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Kawelaschwili zum Präsident gewähltDrecksarbeit wird Chefsache in Georgien

Kommentar von Barbara Oertel

Das Parlament wählt Mini-Putin Mikheil Kawelaschwili zum neuen Präsidenten Georgiens. Doch nach Vorwürfen der Wahlfälschung ist seine Legitimität zweifelhaft.

Legitimität zweifelhaft: Der gewählte georgische Präsident Michail Kawelaschwili besucht das georgische Parlament Foto: AP/dpa

D er Georgische Traum (KO) regiert weiter durch und das mit der Brechstange. Nächster Akt ist die Wahl von Mikheil Kawelaschwili zum neuen Präsidenten. Dabei ist es zweitrangig, dass der Ex-Profifußballer keinen Hochschulabschluss hat. Akademische Weihen sind per se keine Garantie dafür, das Amt des Staatsoberhauptes kompetent auszufüllen.

Entscheidend ist vielmehr, dass der KO mit Kawelaschwili einen willfährigen Erfüllungsgehilfen zu installieren versucht, um seinen autoritären Kurs weiter fortzusetzen. Störfeuer aus dem Orbeliani-Palast, wo derzeit noch die proeuropäische Präsidentin Salome Surabischwili residiert, dürften künftig ausbleiben. Erinnert sei an mehrere Versuche des KO, Surabischwili ihres Amtes zu entheben – mit der hanebüchenen Begründung, sie habe ohne Erlaubnis Reisen nach Westeuropa angetreten.

Demnächst könnte also ein Mann an der Spitze Georgiens stehen, der in gewohnt undiplomatischer Manier schamlos den Bad Guy geben kann und dem KO auch noch die Drecksarbeit abnimmt:

Zweifellos wird Kawelaschwili seinen Beitrag zum Kampf gegen den liberalen Faschismus leisten

Hetztiraden gegen den Westen und Minderheiten wie Ver­tre­te­r*in­nen der LGBTQ+-Community sowie wüste Beschimpfungen an die Adresse der Tausenden hirnlosen Demonstrant*innen, die sich ihm zufolge aus dem Ausland bezahlen lassen. Zweifellos wird Kawelaschwili seinen Beitrag zum Kampf gegen den „liberalen Faschismus“ leisten – ein abstruser Begriff, den Ver­tre­te­r*in­nen des KO so gerne im Munde führen. Russlands Präsident Wladimir Putin lässt grüßen.

Jedoch dürften viele der Protestierenden so schnell keine Ruhe geben. Sie stellen Kawelaschwilis Legitimität infrage, zu Recht. Schließlich wurde der neue Präsident von einem Parlament gewählt, das sich konstituierte, bevor das Verfassungsgericht abschließend über Eingaben wegen Wahlfälschungen entschieden hatte.

Zum nächsten Showdown könnte es bereits am 29. Dezember kommen. Da soll Kawelaschwilis Amtseinführung stattfinden. Salome Surabischwili hat bereits angekündigt, ihren Amtssitz nicht räumen zu wollen.

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Ressortleiterin Ausland
Geboren 1964, ist seit 1995 Osteuropa-Redakteurin der taz und seit 2011 eine der beiden Chefs der Auslandsredaktion. Sie hat Slawistik und Politikwissenschaft in Hamburg, Paris und St. Petersburg sowie Medien und interkulturelle Kommunikation in Frankfurt/Oder und Sofia studiert. Sie schreibt hin und wieder für das Journal von amnesty international. Bislang meidet sie Facebook und Twitter und weiß auch warum.
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9 Kommentare

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  • Gewählt ist gewählt. So what?

  • "Mini-Putin"

    Geht es eine Nummer kleiner? Ich finde dieses benutzten von Superlativen im Journalismus, dass ich neuerdings durchgesetzt hat, stark befremdlich.

    • @Alexander Schulz:

      Korrekter wäre: von Russland offenkundig gekaufter, nützlicher Idiot Putins.

      • @Suryo:

        Oder alternativ würde man einfach sachlich bleiben. Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass Kawelaschwili bei seinem Vermögen gekauft ist oder? Sachlich könnte man einfach festhalten, dass sich um einen populistischen autokratischen Politiker handelt.

        • @Alexander Schulz:

          Wissen Sie, wie viele Milliarden Dollar Russland schon vor zehn Jahren jedes Jahr aus dem Staatshaushalt in schwarze Konten im Ausland verschob? Milliarden, mit denen nun überall auf der Welt - natürlich auch in Deutschland - Parteien und Politiker gekauft werden? Wohlgemerkt, das verschwieg Russland damals nicht mal richtig. Steht alles in Berichten des Europarates.

  • "Sie stellen Kawelaschwilis Legitimität infrage, zu Recht. Schließlich wurde der neue Präsident von einem Parlament gewählt, das sich konstituierte, bevor das Verfassungsgericht abschließend über Eingaben wegen Wahlfälschungen entschieden hatte."

    So wie in Deutschland und jeder anderen Demokratie. Eingaben wegen inkorrekter Wahlablaeufe haben keine aufschiebene Wirkung, siehe die Wahlzettelkatastrophe in Berlin.

  • Nun, das Verfassungsgericht hat klar geurteilt: www.tagesschau.de/...gsgericht-100.html.



    Warum es dann noch wichtig ist, dass sich das Parlament konstituiert hat vor der Entscheidung? Und gibt es in der georgischen Verfassung eine aufschiebende Wirkung? Auch der Bundestag hat sich konstituiert, trotz nötiger Wahlwiederholung (samt Klage) in Teilen von Berlin.

    • @Kartöfellchen:

      Was für ein Apfel-Birnen-Vergleich. Weder gab es in Berlin Wahlfälschungen, noch haben die dortigen Unregelmäßigkeiten das Wahlergebnis wesentlich verändert. In Georgien dagegen hat sich die Regierungspartei durch Wahlfälschung eine absolute Mehrheit verschafft.

      • @Barbara Falk:

        Laut diverser Demokratirindexe ist Georgien inzwischen in der Kategorie Hybridregime mit Ländern wie der Ukraine:

        de.m.wikipedia.org...ex_(The_Economist)

        Letztendlich ist die Entwicklung in Georgien besorgniserregend. Trotzdem stellt sich die Frage warum sie zb nicht Abläufe in der Ukraine in Frage stellen, sondern dieses Hybrid-Regime stets in jeder Hinsicht in ihren Beiträgen verteidigen, obwohl die Korruption zb dort höher ist (mit negativer Tendenz).