Kolumne B-Note: Wenn Blicke töten könnten

Kristina Vogel, Thüringerin mit kirgisischen Wurzeln, gewinnt Gold. Weil die Bahnradfahrerin ihre Gegnerin schon vor dem Start hypnotisiert.

Kristina Vogel fährt im Bahnrad-Sprint knapp vor der Britin Rebecca James ins Ziel

Kristina Vogel (r.) knapp voraus – physisch wie psychisch Foto: dpa

Überliefert wird von ihr fortan nur, dass sie, Kristina Vogel, 25, Kind kirgisischer Einwanderer und in Thüringen beheimatet, das Radsprintfinale im zweiten Lauf mit vier Tausendstel Sekunden Vorsprung gewonnen hat.

Die Wahrheit ist aber: Die Sportlerin gewann das Gold nicht während des Rennens selbst, sondern vor dem Start. Bei dem guckte sie ihrer favorisierten Rivalin Rebecca James absichtsvoll, weil unnötig direkt ins Gesicht. Signalisierend, in etwa: Darling, you can read it from my face – ich heute, nicht du! Oder: Sweetheart, dich koch ich ab, jetzt gleich! Vielleicht auch: Dich rauch ich doch schon morgens in der Pfeife zu Asche, Liebes.

Es war der bitchigste Blick der Olympischen Spiele, das war Selbstvertrauen mit hohem Einschüchterungsvermögen. Gold im Stehen auf dem Rad nicht andeutend, sondern vorbestimmend.

Zwei Rennen wirkte die Britin lahmer als sonst – Vogel hatte die Sache eben schon vorab klargemacht. Das verdient starke Erwähnung, weil: Welche Sportlerin gibt ihrem Siegwillen schon so viel Zucker?

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Postbote, Möbelverkäufer, Versicherungskartensortierer, Verlagskaufmann in spe, Zeitungsausträger, Autor und Säzzer verschiedener linker Medien, etwa "Arbeiterkampf" und "Moderne Zeiten", Volo bei der taz in Hamburg - seit 1996 in Berlin bei der taz, zunächst in der Meinungsredaktion, dann im Inlandsressort, schließlich Entwicklung und Aufbau des Wochenendmagazin taz mag von 1997 bis 2009. Seither Kurator des taz lab, des taz-Kongresses in Berlin, sonst mit Hingabe Autor und Interview besonders für die taz am Wochenende. Kurator des taz lab und des taz Talk. Interessen: Vergangenheitspolitik seit 1945, Popularkulturen aller Arten, besonders der Eurovision Song Contest, politische Analyse zu LGBTI*-Fragen sowie zu Fragen der Mittelschichtskritik. Er ist auch noch HSV-, inzwischen besonders RB Leipzig-Fan. Und er ist verheiratet seit 2011 mit dem Historiker Rainer Nicolaysen aus Hamburg.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.