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Kolumne Geht´s noch?Nicht spritzen, nicht atmen

Anja Maier
Kolumne
von Anja Maier

Mieter sind nur noch Verwohner. Immer öfter versuchen Vermieter in privateste Abläufe und Gewohnheiten einzugreifen. Diesmal: aufm Klo.

Wer braucht schon Marmor? Baumarktfliesen gibt es für 5,50 Euro pro Quadratmeter Bild: dpa

P inkeln im Stehen – von mir aus. Pisseflecken auf dem Marmorfußboden – auf gar keinen Fall. So in etwa darf man die Klage verstehen, die ein Düsseldorfer Vermieter angestrengt hatte. Weil der Mieter (man darf hier von einem männlichen ausgehen) mit seinen Urinspritzern den sauteuren Marmorboden im Bad befleckt hatte, wollte der Immobilienbesitzer (möglicherweise aber auch eine Besitzerin) 2.000 Euro von der Kaution einbehalten.

Das Gericht sah das anders. Stehpinkeln gehöre zum vertragsgemäßen Gebrauch einer Mietwohnung, befand der Richter. Dass die Urinspritzer den Schaden verursacht hätten, sei nachvollziehbar und glaubwürdig. Das helfe dem Vermieter aber nicht.

Zum Glück. Denn machen wir uns nichts vor – die Sache mit dem Stehpinkeln in privaten marmorierten Bäderlandschaften wäre gedanklich ausbaubar. Was sollte den Vermieter eines topgepflegten Reihenhaus in, sagen wir, Bad Oyenhausen künftig davon abhalten, seine olivgrünen Strukturfliesen aus den Siebzigerjahren vertraglich gegen Zahnpastaspritzer abzusichern?

Und erst all die schönen Einbauküchen. Eine naheliegende Idee wäre, Mietern künftig das Steakbraten zu untersagen. Immerhin könnte die Furnierverkleidung leiden. Oder Mieter würden verpflichtet, nur noch zusammengekrümmt zu duschen. Schließlich möchte man vermeiden, dass Duschvorhänge oder -trennwände mit Dübeln oder Schlimmerem in der Badezimmerwand befestigt werden.

Nicht spritzen. Nicht rauchen

Der Versuch, qua Besitzstand in privateste Abläufe und Gewohnheiten vorzudringen, ist eine sich unangenehm verbreitende Unsitte unserer Tage. Nicht spritzen. Nicht rauchen. Demnächst: Nicht mehr atmen. Und wenn doch, dann nur zu vertraglich festgelegten Zeiten.

Leuten wie dem erbosten Vermieter kann man nur raten, nicht ausgerechnet Marmor zu verlegen, wenn er nicht möchte, dass dort Menschen leben. Außerdem ist das Zeug unnötig teuer. Schöne, wenngleich trostlose Baumarktfliesen gibt’s bei Bauhaus schon für 5,50 Euro pro Quadratmeter.

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Anja Maier
Korrespondentin Parlamentsbüro
1965, ist taz-Parlamentsredakteurin. Sie berichtet vor allem über die Unionsparteien und die Bundeskanzlerin.
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18 Kommentare

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  • Die Chemiker unter den Lesern werden wissen, wie lange die Pisse einwirken muss, bis sie den Marmor angreift. Ich will gar nicht darüber nachdenken, wie es in diesem Bad gestunken haben muss.

    • @Joachim Herbert:

      Die Chemiker unter den Lesern wissen, dass Marmor über längere Zeit von jeglicher Feuchtigkeit angegriffen wird. Ihre Assoziation ist reine Spekulation.

    • @Joachim Herbert:

      korrekt - das hat sich der Amtsrichter auch erspart - ich mein das Nachdenken wie gestunken -

      er hat den Hahn halt schon vorher

      - bestimmungsgemäßer Gebrauch -

      abgedreht -

       

      Küppi hat ja schon auf die freischwebende Phantasie bei Vermietern hingewiesen;

       

      ansonsten fällt mir nur der ein:

      ……der Nächste könnte barfuß sein!"

  • na - lost in translation? 2,0

     

    Hübsch - die armen Vermieter

    &ihre Radaddelchen

    &leben vom Zusetzen

     

    Das Gericht sah das anders. Stehpinkeln gehöre zum vertragsgemäßen Gebrauch einer Mietwohnung, befand der Richter. Dass die Urinspritzer den Schaden verursacht hätten, sei nachvollziehbar und glaubwürdig. Das helfe dem Vermieter aber nicht.

     

    Da - liegt die Latte

    qua Mietvertragsrecht!

    &das nachträgliche Abkassieren via Renovieren bei Auszug hat der BGH mit eben der Begründung auch kassiert - schnüff schnüff -

    ja - "lustig ist das Vermieterleben fariafariho…"

     

    Ps: Danke für Ihren Kommentar. Er wartet auf Freischaltung. Bitte haben Sie Geduld und senden Sie ihn nicht mehrfach ab. - ok -

     

    mit F.K.Waechter - NÖ WIESO!

     

    Ps wg Umfrage -

    Rebleken für junge Jurastudenten

    eine Aussage, eine Angabe ist -

    glaubhaft - oder auch nicht;

    glaubwürdig - allenfalls der Vermieter -

    ma waaset nich - wie der Rheinländer -

    säht - konnte also dahinstehen.

  • Ps wg Umfrage -

    Rebleken für junge Jurastudenten

    eine Aussage, eine Angabe ist -

    glaubhaft - oder auch nicht;

    glaubwürdig - allenfalls der Vermieter -

    ma waaset nich - wie der Rheinländer -

    säht - konnte also dahinstehen.

  • Typisch deutsch! Aber es geht ja um den Profit. Der Vermieter ist ja bei pinkelnden Mietern gezwungen, Arbeitsplätze abzubauen und deshalb kann nur die Vorratsdatenspeicherung Klarheit in das Dunkel des nicht vertragsgemäßen Gebrauchs einer Mietwohnung bringen.

     

    Die Litaneien der Vermieter sind genau so primitiv wie das Geseire der Krämer, weil die Kunden bei der Konkurrenz kaufen. Nur mit dem Unterschied, dass bezahlbare Wohnungen knapp werden. Der Wohnungsmarkt ist zum Renditeobjekt mutiert, was mit "Gentrifizierung" umschrieben oder historisch als "Wowereit"-Syndrom bewertet werden wird.

     

    Hier zeigt sich die moralische Verkommenheit dieser Spezies Vermieter, die jammernd heimlich dafür sorgen, dass sie ihre Zinsgewinne nun nicht mehr bei den Banken erzielen. Sie profitieren von dem Verdrängungswettbewerb auf dem Wohnungsmarkt.

     

    Wenn gar nichts mehr hilft, dann müssen die durch die Systempresse und CDU/CSU/SPD herbeigeredeten Mietnomaden wieder herhalten. Die Haus- und Grundbesitzer wollen das Prinzip: "Deutsche Bahn AG" verwirklichen. Das lautet: "Fahrkarte kaufen, Schnauze halten und auf die Bahnfahrt verzichten."

  • Hübsch - die armen Vermieter

    &ihre Radaddelchen

    &leben vom Zusetzen

     

    Das Gericht sah das anders. Stehpinkeln gehöre zum vertragsgemäßen Gebrauch einer Mietwohnung, befand der Richter. Dass die Urinspritzer den Schaden verursacht hätten, sei nachvollziehbar und glaubwürdig. Das helfe dem Vermieter aber nicht.

     

    Da - liegt die Latte

    qua Mietvertragsrecht!

    &das nachträgliche Abkassieren via Renovieren bei Auszug hat der BGH mit eben der Begründung auch kassiert - schnüff schnüff -

    ja - "lustig ist das Vermieterleben fariafariho…"

     

    Ps: Danke für Ihren Kommentar. Er wartet auf Freischaltung. Bitte haben Sie Geduld und senden Sie ihn nicht mehrfach ab. - ok -

     

    mit F.K.Waechter - NÖ WIESO!

  • Der BGH hat aber auch gesagt, im Falle daß der Vermieter auf die besondere Empfindlichkeit hinweist, der Mieter zur Sorgfalt angehalten ist und ggf. haftet.

  • Wikipedia entnehme ich:

    "Aufgrund ihrer Säureempfindlichkeit (Essig, Wein, Zitrusfrüchte und starke Reinigungsmittel) sind unbehandelte Marmore nicht zur Verwendung in Küchen bzw. als Küchenarbeitsplatten zu empfehlen. Es kann zur Fleckenbildung kommen."

    und

    "Der pH-Wert des Urins liegt bei normaler Ernährung zwischen 4,6 und 7,5, also eher im sauren Bereich. Eine einzelne pH-Wert-Messung des Urins hat aber nur eine bedingte Aussagekraft, da der pH-Wert täglichen starken Schwankungen unterworfen ist. Eiweißreiche Ernährung verschiebt den pH-Wert in Richtung sauer, während Gemüse eine Verschiebung ins basische Milieu verursacht."

    Danach war der stehpinkelnde Mieter wohl kein Vegetarier.

  • Wie wäre es denn, wenn der Mieter machen kann, was er mag, und wenn er dabei etwas dauerhaft beschädigt, muss er den Schaden eben ersetzen? Oder, wenn's denn gereinigt werden kann, die Reinigungskosten? Wäre das zuviel verlangt? Aber das wäre dann ja keinen Aufreger mehr wert ...

    • @ff123:

      Ich zähle sicherlich nicht für meine vertragsmäßige Nutzung meiner Wohnung, und Pinkeln gehört da sicherlich dazu. Genau dafür zahle ich ja Miete, damit der Vermieter dann auch mal neben seinem Profit notwendige Renovierungsmaßnahmen durchführen lassen kann.

      • @Dubiosos:

        Ganz ehrlich:

        Profit als Vermieter gehört in den allermeisten Fällen zu den Märchen von gestern (jedenfalls, wenn man zu den normal anständigen Vermietern gehört).

         

        Allein schon die "normale" Renovierung einer Wohnung zur Wiedervermietung kostet meist die Kaltmiete der nächsten 2-3 Jahre. Fällt nur noch eine zusätzliche "mittlere" Erneuerungsmaßnahme an, ist meist die Kaltmiete der nächsten weiteren 5 Jahre futsch - und man kann in dieser Zeit natürlich auch keine neuen Rücklagen bilden.

         

        Mein Rat aus heutiger Sicht: Werden Sie niemals Vermieter, es sei denn, Sie erben eine Luxusimmobilie.

        • @Thomas Elias:

          Also kann ich ruhigen Gewissens meine Wohnung ordentlich bepissen und verwohnen, wenn ich 8 Jahre lang schon Miete gezahlt habe?

          • @Age Krüger:

            Machen Sie einfach, was Sie wollen.

             

            Aber in meinem Fall kann ich erst in 8 Jahren wieder damit beginnen, neue Rücklagen für Renovierungen und Reparaturen zu bilden, wenn bis dahin nichts anderes kaputt geht.

             

            Wenn Sie für eine Wohnung z.B. eine Kaltmiete von 380,00 € nehmen können Sie ja selber ausrechnen, wie viele Handwerkerstunden Sie damit bezahlen können.

            • @Thomas Elias:

              Sie sprechen da das eigentliche Problem an.

              Ich habe hier mein eigenes Häuschen, an dem ich auch keinen Cent mehr investiere. Wegen dem großen Grundstück werde ich es einigen Leutchen, die bestimmte Kommune-Gedanken haben, die ich auch in meiner Jugend habe, vermachen, wenn die in den nächsten Jahren, wenn ich mich zu verabschieden gedenke, noch an diesen Werten festhalten.

              Aber:

              Warum legt man sein Kapital in Immobilien an?

              Worin sonst? Spareinlagen geben nicht mal den Inflationsausgleich, sofern man nicht spekulativ mit Staatsanleihen von notleidenen Pleitestaaten auch noch Profit machen will. Aktien sind auch spekulativ. Und bei anhaltender Wirtschaftsschwäche imo zur Zeit nur sehr bedingt zu empfehlen. Unter anderem auch, weil wir eigentlich einen gesättigten Markt haben für diejenigen, die Knete haben. D.h. aber auch, dass Konsumieren nur noch bedingt möglich ist, wenn man Geld hat.

              Soll ich Ihnen sagen, was das sinnvollste wäre:

              Ich müsste mehr Steuern bezahlen, damit das Kapital mehr umverteilt wird. Wir verzichten auf 6% Wirtschaftswachstum, weil wir uns mit HartzIVlern und Niedrigverdienern eine Schicht leisten, die nicht genug konsumieren kann.

              Und ich verbrauche einfach mein Vermögen, was ich noch habe bescheiden zu Ende, weil ich in meinem Alter eh keine gescheite Arbeit mehr finden würde. Würde mehr gekauft werden, dann würden sich Investitionen auch wieder lohnen. Dann hätten auch die ärmeren Schichten zum Beispiel das Geld, eine Wohnung instand setzen zu können.

              Ich glaube, der Hartz-Satz sieht 15 Euro im Monat dafür vor. Bezahlen Sie davon mal einen Handwerker.

        • @Thomas Elias:

          Arme Vermieter....mir kommen gleich die Tränen.....

          • @Willi:

            ..spätestens, wenn Sie einmal ein kleines Häuschen oder eine Wohnung vermieten. Das kann ich Ihnen garantieren ;-)

            • @Thomas Elias:

              Geben sie einfa auf und insolwenz anmelden,wer leisten kan der bestht wer nicht hat pesch gehabt.