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Kolumne LiebeserklärungFrieden schaffen ohne Betten

Heiko Werning
Kolumne
von Heiko Werning

Airbnb streicht Unterkünfte im Westjordanland aus dem Angebot. Und liefert eine Begründung, die der Anfang von etwas Großem sein könnte.

Nicht bei Airbnb gelistet: Reihenhäuser in einer israelischen Siedlung im Westjordanland Foto: dpa

D er Online-Wohnungsvermittler Airbnb löst endlich die Probleme der Welt. Künftig will er keine Wohnungen mehr in den von Israel besetzten Gebieten im Westjordanland vermitteln. Die israelischen Siedlungen dort seien „der Kern der Auseinandersetzung zwischen Israelis und Palästinensern“. Gut, das zu klären, denn die ein oder andere verwirrte Seele war ja bislang der Ansicht, der Kern der Auseinandersetzung sei womöglich, dass die Palästinenser das Existenzrecht Israels nicht anerkennen.

Schlaft also nicht beim Juden, zumal es dort draußen ja ohnehin dauernd so unschön rumpelt und donnert, weil manche Palästinenser diese Auseinandersetzung traditionell gerne mit Raketen oder Selbstmordattentätern führen – was nicht gut ist für eine entspannte Nachtruhe, da hat Airbnb auch eine gewisse Verantwortung für seine Kunden.

Airbnb beruft sich auf „viele in der globalen Gemeinschaft“, die meinen, „dass Firmen nicht auf Land Profit machen sollten, von dem Menschen vertrieben worden sind“. Eine sehr schöne Idee, die Airbnb hoffentlich konsequent weiterverfolgen wird. Das Westjordanland kann nur ein Anfang sein!

Viel mehr Profit macht Airbnb nämlich zum Beispiel in deutschen Städten, und zwar ebenfalls auf Land, von dem zuvor Menschen vertrieben wurden. Sogar gleich zweimal: Zuerst die Juden, die nach ihrer Deportation oder Flucht (die sie, aufgepasst!, manchmal sogar nach Israel verschlagen hat) so manche spätere hippe Ferienwohnung hinterlassen haben.

Und ganz aktuell die Einwohner ebenjener Städte, die keinen Wohnraum mehr finden, weil in jedem gottverdammten Flur längst schon ein paar Airbnb-Couchsurfer herumlümmeln, sodass für uncoole Einheimische, die aus irgendwelchen Gründen nicht pro Nacht und Bett zahlen wollen, leider kein Platz mehr ist. Jedenfalls glauben viele in der globalen Gemeinschaft, dass Airbnb in europäischen Innenstädten der Kern der Auseinandersetzung zwischen Touristen und Einheimischen ist. Werden die Wohnungen dort auch ausgelistet, könnte bald wieder sozialer Frieden herrschen.

Die Touristen könnten ja nach Gaza ausweichen. In dem freundlichen Hamas-Streifen vermittelt Airbnb auch weiterhin sehr gerne Unterkünfte.

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Heiko Werning
Autor
Heiko Werning ist Reptilienforscher aus Berufung, Froschbeschützer aus Notwendigkeit, Schriftsteller aus Gründen und Liedermacher aus Leidenschaft. Er studierte Technischen Umweltschutz und Geographie an der TU Berlin. Er tritt sonntags bei der Berliner „Reformbühne Heim & Welt“ und donnerstags bei den Weddinger „Brauseboys“ auf und schreibt regelmäßig für Taz und Titanic. Letzte Buchveröffentlichung: „Vom Wedding verweht“ (Edition Tiamat).
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3 Kommentare

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  • Lieber Autor, kann ja wohl nicht sein, dass auf illegal "erworbenem" Land auch noch Unterkünfte vermietet werden sollen.



    Richtige Entscheidung von Airbnb.

  • Eine sehr einfach gestrickte und schwache Replique von Heiko Werning auf die Stellungnahme von Airbnb zur Problematik von Siedlerunterkünften im besetzen Westjordanland. Der "Kern der Auseinandersetzung" in Palästina ist und bleibt nun mal die Vertreibung der Palästinenser und nicht die daraus resultierende Nicht-Anerkennung des Staates Israel durch die Vertriebnen. Ursache und Wirkung nicht durcheinanderwerfen!

  • aha.



    ein erweiterter Posener.



    und dem fiel auch nix gescheiteres ein als mal wieder antisemit! zu schreien.