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Kolumne Dumme weiße MännerDer Babysitter mit den glatten Haaren

Viele weiße Männer sind sich unsicher, ob sie weiße Männer sind. Dabei sind die Diskriminierungen, die sie erleben, alltäglich.

Ist das ein weißer Mann? Foto: aquila_KL / photocase.com

1 . Wenn Leute dich mit deinem schwarzen Kind sehen, denken sie, du seiest der Babysitter.

2. Wenn du dich vorstellst, fragen dich Leute, wo dein Name herkommt.

3. Beim Einstellungsgespräch wirst du immer nach einem Nachweis deiner Sprachkenntnisse und nach deiner Familienplanung gefragt.

4. Unzählige Selbsthilfebücher erklären dir, wie du Karriere und Familie vereinbaren kannst und dabei trotzdem fabelhaft aussiehst.

5. Wenn ein weißer Mann irgendwo eine Straftat begeht, fragen Talkshows wochenlang, was mit euch los ist.

6. Deine Liebhaberinnen erklären dir, es sei OK, dass du gar nicht so witzig bist, weil du ja so gutaussehend bist. Beides gehe eh nicht.

7. Deine Chefin fragt, ob du vielleicht andere weiße Männer kennst, die man einstellen könnte. Wegen Vielfalt.

8. Im Park fassen dir Fremde immer unvermittelt in deine schönen, glatten Haare und sind verwundert, dass du protestierst.

9. Du musst Flugzeuge verlassen, weil andere Passagiere es unheimlich finden, wenn du in deiner Muttersprache telefonierst.

10. Du wirst von Frauen angebaggert, die sagen, dass sie nur auf weiße Männer stehen.

11. Wenn dich Leute mit deinem Ganzkörperbadeanzug am Strand sehen, nehmen sie an, du wirst von deiner Religion/deiner Ehefrau/deiner Familie unterdrückt und du bekommst deshalb einen Strafzettel von der Polizei.

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Lalon Sander
Datenjournalist
Lalon Sander ist Datenjournalist. Sein Schwerpunkt liegt in der Aufbereitung von Datensätzen zum Klimawandel.
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18 Kommentare

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  • Auf diese Art können Männer aller Farben noch in 100 Jahren an einander vorbei reden. Und zwar so abendfüllen, dass für das Ändern einer besch... Konstellation gar keine Zeit bleibt.

     

    Mag sein, dass sich derzeit "viele weiße Männer [...] unsicher [sind], ob sie weiße Männer sind". Sie würden sonst nicht massenhaft AfD oder Trump wählen, Leute also, die ihnen nur zu gerne aus dieser Verlegenheit heraushelfen wollen - dadurch, dass sie abstrahieren.

     

    Viel zu vielen weißen Männer ist es offenbar längst nicht genug, konkret zu sein: ein Sohn also, ein Vater, ein Ehemann, ein Freund, ein Bruder ein Kollege, Bäcker, Ingenieur etc. Sie wollen MÄNNER sein, und dazu brauchen sie ein Ideal, dem sie entsprechen können. Das Ideal lassen sie sich vorgeben von Leuten, die in der Vergangenheit feststecken und für ihr Ego Abstraktionen brauchen - und unmündige Gefolgsleute, denen sie es aufschwatzen können. Von wegen: eigener Verstand und so.

     

    Das Männerbild der Unaufgeklärten stammt aus alten Büchern. Diese Bücher handeln von Blut und Boden, von Kampf und Sieg, von Ehre und von Heldenmut, vom Opfertod und von der Wiederauferstehung, vom Aufstieg und vom Fall riesiger Reiche etc. Mit der aktuellen Realität hat das alles kaum etwas zu tun. Fragt sich der Mann also, ob er noch einer ist, wenn er kein Held sein kann und auch kein Opferlamm. Und was, wenn nicht? Verschwindet er komplett, DER Mann, ganz ohne Krieg und Unterwerfungsdramen? Und wie kann es dann weiter gehen für die gesamte Menschheit und für jedes Einzelexemplar?

     

    Lalon Sander braucht den Konflikt offenbar nicht weniger dringend für sein Mannsein, als jene "dummen weißen Männer", die er kritisiert. Mir scheint, er will ganz unbedingt von seinen Lieblingsfeinden siegen lernen, nicht Amboss, sondern Hammer sein. Vielleicht kann er sich sonst ja nicht als Mann begreifen, der arme Kerl. Kann ihm mal bitte jemand helfen?

  • Auch wenn das ein Geheul ist an dem ich mich gar nicht beteiligen will: Ist das Gerede und Lamentieren über 'weiße Männer' nicht einfach nur Rassismus + Sexismus? Schließlich suchen sich auch 'weiße Männer' weder ihr Geschlecht noch ihre Hautfarbe selbst aus. Das Eindreschen auf genau diese Merkmale von statistisch gesehen bevorteilten Menschen kommt mir ein bisschen vor als würde man einen Krieg anzetteln wollen um die Armeen der Nato-Staaten zu entwaffnen, weil man eine Welt ohne Krieg erreichen will...

    • @flatflanders:

      der weiße cis-heterosexuelle mann redet von "lamentieren" wenn andere über ungerechtigkeiten aufklären wollen und den kontrast als möglichkeit nutzen, dass etwas nicht gleichberechtigt vonstatten geht.

       

      heul nicht rum!

       

      wenn du dich solidarisch verhalten würdest mit minderheiten, müsstest du hier nicht einen auf mimimi machen, denn dann würdest du verstehen, was die aussage sein soll und würdest dich nicht mit dem hier benannten "weißen mann" identifizieren und "ihn" verteidigen.

      • @Matt Hias:

        ok, hab ich verstanden. Aber: ich habe mir halt so meine Gedanken gemacht, ob ein Umstand, der sich statistisch belegen lässt ('Zugehörigkeit zur Gruppe der heterosexuellen weißen Männer korreliert mit einfacherem Zugang zu Wohlstand und Macht') auch notwendigerweise als 'Kampfbegriff' taugt. Tatsächlich kann ein Mensch, der zu der genannten Gruppe gehört aus was für Gründen auch immer Opfer von Diskriminierung sein. Die Kategorie ist halt eine im Sinn der Statistik und viele Leute verwechseln statistische Zusammenhänge mit Kausalität. Ich glaube das ist tatsächlich eine der größten Gefahren unserer durch empirische Wissenschaften erklärten Welt: Die Verwechslung von 'wenn A dann B' mit 'wenn A dann in 68 aus 100 Fällen B'. Abgesehen davon, dass hier die Kategorien R+S bedient werden (ok, ok, Ironie habs kapiert) sind auf Statistiken gegründete Argumente für mich immer ein bisschen ... naja halt. Was auch immer gehört vielleicht wirklich nicht hierher...

      • @Matt Hias:

        Humbug!

        Selbst wenn man sich solidarisch verhält, bleibt man trotzdem weiß und Mann, wenn man es mal ist.

        Und wird auch als solcher identifiziert und abgekanzelt.

        Im Übrigen sehe ich bei Feministinnen immer nur dann Solidarität, wenns um die eigene Peer-Group und Stärkung der eigenen Ideologie geht. In meinen Augen ist das versteckter Egoismus....

        Widerlich.

      • @Matt Hias:

        Wissen Sie, aus "Kontrasten" (vulgo: Schwarz-Weiss-Denken) erwächst kaum Erkenntnis, sondern vor allem Ablehnung. Es gibt durchaus respektable Ansätze in der Genderforschung, um die spezifischen und jeweils eigenen Zwänge (und Benachteiligungen) der Geschlechter gesamthaft zu betrachten. "Stupid white men" gehört nicht dazu.

         

        Und "heul nicht rum" sowie "mach nicht auf mimimi" schon gar nicht - denken Sie mal dran, ein Mann, von dem Sie wollen, dass er "hart" bleibt, wird dann auch hart sein. Und zwar gegen alle, auch und manchmal besonders gegen nicht-weisse nicht-Männer.

  • - Wenn Du für alles verantwortlich bist, Weltfrieden, Atombomben und Reifenpannen.

    - Wenn Du hart sein musst, aber emotional, trotzdem hart, jedoch mit Verständnis.

    - Wenn Du der Versorger bist. Für alle. und jeden. Immer.

    - Wenn Du weisst, dass Du im Schnitt fünf Jahre früher sterben wirst als eine Frau.

     

    (na, jemand Lust, noch eine lange Jammerliste zu führen?)

  • Das Problem wieso das für die meisten weissen Männer nicht so erhellend ist,ist denke ich folgendes:

    Weisse Männer sind ein grosser Teil einer Mehrheitsgesellschaft..Wenn also ne Frau sagt" ich stehe nur auf weisse Männer", denkt sich der weisse Mann vielleicht nur:was hat sie für ein Problem mit Hautfarben...Es kann ihn aber niemals so tangieren,wie der umgekehrte Fall des Schwarzen,da beim Schwarzen immer die Ausgrenzung seiner selbst mitspielt,da er eben nicht der Regelfall in DE ist...

    Hier liegt denke ich auch die absolut unempathische Art vieler angehöriger der deutschen,weissen Mehrheitsgesellschaft wenn es um belange von Migranten usw geht, begründet...Sie können sich das gefühl lebenslang,oder einfach prinzipiell aufgrund von Namen oder Aussehen im eigenen Land ausgegrenzt zu sein nicht vorstellen bzw. nehmen sich nicht die Zeit,sich das vorzustellen.Auch der vergleich mit Situationen denen Frauen ausgesetzt sind,hinkt sicher für viele, da sie eben im Leben nie die Nachteile einer Frau spüren werden..wenn dann eine Frau was diskirmierendes sagt,denkt man sich:ok die ist halt blöd---aber danach geht das Leben als priviligierter eh weiter...

  • Eine sehr unhöffliche und diskriminierende Überschrift, ob spaß oder nicht!

  • Bemüht witzig, Bewertung: knapp ausreichend.

  • Sie haben Nummer 12 vergessen:

     

    12. Unzählige Kolumnen erklären Dir, dass Du böse bist und andere diskriminierst, obwohl sie Dich nicht kennen und nichts von Dir wissen.

     

    Nummer 2, 3, 5, 8 und 10 sind mir auch schon passiert - von daher kann das ja nicht als Satire gemeint sein - oder?

    • @Velofisch:

      Ich bin eine trans-Frau und stimme absolut zu. Es ist kein Wunder, dass es eine immer stärkere "Mananism"-Bewegung gibt, wenn ständig solche Gernerallisierungen verbreitet werden.

      Es stimmt, dass sie auf das Ganze gesehen mehr Privilegien haben, dennoch heisst das lange nicht, dass sie nicht auch leiden und Probleme haben. Zu oft wird - meiner Meinung nach - weißen (setzen wir noch einen drauf) hetero cis-Männern die Erlaubnis genommen, leiden zu dürfen, weil ihr Leben anscheinend zu perfekt sei. Das ist einfach zu einfach gesehen und damit wollen wir hier doch nicht anfangen, oder?

      • @ladyofawesome:

        Andererseits, jetzt wo ich eine Nacht drüber geschlafen habe, zeigt der Artikel die Privilegien auf, die gerade der Großteil der Männer einfach nicht sehen möchte und welche systematisch ihnen gegeben wird.. Ich weiß nicht wirklich wo ich hier stehen soll, es tut mir Leid. :|

  • Nicht wirklich aufklärend, aufmunternd oder sonstwas.

  • Kein verantwortungsvoller Journalismus. Es gibt so viele sheeple, die ihr Männerbild aus publikationen wie taz, Emma, tagesspiegel haben.

    • @Franz Vege:

      Sie aber haben das Licht geschaut und sind nun ein wolfle! Kongratulationen!

       

      Heult nicht Ihren Mond an: Der, der alles am besten weiß

  • > Wenn du dich vorstellst, fragen dich Leute, wo dein Name herkommt.

     

    Hab ich mit leben müssen und jetzt?

    Jut, hab dann den Namen meiner Frau angenommen. Jetz werd ich dumm angeguckt wenn ich dann meinen Perso vorzeig und Leute dann das "geboren" Feld sehen.

     

    Ganz davon zu schweigen dass mein Führerschein immernoch auf den alten Namen läuft.

     

    Und Jetz?

    • @mlatu latglu:

      Jetzt?

       

      Glückwunsch, Sie sind damit kein weißer Mann mehr und raus aus der Verantwortung!