Klimaschutzgesetz im Bundestag: Abgeordnete wollen Nachbesserung
In der ersten Lesung zur Reform des Klimaschutzgesetzes fordern SPD und Grüne Nachbesserungen am Entwurf. Es deuten sich schwierige Verhandlungen an.
Es dürfe nicht passieren, dass die Sektoren, die heute schon lieferten, die Last der anderen mittragen müssten, sagte sie. Zudem stelle sich die Frage, wer am Ende Verantwortung trage. Das sei eine der offenen Fragen, die in der Beratung aufgegriffen werden müssten, sagte die Klimapolitikerin und verwies darauf, dass kaum ein Gesetz im Parlament so verabschiedet werde, wie es eingebracht wurde.
Der SPD-Abgeordnete Matthias Miersch sagte, wenn Klimaschutzziele verfehlt würden, müsse es einen Automatismus geben, der dafür sorge, dass Ziele eingehalten würden. Es sei ein nicht haltbarer Zustand, dass Ziele gerissen würden und nichts passiere. Dieser Mangel müsse beseitigt werden, sagte der stellvertretende Fraktionsvorsitzende.
Mit der Änderung des Klimaschutzgesetzes will die Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP die strengen jährlichen Sektorziele abschaffen. Anstelle des zuständigen Ministeriums muss künftig die Bundesregierung insgesamt gegensteuern, wenn der Treibhausgasausstoß zu hoch war – und das erst nach zwei aufeinanderfolgenden Jahren.
Bisher ist es so: Wenn einzelne Sektoren wie der Verkehrs- oder Gebäudebereich gesetzliche Vorgaben zum CO2-Ausstoß verfehlen, müssen die zuständigen Ressorts im nachfolgenden Jahr Sofortprogramme vorlegen. Die Gesetzesänderung ist ein Zugeständnis an die FDP, deren Verkehrsminister Volker Wissing trotz verfehlter Ziele für den Verkehrssektor kein hinreichendes Sofortprogramm vorgelegt hat.
FDP verteidigt Gesetzentwurf
Der FDP-Politiker Olaf in der Beek verteidigte den Regierungsentwurf zum Klimaschutzgesetz. Das neue Gesetz sorge dafür, dass Klimaschutz langfristiger und damit effizienter gestaltet werden könne, sagte er. Zu den geplanten Änderungen am Klimaschutzgesetz sprach am Freitag kein Mitglied der Bundesregierung, wie es sonst oft üblich ist. Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) verfolgte die Debatte auf der Regierungsbank im Parlament.
Dagegen sagte die CSU-Abgeordnete Anja Weisgerber, die Ampel wolle sich nicht mehr die Mühe machen, bei einer Zielverfehlung einzelner Sektoren Sofortprogramme vorzulegen. Dieser wirksame Kontrollmechanismus werde damit aufgeweicht.
Klimaschutzorganisationen sehen in den Plänen eine Schwächung des deutschen Klimaschutzgesetzes. „Handlungsunwillige Minister“ würden aus der Pflicht zur Nachtsteuerung entlassen. Das gehe zulasten künftiger Generationen, erklärte am Freitag die Klima-Allianz. Die Organisation Greenpeace protestierte mit einer Kajak-Aktion auf der Spree im Berliner Regierungsviertel gegen eine Abschwächung des deutschen Klimaschutzgesetzes.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja