Kampagne von Landwirt*innen: Bäuerin Hintze bekämpft Vorurteile
Die Bäuerin Monika Hintze engagiert sich in der Kampagne „Vorurteile ausmisten“. Sie will damit die Distanz vieler Leute zur Landwirtschaft mindern.
![Frau lächelt, streichelt neben Gesicht ein Rindermaul Frau lächelt, streichelt neben Gesicht ein Rindermaul](https://taz.de/picture/7251194/14/240605-BVN-803-RGB-1.jpeg)
Die Milchbäuerin und Rinderzüchterin in Trebel im Wendland hatte schon immer Spaß am Umgang mit Tieren – darum wurde sie Tierärztin. Vor 25 Jahren haben sich ihre Pläne schlagartig verändert: Nach einem Hofbrand schaffte es ihr Mann nicht allein, den Hof wieder aufzubauen. „Also bin ich quereingestiegen“, sagt sie. Seitdem hat sie um 10 Uhr morgens schon 5.000 Schritte getan, arbeitet also ständig auf dem Hof, in der Kälberbetreuung, im Büro oder in der Küche.
Auch Monika Hintze hat sich mit Anschuldigungen schon konfrontiert gesehen: „Ich habe mich lange Zeit online eingemischt“, sagt sie. „Aber das hat mich demoralisiert. Ich verstehe die Aggressionen der Leute nicht.“ Diese motivierten die Kampagne.
„Einige Online-Kommentare haben uns mit ihrer Absurdität selbst überrascht“, sagt Johannes Heuer, Geschäftsführer des Bauernverbandes Nordostniedersachsen. „Früher kannten alle in ihrem Umfeld einen Landwirt“, sagt er. Die Kampagne wolle diese Distanz abbauen und den Dialog öffnen. Mit der Website, Plakaten und Kinospots.
So pauschal wie die Vorurteile gegen „die“ Landwirtschaft sind die Antworten darauf: Einzelne Bäuer*innen zeigen Gesicht, um Vorurteile zu entkräften. Beispielsweise rechtfertigt Monika Hintze in ihrem Video die Haltung von Rindern durch den Vergleich mit Hunden in einer Wohnung, die nicht „tiergerecht“ sei.
Ein anderes Video zeigt einen Landwirt, der Blühstreifen anlegt, mit denen sich Vielflieger*innen das Gewissen erleichtern. Johannes Heuer sagt dazu, dass die Antworten und der Umweltschutz stellvertretend für die Branche stünden.
Die Kampagne zeigte schon Wirkung: Monika Hintze erhielt einen Brief, der sachlich geschrieben gewesen sei, um ihre Art der Rinderhaltung zu diskutieren. Jedoch seien die zitierten Studien so nicht anwendbar. „Ich habe sieben Seiten zurückgeschrieben“, sagt sie. „Ich beschäftige mich damit wirklich und fand die Auseinandersetzung gut.“ Dass es ihren Tieren gut gehen muss, damit der Hof überhaupt wirtschaften kann, sei für sie selbstverständlich.
Eines der Kampagnenvideos geht darauf ein, dass auch in der Landwirtschaft alle politischen Strömungen vertreten sind. Zum Teil liege es auch an den Landwirt*innen, dass es keine sachliche Debatte gebe, räumt Hintze ein. „Da denke ich manchmal, Klappe halten wäre auch mal gut …“ Sie findet es schade, dass vor allem junge Landwirt*innen falsch eingeschätzt werden. „Die sind viel innovativer, zukunftsorientierter und haben Bock“, sagt sie.
Trotz der Debatten um mehr pflanzliche Ernährung und der verschwindenden Milchviehbetriebe will sie bei ihrem Geschäft bleiben: Rinderzucht und Milchverkauf. Als Futter kommen regionale Kartoffelreste in den Trog, zusammen mit Sojaschrot. Überall muss sie auf den Preis achten. Bald aber rechnet sie mit einem Anstieg des Milchpreises – der Urlaub sei schon gebucht.
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