Kinder fragen, die taz antwortet: Wird es in Deutschland Krieg geben?
Wir wollen von Kindern wissen, welche Fragen sie beschäftigen. Jede Woche beantworten wir eine. Diese Frage kommt von Abdulkadir, 9 Jahre.
Lieber Abdulkadir, das ist eine schwierige Frage. Man möchte gern einfach antworten: Nein, auf gar keinen Fall. Aber Kinder verdienen immer eine ehrliche Antwort. Sie merken sowieso, wenn man sie anflunkert. Und die ehrliche Antwort ist: Keiner kann sagen, dass das niemals passieren könnte. Anfang des Jahres waren sich sehr viele Menschen sicher, dass es keinen großen Krieg in der Ukraine geben würde. Auch am 23. Februar noch. Am nächsten Morgen griff Russland die Ukraine mit Panzern, Kampfjets und Raketen an. Das zeigt dir, wie falsch Erwachsene manchmal liegen.
Aber, und das gehört zu der ehrlichen Antwort unbedingt dazu: Es ist sehr, sehr unwahrscheinlich, dass es in Deutschland Krieg geben wird. Deutschland unterstützt die Ukraine, damit sie sich gegen den Angriff Russlands wehren kann. Dafür schickt Deutschland – wie viele andere Länder – Waffen an die Ukraine. Das macht es aber nicht zu einer Kriegspartei, also nicht zu jemandem, der mitkämpft.
Deutschland macht auch bei der Nato mit, einem Verteidigungsbündnis von 30 Ländern. Würde ein Nato-Land angegriffen, würde das wie ein Angriff auf alle behandelt werden. Deshalb wäre es verrückt, wenn Putin Deutschland angreifen würde. Dann hätte er gleich alle Nato-Länder gegen sich, darunter so starke wie die USA. Das passiert bestimmt nicht.
Auch Polen, das neben der Ukraine liegt, gehört zur Nato. Viele Menschen haben Angst, dass bei Kämpfen an der Grenze auch mal Polen getroffen werden könnte und so ein großer Krieg beginnt. Als im November eine Rakete in Polen einschlug, blieben Polen und die Nato aber cool. Sie haben nicht sofort Russland gedroht, sondern untersucht, was passiert ist. Es stellte sich heraus, dass es eine verirrte Abwehrrakete der Ukraine gewesen war.
Bislang wehrt sich die Ukraine gegen Russland sehr erfolgreich. Viel besser, als viele dachten. Es gibt die Befürchtung, dass Putin ausrasten und eine Atombombe einsetzen könnte, falls er den Krieg verliert. Das beste Mittel dagegen ist aber, ihm klar zu machen, dass so etwas ganz furchtbare Folgen für ihn selbst hätte. Und das sagt die Nato ihm immer wieder.
Für den Frieden in Europa ist es sehr wichtig, dass Russland keinen Erfolg mit diesem Krieg hat, denn sonst wird Putin versuchen, noch mehr für sich herauszuschlagen. Die Ukraine so zu unterstützen, dass sie den Krieg gewinnt, ist daher das Beste, was sich gerade für den Frieden tun lässt. Auch in Deutschland.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja