Klimastreik startet: Fridays-Protest an 250 Orten
Sie wollen die Politik antreiben. Deshalb gehen Fridays for Future an diesem Freitag auf die Straßen. Auch weltweit sind Klimaaktionen geplant.
In Deutschland verlangt die Bewegung die Einführung eines Klimagelds und die Verschärfung des Klimaschutzgesetzes. Das sogenannte Klimageld ist im Koalitionsvertrag von SPD, Grünen und FDP festgeschrieben. Es soll steigende Preise für den Ausstoß von klimaschädlichen Treibhausgasen sozial ausgleichen. Das geltende Klimaschutzgesetz sieht vor, die klimaschädlichen Emissionen bis 2030 um 65 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren. Zurzeit beträgt die Minderung laut Umweltbundesamt rund 41 Prozent.
Es ist der inzwischen 13. globale „Schulstreik fürs Klima“. Die Bewegung wurde vor fünf Jahren von der Schwedin Greta Thunberg ins Rollen gebracht.
Besonders viele Teilnehmer dürften hierzulande wie immer in den Millionenstädten zusammenströmen. In Hamburg spielt unter anderem live Herbert Grönemeyer auf der Kundgebung, in Berlin ist ein Auftritt der Popband Juli geplant.
„Historische Mobilisierung“
Weltweit sind von Freitag bis Sonntag Hunderte weitere Demonstrationen und Protestaktionen vorgesehen, zu denen die Veranstalter Millionen Menschen erwarten. Laut dem Climate Action Network richtet sich die „historische Mobilisierung“ auch an einen Klima-Gipfel am 20. September in New York (Climate Ambition Summit), zu dem UN-Generalsekretär António Guterres eingeladen hat.
Trotz aller Klimaschutz-Versprechen der vergangenen Jahre haben die weltweiten Emissionen nach Zahlen der Internationalen Energie-Agentur 2022 einen neuen Höchststand erreicht. Schon jetzt hat sich die Welt im Vergleich zur vorindustriellen Zeit um etwa 1,1 Grad erwärmt, Deutschland sogar um 1,6 Grad. Die acht wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnungen waren die vergangenen acht.
Fridays-for-Future-Aktivistin Rittmann verwies auf die fatalen Folgen der Erderhitzung, wie jene Hurricans über dem Mittelmeer, die zur Katastrophe in Libyen geführt haben, brennende und überschwemmte griechische Inseln und auch bei uns in Deutschland Starkregen, Dürre und Hitzetote. „Nie war es wichtiger als in dieser Zeit, dass Menschen mit uns auf die Straße gehen, um gemeinsam für die Vision einer besseren Zukunft einzustehen.“
Der Aktivist Pit Terjung sagte, nach der Hälfte ihrer Amtszeit sehe die Klimabilanz der Ampel-Regierung verheerend aus. „Mit der drohenden Entkernung des Klimaschutzgesetzes, das Fridays for Future hart erkämpft hat, plant sie jetzt einen untragbaren Rückschritt.“
Regierung reagiert nur auf Druck von der Straße
Die Aktivistin Luisa Neubauer sagte auf Instagram, die Regierung reagiere in Sachen Klimaschutz erfahrungsgemäß nur auf Druck von der Straße. Sie schrieb auf Twitter: „Wir jungen Menschen werden unsere Probleme nicht alleine lösen können. Wir appellieren an alle Generationen und alle Berufsgruppen, ebenfalls Verantwortung zu übernehmen.“
Die Einstellung der Deutschen zu Klima- und Umweltfragen hat Fridays for Future einer Umfrage von Infratest Dimap zufolge bisher nicht grundlegend ändern können. Für drei Viertel der Deutschen (75 Prozent) hatten die Demonstrationen wenig (35 Prozent) oder sogar gar keinen Einfluss (40 Prozent) auf ihre persönliche Einstellung zu Klima- und Umweltfragen, wie aus dem „Deutschlandtrend“ im ARD-“Morgenmagazin“ hervorgeht. Nur 23 Prozent fühlen sich von der Bewegung stark (19 Prozent) oder sehr stark (4 Prozent) beeinflusst.
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