Kinoempfehlungen für Berlin: Männer – mal matt, mal böse

Zahlreiche Stummfilmklassiker gibt es in dieser Woche zu sehen. Darunter auch Fritz Langs expressionistisches Meisterwerk „Das Wachsfigurenkabinett“.

Szene aus "Das Wachsfigurenkabinett“ (1924) von Paul Leni

Üble Typen in „Das Wachsfigurenkabinett“ (1924) von Paul Leni Foto: Promo

Wer sich für Stummfilme begeistert, findet in der anbrechenden Kino-Woche ein reichhaltiges Angebot. Los geht es mit einer Veranstaltung im Filmmuseum Potsdam, bei dem der Buchautor Sebastian Stielke sein Werk „100 Facts about Babelsberg“ präsentiert – und mit dem Filmjournalisten Knut Elstermann über die Produktionsstätte der berühmtesten deutschen Stummfilme sprechen wird.

Als Filmvorstellung ist „Der letzte Mann“ (1924) vorgesehen, F. W. Murnaus dynamisches Drama um einen alternden Hotelportier (Emil Jannings), der einen traurigen Abstieg zum Toilettenwärter durchmacht, ehe eine wundersame Wendung für ein Happy End sorgt. Erfanden Murnau und sein Kameramann Karl Freund für diesen Film wirklich die entfesselte Kamera? Herr Stielke wird’s wissen (10. 9., 19.30 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

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Wer am selben Abend lieber in Berlin bleibt, könnte im Pompeii Freiluftkino den unlängst digital restaurierten und für seine expressionistischen Bauten und Dekorationen gerühmten Klassiker „Das Wachsfigurenkabinett“ (1924) von Paul Leni ansehen, einen frühen #MeToo-Film, in dem Despoten (der Kalif von Bagdad, Iwan der Schreckliche und Jack the Ripper) in drei – auf dem Jahrmarkt ausgedachten – Episoden junge Frauen bedrängen (10. 9., 20.30 Uhr, Pompeii – Freiluftkino am Ostkreuz).

Eine Rahmenhandlung und drei Episoden bietet auch Fritz Langs ebenfalls vor einigen Jahren digital restaurierter „Der müde Tod“, der beim Stummfilm um Mitternacht im Babylon Mitte von Anna Vavilkina an der Kinoorgel musikalisch begleitet wird.

Insbesondere die Rahmenhandlung und ihre an die deutsche Romantik gemahnenden Szenen mit Bernhard Goetzke als melancholischer und von seiner Arbeit ermatteter Tod sind ganz wunderbar inszeniert (11. 9., 23.59 Uhr, Babylon Mitte).

Und auch die wandlungsfähige dänische Schauspielerin Asta Nielsen wollen wir nicht unterschlagen, die in den 1910er- und 20er-Jahren vor allem als große Tragödin im deutschen Kino reüssierte.

Sie wäre dieser Tage 140 Jahre alt geworden, was das Klick Kino zum Anlass nimmt, den von Nielsen produzierten „Hamlet“-Film (1921) zu zeigen, in dem sie einen weiblichen Prinzen von Dänemark verkörpert – was weniger mit Shakespeare zu tun hat als mit einer in jenen Jahren populären Theorie über den Ursprung der skandinavischen Sage. Zu Gast ist die Film- und Medienwissenschaftlerin Natalie Lettenewitsch, die diesen Umstand sicher genauer beleuchten wird (11. 9. 20 Uhr, Klick Kino).

Kein Erfolg an der Kinokasse war seinerzeit dem 2007 von X-Filme nach einem Buch von Tomi Ungerer produzierten Animationsfilm „Die drei Räuber“ beschieden – wobei man sich schon fragen muss, warum eigentlich.

Denn die Geschichte der geistig bislang etwas eingeschränkten Räuber, die das Waisenmädchen Tiffany entführen, das sich mit Begeisterung ins Waldleben stürzt und ihren Kidnappern die Kultur nahe bringt, ist ein Ausbund an Charme. Dass Tomi Ungerer hier die Rolle des Erzählers übernahm, gibt dem Film quasi das Siegel der Authentizität (11.- 12. 9.. 16.30 Uhr, Central; 10. 9., 10.30 Uhr, 11.-12. 9., 13 Uhr, Union Filmtheater, 9. 9., 10 Uhr, 11. 9. 14.30 Uhr, Zeiss Großplanetarium).

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Lars Penning, geboren 1962. Studium der Publizistik, Theaterwissenschaft und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der FU Berlin. Freier Filmjournalist. Buchveröffentlichungen: Cameron Diaz (2001) und Julia Roberts (2003). Zahlreiche filmhistorische und –analytische Beiträge für verschiedene Publikationen. Lebt in Berlin.

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