Filmtipps der Woche: Nicht nur niedlich

Bewegt: Das 5. Festival of Animation; Im Filmmuseum Potsdam erinnert die Soundcollage „Nummernprogramm: Im Ladenkino“ an die Anfänge der Ladenkinos.

Die Hündin Marona sitz in einem Auto und schaut aus dem Fenster

Auch mal ernster: Der Animationsfilm „Die fabelhafte Reise der Marona“ Foto: © Aparte Film

Beim 5. Festival of Animation warten in diesem Jahr insgesamt 186 kurze Animationsfilme in verschiedenen Wettbewerben und Reihen auf Zuschauerinnen und Zuschauer (mit Kino- und Livestream Angebot). Einer der künstlerisch und inhaltlich anspruchsvollsten Filme läuft dabei im Deutschen Wettbewerb: Der seit fast zwanzig Jahren in Deutschland lebende Mexikaner Victor Orozco hat „Revolykus“ in seinem eigenen stark sanierungsbedürftigen Haus in Süddeutschland gedreht, und die überwiegend in Stop-Motion-Technik erstellten Sequenzen zu einem kleinen Horrorfilm verdichtet, den der Regisseur mit einer Off-Erzählung über Migration und Alltagsrassismus begleitet (Deutscher Wettbewerb 1, 1.10., zur Festivaleröffnung um 19 Uhr, City Kino Wedding; zusätzliches Screening ohne Live-Eröffnung, Centre Français de Berlin, 19 Uhr).

Auch sehr attraktiv: „Pa kis panelom“ („Bye Little Block“) der Ungarin Eva Darbos, die den bevorstehenden Auszug ihrer Hauptprotagonistin zum Anlass für ein surreales Panorama der Bewohner ihrer Wohnsiedlung nimmt – komplett mit Mondgeist und überdimensioniertem Dackel (Internationaler Wettbewerb 1, 1.10., 21.30 Uhr; zusätzliches Screening: 21.45 Uhr City Kino Wedding).

Sehr vergnüglich auch der Spanier Coke Riobóo mit seiner absurden, in Stop-Motion-Technik erstellten „Mad Max“-Parodie „Mad in Xpain“, in der sich bekämpfende Spielzeugfiguren durch ein postapokalyptisches Spanien brettern, ehe sie in einer Lache Rotwein ertrinken (Internationaler Wettbewerb 2, 2. 10., ab 13 Uhr, City Kino Wedding).

Dazu passt ganz gut, dass sich mit Luftkind ein neuer auf Animationsfilme für Kinder spezialisierter Filmverleih vorstellt, der mit „Die fabelhafte Reise der Marona“ jetzt seinen ersten Film in die Kinos bringt. Man wolle die Cinephilie der Jüngsten fördern und ihre Fantasie stärken, indem man ihren Horizont für Kunst und Kultur öffne, heißt es da durchaus vollmundig laut Eigenaussage. Das ist ja ein ordentliches und zweifellos lobenswertes Ziel, mal sehen, wie das dann in der Realität so läuft.

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Die Großstadt durch Hundeaugen

Der Film der rumänischen Regisseurin Anca Damian, der das Leben einer Pariser Hündin mit wechselnden Besitzern und Besitzerinnen erzählt, wird dem Anspruch jedenfalls gerecht: In ausgesprochen fantasievollen, mal mit Bunt- oder Filzstiften, mal mit Tusche gestalteten Bildern entwirft der Film ein sehr farbiges und komplexes Panorama des Großstadtlebens, bei dem auch schwierige Momente nicht ausgespart werden. Nur niedlich ist das keineswegs und auch nicht für die Allerjüngsten geeignet, der Verleih empfiehlt ab 8 Jahren. Dass der Film im Wolf Kino auch um 19 Uhr für Erwachsene gezeigt wird, ist nur konsequent (30.9.-6.10., 16.30, 19 Uhr, Wolf Kino; B-ware! Ladenkino, tgl. 16.15 Uhr).

Filmhistorisches aus den Anfangstagen der Kinematographie bietet das Filmmuseum Potsdam mit der Vorstellung „Nummernprogramm: Im Ladenkino“: Sowohl eine Soundcollage des Klangkünstlers Michael Schenk als auch das einstündige Programm mit kurzen Unterhaltungsfilmen aus der Zeit von 1907-1910 sollen die Atmosphäre eines klassischen Ladenkinos evozieren – damals wurde das Kino sesshaft und im Straßenbild beständig sichtbar. Am Klavier ist Ekkehard Wölk zu hören (30.9., 19 Uhr, Filmmuseum Potsdam).

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Lars Penning, geboren 1962. Studium der Publizistik, Theaterwissenschaft und der Allgemeinen und Vergleichenden Literaturwissenschaft an der FU Berlin. Freier Filmjournalist. Buchveröffentlichungen: Cameron Diaz (2001) und Julia Roberts (2003). Zahlreiche filmhistorische und –analytische Beiträge für verschiedene Publikationen. Lebt in Berlin.

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