piwik no script img

Kindergarten nach 34 Jahren vor dem AusKein Raum für Kita-Kinder

In Charlottenburg soll ein Kinderladen seine Räumlichkeiten verlieren. Eine neue Bleibe zu finden ist schwierig.

Kitas in Berlin haben es oft schwer, neue Räume zu finden: Blick in eine Kita-Garderobe Foto: picture alliance/dpa | Jörg Carstensen

Berlin taz | Der im Jahr 1987 gegründeten deutsch-französischen Kita Yoyo droht das Aus: Der Mietvertrag des Vereins wurde im Mai gekündigt. Jetzt werden neue Räume gesucht, doch das ist bei der angespannten Mietsituation auch für Gewerbetreibende schwierig

Die Kita in der Kaiser-Friedrich-Straße nutzt einen Innenhof als Draußengelände. Drinnen im Innengebäude schauen die Kinder dem Besuch neugierig entgegen. Beide werden auf Französisch von der Erzieherin gerufen. Französisch und Deutsch werden hier täglich miteinander geredet. Untereinander dürfen die Kinder selbst entscheiden, in welcher Sprache sie kommunizieren. Emi Matae, eine der Erzieherinnen, erzählt von „Toleranz, die dadurch verstärkt wird, wenn Kinder dem anderen Kind entgegenkommen, welches eine Sprache vielleicht weniger gut beherrscht“.

Gerade ist Mittagszeit und nur Lucie und Mathilda, die schon zu den größeren Kindern gehören, spielen. Der Rest hat sich zurückgezogen in einen Raum, der vorher gar kein Schlafraum war. Im ursprünglichen „Spielraum mit Schlafecke“ wurde im Februar Schimmelbefall festgestellt und so mussten in der Kita zwei Räume geschlossen werden. Bis heute habe der Schimmel nicht beseitigt werden können, heißt es vonseiten des Vereins.

Obwohl die Kita dem Vermieter ihre Beteiligung an den Kosten zur Schimmelbeseitigung angeboten hatte, kam dann Ende Mai die Kündigung – ohne Begründung. In einem RBB-Beitrag ließ sich der Vermieter dann folgendermaßen zitieren: „[…] eine eventuelle Ausführung von umfassenden und langwierigen Arbeiten wäre und ist den Kindern und Betreuern unter diesen Umständen leider unzumutbar. […] Wir sahen es daher auch als unsere Pflicht an, den Mietvertrag ordnungsgemäß und fristgemäß zu beenden.“

Schimmelbefall in der Kita

Seit fast 35 Jahren befindet sich die Kita an dem Standort in der Kaiser-Friedrich-Straße. Mit dem Schimmelbefall reichte der Platz für die 27 Kinder nicht mehr aus. Die Größeren Kinder können derzeit Räume der Friedenskirchen-Gemeinde in Charlottenburg nutzen.

Sabine Köhncke vom Vorstand der Elterninitiative sieht nur zwei Möglichkeiten zur Lösung des Problems: „Entweder wir finden neue Räumlichkeiten, am besten am Anfang des nächsten Jahres, oder der Vermieter verlängert die Nutzung wenigstens bis zum Sommer 2022.“ Die Eltern mühten sich bis dato allerdings erfolglos: Ver­mie­te­r:in­nen hätten abgewinkt, weil es eine Kita sei. Offenbar, so Köhncke, fürchteten Ver­mie­te­r:in­nen Lärmbelastung.

Babette Sperle vom Dachverband der Berliner Kinder- und Schülerläden begleitete in den vergangenen sechs Jahren 90 Kinderläden in ähnlichen Notlagen. Nur etwa ein Drittel habe neue Räume gefunden. Bei der Kita Yoyo, sagt Köhncke, seien immerhin schon ein, zwei Hinweise eingegangen. Dennoch fürchten die Eltern, dass bald fünf Er­zie­he­r:in­nen keinen Job mehr haben – und 27 Kinder keinen Kitaplatz.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!