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Kein Geld mehr für Regenwald-ProjekteSchulze gegen die Axt Bolsonaros

Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat Zweifel, ob Brasilien noch am Schutz des Amazonas interessiert ist. 35 Millionen Euro sollen deshalb zurückgehalten werden.

Amazonas ohne Wald sieht schon irgendwie traurig aus – hier nahe der Stadt Itaituba, im Bundesstaat Para Foto: imago images/Westend61

Berlin epd | Wegen der starken Zunahme von Regenwald-Rodungen in Brasilien will das Bundesumweltministerium die finanzielle Förderung von Wald- und Biodiversitätsschutzprojekten in dem Land stoppen. „Die Politik der brasilianischen Regierung im Amazonas lässt Zweifel aufkommen, ob eine konsequente Reduzierung der Entwaldungsraten noch verfolgt wird“, sagte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) dem Berliner Tagesspiegel. Erst wenn darüber wieder Klarheit herrsche, könne die Projektzusammenarbeit fortgeführt werden.

In einem ersten Schritt geht es um einen Förderbetrag von rund 35 Millionen Euro aus der internationalen Klimaschutzinitiative des Umweltministeriums, wie ein Ministeriumssprecher dem Evangelischen Pressedienst bestätigte. Seit 2008 sind demnach 95 Millionen Euro aus diesem Topf an brasilianische Waldschutzprojekte geflossen.

Um die Abholzung des brasilianischen Regenwaldes zu stoppen, unterstützt Deutschland zudem den Amazonasfonds. In diesen hat das Bundesentwicklungsministerium bisher 55 Millionen Euro einbezahlt. Von dem Förderstopp sind nur Mittel des Umweltministeriums betroffen.

Die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes nimmt derzeit dramatisch zu: Im Monat Juli wurde laut brasilianischem Weltrauminstitut Inpe drei Mal so viel Regenwald illegal abgeholzt wie im gleichen Monat des Vorjahres. Unter dem rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro hat die Zerstörung des weltweit größten Regenwaldes damit ein Rekordniveau erreicht. Bolsonaro hatte bei seinem Amtsantritt angekündigt, Schutzgebiete im Amazonasgebiet für die wirtschaftliche Ausbeutung freizugeben und damit international Kritik ausgelöst.

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9 Kommentare

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  • Der Grund für die begründete Angst vor dem Kollaps unseres Planeten liegt darin begründet, dass immer mehr Menschen von ihren Grundfreiheiten Gebrauch machen können, und das auch tun; einzelne exzessiv, der Rest in der Masse nicht weniger intensiv.

    Die einzige Lösung besteht darin, diese Freiheiten zu beschneiden, sei es durch rigorose Verbote, sei es durch drastische Erhöhung der Kosten für den Ge-/Verbrauch.

    Dies geht wiederum zu Lasten unseres Kanons individueller Grundrechte, an den wir uns ebenso gewöhnt haben wie an den Wochenendtrip in irgendeine Kulturhauptstadt oder nach Wacken.

    Diese notwendige Einschränkung wird mangels Einsichtsfähigkeit der Mehrheit repressiv durchgesetzt werden müssen, was nicht ohne Radikalisierung politischer Verhältnisse denkbar ist.

    Ich beneide meine Kinder nicht.

  • "Reduzierung der Entwaldungsraten"

    Hallo ihr Vollchecker in der Regierung!



    Es ist egal ob die langsam oder schnell abholzen.



    man darf nur entnehmen was man wieder nachhaltig aufforstet.

    Das einzig sinnvolle wären maximale Wirtschaftssanktionen EU-weit

    für das was die auf diesen Flächen anbauen darf es keinen Markt geben!

  • Europäer, die ihr CO2 nicht in den Griff kriegen und nicht aufhören wollen, Auto zu fahren, halten sich für weniger ignorant als Bolsonaro.

  • Das neue Freihandelsabkommen wird die Abholzung des Regenwalds wahrscheinlich beschleunigen. Warum tritt Frau Schulze nicht auch dagegen auf?

    • 0G
      06455 (Profil gelöscht)
      @warum_denkt_keiner_nach?:

      Das habe ich auch gedacht.



      Ein solches Freihandelsabkommen ist Irrsinn.



      Eigenartigerweise gibt es dagegen keinen Aufschrei oder?

      • @06455 (Profil gelöscht):

        Es wurde so nebenbei verkündet. Viele Bürger haben es wahrscheinlich garnicht mitbekommen. Unsere Ministerin vielleicht auch nicht.

        Selbst Macron hat erklären lassen, dass er nicht genau weiß, was drin steht.

  • Der „Zweifelsatz“ der Ministerin – „Die Politik der brasilianischen Regierung...“ – ist ein unappetitlicher Diplomatiesprech-Euphemismus. Und sollte in einer Bundesregierung eines der (wirtschaftlich) mächtigsten Staaten der Welt längst über den“Zweifelstatus“ hinaus sein.



    Allein, Elfenbeinmachtträger im und des kaukasischen Supremacy-Irrwitzes verkehren nicht, noch tauschen sich aus mit jenen, die am Boden der blutigen brasilianischen Realität holistisch wissen, was Sache ist. Wenn es in unserem Land „um“ (wahr ist freilich immer: gegen) Umwelt und Biodiversität und deren seit 519 Jahren genozid-verfolgte SchützerInnen geht: die übrigen, rund 250 Indigenen Völker.



    Selbiges – „Abholzung des brasilianischen Regenwaldes“ für (Macht-) Profit über alles – galt idem für die pinocchio-„linken“ Regierungen vor Bolsonaro (und Temer). Aber nun, mit dem Bolsonazi- und Chicago-Boys Clans an der Macht, und (unter anderem Skurrilen) mit einem verurteilten Umweltverbrecher, Trmpfan und Koimawandelleugner in der Rolle des Umweltministers, und sich mehrenden Waffengewaltangriffen (ohne jedwede Rechtsstaatskonsequenz) gegen ganze Indigene Dörfer ... sollte es sich doch auch schon bis in die Hermetik eines bundesdeutschen Umweltministeriums durchgesickert sein, dass bei uns (und unserer Regierung) KEINE Zweifel mehr angebracht sind.

    Vorstellungs- und Verstehenshilfe zu den De-Facto-Vorgängen in unserem Staat gibt's aber. Für INTERESSIERTE „Minister und Normalmenschen“...



    sutttukonttou.comunidades.ne…-of-brazil



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    • @Ardaga:

      Der einzig effektive Schutz des Amazonas ist international. z.B. über UN Waldschützer oder wie sie sich auch immer nennen wollen, die das riesige Gebiet per Satelliten / Drohnen überwachen und sofort eingreifen wenn Waldrodungen geortet werden. Sie müssen das Mandat haben um durch Festnahmen der Verantwortlichen vor Ort und Konfiszierung der Werkzeuge die Rodungen sofort zu stoppen. Es muss eine internationale Justiz geben zu großen Umweltverbrechen die in diesem Fall Multinationale Holzfirmen für jede entdeckte Zuwiderhandlung vor Gericht bringt. Da werden Weltschutzgebiete zerstören die relevant fürs Weltklima und das Überleben aller Menschen (Pflanzen, Tiere) sind. Das muss endlich Toppriorität erhalten. Dann ist auch irrelevant wer gerade in Brasilien an der Regierung ist - sie erhalten kein Geld und keinen Schutzauftrag mehr für den Amazonas - natürlich muss das dann für alle Regierungen gelten im Amazonas Gebiet sowie für die anderen letzten großen zusammenhängenden Schutzgebiete.

      • @Nina Janovich:

        Danke Nina, für deine zutreffenden Theorieschlüsse.



        Was freilich die Praxis der internationalen Justiz betrifft: Aktiv, wenn’s gegen afrikanische Massenverbrecher geht. Unsichtbar, wenn’s gegen (kaukasische) global big players gehen sollte. Und – nicht verwunderlich – immer geschwächter. Mit Austritten wie jenem der Trump-USA.



        Was die Überwachung betrifft. Wir brauchen keine Drohnen. Denn die können genauso manipuliert werden, wie (bereits geschehen) Satelliten und alle anderen Werkzeuge.



        „Im Übrigen“ wird überwacht! Und gegen die Lebensvernichtungsmaschine, die euphemistisch bei uns „Progresso“ genannt ist, vorgegangen. Aber nicht von staatlichen Institutionen und unserem (und Eurem) Steuergeld. Sondern von jenen tausenden Freiwilligen, die exakt dafür am allerbesten geeignet sind und zu allererst betroffen. Physisch, psychisch und moralisch. Und genau dafür, dass sie Mãe Terra, unsere und Eure Zukunft, versuchen zu beschützen, werden die Indigenen Völker (aber auch nicht-indigene AktivistInnen) gejagt in unserem Mord-Weltmeisterstaat.



        Und last not least: Keine brasilianische Regierung wird je Teile „ihres“ Territoriums an andere abgeben. Soll die UNO also SoldatInnen schicken? Und mit welchem Mandat? Wo doch alle Mächtigen – Trump, Putin, Xi ... – auf der Seite der Zerstörer-für-Macht & Zaster – ins Weltgeschehen vergiftend eingreifen.



        Nur eine mutfassende Weltöffentlichkeit, ein globales Protestvorgehen, wie es uns zuletzt die SudanesInnen und BewohnerInnen Hongkongs zeigen, können unseren indigenen Kampf um die Erhaltung der Welt (wie wir sie kennen und brauchen) effektivieren. Und sowohl den Genozid an uns, als auch den Biozid an Erde stoppen.