Kinoempfehlungen für Berlin: Neurotisch unter dem Meer
Das Arsenal feiert Erika und Ulrich Gregor, das Lichtblick-Kino Manuel Göttschins Musikalbum „E2-E4“, und im Zeiss-Planetarium gehts in die Tiefsee.
![Ein Team von Wissenschaftler*innen in einem Unterseeboot. Einige tragen rote Zipfelmützen. Ein Team von Wissenschaftler*innen in einem Unterseeboot. Einige tragen rote Zipfelmützen.](https://taz.de/picture/7016295/14/0462-0002-RWD-1380-1.jpeg)
F ür die internationale Filmszene war die Bedeutung des Schaffens von Erika und Ulrich Gregor kaum zu überschätzen. Denn das Ehepaar leitete nicht nur seit 1971 das Internationale Forum des Jungen Films, sondern betrieb auch seit 1970 gemeinsam mit den von ihnen mitbegründeten Freunden der Deutschen Kinemathek das Kino Arsenal.
Das Arsenal war – ursprünglich in der Welserstraße und mit mehreren Vorstellungen pro Tag – von jeher mit seinem ausgesprochen breit gefächerten Programm das wichtigste Kino für Filmkunst in Berlin. Es bot einen Ausblick in alle Welt und eine umfangreiche Filmbildung für sein Publikum, historisch und zeitgemäß aktuell, wie man sie nicht besser erträumen konnte.
Erst unlängst kam mit „Komm mit mir in das Cinema“ ein dokumentarisches Porträt der Gregors in die Kinos, jetzt feiert Erika Gregor ihren 90. Geburtstag. Und bei der Veranstaltung „Happy Birthday, Erika Gregor“ (natürlich im Arsenal!) geht es für die Jubilarin nicht nur darum, sich ein paar Blumen schenken zu lassen und einige Jubelreden anzuhören.
Sie muss selber hinauf auf die Bühne und ans Mikrofon, um dort ein von ihr kuratiertes Programm mit Ausschnitten aus Filmen von Mark Sandrich, Dorothy Arzner, Georgi Schengelaja, Slatan Dudow und Pier Paolo Pasolini zu präsentieren und mit ihren Erinnerungen und Anekdoten zu begleiten. Eingeladen sind dazu alle filminteressierten Menschen, der Eintritt ist frei (26. 5., 11.30 Uhr, Kino Arsenal).
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1984 gelang Manuel Göttsching mit seinem knapp 60-minütigen instrumentalen Musikalbum „E2-E4“ ein weltweit geschätzter Klassiker. Der 2022 verstorbene Berliner Musiker verband in der bereits 1981 entstandenen Aufnahme sein Gitarrenspiel mit minimalistischen elektronischen Klängen und inspiriert damit bis heute Musiker verschiedenster Stilrichtungen.
Aus Anlass der Veröffentlichung vor 40 Jahren präsentiert Soundwatch Bonus Tracks ein „Manuel Göttsching Tribute“: Gezeigt wird der Konzertfilm „E2–E4 Live at Dommune Festival 2012“ sowie eine Zusammenstellung von Interviews mit Göttsching; anschließend gibt es ein von dem Musikjournalisten Ulrich Gutmair moderiertes Gespräch mit Markus Schickel und dem Musiker Lutz „Lüül“ Graf-Ulbrich, der Göttsching bereits in den 1970er Jahren in der Band Ash Ra Tempel musikalisch begleitete (23. 5., 20 Uhr, Lichtblick Kino).
Wes Andersons Filme erzählen immer wieder von Neurotikern und Egomanen, feiern aber letztlich stets die Gemeinschaft. Eine der schönsten Einstellungen in seinem Werk findet sich in „Die Tiefseetaucher“ (2004): Gegen Ende des Films starrt eine geradezu absurd große Anzahl von Menschen durch die Scheiben eines klitzekleinen gelben Forschungs-U-Boots, während draußen der majestätische Jaguarhai vorbeischwimmt.
Und alle, die auf der langen Expedition dabeigeblieben oder neu hinzugekommen sind, legen dem Meeresforscher Zissou (Bill Murray) die Hand auf die Schulter, auch in Gedenken an jene, die auf dieser Reise irgendwie abhandengekommen sind. Unabdingbar sind deshalb auch die Uniformen, denn sie definieren, wer dazugehört und wer nicht.
Das uneheliche Kind der Reporterin Jane (Cate Blanchett) wird seinen Vater vielleicht nie kennenlernen, doch es ist aufgehoben in einer anderen Gemeinschaft: Anderson zeigt das Baby mit roter Mütze und hellblauem Anzug, die von allen Mitgliedern der Zissou-Expeditionen getragen werden (24. 5.-25. 5., 22.30 Uhr, Zeiss-Großplanetarium im Ernst-Thählmann-Park).
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