Kämpfe in Afghanistan: Haben US-Soldaten Zivilisten getötet?
Die Zahl der US-Luftangriffe in Afghanistan war 2016 stark gestiegen – immer wieder gab es Berichte über zivile Opfer. Jetzt sind neue Vorwürfe aufgetaucht.
Ein Mitglied des Bezirksrats von Sangin, Hadschi Mohammad Daud, bestätigte die Luftangriffe. Seines Wissens seien etwa 23 Menschen getötet worden. Er wisse von toten Zivilisten, aber nicht, ob nicht auch Taliban unter den Opfern waren.
Auch die Taliban hatten zivile Tote gemeldet und die USA beschuldigt – 22 Frauen und drei Männer seien tot. Ihre Angaben sind oft übertrieben.
Der Sprecher der US- und der Nato-Streitkräfte in Afghanistan, General Charles Cleveland, sagte am Nachmittag, man sei sich der Vorwürfe bewusst. „Wir nehmen sie sehr ernst und arbeiten mit unseren afghanischen Partnern daran, das verfügbare Material zu sichten.“
Zweifel an zivilen Opfern
Provinzsprecher Omar Swak wies die Berichte allerdings zurück. Die Luftangriffe, an denen auch die afghanische Luftwaffe beteiligt gewesen sei, hätten sich auf Gegenden ohne zivile Gebäude konzentriert.
Ein Sprecher des 215. Korps der afghanischen Armee, Mohammed Rassul Sasai, sagte, die Taliban hätten die Menschen in der Gegend dazu gezwungen zu behaupten, es habe zivile Opfer gegeben. „Das machen sie so, wenn sie schwere Verluste in Kämpfen erleiden.“
In der Provinz Helmand bekriegen sich afghanische Streitkräfte und radikalislamische Taliban derzeit besonders heftig. Immer wieder müssen die USA mit Luftangriffen helfen.
Die Zahl der US-Luftangriffe war 2016 stark gestiegen. Die UN berichten, dass es das Jahr mit den meisten zivilen Opfern von Luftschlägen seit 2009 war. Bei einem US-Luftangriff in Kundus in Nordafghanistan waren Anfang November 33 Zivilisten getötet worden.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Nach Absage für Albanese
Die Falsche im Visier
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Treibhausgasbilanz von Tieren
Möchtegern-Agrarminister der CSU verbreitet Klimalegende
Ägyptens Pläne für Gaza
Ägyptische Firmen bauen – Golfstaaten und EU bezahlen