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Klage wegen Online-GlücksspielUnerwünschte TV-Werbung

Der Glücksspielverband klagt gegen einen Privatsender, um die Werbeoffensive der Anbieter von Online-Glücksspielen zu stoppen.

Den Unternehmen des Toto-Lotto-Blocks ein Dorn im Auge: Online-Glücksspiel Foto: Arno Burgi/dpa

Rendsburg taz | Der Bundesverband der deutschen Glücksspielunternehmen (BDGU) klagt gegen Werbung fürs Glücksspiel? Das klingt, als würde der Papst sich über Glockenläuten beschweren oder die Autolobby gegen Straßenbau protestieren. Aber der Prozess in der kommende Woche, bei dem der BDGU gegen einen Privatfernsehsender klagt, wirft ein Licht auf den Kampf, der seit Jahren auf dem deutschen Glücksspielmarkt tobt. Es geht um alt gegen neu, legal gegen illegal. Und um unglaublich viel Geld.

„Hyperino, dein Casino“ oder „Mr. Green“ – seit einiger Zeit ballt sich TV-Werbung für das Zocken im Netz, immer mit dem Hinweis, das Angebot gelte „nur für Schleswig-Holstein“. Denn in diesem Bundesland ist Online-Glücksspiel schon heute legal, der Rest der Republik soll erst mit dem Staatsvertrag 2021 folgen.

Legal, illegal, scheißegal: Den SpielerInnen, die pro Jahr für einen Gesamtumsatz aller Glücksspielarten von rund 300 Milliarden Euro sorgen, ist dieser Unterschied offenkundig wurscht. In den vergangenen Wochen, in denen Lotto-Kioske und Spielhallen geschlossen waren, stiegen die Zugriffe auf Online-Angebote. So hat Corona den Langzeittrend weg vom Lottoschein hin zum Klick-Casino verstärkt.

Daher will der BDGU, dem vor allem Unternehmen des Deutschen Lotto- und Totoblocks angeschlossen sind, die Werbeoffensive der Anbieter unterbinden. Erste Urteile zeigen, dass die Gerichte das ähnlich sehen: Die Werbung wecke „Sympathien für das Glücksspiel insgesamt“, damit auch für illegale Angebote, hieß es von einem Kölner Gericht.

Trend kaum aufzuhalten

Der Trend in Richtung Internet wird sich aber wohl kaum aufhalten lassen. Seit Jahren wächst der Markt hier am stärksten, während Lotto oder klassische Pferdewetten verlieren. Um die Kontrolle über den Markt zu behalten, sieht der neue Staatsvertrag daher Lizenzen für Online-Anbieter vor. Es geht auch für den Staat um viel Geld: Die legale Glücksspielbranche zahlt jährlich fünf Milliarden Euro für Steuern und Abgaben für gemeinnützige Zwecke. Die illegalen Umsätze fließen ins Ausland ab.

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4 Kommentare

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  • Wie kommt die Verfasserin auf 300 Milliarden Euro Umsatz?



    Statista kommt auf rund 40 Mrd. de.statista.com/st...l-markt-seit-2005/

    • Esther Geisslinger , Autorin des Artikels, Schleswig-Holstein
      @Cerberus:

      Lieber Cerberus,

      die Zahl stammt aus einer ziemlich aktuellen Studie zum Thema, "Der Glücksspielmarkt in Deutschland", den das "Handelsblatt Research Institute" im Auftrag von Westlotto erstellt hat.



      Die unterschiedlichen Zahlen stimmen beide: Es wird unterschieden zwischen dem Gesamt-Umsatz und dem Brutto-Spieler-Umsatz. Der erste umfasst auch den Anteil, der wieder an die SpielerInnen ausgeschüttet wird - dieser Betrag ist also um ein Mehrfaches höher als das, was unterm Strich bei den Unternehmen hängen bleibt. Wobei 40 Milliarden ja auch kein Kleingeld sind.



      Beste Grüße,



      Esther Geißlinger

  • Diese Werbung ist nur lästig. Sie betrifft mich nicht da ich nicht in SH wohne und stielt mir mit ihrer Aufdringlichkeit die Zeit!

  • Werbung weckt also Sympathien für das Glücksspiel.



    Bezieht sich das nur auf das Internet?



    Wenn nein, was macht dann die Werbung auf dem Schaufenster eines örtlichen Wettanbieters, wo auf der einen Seite der von vielen geschätzte Lukas Podolski für den Anbieter wirbt und auf der anderen Seite folgender Spruch steht:

    Dein Weg nach ganz oben beginnt hier. So einfach ist das.

    Muss der dann nicht auch entfernt werden?