Katastrophale „Ophelia“: Ex-Hurrikan verwüstet Europa
Der ungewöhnliche Sturm sorgt für jede Menge Chaos auf den Britischen Inseln und begünstigt Waldbrände in Portugal.
In Irland sorgte der Ex-Hurrikan für Tod und Chaos: Drei Menschen starben, Hunderttausende waren ohne Strom, umgestürzte Bäume brachten den Verkehr zum Erliegen. Am Flughafen Dublin wurden 180 Flüge gestrichen, Schulen und öffentliche Gebäude blieben geschlossen. Für Schottland und den Nordosten Englands warnte der britische Wetterdienst am Dienstag vor starken Winden. Rund um Edinburgh war der Zugverkehr am Dienstagmorgen stark eingeschränkt.
In Portugal und Spanien sind bei den jüngsten Waldbränden mindestens 40 Menschen ums Leben gekommen, Dutzende wurden verletzt. Die Brände wurden von monatelanger Trockenheit, starken Winden und großen Eukalyptusplantagen für die Papierindustrie begünstigt. Hinzu kommen schlecht ausgebildete Feuerwehrleute und ein Zusammenbruch von Handy- und Telefonnetzen. Zwar sorgte der Wirbelsturm bei seiner Annäherung für heftige Winde, aber am Dienstag machte er den Weg frei für atlantische Tiefausläufer, die den Waldbrandgebieten Regen und kühle Luft bringen.
„Ophelia“ ist bereits der zehnte Hurrikan, der sich in dieser Saison über dem Atlantik entwickelt hat. Sechs dieser Hurrikane waren sogenannten Major-Hurricans, das heißt, sie erreichten mindestens die Stärke 3 auf der 5-stufigen Skala. Hurrikane sind nichts Ungewöhnliches, aber viele Stürme dieser Saison waren extrem. Sie sind damit ein Vorbote für den Klimawandel, der unter anderem für wärmere Meerestemperaturen sorgt. Ein Hurrikan braucht für seine Entstehung eine Wassertemperatur von mindestens 26 Grad.
Die Rekorde: Hurrikan „Harvey“ brachte Texas extrem hohe Regenmengen, und bei Hurrikan „Irma“ hielten die extrem starken Winde über den bislang längsten Zeitraum an. „Irma“ war zugleich der stärkste atlantische Hurrikan, der je außerhalb der Karibik und des Golfes von Mexiko entstanden war.
Auch „Ophelia“ ist ungewöhnlich, entwickelte sie sich doch relativ weit nördlich auf dem mittleren Atlantik, wo das Wasser etwa ein Grad wärmer als normal war, wie der Deutsche Wetterdienst analysierte. Im Zusammenspiel mit ungewöhnlich kalter Luft in der Höhe intensivierte sie sich zum Hurrikan und zog mit der in diesen Breiten vorherrschenden west- bis südwestlichen Höhenströmung Richtung Europa.
Normalerweise entstehen Hurrikane weiter südlich als „Ophelia“ und werden dort von der östlichen Passatströmung Richtung Amerika getrieben. Im Oktober 2005 war dies aber auch nicht der Fall: Damals traf Ex-Hurrikan „Vince“ direkt auf die Iberische Halbinsel, diesmal drehte „Ophelia“ vorher ab.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Bis 1,30 Euro pro Kilowattstunde
Dunkelflaute lässt Strompreis explodieren
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Ansage der Außenministerin an Verbündete
Bravo, Baerbock!