltern und Eltern und Geschwister. Ich weiß, Antirassismus macht Deutschen nur Spaß, wenn Betroffene möglichst bedürftig und ungefährlich für die eigene Position sind. Aber dieser Schönwetter-Antirassimus kann gerne zum Sommerende mit den Flip-Flops im Karton verstaut werden. Denn: Den braucht kein Mensch.

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Fatma Aydemir
Redakteurin
ehem. Redakteurin im Ressort taz2/Medien. Autorin der Romane "Ellbogen" (Hanser, 2017) und "Dschinns" (Hanser, 2022). Mitherausgeberin der Literaturzeitschrift "Delfi" und des Essaybands "Eure Heimat ist unser Albtraum" (Ullstein, 2019).
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96 Kommentare

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  • In seiner Entwicklung ist jeder Mensch erstmal ein Rassist. Der Autochthone hier wird idR in eine weiße Familie geboren. Die lernt er zuerst kennen und akzeptiert sie als seine Bezugsgruppe. Im Kindergarten und in der Schule kommen ihm dann Menschen aus anderen Kulturkreisen entgegen, mit denen er sich erstmal schlecht verständigen kann, weil deren Kenntnisse von Sprache nicht identisch sind mit seiner. Die Clanbildung läuft dann wahrscheinlich nach sprachlichen Verständigungsmöglichkeiten ab. Letztendlich haben wir den Instinkt, sich in Clans zu bewegen, weil diese Sicherheit uns imaginieren und Angst vorm Verlust der Sicherheit kann sich zu Nationalismus und Rassismus entwickeln.



    Dies ist erstmal nicht unterschiedlich in den gesellschaftlichen Schichten. Unterschiedlich sind jedoch die Möglichkeiten der Eltern, ihren Kindern beizubringen, dass sie neben diesen Kleinhirn-Instinkten auch noch ein Großhirn haben, das sie benutzen können.



    Und nur ausreichende Bildung kann ein Bewusstsein schaffen. Und Bewusstsein wird nunmal durch das Sein geschaffen. Niemals kann das andersrum funzen, dass erst das Bewusstsein (gegen Rassismus z.B.) geschaffen wird, wenn nicht das Sein dazu überhaupt erstmal die Möglichkeit bietet.

    Wer andere Wege gehen will und meint, um andere Fehlentwicklungen in diesem Bereich anzusprechen, dass man durch Frauenquote für Aufsichtsratsposten mehr materielle Gerechtigkeit und damit mehr Bewusstsein schaffen könnte, der leugnet den Materialismus.

    Die Debatte hier ist so alt wie Marx und Hegel.

    • @Age Krüger:

      Sie schreiben Rassismus und meinen Befremdlichkeit. Rassismus ist die Herabwürdigung/ Abwertung daraus, aber nicht die logische und einzige Folge. Solche biologist. Schlussfolgerung halte ich für sehr gefährlich.

  • Die Mehrheit der Bevölkerung geht vom zugenommenen Rassismus in der letzten Zeit aus.

    Viele Migranten sehen sich als Integriert, jedoch ausgegrenzt.

    Kapitalismus befördert Rassismus. Es wird z.B. öffentlich gesagt, dass viele Arbeitslose Migrationshintergrund haben und das raubt den Wohlstand der arbeitenden Bevölkerung …

    Haben Pegida & Co. (Limitierungen wie Bärgida etc.), AfD, NPD und CSU schon gewonnen?

  • Ein Mensch hat mal in etwa so gesagt, vor vielen Abteilungsleitern und Mitarbeitern eines Unternehmens bei einem außerbetrieblichen Engagement:

    „Wir (Deutschland) haben es den Türken damals (nach dem Wiederaufbau Deutschlands, nach dem 2 Weltkrieg) in Deutschland erlaubt zu bleiben, weil kaum Menschen solche Jobs wirklich machen wollen, wie diese Migranten es tun."

    Nun gibt es aber Jobs, wo Rassismus entstehen kann.

    Sehr viele Migranten werden als Kontrolleure in Bahnen eingestellt. Und oft hört man rassistisch e Töne von Menschen, die beim Schwarzfahren erwischt wurden. Vielleicht sollten einzustellende Unternehmen wie BVG, 2-3 Teams anders aufstellen: Menschen mit Migrationshintergrund und ohne Migrationshintergrund zusammen in jedem Team?

    Auch bei der Polizei sollten mehr Menschen mit Migrationshintergrund (nicht nur EU) eingestellt werden.

    Oft kann man rassistische Stimmungen schon im Vorhinein vorbeugen!

  • „Mal ehrlich: Dieses ganze Mimimi-#MeTwo-Thema, wegen dem jeden Tag irgendwelche Kanaken von ihren persönlichen Rassismuserfahrungen erzählen…“

    Es gibt momentan sehr tiefe Risse in der Gesellschaft und viele Gesellschaftgruppen schweigen immer noch. Es gibt zum Beispiel kulturelle Unterschiede. Bei manchen Kulturen oder in einigen Ländern , woher viele Migranten nach Deutschland kamen, ist es quasi üblich so, zu leiden und zu schweigen. Wer aus der Gesellschaft heraussticht, konnte in solchen Ländern inhaftiert etc. werden.

    So könnte man auch die Russland-Deutsche und die Jüdische Gemeinde zu den türkischen, kurdischen und anderen muslimischen Migranten hinzurechnen, die in Bezug auf Rassismus in Deutschland sehr unzufrieden sind.

    Politiker dürfen das Thema Rassismus nicht auf die leichte Schulter nehmen. Zum Beispiel in der Wirtschaft ist es für viele Unternehmen sehr schlimm und oft existenzbedrohlich, wenn unzufriedene Kunden in Bezug auf eigene Unzufriedenheit mit dem jeweiligen Unternehmen schweigen. So werden wirkliche Probleme nicht identifiziert; Kunden wandern ab, Umsätze und Gewinne brechen ein. Das kann man durchaus mit dem Verhalten von Wählern vergleichen.

    Dann gibt es noch einige „Schlaumayer“, die den wirklichen Rassismus verblassen lassen, indem sie den Rassismus auf die Meinungsverschiedenheiten zwischen Muslimen und Christen oder beispielsweise den Flüchtlingen und Juden begrenzen.

  • Rassismus ist kein Sommerlochthema.



    Es ist ein Thema für Twitter-affine urbane Stadtbewohner mit staatlich finanzierter Planstelle.

    • 9G
      90191 (Profil gelöscht)
      @Thomas_Ba_Wü:

      In der Tat. Hier auf dem Lande sehen die Leute das wesentlich lockerer, bis auf ein paar Ausnahmen natürlich, die sich über alles und jeden aufregen.

  • Woher der Drang kommt, das eine Problem gegen das andere auszuspielen?



    Ich schätze mal, da haben wir es mit Marx' gutem altem Haupt- und Nebenwiderspruch zu tun, den Wagenknecht da aus der Mottenkiste holt. Ist erstmal der Kapitalismus besiegt, regeln sich alle anderen Übel (Rassismus, Sexismus etc.) von selbst.



    Mit dieser allzu einfachen Welterklärung hatten schon (manche, nicht alle) Feministinnen der Siebzigerjahre ihre Probleme.

    • @Klabauta:

      Der Gedanke, dass Sie vielleicht Marx, Frau Wagenknecht oder auch den Feminismus der Siebzigerjahre noch nie so recht verstanden haben könnten, scheidet natürlich von vornherein aus «(º¿º)»

    • @Klabauta:

      Seltsam, ich dachte, das sei genau umgekehrt: Wenn erst alle Texte gegendert sind, müssen wir uns auch nicht mehr um die Frau Gedanken machen, die die für ein paar Euros die Klos der Reichen putzt. Dass sich Rassismus und Sexismus von selbst erledigen, hat Wagenknecht auch nie gesagt. Sondern dies:



      "Weltoffenheit, Antirassismus und Minderheitenschutz sind das Wohlfühl-Label, um rüde Umverteilung von unten nach oben zu kaschieren und ihren Nutznießern ein gutes Gewissen zu bereiten." Und nun sagen sie mal, was daran falsch ist? Es geht um die Instrumentalisierung dieser Themen, die z.B. von den Grünen genutzt wird, um sich einen sozialen Anstrich zu geben. Homo-Ehe hier, Agenda 2010 dort. Und damit gilt diese Partei für einige tatsächlich als links.

  • Also wie die Türken mit den Syrern Kurden oder Aleviten umgehen oder die Araber mit ihren Arbeitsmigranten oder die Chinesen mit Uiguren und und und -

    Das ist schon ein riesen Thema vor allem mit der Doppel-Moral der Türken hier.

  • „Rassismus ist kein Sommerlochthema“

    Stimmt! Und Mesut Özil ist kein Opfer.

    • @Rainer B.:

      Warum ist er das nicht?

      • @Gibo:

        Ausgangspunkt der Özil-Debatte war die Wahlkampfhilfe, die er und Gündogan für Erdogan geleistet haben - also damit auch für die rassistische Agenda Erdogans gegen die Kurden im Zuge seiner populistischen Kehrtwende zurück zu osmanischen Verhältnissen.

        www.faz.net/aktuel...ucht-13994381.html

  • “Woher der Drang kommt, das eine Problem gegen das andere auszuspielen, kann ich mir nicht erklären.”

    Zeit ist eine endliche Ressource und deshalb muss man die Dinge, die einem am Herzen liegen priorisieren. Das dabei regelmäßig herauskommt das materielle Belange wichtiger sind als *ismus wundert kaum. Die gesellschaftliche Relevanz ökonomischer Themen ist allumfassend.

    Dazu kommt das man gegen Armut tatsächlich etwas tun kann. Der Staat kann den Steuersatz anheben. In den Köpfen von AfD-Wählern hat er keine Handhabe.

    “… die dafür mitverantwortlich, weil Teil der Mehrheitsgesellschaft sind – ob sie es wollen oder nicht.”

    Wer gehört denn zur “Mehtheitsgesellschaft”? Und wie kann man jemandem Verantwortung für etwas anlasten das ihm in die Wiege gelegt wurde?

    • 8G
      849 (Profil gelöscht)
      @Januß:

      Welche Partei will den Steuersatz anheben?

      • @849 (Profil gelöscht):

        Wenn man das Gesagte für bare Münze nimmt dann wollen das (oder müssen es um ihr Wahlkampfprogramm zu realisieren) SPD, Grüne und Linke.

        Aber das ist im Grunde auch garnicht die Frage. Das Thema Armut ist zumindest theoretisch handhabbar, die Vorurteile von Individuen sind es nicht.

    • @Januß:

      Es geht glaube ich nicht darum, jemandem anzulasten, zu einer Mehrheitsgesellschaft zu gehören...

      • @Sebas.tian:

        Das ist nicht die Absicht, sondern etwas das Frau Aydemir wie selbstverständlich macht. So als ob individuelle Verhaltensweise keine Rolle spielt, sondern nur die "Gruppen"zugehörigkeit.

        • @Januß:

          Nehme ich anders wahr.



          :)

          • @Sebas.tian:

            Wie nehmen Sie es denn wahr?

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Es scheint entwicklungsgeschichtlich Erfahrungen zu geben, die dem Menschen eine gewisse Vorsicht gegenüber Fremdem und fremden gelehrt haben.

    Haben denn die Ureinwohner Amerikas besonders gute Erfahrungen mit der Migration aus der alten Welt gemacht? Oder die Ureinwohner Europas mit der importierten Religion des Christemtums, die in Hexenwahn, Kreuzzügen und 30-jährigen Krieg mündete?

    Seit den Anfängen der Menschheit hat es sich bewährt, sich einander mit Vorsicht anzunähern.

    Daran ist zunächst mal nichts rassistisch.

    "Freund oder Feind?" ist ganz natürlich die erste Frage, die unser Instinkt stellt. Nur ein Narr ignoriert dies.

    Dass Individuen, die sich voller Erwartungen in fremde Kulturkreise begeben, so eine natürliche Vorsicht auf sich persönlich beziehen, blendet aus, dass diese fremden Individuen ihreseits auf Fremde und Fremdes im eigenen Kulturkreis mit demselben Instinkt reagieren.

    • @90191 (Profil gelöscht):

      'mit der importierten Religion des Christemtums' die zum dreissigjahrigen Krieg führte.

      Wasn das für ein absurdes Gedankengemälde?

      • 9G
        90191 (Profil gelöscht)
        @Sebas.tian:

        Nun, es nennt sich Geschichte. Gibt´s in Büchern zum Nachlesen.

        • @90191 (Profil gelöscht):

          Wenn Sie den Überblick daraus erlangt haben, könnten Sie resümieren, dass die beiden Richtungen des Christentums in der Zeit für machtpolitische Zwecke missbraucht wurden. Für Letztere haben Kriege in der D- Geschichte nicht zwingend religöse Anlässe gebraucht. Das Ringen um Macht allgemein ist der Motor für Kriege, der Glauben nur ggf die Fassade.



          Nachlesen reicht nicht; verstehen gehört auch dazu.

    • @90191 (Profil gelöscht):

      Trotz das amerik. Ureinwohner bestens über die "alte Welt" informiert waren; ein Wirtschaftssystem etabliert haben, das es den span. Migranten eigentlich unmöglich machen sollte, es zu dominieren; sogar schon viele Jahrzehnte Erfahrung mit billigen europäischen Abeitsmigranten hatte, trotzdem haben die Migranten die Oberhand gewonnen. Da kann ich mich Hans unter mir nur anschließen.

    • @90191 (Profil gelöscht):

      Stimmt - diese Sichtweise ist jeder Hinsicht richtig !

  • 9G
    90191 (Profil gelöscht)

    Was soll das überhaupt heißen, MeTwo?

    "Ich zwei" finde ich nicht gerade sinnvoll.

    • @90191 (Profil gelöscht):

      Kann geholfen werden:

      de.wikipedia.org/wiki/MeTwo

      • @lions:

        Und ich hatte schon vermutet #MeTwo sei ein PR-Stunt von Nimm2.

      • 9G
        90191 (Profil gelöscht)
        @lions:

        ????

        "Ich zwei" macht trotzdem keinen Sinn, es sei denn, man geht von rudimentären Sprachkenntnissen des Urhebers aus.

        • @90191 (Profil gelöscht):

          Na dann sind wir froh, dass der Urheber des Hashtags einen vorzeigbaren Migrationshintergrund hat.

          Sonst wäre er wahrscheinlich "rassistisch" und würde "Vorurteile" über gebrochenes Deutsch schüren.



          Hass und Hetze etc.

        • @90191 (Profil gelöscht):

          Naja, "2" ist im Englischen ja durchaus eine gebräuchliche Abkürzung für "too", das zeugt dann wohl eher von guten Kenntnissen der alltäglichen Benutzung der Schriftsprache.

          • 9G
            90191 (Profil gelöscht)
            @Vroni M.:

            ``naja, "2" ist im Englischen ja durchaus eine gebräuchliche Abkürzung für "too"´´

            Naja, die Ziffer 2 schon, aber nicht das Zahlwort two.

        • @90191 (Profil gelöscht):

          Die schlammig-zynistische Häme trieft dir aus allen Poren. Ich setze für dich noch einen drauf: Kann wohl nur ein Mensch mit Migrationshintergrund verfasst haben. Erst mal richtig teutsch lernen! Oder...?

          • 9G
            90191 (Profil gelöscht)
            @lions:

            Seit wann ist "me two" teutsch?

            • @90191 (Profil gelöscht):

              Haben Sie sich nicht an der Übersetzung ins Teutsch geübt. Darin muss sich doch der in D lebende messen lassen.

  • Zitat: „Woher der Drang kommt, das eine Problem gegen das andere auszuspielen, kann ich mir nicht erklären.“

    Nanu!? Nicht? Ich schon. Dass den Leuten „klar sein dürfte“, wie eng Kapitalismus und Rassismus zusammenhängen, ändert nichts an der Tatsache, dass sie Zeit ihres Lebens gelernt haben, die eigenen Interessen für wichtiger zu halten als die Interessen anderer Menschen.

    Die #MeTwo-Debatte ist, wie auch die #MeToo-Debatte und alle Kritik an beiden, vor allem eines: Eine #MeFirst-Debatte. Wenn auch eine, die keiner der Protagonisten jemals zugeben würde. Egoist, schließlich, hat man ja nicht zu sein.

    Wer sein größtes Problem nicht in Harzt VI oder in seinem „Scheißjob“ sieht, sondern darin, dass er oder sie jeden Tag wieder Rassismus-Erfahrungen macht, der stellt halt den Kampf gegen den Rassismus in den Vordergrund.

    Wer (noch) keine Erfahrungen mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit gemacht hat, weil es ihm dank äußerer Hülle leicht fällt, mit der Herde zu traben, der sorgt sich vielleicht eher darum, dass ihm wer was wegnehmen könnte

    Wer glaubt ohne die eigene Peergruppe aufgeschmissen zu sein, der thematisiert gerne abstrakte Fragen, die in dieser Gruppe ventiliert werden (Kapitalismus, mittelalte weiße Männer).

    Wer aber gern König von Deutschland wäre, der sieht sein Lieblingsfeindbild in der Demokratie, in „den Linken“ und in den „den Medien“.

    Dank Meinungsfreiheit haben wir heute allesamt endlich die Chance, unserer Gesellschaft den Spiegel vorzuhalten. Was wir darin sehen, ist allerdings immer noch das eigene Gesicht.

    Welche Prioritäten wir setzen, sagt mehr über uns selbst aus als über unsere Gesellschaft. Dass wir – falls nicht gleich ausschließlich in eigener Sache – eher im Namen unserer eigenen Großeltern, Eltern und Geschwister sprechen, belegt vor allem eins: So wenig, wie diese Gesellschaft weltoffen oder gleichberechtigt ist, ist sie eine Gemeinschaft.

    Blut ist immer noch dicker als Wasser. Vor allem das eigene.

  • Dem ersten Artikel von Herrn Wimalasena stimme ich vollumfänglich zu. Die reine Befindlichkeitsdebatte einer schon privilegierten Minderheit auf #MeTwo bring uns doch keinen Schritt weiter. Es ist doch völlig unstrittig, dass es in Deutschland Rassismus und Diskriminierung gibt. Es stellt sich aber doch die Frage, ob es hier ein speziell deutsches Problem gibt. Als jemand, der beruflich weit in der Welt herumkommt, erlebe ich Rassismus und Diskriminierung in vielen Ländern und Kulturen. Auch ein Türke, ein Syrer, ein Tansanier oder allgemein jeder Mensch kann ein Rassist sein und Mitmenschen diskriminieren.



    Interessant wären doch folgende Fragen: Wird es mit dem Rassismus in Deutschland schlimmer oder besser? Wird die Zahl von Diskriminierungen größer oder kleiner? Falls die Zahl von Diskriminierungen steigt - steigt sich auch prozentual? Oder liegt das einfach an der steigenden Zahl von Kontakten zwischen der Mehrheitsgesellschaft und der steigenden Anzahl von Mitgliedern diverser Minderheiten? Meine Eltern konnten aktiv niemanden diskriminieren, weil sie keine Mitglieder von Minderheiten in ihrem Dorf getroffen haben.



    Und letztlich muss doch diskutiert werden, was gegen Rassismus und Diskriminierung in der Vergangenheit erfolgreich war und was man weiterentwickeln kann. Ein paar Befindlichkeits-Tweets unter #MeTwo sind nicht mehr als ein Sturm im Wasserglas.

    • @KommentarausdemSüden:

      Nach dem GG ist das gar kein Problem. Das wird es erst, wenn der Staat diskriminiert.

    • @KommentarausdemSüden:

      "Es ist doch völlig unstrittig, dass es in Deutschland Rassismus und Diskriminierung gibt."



      Ich weiß ja nicht wie Sie es erleben; persönliche Erfahrungsberichte wirken auf mich weniger abstrakt, als ein einfaches " Ja es gibt Rassismus in D".



      Dass es im Ausland auch Rassismus gibt, sollte das etwa bedeuten, wir orientieren uns mal an der Normalität und machen nicht solch einen Aufriß? Zum anderen: Wenn Ihnen etwas wehtut, der Schmerz dann dauerhaft auf ein niedrigeres Niveau absinkt oder gleichbleibt, doch nicht mehr steigt, ergreifen Sie dann nicht die Möglichkeit, ihn ganz loszuwerden.



      Wieso ist mir, als ob hier relativiert und beurteilt wird, wie es der Fisch über die Probleme der Wüstenrennmaus täte?



      Rassismus ist mehr als ein mediales oder statistisches Ereignis - Es geht direkt an und unter die Haut.

      • @lions:

        "Dass es im Ausland auch Rassismus gibt, sollte das etwa bedeuten, wir orientieren uns mal an der Normalität und machen nicht solch einen Aufriß?"



        Das ist nicht mein Punkt gewesen. Rassismus taucht immer da auf, wo Menschen mit "Fremden" konfrontiert werden. Rassismus und daraus resultierende Diskriminierung kann und muss man bekämpfen. Dazu muss man auch auf die subjektiven Erfahrungen einzelner Menschen hören und sie an sich heranlassen. Das leistet #MeTwo. Aber auch nicht mehr. Wer was ändern will, der muss aus der Twitter-Blase raus, Probleme korrekt analysieren und entsprechend handeln.

        • @KommentarausdemSüden:

          'Rassismus taucht immer da auf, wo Menschen mit "Fremden" konfrontiert werden.'

          Was zunächst einmal eine Vermutung ist.

        • @KommentarausdemSüden:

          Er taucht keineswegs immer dort auf, „wo Menschen mit Fremden konfrontiert werden“, aber oft als Begleiterscheinung von Konkurrenz- und Ressourcenkämpfen. Und wenn er sich in den Hirnen einmal festgefressen hat, bleibt er da auch gerne stecken. Mitunter generationsübergreifend und ganz ohne Not.

  • 8G
    80975 (Profil gelöscht)

    "Dann sage ich Ihnen mal etwas:"

    Danke, bei der Einleitung war es das bei mir schon. Wen wollen Sie damit noch erreichen?



    Ich sehe dann jemanden vor mir stehen, der mir mit jedem nachvollgenden Satz auf meine Brust einhämmert.

    Wie wäre es mit Rosenbergs Gewaltfreier Kommunikation? Eventuell gehen dann bei ihrem Gegenüber nicht gleich die Fäuste hoch, wenn Sie versuchen zu überzeugen. Und das Diskursmodell von Habermas sollte hinsichtlich Wahrhaftigkeit weiterhelfen können. Sie stellen hier eine Maximalforderung (ihre Meinung) und diffarmieren jeden, der dieser nicht entspricht, wie es ihre Behauptungen gegenüber Wagenknecht und dem genannten Kollegen der Taz aufzeigen. Letzterer hat ja auch versucht zu vermitteln, dass "etwas mehr Differenzierung und etwas weniger moralisches Pathos guttun würden"

    • @80975 (Profil gelöscht):

      'Wie wäre es mit Rosenbergs Gewaltfreier Kommunikation?'

      Sehr gut... Dann wären solche Artikel irgendwann überflüssig.



      btw... Welches Bedürfnis bleibt denn bei dir im Mangel, wenn du diesen Artikel liest?

  • Eine Ungleichung heißt: Unterschicht plus sichtbarer Migrationshintergrund ist schwerwiegender als autochthone Unterschicht. Dazu das synergetische Moment: Die autochthone Unterschicht ist gegenüber der mit Migrationshintergrund am stärksten diskriminierend, weil als unmittelbaren Konkurrent angesehen.



    Aber...diese Migranten haben keine Stimme und da ist es mehr recht als billig, die Anklage der besser situierten Migranten, aus welchen Motiven heraus auch immer, als wohltuend zu verbuchen.



    Wer meint, der Diskurs zum Gerechtigkeitsgefälle der Gesellschaft egalisiert die rassist. Diskriminierung inerhalb der Unter- und Mittelschicht, der hat diese eben nicht erlebt.



    Vll kämpft eine elitäre Gruppe für den kleinen Rest an Wohlfühle, der ihnen noch zum guten fehlt, doch ist es mindestens als avantgardistische Plattform anzusehen, von der auch Migranten der unteren Schichten etwas haben. Damit bekommen diese ein Sprachrohr.



    Die Autorin hat recht, und der egalisiernde O-Ton des Herrn Wimasalena ist mir dabei auch aufgestoßen.



    Ich habe 7 Jahre Büros geputzt; habe Herabwürdigung als Putze genug erlebt, doch mehr noch als schwarze Frau unter den rassist. ,ekelhaften Beleidigungen und Sexismus gelitten.( nicht aus einem Opereismus heraus gesprochen, sondern mit viel Wut im Bauch)



    Habe fertig!

    • 9G
      99337 (Profil gelöscht)
      @lions:

      Erst einmal vorweg: Die Kommentare, die ich bisher von Ihnen gelesen habe, erachte ich für klug, abwägend und von einer sozialen Grundhaltung zeugend.

      Dennoch möchte ich Ihnen partiell widersprechen.

      "Die autochthone Unterschicht ist gegenüber der mit Migrationshintergrund am stärksten diskriminierend, weil als unmittelbaren Konkurrent angesehen."

      Stimmt, jedoch ist es dort, wo die Mehrheiten anders sind, umgekehrt nicht viel anders. Das Problem ist das Leben in der Unterschicht, einschließlich Sozialisation und Bildung.

      "Wer meint, der Diskurs zum Gerechtigkeitsgefälle der Gesellschaft egalisiert die rassist. Diskriminierung inerhalb der Unter- und Mittelschicht, der hat diese eben nicht erlebt."

      Also ich erlebe die Unterschicht täglich, stimme Ihnen aber nur partiell zu.



      Wer Armut selbst erlebt, hat Verständnis für die damit verbundenen Probleme - ich nenne das mangels Alternativen Unterschichtensolidarität.



      Jüngst so in der Berliner U8 erlebt: Bettlerin steigt ein, fast alle schauen weg. Ein Mann mit Migrationshintergrund in verschlissener Kleidung will ihr Kleingeld geben. Sie: "Können Sie sich das wirklich leisten? Sie sehen selbst bedürftig aus.". Mann winkt an, Frau ist gerührt und nimmt an.



      Da muss man ansetzen!

      Umgekehrt geht aber auch. Ich habe jüngst einem Deutsch-Iraner versucht auszureden, dass Flüchtlinge mehr Geld bekommen, als "wir" Arbeitslosen.

      Verstehen Sie mich nicht falsch, ich will Ihnen die Berechtigung Ihrer Meinung absprechen und schon gar nicht Ihre Erfahrungen.



      Ich möchte jedoch dafür werben, dass an dem (meinen) Ansatz, dass Alle Menschen Gleichbehandlung erfahren sollten, nichts Verwerfliches und schon gar nichts Rechtes ist.

      Das Problem ist, dass jene, die einst die Agenda 2010 einführten und bis vor der AfD auch daran festhielten, ihren Fokus verstärkt auf Minderheiten richten. Selbst mich als (Unterschichts-)Linker, stößt dies in diesem Gesamtkontext so massiv ab, dass ich aus Verzweiflung zum mitunter zum Trollen neige.

      • @99337 (Profil gelöscht):

        Verwerflichkeit besteht für mich in keiner der beiden Gleichberechtigungsdebatten, nur sollten diese unbedingt getrennt von einander geführt werden.

        • 9G
          99337 (Profil gelöscht)
          @lions:

          Wie kann man das trennen, wenn es strukturellen Rassismus gibt und eine Komponente auf der sozialen Ebene stattfindet?



          Vielleicht bin ich da zu simpel gestrickt, aber wenn (mal als Beispiel) Menschen ohne Migrationshintergrund unter Hartz IV leiden und Menschen mit Migrationshintergrund auch, macht es für mich mehr Sinn, das System Hartz IV infrage zu stellen, als die Gleichstellung innerhalb dieses Systems für die am meisten Benachteiligten zu fordern. Das sehe ich bezüglich des globalen Kapitalismus nicht viel anders.







          Ebenso denke ich, dass es durchaus auch Schnittmengen bei den Problemen beider Gruppen gibt, ein Beispiel ist nicht selten die Sprache, die es schwer macht, Interessen innerhalb bürokratischer Abläufe oder auch innerhalb der bildungsbürgerlich geprägten Gesellschaft durchzusetzen, was berufliche Aufstiegschancen in beiden Fällen schmälert.

          Es ist ja nicht so, dass ich die Debatten zu diesen Themen immer und überall in einen Topf werfen wollen würde.



          Ich denke jedoch, dass gleiche Probleme und Interessen eine mögliche Basis für Verständnis und Solidarität sind. Und gemeinsam für etwas einzutreten stärkt die Durchsetzungskraft, während das Zersplittern in Einzelinteressen schwächt und letztlich nur dem System nützlich ist, unter dem gelitten wird.

          Und genau dieses Spalten werfe ich sowohl SPD und Grüne als Hartz IV-Bringer als auch einigen JournalistInnen/Medien vor, deren Artikel nicht minder polemisch, provokativ und verletzend sind, als meine Kommentare, wenn ich Wut über dieses Spalten empfinde.



          Nicht, dass ich kein Verständnis für solche Gefühle habe, nur bin ich halt Kommentator und kein Journalist.

          Wäre ich einer, würde ich mir mal ganz ohne Worte wie "Kartoffel" oder "WHAM" erklären, warum Diversitätspolitik besser ist, als der humanistische Grundsatz der Gleichheit.



          Ich habe nämlich nie eine Uni von innen gesehen, was viele JournalistInnen und Diversitätsvertreter offensichtlich oft voraussetzen.



          Aber ist halt nur meine Meinung...

          • @99337 (Profil gelöscht):

            Hartz 4 als Maker einer strukturellen Diskriminierung ist da hervorragend beschrieben. Ich habe es erlebt, aber nicht als Rassismus. Meine Eigenheit hat nicht in diesem Zusammenhang eingeschlagen.



            Ich bin entgegen der hier oft vertretenen Ansicht nicht der Meinung, es bedarf lediglich eines hohen existenziellen Gerechtigkeitsgrades in der Gesellschaft und der Rassismus erledigt sich von selbst. Warum?



            Das Konstrukt eines nahezu perfekten Sozialstaates wäre in erreichbar mittlerer Ferne ein nationalstaatliches. Folge ist bestenfalls ein Einwanderungsgesetz, das viele Menschen in Zukunft bspw Kriegs-, und Klimaflüchtlinge aussperrt. Das hat zur Folge, dass rassist. Umtriebe weiterhin fortbestehen werden, da der Druck aus der illegalen Zuwanderung anwachsen wird. Rassismus im Land ist auch eine Folge der Zersetzung zivilisatorischer weltweiter Gegebenheiten. Die werden eben als bedrohlich erlebt, selbst wenn da im eigenen Geldbeutel noch nichts zu spüren ist. Der Dunkelhäutige, anders Aussehene im Land, egal welchen Status, ist bewusst oder unbewusst Botschafter dieser sich destrukturierenden Welt.



            Eine Globalisierung der Gerechtigkeit, die dem entgegen wirken könnte, wie es die Linke via Wagenknecht propagiert, wäre möglich, aber wohl in utopischer Ferne. Es soll ein Ziel bleiben, hat aber nichts mit der akuten Lage bzgl Rassismus und der Handlungsnot daraus zu tun.



            Wenn ich die Rassismusdebatte getrennt von der allgemein sozialen Ungerechtigkeitsdebatte führe, nehme ich also den Spatz in der Pfanne lieber als die Taube auf dem Dach, ohne dabei auszulassen, wie ich Zweitere irgendwann auch noch kriege. Wer diese Debatten vermischt, wird das Etappenziel eines jeden Migranten in weite Ferne rücken. Der Rassismus ist entgegen Ihrer Meinung aus meiner Sicht sehr stark in der unteren Hälfte der Gesellschaft angesiedelt. Diese Art der multiplen Union der Abgehängten in naher Zukunft, wie Sie es im Sinn haben, an die glaube ich nicht.

            • 9G
              99337 (Profil gelöscht)
              @lions:

              Vielen Dank für Ihre Antwort!

              Eines möchte ich jedoch noch "gerade rücken":

              "Der Rassismus ist entgegen Ihrer Meinung aus meiner Sicht sehr stark in der unteren Hälfte der Gesellschaft angesiedelt."

              Dem würde ich nicht widersprechen und das war auch nie meine Aussage. Ich sage lediglich, dass es mit der mir bekannten und erlebten "Unterschichtensolidarität" einen Faktor gibt, der politisch (passend formuliert) links liegen gelassen wird.



              Als Unterschichtler ist mir sehr bewusst, dass Rassismus & Co dort sehr verbreitet sind. Das ist der Grund, warum ich hier so offensiv diskutiere und es thematisiere. Denn ich muss in dieser Schicht (voraussichtlich den Rest meines Lebens) verbringen und mit diesem Schxxß direkt vor der Haustür leben müssen. Denn man kommt aus dieser Schicht nicht einfach so raus und ab einem bestimmten Alter ist es nahezu unmöglich. Gleichzeitig erlebe ich im Umgang mit linksliberalen intellektuellen Freunden interessante Abgrenzungen, z.B. dass Aktionen zivilen Unbehorsams bezüglich diverser Minderheiten begrüßt, gleiche Ideen bezüglich Hartz IV oder sozialer Ungleichheit als Undankbarkeit abgelehnt werden.

              "Eine Globalisierung der Gerechtigkeit, die dem entgegen wirken könnte, wie es die Linke via Wagenknecht propagiert, wäre möglich, aber wohl in utopischer Ferne. "

              Das stimmt, wobei ich weder ein Freund Wagenknechts bin, noch von "Aufstehen", denke jedoch, dass eine breite linke Bewegung nicht nur aufgrund einer sozialen Schieflage, sondern auch wegen der Neuen Rechten wichtig wäre. Müssten nur andere machen.

              Ebenfalls geht es mir bei Nahziel nur darum, erst einmal Druck (der vielfältig gesellschaftliche gewollt und geschaffen wurde) von der Unterschicht zu nehmen. Denn die daraus resultierende Angst ist ein AfD-Verstärker. Sicherheit wird keinen oder wenig Rassismus lindern, aber die Hand, die einen füttert, wird seltener gebissen und das völlig unabhängig von der Schicht.

              Dennoch danke für die Diskussion.

  • Da ist sie wieder, passend zum Montagmorgen, die Moralkeule, rumms. Um dem toten Gaul nochmal die Sporen zu geben. Es langweilt. Mach Mal n Punkt.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @Eibi:

      Der Artikel ist von Sonntag.

      • @74450 (Profil gelöscht):

        Ach Gott! Auch noch Sonntagsarbeit!

  • Frau Aydemir hat Recht, die Diskussion nervt. Aber zu glauben das sich deshalb Menschen mit der Problematik auseinandersetzten ist hanebüchend naiv! Es zeigt nur wie richtig der erste Artikel (auf den sich hier bezogen wird) war. Man darf eben nichts erwarten wenn man aus seiner subjektiven, antirassistischen linken Filterbalse nicht rauskommt. Schade eigentlich.

  • 8G
    849 (Profil gelöscht)

    Wer vom Rassismus reden will, darf vom Kapitalismus nicht schweigen, welcher der Motor des Rassismus ist, dessen materielle Basis (Sein). Alles andere ist Augenwischerei.

    Wo da der Konkurrenzkampf zu sehen sei, von dem Linke angeblich halluzinieren, erschließt sich mir nicht im geringsten. Es ist eben nicht das eine Problem, das gegen das andere ausgespielt wird, wie die Autorin meint (obwohl sie im selben Atemzug davon schreibt, dass beide -ismen eng miteinander verknüpft seien! wie passt das logisch zusammen?): es gibt nur ein einziges Problem, das man nicht löst, indem man an dessen Symptom "herumdoktert".

    Man mag es eindämmen, den auf die MeTwo-Beiträge reagierenden Leuten den Mund verbieten und letztlich vielleicht sogar halbwegs erfolgreich rassitische Äußerungen an die Stammtische delegieren, aber ändern wird man an der (rassistischen) Einstellung der Menschen dadurch nicht die Bohne.

    Ist es das, was MeTwo will, dass man bloß an der Oberfläche nichts mehr merkt davon? Ich glaube, kaum!

    • @849 (Profil gelöscht):

      Mal eine Ergänzung zu dem, was Sie gemeint haben und nicht zu dem, was Ihnen unterstellt wird:

      Lassen wir mal den Begriff Kapitalismus weg und benutzen den Begriff Herrschaftssystem, dessen Grundlage Fremdbestimmung und die damit verbundene Entfremdung ist. Selbst wenn man nicht studierter Soziologe oder Ökonom ist, wird schnell klar, dass Fremdbestimmung verschiedene Folgen haben kann, darunter auch Rassismus quasi als Kompensationshandlung. Die brutalste Form der Diskriminierung ist doch die Entfremdung von der Arbeit. Die Haut zum Markte tragen und einem Herrn dienen. Wir haben wahrscheinlich alle schon erlebt, wie Menschen in Betrieben von oben nach unten treten. Leider verstehen das die Verfechter der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen als Normalzustand.



      Selbstverständlich führen Fremdbestimmung und Entfremdung nicht automatisch zu Rassismus. Aber höchstwahrscheinlich stets zu einer oder mehreren Formen der Diskriminierung, die unzählige Facetten haben kann, die je nach sozialer Stellung mehr oder weniger erlebt oder gelebt werden.

      Ich kenne kein Land, wo die Zivilisation schon eine Stufe erreicht hat, die Entfremdung und Fremdbestimmung größtenteils "überflüssig" gemacht hat. Kommunismus im Marx'schen Sinne hat es noch nirgendwo gegeben, wenn es auch Versuche gegeben hat, eine klassenlose Gesellschaft zu erreichen.

      Die Moralkeule gegen Diskriminierung ist ein wirkungsloses Mittel, solange sie sich nicht auch gegen die Strukturen wendet, die Diskriminierung quasi zur Grundlage des Herrschaftssystems macht.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @Rolf B.:

        Danke, dass Sie mich richtig interpretiert haben! :-)

      • @Rolf B.:

        'Ich kenne kein Land, wo die Zivilisation schon eine Stufe erreicht hat, die Entfremdung und Fremdbestimmung größtenteils "überflüssig" gemacht hat.'

        Als wenn einer der 'bestimmer' Interesse daran hätte. Im übrigen mag ich das nicht allein auf Länder beziehen.

    • 7G
      74450 (Profil gelöscht)
      @849 (Profil gelöscht):

      "Wer vom Rassismus reden will, darf vom Kapitalismus nicht schweigen, welcher der Motor des Rassismus ist, dessen materielle Basis (Sein). Alles andere ist Augenwischerei."

      Diese These wird nicht richtiger, nur weil sie immer wieder wiederholt wird.

      Wenn der Kapitalismus die Basis für Rassismus wäre, dürfte es in nicht-kapitalistischen Systemen keinen Rassismus geben. Das ist aber doch nachweislich der Fall. Historisch wie zeitgenössich. Auch in einem Staat wie der DDR gab es Rassismus. Auch in Venezuela gibt es Rassismus.

      • 8G
        849 (Profil gelöscht)
        @74450 (Profil gelöscht):

        Also bitte. Seien Sie doch nicht so naiv! Was haben denn Venezuela oder gar die DDR mit einem Gegenentwurf zum Kapitalismus zu tun? Gab oder gibt es dort etwa keinen Wettbewerb unter den Menschen in Bezug auf Besitz, Geld, Macht?

        Kapitalismus ist hier natürlich nur eine Chiffre für das, was in unserem System im Argen liegt und was sich über die Jahrhunderte tradiert hat, egal wie man die Wirtschaftsform nun nennt.

        Es geht darum, den Menschen eine Existenz zu ermöglichen, in der sie in einem bescheidenen Wohlstand ohne Angst vor Arbeitsverlust und Veränderungsdrang ihren Verrichtungen nachgehen können. Eine Utopie, fürwahr, aber solange wir nicht wenigstens Schritte in diese Richtung unternehmen, wird sich auch an der Abwertung und Abgrenzung gegenüber als "fremd" empfundenen Menschen nichts ändern, denn warum werden sie denn als fremd empfunden? Doch nicht, weil manche dunkler sind oder in die Moschee gehen, sondern weil sie als Bedrohung wahrgenommen werden. Die Bedrohung geht aber nicht von diesen Menschen aus, sondern von unserem Wirtschaften, das mittelbar zudem noch dazu führt, dass sie überhaupt hierherkommen.

        Es geht hier in erster Linie darum, diesen Verblendungszusammenhang zu durchschauen. Dazu ist MeToo/Two der falsche Ansatz, weil hier die Ursache im Individuum verortet wird. Dort ist sie aber nicht zu finden!

        • @849 (Profil gelöscht):

          Mit Verlaub, aber Sie haben sich gerade selbst widersprochen, Sie weichen, dem Fakt aus, dass diese Beispiele ihrer Argumentation widersprechen und ich füge noch hinzu, dass es auch Rassismus in vorkapitalistischen islamischen Gemeinden gab und gibt.

          Und sie haben es selbst gesagt: "warum werden sie denn als fremd empfunden? Doch nicht, weil manche dunkler sind oder in die Moschee gehen"



          Doch. So Leid es mir tut, aber manchmal ist Rassismus genauso unreflektiert, wenn ein Kind in der Grundschule zu mir, sagt:" Iihh, du fasst den an obwohl er schwarz ist(gemeint war mein bester Freund, dessen Vater aus Ghana kommt), der macht dich ganz dreckig!", Wenn ein Mitarbeiter, zu einem anderen schwarzen Kollegen auf dem Bau, der sich gerade die Hände wäscht sagt: "Du kannsch' so viel wasche wie dä wilsch', weißer wirsch' net!" und schallend lacht, wo liegt da denn die Bedrohung für, den der die Aussagen macht?

          Und jetzt zu ihrem Widerspruch. Sie haben selbst etwas diffus eingestanden, dass Kapitalismus für sie nur eine "Chiffre" für etwas Anderes sei, egal, wie man es nun nennt. Ich finde sie haben im Absatz darüber schon selbst die Antwort gegeben. Sie sagten selbst, in der DDR seie es um "Besitz, Geld, Macht" gegangen.



          Und genau das ist doch was die Autorin dieses Artikels, ANAMOLIE, DHIMITRY und ich versuchen ihnen zu sagen. Es geht um Besitz, Geld und Machtansprüche, Rassismus ist eben ein Gedankenkonstrukt, das versucht diese über die Herkunft zu legitimieren, Kapitalismus über die Leistung. Wenn ich das eine jedoch hinterfrage, heißt es nicht, dass ich das andere damit legitimiere. Der Rassismus muss für mich kritisiert werden, weil er auf den wissenschaftlich überholten Annahme des 18 Jahrhunderts beruht, dass der Phänotyp den Charakter bestimmen würde und der Kapitalismus, weil er auf der überholten wirtschaftlichen Annahme eines unendlichen Wachstums. So und können wir uns jetzt bitte auf beiden Seiten dem Schaden widmen, den diese Systeme verursachen?

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Sinou:

            Wenn Kinder in einem diversen Umfeld und einem liebenden Elternhaus aufwachsen, haben sie auch keine Probleme mit Menschen anderer Haut- oder Haarfarbe. Sehe ich an meinen!

            DDR und Venezuela sind kein Gegenentwurf zum Kapitalismus, insofern kommt ihnen auch keine exemplarische Stellung zu. Herrschaft, wie Rolf B. oben schreibt, ist das bessere Wort, aber es ist eben eine besondere Herrschaft gemeint, welche die Menschen eben nicht wie in einem liebenden Elternhaus langsam in die Mündigkeit entlässt, sondern diese durch Unterdrückung manigfaltiger Art in dieser Unmündigkeit hält und dadurch deren Psyche konditioniert, z.B. auf die Abwehr von vermeintlich Fremdem!

            Etwas "für sich" zu kritisieren, was "für sich" nicht existiert, ist Augenwischerei. Da beißt sich Ihre Argumentation in den Schwanz, wenn Sie denn beides irgend als voneinander abhängig sehen.

            Mir kommt diese Debatte vor wie die bei der Ernährung: da wird darüber lamentiert, dass die Leute durch Essen kränker werden, aber wenn es um die Ursachen geht, werden einzelne Aspekte herausgeholt (wie Zucker oder Kohlenhydrate), das Gesamtsystem der Zurichtung des Essenden durch die Industrie ebensowenig gesehen, wie die massive Ausbeutung der Tiere, deren einer der Mensch selbst ist. Deswegen rede ich ja auch von einem Verblendungszusammenhang.

            • @849 (Profil gelöscht):

              Dafür, dass Sie hier eine so leidenschaftliche Position bezüglich materieller Verteilungskämpfe beziehen, enthüllen sich in ihren Aussagen eine zunehmend fehlende Sachkenntnis von Rassismus und dessen Ursprüngen.

              "Wenn Kinder in einem diversen Umfeld und einem liebenden Elternhaus aufwachsen, haben sie auch keine Probleme mit Menschen anderer Haut- oder Haarfarbe. Sehe ich an meinen!"

              Ich empfehle Ihnen sich einmal mit der Biografie von Gudrun Burwitz (geb. Himmler) auseinanderzusetzen, die ist auch in einem liebenden Elternhaus aufgewachsen ist, was sie ja gerade dazu ermutigt hat, auch nach dem Untergang des 3. Reiches, das Erbe ihres Vaters (Heinrich Himmler) hochzuhalten und leidenschaftlich zu propagieren. Und genauso haben Generationen von Südstaatenfamilien in den USA, Kolonialherren, in Nord- und Zentralafrika Kinder liebevoll auf ihren Sklavenplantagen aufgezogen, während sie von einem "diversen" Umfeld umgeben waren.



              Außerdem sind auch nicht ihre Kinder, diejenigen die "Probleme" mit Rassismus haben werden, sondern meine. Ihr Kinder werden mit dem Privileg leben können, und das wünsche ich ihnen und allen Kindern auf diesem Planeten, sich entscheiden zu können, ob sie sich mit solchen Themen auseinander setzen wollen.

              Ich habe ihre Kommentare aufmerksam verfolgt, weil Sie sehr stringend argumentiert haben, aber Sie verlieren sich zunehmend in diffusen Begrifflichkeit. Anfangs, sagten Sie der Kapitalismus sei das Übel, das bekämpft werden muss, dann zählen Sie aber auf ein mal Staaten, die per Definition keine kapitalistischen sind mit dazu, und fassen sie dann in "besondere Herrschaft" zusammen , worunter ich mir nichts Vorstellen kann. Was ist es denn nun, wogegen Sie angehen wollen?

              Etwas "für sich" zu kritisieren, was "für sich" nicht existiert, ist Augenwischerei.

              Hier werden Sie etwas polemisch und ich weiß nicht, auf welchen Teil meines vorherigen Kommentars Sie das beziehen.

              • 8G
                849 (Profil gelöscht)
                @Sinou:

                Ich meine mit liebendem Elternhaus doch keine Affenliebe zu den Kindern, die mit einem derartigen Hass auf andere Äffchen und Affen einhergeht, dass sie diese massenhaft umbringt! Liebe ohne Freiheit und ohne Liebe zur ganzen Welt ist doch gar keine.

                Zum "Kapitalismus" hat Rolf B. das Passende geschrieben. Kapitalismus ist unsere "Herrschaftsform", in der Entfremdung an der Tagesordnung ist. Das war sie aber auch in der DDR und ist sie auch in Venezuela. Deshalb ist die Frage nach dem zu stellen, was an dieser Herrschaft den Rassismus strukturell begünstigt bzw. was zu tun wäre, um die Bedingungen der Möglichkeit von Rassismus zu veröden.

                Eigentlich wissen wir doch, was das sein müsste. Wohlstand für alle (Ludwig Erhard) ohne Exzesse nach oben, gesellschaftliche Teilhabe für alle, ein Klima der Angstlosigkeit und des Mutes, um die Zukunft zu prägen, statt uns immer nur von angeblichen Sachzwängen und Alternativlosigkeiten regieren zu lassen. Diese Form der Herrschaft ist aber m.E. derart eingewurzelt in den Köpfen der Menschen, dass dieser in der Regel selbst keine Veränderung wünscht. Wahrscheinlich, weil er sich ob seiner Zurichtung denkt, es könnte oder müsste sogar noch schlimmer kommen. Wie sonst ist es zu erklären, dass in einer Situation wie der heutigen die Wähler zur AfD laufen, statt zur Linken (die ich hier weiß Gott nicht als Lichtpartei hinstellen will) und dass rassistische Äußerungen zuzunehmen scheinen?

                "Etwas "für sich" zu kritisieren, was "für sich" nicht existiert, ist Augenwischerei."

                Da hatte ich etwas, was Sie schrieben, falsch gelesen. Was ich damit meinte, ist das, was Rolf B. oben schreibt: "Die Moralkeule gegen Diskriminierung ist ein wirkungsloses Mittel, solange sie sich nicht auch gegen die Strukturen wendet, die Diskriminierung quasi zur Grundlage des Herrschaftssystems macht".

                • @849 (Profil gelöscht):

                  Ja. Ich stimme Ihnen im Bezug auf die Entfremdung, die der Kapitalismus verursacht vollkommen zu. Und Ich möchte auch noch anmerken, dass ich Sie dafür respektiere, dass Sie in Ihrer Argumentation sachlich und zugewandt bleiben, was ich in den letzten Wochen auf Twitter weniger erlebt habe.

                  Wir sind ja durch die Diskussion auf die konkrete Frage gekommen in der sich unsere beiden Bestreben vereinen und die unsere Republik in den letzten Jahren umtreibt. Wieso schaffen es die Rechten gerade in großen Teilen der westlichen Welt leichter Menschen für sich zu gewinnen als die Linken?

                  Das ist ein sehr komplexes Problem, dem wir uns auf jeden Fall stellen müssen und die Zeichenzahl der Kommentarfunktion reicht sicher nicht aus, sich hinreichend damit auseinanderzusetzen. Ich versuche eine kurze Einschätzung dazu zu geben; auch wenn es jetzt wahrscheinlich ergiebiger wäre, wenn wir uns auf einen Kaffee treffen würden und es einen Mittag ausdiskutierten.



                  Ich glaube es liegt vor allem an zwei Faktoren:



                  1. Die Komplexität einer multilateral vernetzen Welt, an der viele Menschen durch die Medien auf "perverse" Art&Weise teilnehmen, die sie aber nicht hinreichend verstehen.



                  2. Ein Gefühl der Entmächtigung, von dem man sich in der eigenen Gruppe immer besonders stark betroffen fühlt.



                  Reaktionen:



                  Die Rechten reagieren darauf mit einer sehr simplen Formel. Vereinfachung von Sachverhalten und Aufwertung des Gruppengefühls; leider immer einhergehend mit der Abwertung einer anderen Gruppe.

                  Die Linken hingegen betonen eher noch die Komplexität der Sachverhalte und und versuchen in letzter Zeit durch soziale Regulative(Frauenquote, PC-Sprache etc.) gegenseitige Abwerbung zu verhindern.



                  Das Problem dabei ist, dass sich manche Gruppen dadurch noch stärker reguliert und entmächtigt fühlen und die verlockendere Rechte alternative wählen.

                  • 8G
                    849 (Profil gelöscht)
                    @Sinou:

                    Von der Komplexität der Welt wird gerne geredet, aber ist da auch was dran? Wenn man die ganzen Probleme, die wir haben, auf die Verantwortung des Einzelnen schiebt und ihm damit auch die Schuld aufbürdet, was der (rechte) Mainstream traditionell tut (sein Ideologem hierzu ist die Freiheit des Willens, an der ich ein großes Fragezeichen mache), dann ist es extrem komplex, sich von dieser Bürde als Individuum oder auch als Gruppe zu befreien. Wenn man hingegen das, was ist, als systemisch versteht, löst sich die Komplexität doch recht schnell in ein Prinzip auf, das damit beschrieben wäre, dass das Kapital sich immer neue Felder sucht und von der herrschenden Ideologie dabei immer weniger gehindert wird. Dadurch entstehen Verwerfungen, deren Ursache das verblendete Individuum sich laut Ideologie selbst zuschreiben soll und dies in der Regel auch tut. Trotz allen Aufbäumens gelingt es ihm aber nicht, sich freizuschwimmen und einen Status zu erreichen, in dem es sich sicher fühlen könnte. Die Unsicherheit bleibt und wird in der Folge nicht aufs System, sondern auf jene projiziert, die als potenzielle Wettbewerber gesehen werden.

                    Das Vereinfachen durch die Rechten ist insofern für mein Dafürhalten sehr gut nachvollziehbar. Aus der Gruppenzugehörigkeit lässt sich dann ja schnell die Nation konstruieren (in meinem Augen ein Begriff, der mit nichts Realem, aber dafür bis zum Bersten aufgepunpt ist) oder ein vermeintliches Volk (als ob die Deutschen wirklich durch Kultur, Sprache und Geschichte miteinander verbunden wären).

                    Was Sie den Linken vorhalten, nenne ich gerne den Rekurs auf Partikularinteressen. Die Frauenquote in Aufsichtsräten erringt nichts für die Emanzipation - und zudem ist Emanzipation ein Thema, das beide (alle) Geschlechter angeht. Hinter dem Fokus auf PC und Partikularismus versteckt sich m.E. genau dieselbe autoritäre Strategie wie bei den Rechten. Da man der Sache nicht Herr/Frau wird, kommt die Hysterie ins Spiel, also der Rekurs auf Zweitrangiges.

                  • @Sinou:

                    Deshalb bleibt für mich die Mammutaufgabe der Linken, komplexe Sachverhalte einfach zu vermitteln und Menschen ein Gefühl des Stolzes und der Ermächtigung im Kampf für soziale Gerechtigkeit zu geben.

                    • 8G
                      849 (Profil gelöscht)
                      @Sinou:

                      Wahrscheinlich liegt in dieser Ihrer Aussage der Dissenz, den wir haben. Ich halte gar nichts von Stolz, weil das auch nur ein Abgrenzungsmechanismus ist. Ermächtigung fände ich natürlich gut, nur frage ich mich, wie das gehen soll.

                      Da ich ja ein (widerwilliger) Vertreter der These bin, dass das Sein das Bewusstsein bestimme, suche ich immer nach Gegenbeweisen dafür, finde sie aber nirgends. Immer wird nur reagiert, statt agiert. Und was sich als Aktion anlässt bzw. sich als solche vorkommt, wird vom Sein vereinnahmt und gelähmt. Was einst als Emanzipation der Frau eingeläutet wurde, ist heute zur Attitüde verkommen. An der grundsätzlichen Problematik hat sich nichts geändert, man ist nur freier darin, seine Partner zu verlassen und "freier" darin, für den Lebensunterhalt zu zweit arbeiten zu müssen, wo früher oft einer genügte. An der Entfremdung der Arbeit und des Menschen hat der gesamte Diskurs nichts geändert, weil er das Partielle und nicht das Ganze in den Blick genommen hat.

                      Wie nimmt man das Ganze in den Blick? Ich weiß es auch nicht. Ich denke nur, dass es nichts nützt, anzuklagen und rumzujammern. Da stehen dann nur die einen Benachteiligten gegen die anderen und die wirklichen Stakeholder in dieserm Schmierentheater reiben sich die Hände. Nun sind diese Stakeholder keine Menschen (allenfalls Charaktermasken), sondern die psychische Repräsentanz des Prinzips "Teile und herrsche". Wenn die Unterprivilegierten sich gegenseitig anklagen, freut sich das System, will sagen: es bleibt alles beim alten, weil eben diese Anklage das Gegenteil der Ermächtigung ist, die allenfalls darin bestünde, einzusehen, dass wir alle in einem Boot sitzen, über das wir nicht befehlen.

        • @849 (Profil gelöscht):

          Doch, die Mensch werden als Bedrohung empfunden weil sie anders aussehen oder in die Moschee gehen.



          Oder glauben Sie Höcke, Gauland und Weigel haben Angst vor Arbeitsplatzverlust und Verlust ihres Wohlstands?



          In kenne in meiner Nachbarschaft ein Haufen bestenssituierter AfD-Wähler.



          Entfremdung und Fremdbestimmung sind vielleicht ein Katalysator für Rassismus aber die Ursache ist tief in unseren Genen verankert.



          Ich glaube auch nicht, daß es möglich ist ein Gesellschaftssystem zu errichten, daß Ihren Vorstellungen von Kommunismus nahe kommt.



          Dies würde ein Maß an Altruismus voraussetzen welches meiner Meinung nach die Natur des Menschen einfach nicht hergibt.



          Rassismus ist erst beendet wenn es als Endprodukt der Globalisierung keine Rassen mehr gibt.



          Und selbst dann werden die Menschen andere Unterschiede finden die ihnen Anlaß für Diskriminierungen bieten.

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @Suchender:

            Ich halte den Rekurs auf die Gene für eine Ausrede. Wir wissen von der Epigenetik, dass die Gene nicht wirken, wenn der Mensch in einer gewissen Umgebung aufwächst, die deren "Expression" nicht zuträglich ist. Insofern: selbst wenn wir eine genetische Disposition annähmen, ist das kein wirkliches Argument.

            "Doch, die Mensch werden als Bedrohung empfunden weil sie anders aussehen oder in die Moschee gehen."

            Ganz bestimmt nicht. Die werden von psychisch normalen Menschen nur als Bedrohung empfunden, wenn sie auch wirklich bedrohen. Was bitte muss es einen gesunden und in einem gesichertem und bescheidenen Wohlstand lebenden Menschen kümmern, wenn anders aussehende Menschen in eine Moschee gehen - und er in die Kirche oder in den Wald? Nichts!

            Diese Menschen werden erst zur Bedrohung, wenn sie dem Sichbedrohtfühlenden etwas streitig machen. Und genau dort gerät die individuelle Dimension zu einer der Herrschaft.

          • @Suchender:

            Es gibt keine rassen.



            und Rassismus liegt nicht in den Genen.

            Der Mensch möchte sich seine Bedürfnisse erfüllen. Dafür ist er bereit und in der Lage, zu kooperieren. Es macht Menschen, btw. Unfassbar glücklich, wenn sie erfolgreich kooperieren.



            Angst säht Mißtrauen und verhindert Kooperation...

        • @849 (Profil gelöscht):

          Ah, wo wir erst einmal nach Ansätzen suchen, um die Ungerechtigkeit zu überwinden, sollen Migranten doch solange die Füße stillhalten. Nein, eine Debatte nimmt doch der anderen nicht den Wind aus den Segeln. Ich habe das Gefühl, zum Thema #MeTwo fährt ein Elefant bei einer Maus gerade Trittbrett, auch wenn er noch 100 km Weg hat, um an Futter zu kommen.

          • 8G
            849 (Profil gelöscht)
            @lions:

            Das ist und war nicht mein Thema, aber ja: ich halte es für unsinnig und kontraproduktiv, sich gegenseitig mit Anklagen zu überziehen und das ganze dazu auch für reinen Aktionismus, der allenfalls ein Gefühl der Erleichterung bei jenen erzeugen mag, die sich äußern.

            Ansätze, Ungerechtigkeit zu überwinden, gibt es ja wohl genug. Nur: sie werden nicht umgesetzt, weil sie nicht gewollt sind und die Leute eher einen AfD-Kanzler wählen würden, als eine linke Alternative, die das generelle Problem wenigstens ansatzweise thematisiert.

            • @849 (Profil gelöscht):

              Ich bin keine Gegenseite, sondern ich engagiere mich beiderseitig, weiß aber beide Themen an der richtigen Stelle zu trennen; Ich bin nicht dafür, das eine mit dem anderen zu überschatten, auch wenn evtl Kausalität bzw Korellation besteht.

              • 8G
                849 (Profil gelöscht)
                @lions:

                Dass es die richtige Stelle ist, darüber haben wir dann halt einen Dissenz.

  • Ich danke Ihnen und der Redaktion für diese Gegendarstellung und das zudemso zeitnah. Und ich würde dem Artikel gerne noch etwas hinzufügen. Ich finde, die Kommentare die hier unter diesem Artikel und unter dem vorausgegangen von Herrn Wimalasena lese teilweise erschrecken, weil die Aussage dass der Kampf gegen den Rassismus den Klassenkampf verschleiern oder ihm gar entgegen stehen würde für zu einer Erschreckendem Ergebnis führt: das würde heißen, dass wir nur, das eine ohne das andere haben können, also, haben wir entweder, eine, in der Ethnien ohne Diskriminierung in allen Schichten vertreten sind, aber immer noch komplette Ungleichheit was die materiellen Güter betrifft (wie es Hessebub in seinem Kommentar zitiert) oder im Umkehrschluss eine, in der völlige Egalität herrscht, was die Güter betrifft, die aber dann eben rassistisch bleiben muss.

    • @Sinou:

      Das Ergebnis ist erschreckend.

      Wenn Angehörige der privilegierten Oberschicht unhinterfragt sich als Opfer der Gesellschaft generieren können, ist das erschreckend.

      Den Klassenkampf werden solche Leute, die es im Kapitalismus "geschafft haben", mit Sicherheit nicht voran bringen.

      Herr Wimalasena übte jedoch Kritik an der Art, wer wie den Diskurs führt. Ihr "Entweder-Oder" ist nicht zwangsläufig gegeben.

      • @rero:

        Verzeihung, aber uns jetzt sogar der "Oberschicht" zuzuordnen ist eine Behauptung, die jeglicher Empirie entbehrt. Der Großteil, der Menschen, die unter #metwo posten, machen das anonym, ohne jegliche Auskunft über ihre Einkommensverhältnisse. Ich selbst habe mich bei Twitter, vor zwei Wochen überhaupt erst angemeldet, einzig aus dem Grund an der Aktion teilzunehmen. Also bin ich schon mal von der Statistik, die Herr Wimalasena aufführt nicht berücksichtigt und ich weiß, viele es mir gleich getan haben. Außerdem sage ich es noch mal, ich verdiene den Mindestlohn, was veranlasst Sie also mich zu den Privilegierten zu zählen, die es im Kapitalismus " geschafft haben"? Außerdem würde mich interessieren was Sie mit umhinterfragt meinen? Wir werden doch von allen Seiten seit beginn der Aktion hinterfragt, was legitim und richtig ist, und ich stehe Ihnen gerne für Fragen bereit, die Sie im bisher Diskurs noch nicht gefunden haben. Aber ich sage es noch mal, eine Aktion in einer Zeitung zu diskreditieren, weil deren Initiatoren angeblich zu gebildet sind oder eben nicht zu den Ärmsten der Gesellschaft gehören: "Fast zwei Drittel der deutschen Twitter-Nutzer hatte laut einer Umfrage 2017 Abitur oder sogar studiert. Ein großer Teil ist in der Medienbranche, der Politik oder im PR-Bereich tätig und besitzt bereits aus diesem Grunde eine hohe öffentliche Artikulationsfähigkeit." entbehrt für mich nicht einer gewissen Ironie. Denn was würde das denn über den Wahrheitsgehalt aller Printmedien aussagen, denn ich gehe davon aus, dass die Zahl der Abiturienten, auch in dieser Zeitung statistisch höre ist, als die, der Twitter User. Demokratie ist eine Staatsform, die auf Repräsentanten basiert und wenn ich meine Erfahrungen mit Rausmuss auf Twitter teile, tue ich das auch an Stelle, derer, die dazu nicht in der Lage sind.

        • @Sinou:

          Sie schmeißen da einige Sachen durcheinander.



          Fangen wir mal hinten an.



          Den Wahrheitsgehalt der Schilderungen über den erlebten Rassismus stellt niemand in Frage. Es wird allerdings darüber diskutiert, wer den Vorteil davon hat, diese Diskussion über den Kampf für gerechte Verteilung zu stellen. Kritisiert wird nur die Öffentlichkeit, die das Thema zusätzlich in den Vordergrund bringt. Und da muss ich schon sagen, dass ein großer Teil der Presse, die auf Anzeigen des Kapitals angewiesen sind, tatsächlich Themen Präferenzen einrichten, die der Verteilungsfrage nicht dienlich sind.

          Desweiteren ist der oben konstruierte Gegensatz von materiell egalitär und nur rassismusfreier Gesellschaft nicht haltbar. Eine materiell egalitäre Gesellschaft hätte durch die ausreichend und gerecht verteilten Bildungsresourcen keinen Rassismus mehr in dieser Form. Es würden sicherlich auch weiterhin unangenehme Aspekte auftreten, die bekämpft werden müssten, aber durch gerechte Verteilung wären auch die Mittel da, bei diesem Punkte anzusetzen. Die jetzige Kampagne erreicht wieder nur die Twitter-User und verbleibt in deren sozialen Verbänden. Das rassistische Arbeiterkind oder den zugewanderten Asylbewerber erreicht diese Form des Berichtens nicht und er bekommt in dieser Gesellschaftsform auch keine Möglichkeit, sein Verhalten und seine Auffassungen zu ändern. Für das dazu notwendige soziale und pädagogische Personal hat der Kapitalismus kein Geld.

          • @Age Krüger:

            Ich glaube Sie haben uns missverstanden. Ich habe keinen Post gelesen, noch ein Kommentar auf dieser Seite in dem einer von uns die Aussage getätigt hat, dass wir "diese Diskussion ÜBER die gerechte Verteilung (...) stellen". Das ist eine Behauptung, der Kommentatoren dieser Seite und des vorausgegangenen Artikels von Herrn Wimalasena.



            Und diese beruht für mich auf der falschen Annahme, das Rassimus und materielle Verteilungskämpfe zwei verschiedene Dinge wären. Das sind sie aber nicht, und ich wiederhole mich hier; Rassismus ist ein Verteilungskampf oder (Herrschaftssystem wie es Antalaya gerne nennen würde). Nur dass er sich im Gegensatz zum Kapitalismus, nicht des Kriteriums der Leistung bedient, sondern der Herkunft. Und diese beiden können sich durchaus überlagern und ergänzen. Deswegen stelle ich nicht, das eine, über das andere, wenn ich es kritisiere. Also führen wir mit #metwo gerade eine Diskussion über Verteilung in unserem Staat. Und der Grund, warum Sie und Antalaya ihn nicht als solchen sehen wollen, ist vielleicht weil seine Ausschlusskriterien Ihnen noch nie zum Nachteil gereicht haben und deswegen für Sie unsichtbar bleiben.



            Und wenn wir uns auf diesen Punkt einigen können, dann verstehen Sie vielleicht auch warum ich mich dagegen wehre, dass diese Kampagne als narzisstische Selbstbeschäftigungstherapie für privilegierte Medienmenschen abgetan wird. Denn der Kanon der Begeisterung den der Artikel von Herrn Wimalasena in den Kommentaren ausgelöst hat, scheint mir, in seinem gesamten Ton, nicht der Aufbruchsstimmung einer neuen engagierten Linken zu entsprechen, sondern der Argumentationslogik von Identitäten zu folgen, die mit gegenseitigen Aushebeln von Emanzipationsbestreben in letzter Zeit sehr erfolgreich sind.



            Anmerkung:



            Ihre Aussage, dass diese Kampagne nur die Twitter-User erreicht, ist in den letzten zwei Wochen durch die mediale Aufmerksamkeit zigfach in Zeitungen und Radio widerlegt worden.

  • "Woher der Drang kommt, das eine Problem gegen das andere auszuspielen, kann ich mir nicht erklären. Zumal jenen, die so argumentieren, klar sein dürfte, dass beide -ismen eng miteinander verknüpft sind."

    Eben, Frau Aydemir. Wie Walter Benn Michaels in The Trouble with Diversity argumentiert (kennen Sie ja als Amerikanistin bestimmt) ist der Identitätsdiksurs für Klassen-Privilegierte in den USA eine Strategie um nicht über ökonomische Ungleichheit reden zu müssen und sich trotzdem progressiv geben zu können, ohne das entscheidene eigene Vorteile der akademischen Klasse thematisiert werden müssten:



    "In the neoliberal utopia that the Obama campaign embodies, blacks would be 13.2 per cent of the (numerous) poor and 13.2 per cent of the (far fewer) rich; women would be 50.3 per cent of both. For neoliberals, what makes this a utopia is that discrimination would play no role in administering the inequality; what makes the utopia neoliberal is that the inequality would remain intact.

    Worse: it is not just that the inequality remains intact but also—since it is no longer produced by discrimination—that it gets legitimated. Apparently American liberals feel a lot better about a world in which the top 20 per cent are getting richer at the expense of everyone else, as long as that top 20 per cent includes a proportionate number of women and African-Americans."



    newleftreview.org/...-against-diversity

    • @hessebub:

      Danke für den Hinweis auf Michaels. Ich persönlich würde das aber eher so interpretieren, dass natürlich Rassismus vorhanden ist und die Menschen, die darunter leider, sich schon zu Recht äußern, aber eben dieser Diskurs sofort vom Kapital vereinnahmt wird und erst durch das Hochpuschen in der Öffentlichkeit eine Eigenständigkeit erzeugt, die vom Problem der Ungleichheit der materiellen Möglichkeiten ablenkt.



      Irgendwer hat dies auch mal anhand der neuen Frauenbewegung nachgewiesen, dass auch dort solche Vereinahmungen durchgeführt wurden.

  • 9G
    97546 (Profil gelöscht)

    Glücklicherweise benutze ich nicht Twitter. Das ist eine Scheinwelt schlimmer als Facebook. Und der Spiegel wird innerhalb der Twitter-Gemeinde vorgehalten. Das hat mit der gesellschaftlichen Realität nichts zu tun.



    Und wer Wagenknecht so absichtlich missverstehen will, die ist nicht mehr ernst zu nehmen

  • 9G
    99337 (Profil gelöscht)

    "Woher der Drang kommt, das eine Problem gegen das andere auszuspielen, kann ich mir nicht erklären."

    Ich möchte lösen: Ausgespielt wird nicht selten von Journalisten, die bezüglich Minderheiten die (für alle gleichermaßen wichtige) soziale Frage entweder völlig ausbleden oder aber, wie auch viele Politiker, diese oftmals sehr konkret und verstärkt an bestimmten Minderheiten festmachen. Oder polemisch ausgedrückt: Horst und Helga mit Hauptschulabschluss und Alkoholproblem in Medien finden in Medien nicht statt, sondern überwiegend alleinerziehende Frauen mit Ärger beim Jobcenter oder aber (und damit meine ich die Autorin selbst) als Wohnungssuchende, die von einem Markler umworben wird, wie es sich manch Arbeitsloser mit Schufa-Eintrag nur wünschen kann.



    Auch wenn das die Chance drastisch erhöht, dass der Kommentar nicht veröffentlich wird: Es könnte auch daran liegen, dass ausländische Gewalttäter in der taz einen "Trauma-Bonus" bekommen, psychisch kranken "Biodeutsche" aber vorschnell in die rechtsradikale Ecke geschoben werden - und ja, das kann ich anhand von taz-Artikeln belegen und das mit einem Artikel der Autorin.



    Und wenn man in der Unterschicht als LBGQ noch froh sein darf, nicht beleidigt oder geschlagen zu werden und die taz politisch nicht mehr aktuelle Begriffe einer in einem Schnösel-Hochglanzmagazin thematisierten millionenschweren Transfrau diskutiert, schafft auch das für Unterpriviligierte wenig Raum für Solidarität mit Transmenschen .

    "Zumal jenen, die so argumentieren, klar sein dürfte, dass beide -ismen eng miteinander verknüpft sind."

    Nee, denn wer nie eine Uni besucht hat oder sich in linken Filterblasen aufhält, bekommt wenig davon mit. Genau genommen treibe ich mich in linken Filterblasen herum und bekomme dennoch wenig davon mit.

    Wäre ich die Autorin, könnte ich auch sagen: "Der Vibe, die Haltung, der Blick. Das spürt man einfach." Aber das wäre mir zu platt...

    • @99337 (Profil gelöscht):

      Größtenteils korrekt, allerdings auch hier gilt zu berücksichtigen, dass auch dem Allochthonen ohne Differenzierungsmöglichkeiten es nicht besser geht. Dessen Suchtprobleme oder dessen Probleme mit ungeklärten sexuellen Identitäten sind in seiner Umgebung nicht geringer wie die des Autochthonen.

      Dass sich kaum jemand aus den Schichten mit geringerer Bildung, unabhängig eines Migrationshintergrundes oder nicht, dazu äußert, wird nicht thematisiert.

  • So beschrieb die Linken-Fraktionsvorsitzende Sahra Wagenknecht kurz vor #MeTwo in einem Artikel für die Welt Antirassismus und Minderheitenschutz als „Wohlfühl-Labels, um rüde Umverteilung von unten nach oben zu kaschieren“.

    und wieder aus dem zusammenhang gerissen.

    • @nutzer:

      Hört sich aber auch "aus dem Zusammenhang gerissen" vollkommen korrekt an.

  • Naja, so pseudo-weltoffen finde ich die Gesellschaft gar nicht. Ein Teil der Kritik in MeTwo scheint mir einfach aus dem Verdruss zu kommen, dass die Gesellschaft nicht die eigenen (migrantischen) Werte am höchsten hält und fördert, sondern andere Werte. Das ist natürlich nicht schön, aber erstmal nicht rassistisch. Das ist eigentlich ziemlich symmetrisch. Ein großer Teil der Probleme kommt daher, weil viele Migranten nicht einfach deutsche Werte, Kultur, Namen, Geschichte etc. übernehmen wollen. Man findet es dann ungerecht, dass nicht die eigenen Werte, Kultur, Namen etc. höher im Kurs stehen. Das ist zwar offensichtlich ein Problem, aber beide Parteien müssten sich doch gegenseitig auch gut verstehen können, weil man ganz symmetrische Vorwürfe an die jeweils andere Partei hat. Auch sollte man nicht ganz vergessen, dass diese im Ansatz symmetrische Debatte nicht ganz auf symmetrischem, d.h. neutralem Grund stattfindet. Die eine Partei steht nun mal für das System, in das die andere einwandert. Das kann man in Zukunft ändern und alle Gruppen als gleich erklären, aber dass es sich historisch nicht so entwickelt hat, kann man auch nicht einfach vollkommen ignorieren.

    • @Markus Michaelis:

      deutsche Werte, Kultur, Namen, Geschichte etc. übernehmen wollen.

      Was genau sollen 'deutsche Werte' sein?



      solange sich Menschen innerhalb des gg bewegen, sind mir Werte, Kultur, Namen und Geschichte (egal ob migrant oder nicht) zunächst einmal egal.

    • 9G
      90634 (Profil gelöscht)
      @Markus Michaelis:

      "Das kann man in Zukunft ändern und alle Gruppen als gleich erklären, aber dass es sich historisch nicht so entwickelt hat, kann man auch nicht einfach vollkommen ignorieren."



      Da liegt nämlich der Hund begraben. Innerhalb elitärer akademischer Zirkel kann man sich in seinen selbstgewählten Grüppchen ganz wunderbar durch Diskussionen über Anstand und Gerechtigkeit darauf einigen, was man z.B. ab sofort nicht mehr sagen darf und wie man sich sonst am besten auf dieser Welt verhält. Was diese Menschen aber nicht verstehen, ist, dass die Welt dort draußen dadurch eben nicht automatisch auch so funktioniert, und diese angebliche Borniertheit macht sie wütend und arrogant gegenüber dem "dummen Pöbel". Am Ende isolieren sie sich immer mehr weil immer weniger Leute folgen können und es gewinnt dabei keiner.

    • @Markus Michaelis:

      Ich glaube, dass auch dieser Antagonismus ein konstruierter ist, den Sie hier aufmachen. Und zwar, indem sie von vornherein eine Trennlinie ziehen, zwischen Migranten und Deutschen und das ist eben, genau dass wogegen ich protestiere. Ich bin jemand, der unter #metwo gepostet hat, ich bin in Deutschland geboren und aufgewachsen, ich habe studiert und war keinen einzigen Tag arbeitslos und ich habe Vorfahren mit Migrationshintergrund, den man mir ansieht. Und das bekomme ich als herausragendstes Merkmal trotz aldem, was ich in meinem Leben geschafft, seit dreißig Jahren in ununterbrochenen Kaskaden zu spüren. Ich wurde bevormundet, zurechtgewiesen, beleidigt und ganz offen bedroht. Und meine Forderung ist die, ich will nach Artikel eins des Grundgesetzes geachtet, werden wie wir ihn aus Kants Philosophie abgeleitet haben. Und ich erwarte darüber hinaus, dass ich als Mensche für meine Verhalten und nicht nach dem Melaningehalt in meinen Genen bewertet werde. Ist, das jetzt einer, dieser „migrantischen“ Werte, die ich angeblich über die deutschen halte? Und dann ist meine Frage, was sind dann die deutschen Werte, wenn sie diesen widersprechen?

  • "...dann tun wir das auch im Namen unserer seit Jahrzehnten putzenden und am Band schuftenden Großeltern und Eltern und Geschwister."

    Sie schenken ihnen eine Debatte und wenden sich medial und politisch gegen jene, die ihnen vielleicht paar Euro die Stunde mehr schenken könnten...



    Fragen Sie mal nach, was besser wäre.

    • @agerwiese:

      ?



      Die feudalgesellschaft ist aber schon länger passé... Auch wenn sie sich wieder anschleicht.