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Journalismus und GlaubwürdigkeitGefangen in der Blase

Viele Deutsche vertrauen den Medien kaum. Doch statt zu recherchieren, woran das liegt, reden wir mit anderen Journalisten – über Journalismus.

Vor allem mit der Berichterstattung über rechte Kundgebungen tut sich die Presse schwer – und das ist gut so Foto: dpa

Die Frage „Wie viel Vertrauen haben Sie in die Medien?“ beantworten 52 Prozent der Deutschen mit wenig oder gar keins. 52. Das ist eine große Zahl. 52 Prozent ist die Mehrheit.

Der Wert aus dem neuen ARD-Deutschlandtrend spiegelt, was in der Debatte um die Rolle der Medien vor sich hinbrodelt. Irgendwie scheinen sich Menschen und Medien entfremdet zu haben. Woran liegt das? An der AfD, Pegida, den „Lügenpresse“-Rufern? Am Internet, das inzwischen jedem die Möglichkeit bietet, nur noch Nachrichten zu lesen, die ins eigene Weltbild passen?

Der US-amerikanische Journalistikprofessor Jay Rosen hat sich für die Robert Bosch Stiftung in einem Gastbeitrag in der FAZ den deutschen Journalismus angeschaut und viel Ratlosigkeit gefunden. Dafür hat er Interviews mit 53 JournalistInnen geführt, vom ehemaligen Bild-Chef Kai Diekmann bis zum Bildblog-Gründer Stefan Niggemeier und festgestellt: die Frage nach der Haltung im Journalismus stellen sich viele so drängend wie nie zuvor.

Für Rosen stützt sich der deutsche Journalismus auf fünf Säulen: den hohen Stellenwert der Pressefreiheit; die Überzeugung, dass Persönlichkeitsrechte und Opferschutz wichtiger sind als ungehinderte Berichterstattung; die Bedeutung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Außerdem das Ziel, Demokratie, Rechtsstaat und Minderheiten zu schützen und Objektivität: Distanz wahren und cool bleiben. Und mit dem cool bleiben, findet Rosen, haben viele JournalistInnen beim Berichten über RechtspopulistInnen ein Problem.

Inzwischen, schreibt Rosen, werde in den Redaktionen „intensiv darüber debattiert, wie über Rechtspopulismus berichtet werden soll“ und „was mit Blick auf die wachsende Kluft zwischen Journalisten und Öffentlichkeit zu tun ist, die weit über die Anhänger von AfD und Pegida hinausgeht.“

Kurz gesagt: alle sind aufgeregt, keiner weiß, was er tun soll und eine Lösung ist nicht in Sicht. Und das ist völlig ok so. Der Diskurs, das Ringen um die richtige Haltung ist grundlegender Bestandteil einer Demokratie und damit auch jedes Mediums in einer Demokratie. Die eine richtige Lösung gibt es nicht. Wären die deutschen Medien einheitlich der Meinung, den richtigen Umgang mit Rechten gefunden zu haben, wäre das wohl viel eher Grund zur Sorge.

Wir und die

Das Problem, das journalistisch bei Rechten auftaucht, liegt an zwei von Rosens Säulen. Auf der einen Seite steht das Interesse, die Demokratie und die freien Medien zu schützen, wenn mal wieder jemand fordert, die „Systempresse“ abzuschaffen.

Gleichzeitig erfordert die Tatsache, dass man genau das, „Systempresse“, nicht ist und alle Meinungen abbildet, Parteien wie die AfD so objektiv wie möglich zu betrachten. Der Zwiespalt ist nur natürlich und die Lösung liegt wie immer irgendwo in der Mitte. Wo genau, müssen Medien und Gesellschaft immer wieder neu ausloten und zwar ohne, dass JournalistInnen an der Lebensrealität der Menschen vorbeischreiben.

Vor allem ist die Debatte um Rosens Text aber mal wieder eine völlig selbstreferenzielle: Ein Journalist redet mit JournalistInnen. Über Probleme des Journalismus. Danach spricht darüber vor allem ein Haufen JournalistInnen. Und eine Journalistin schreibt diesen Text für die taz. Klingt verdächtig nach Journalistenblase.

Die Diskussion über die Distanz der Medien von der Öffentlichkeit läuft meistens nach eben diesem Schema: Wir, die Journalisten und „die“ da draußen. Durch diese Einteilung wächst die Kluft nur. Denn wer ständig damit beschäftigt ist, sich selbst zu finden, dem hört keiner mehr zu.

Die Diskussion muss deshalb raus aus den Redaktionen und auf die Straße, genauso wie die JournalistInnen auch. Sie muss offen sein und alle Mitglieder der Gesellschaft miteinbeziehen. Die Debatte transparent zu führen, bringt Glaubwürdigkeit zurück. Und während sich Politik, Gesellschaft und Journalismus weiterentwickeln, muss auch die Diskussion vor allem eins: weitergehen.

Die Menschen, die großes oder sehr großes Vertrauen in die Medien haben sind übrigens immerhin 47 Prozent. Und seit 2014 werden es immer mehr.

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41 Kommentare

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  • Paula , Moderatorin

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  • Wenn ich früher für den Politikunterricht zum Thema "Information und Meinungsbildung" ein aktuelles Beispiel für Mainungsmanipulation suchte oder für die Vermischung von Nachricht und Kommentar, musste ich z.T. lange suchen. Heute bräuchte ich dafür keine zwei Minuten. Egal ob ÖR oder die sogen. Qualitätsmedien, die m.E. mangels guter Recherche keine mehr sind. Da habe ich den Eindruck, dass es weniger um Information geht und mehr um Demagogie. Offensichtlich sollen sich Leser nicht mehr eine eigene Meinung bilden aufgrund gut recherchierter und gut aufgearbeiteter Informationen.



    Wer heute in der Welt die Bösen und die Guten sind, wissen BILD ebenso wie FAZ oder taz. Die Verwendung von Adjektiven wie "populistisch" erfolgt im Gleichklang. Bewertung wird stets mitgeliefert. Es wird nicht gelogen, es wird einfach nur beansprucht, die Wahrheit zu wissen. Aus Spekulationen werden Beweise (vgl. Skripal). Aus Lesersicht ist das eine Zumutung.

    Ich denke, dass junge Journalistinnen und Journalisten keine großen Ansprüche mehr haben. Wahrscheinlich liegt das auch an der Pressekonzentration und den damit verbundenen restriktiven Arbeitsbedingungen. Gut, dass das Netz Alternativen bietet, die dann von den Etablierten oft diskreditiert werden.

  • Neeneenee.



    Die Feindstaatenklausel wird endlich angewendet und die Supreme Allied Headquarters benennen "Chemnitz" um in Fettfleck.



    Ausgangssperre ab 18:00-7:00 für die gesamte Rote Zone der Antifa-GmbH.



    Sächsisch ist eine Ordnungswidrigkeit, es gilt ab sofort Hochdeutschgebot.

  • Interessant finde ich den letzten Satz: "Die Menschen, die großes oder sehr großes Vertrauen in die Medien haben sind übrigens immerhin 47 Prozent. Und seit 2014 werden es immer mehr."

    Wenn das Vertrauen seit 2014 zunimmt, dann kann das mangelnde Vertrauen von 52 % eigentlich nicht an der Entwicklung der letzten Jahre liegen, insbesondere nicht an der Berichterstattung zum Thema Rechtspopulismus

  • «Wir, die Journalisten und „die“ da draußen.»

    Ach so ist das; ich dachte eher ihr Journalisten sucht an unterschiedlichen Wochentagen denselben verzweifelten Therapeuten auf.

  • Don't believe the hype! Nur weil auf breiter Basis behauptet wird, dass die journalistische Tätigkeit früher soviel mehr Qualität hatte, stimmt es trotzdem nicht. Ich empfehle die Tagesschau in den 80ern und 90ern, die damaligen Ausgaben von Spiegel, Stern, etc., um sich wieder aus der Nostalgie zu holen.



    Früher war auch nichts besser. Anders ja, aber auch nur oberflächlich betrachtet, besser nein.

  • Interessante Statistik in diesem Zusammenhang: Anbei die parteipolitische Präferenz von Politikjournalisten in Deutschland.

    de.statista.com/st...en-in-deutschland/

    Ich bin sicher, bei der journalistischen Tätigkeit, also z.B. beim Schreiben eines Artikels oder dem Erstellen eines Radio- oder Fernsehbeitrages, ist es verdammt schwer, seine politische Präferenz morgens an der Garderobe abzugeben und vollkommen losgelöst davon zu berichten.



    Insofern ist der Raum stehende Vorwurf, die Medien seien links, vielleicht gar nicht so übertrieben.



    Positiv stimmt, dass ein Großteil sich nicht gebunden sieht. Dennoch stimmt schon nachdenklich, wie groß hier die Diskrepanz zwischen vierter Gewalt und der Bevölkerung ist.



    Wundert da das Mißtrauen wirklich?

    • @Sophokles:

      Eine Statistik über die Parteupräferenz ist keine über die politischen Schwerpunkte in der Medienlandschaft.

      Wenn wie Sie behaupten, sich die politische Präferenz in den Medien abbildet, dann müsste die Medienlandschaft der Statistik entsprechen. Dann wäre die BILD ein Rot-Rot-Grünes Blatt.

      Und zum Mistrauen siehe den letzten Satz im Artikel: „Die Menschen, die großes oder sehr großes Vertrauen in die Medien haben sind übrigens immerhin 47 Prozent. Und seit 2014 werden es immer mehr.“ Journalisten machen offensichtlich immer noch eine gute Arbeit, die nicht von ihren politischen Präferenzen dominiert ist.

  • Journalisten raus auf die Straße - das sagt eine Autorin der taz, der Zeitung, die zunehmend unredigiert und unhinterfragt Agenturmeldungen abruckt - weil man keine Leute auf der Straße mehr hat und dpa eben billiger ist, als Korrespondenten.



    Und man ist ja so vergesslich - oder ist das die `Gnade der späten Geburt' bei Journalisten? Die Anti-AKW-Bewegung, die Umweltbewegung, Friedenasaktivitäten,alternative Wahlbewegung - die Öffentlichkeit dafür musste in der Regel gegen die vorherrschenden Medienstruktur von Axel-Springer, FAZ bis Schwarzsender -Bayerischer Rundfunk erkämpft werden. Die CDU kündigte den NDR-Staatsvertrag wegen kritischer Brokdorf-Berichterstattung und hetzte gegen den WDR-'Rotfunk'. Gleichzeitig schalteten und walteten SPD und CDU in den Rundfunkanstalten und würfelten die Intendanten nach ihrem Gusto aus (ZDF, BR, SWR, MDR). Heute bebomben die PR-Mitarbeiter Journalisten, kein Wunder, dass die nicht mehr aus den Redaktionen ins Leben kommen. Alle geiern nach Online-Clicks - berichtet wird nur dass, was knallt. Computerprogramme schreiben Meldungen - da braucht man keine Journalisten mehr.



    Solange der Journalismus nicht selbstkritisch mit seiner Arbeit und der Medientwicklung umgeht, fällt es rechten Rattenfängern leicht, über 'Lügenpresse' Gefolgschaft zu organisieren. Lesetipp: "Medienkrise und Medienkrieg - brauchen wir überhaupt noch Journalismus?" - Siegfried Weischenberg

  • 9G
    99663 (Profil gelöscht)

    medienskepsis geht mit demokratieskepsis hand in hand, weil hier wie dort immer wieder zu beobachten ist, wie vonseiten der vermögenden eliten einfluss genommen wird. inzwischen braucht es fast keine expliziten drohungen mehr - die scheren sind längst in den köpfen der im politik- und berichterstattungs-stadel arbeitenden. dementsprechend dreister und unverschleierter werden die aktionen der herrschenden und umso unbedarfter der ton der kommentare.

  • 6G
    61321 (Profil gelöscht)

    @WEIDELE STEFAN @ERICB



    Richtig gesehen



    Alles Merkmale unserer dekadenten moribunden Kultur, die (zumindest im Westen) längst ihre Apogée hinter sich gelassen hat und wo man von morgens bis abends mit nichts anderem beschäftigt ist als sich genau darüber hinweg zu täuschen und sich (alle!) in diesem Punkt permanent das Gegenteil zuzusichern. Hysterisch würde ich es allerdings nicht bezeichnen. Hysterie ist eine extreme Emotion, ein Ausnahmezustand, der mobilisiert und zu allen möglichen sinnvollen und nicht sinnvollen Reaktionen anstachelt (Hysterie ist btw allgemeinhin negativ konnotiert, was aber nicht ganz richtig ist). Kann man nun wirklich nicht behaupten, dass wir von sowas ergriffen wären. Nennen wir sie also lieber Scheinhysterien. Halten ja sowieso nie länger an, als höchstens bis zur Buchung des nächsten Urlaubstrips mit dem Flieger sonstewohin

    • @61321 (Profil gelöscht):

      Hysterie ist und war noch nie ein auch nur im geringsten positiv besetzter Begriff. In keiner Begriffsdeutung. Jetzt kommst du daher und machst einfach ein eigenes Fass auf. Neusprech vom Feinsten, einfach alles umdeuten.

  • In Afrika beträgt die Geburtenrate 7-8 Kinder pro Frau. Deutschland meint Migration mit Seehofers Rückweisungsrecht gelöst zu haben. Immobilienpreise in voraussehbaren Überschwemmungsgebieten müssten mit der fallenden Nutzungsdauer sinken. Peak-Oil und Klimawandel werden absehbar zu Nahrungsmittelengpässen führen, dennoch sind Kleingärten, die beim Crash der UdSSR 40% der Nahrungsmittelversorgung sicherstellten, bis heute kein Thema. Die Medien erzeugen eine hysterische Blase, deren Inhalte von Industrie und Politik bestimmt werden und sind nicht in der Lage, neue oder alternative Akzente zu setzen.

    • @EricB:

      @ ERICB

      die aktuelle Geburtenrate in Afrika beträgt 4, 6 Kinder und sinkt weiter.



      7 - 8 Kinder waren es vor ca.40 Jahren in Kenia.

      • @Thomas Dreher:

        Und heute in z.B. Mali und Nigeria

        • @El-ahrairah:

          6,14 in Mali im Jahr 2015, 5,59 in Nigeria. Tendenz sinkend. Einfach mal irgendetwas in den Raum stellen.

  • Tipp: Einfach mal das Niveau des Sportjournalismus betrachten. Dieser zeigt wie durch ein Brennglas, wohin sich der Rest sich in den nächsten 10 Jahren entwickelt. Infantil, blasengefangen, Lobby-, Verbands-, Politik- und Verleger orientiert, auf hysterisch kindisches Geplapper degeneriert. Sklaven? Ich hab keine gesehen!

  • Ich kann bis auf wenige Ausnahmen wie Frau Gaus, Hernn Küppersbusch oder Frau Herrmann die meisten Schreiber in der taz nicht mehr Ernst nehmen.

    Das fing für mich an mit den kilometerlange Berichterstattung über Schlagersternchen Lena im Frühjahr 2010 und ich



    erinnere mich an den Kinderpornokommentar der damaligen taz-Chefredakteurin Ines Pohl von 2014, in dem sie völlig unreflektiert von Milliardenumsätzen und Millionen von Online-Pädophilen fabulierte. Zum Vergleich: Selbst die Daimler AG machte 2014 in D "nur" ca. 20 Mrd. € Umsatz.

    Dann kamen Elegien über die Frisur von Herrn Hofreiter (2015) oder schlecht gemachte Polemiken über angeblich rassistische Werbefilmchen der BVG (2015). Fast unerträglich und symptomatisch ist der Umgang der taz mit dem Wort Neger. Wenn man das Wort nicht mag, okay, aber wenn man über die Problematik eines Begriffs schreiben möchte und sich dann weigert ihn zu schreiben, um dann anstatt immer N. zu schreiben und zu erwarten, dass jeder Leser ganz selbstverständlich in seinem Geist das Kürzel zu Neger ergänzt, ist nicht nur kindisch sondern eigentlich ein Form von mentaler Vergewaltigung, da der Leser gezwungen wird ein Wort zu denken, das der Schreiber nicht zu schreiben wagt. Mit dem häufigen Gebrauch von Ficken und Schwanz durch einige der Kolumnisten, scheint die taz keine Probleme zu haben.

    Dazu kommen Journalisten, die nicht richtig Prozent rechnen und einen Medianwert nicht vom (arithmetischen) Mittelwert unterscheiden können bzw. noch nicht einmal wissen, was ein Mittelwert ist. Zur Erinnerung, ein Mittelwert ist ein, genau ein, Zahlenwert und kein Intervall. Sätze wie "Im Durchschnitt von ... bis .." tun daher weh.

    Für mich endgültig das Fass zum Überlaufen brachte die Seite 1 vom 17.12.2015, mit der sich die taz nicht entblödete Teil der damals seit 18 Monaten laufenden Star-Wars-Marketing-Maschine zu werden.

    • @Adele Walter:

      Ja, es stimmt, dass sich die taz oft Themen annimmt, die andere nicht behandeln, aber sie macht das nicht unbedingt gut und leider behandelt die taz zu oft dieselben Themen wie die anderen Zeitungen und das genau so schlecht.

      Ich vermisse Schreiber wie Wiglaf Droste oder K-P. Klingelschmitt selig.

      • @Adele Walter:

        ;)( - anschließe mich

  • Unglaubwürdige Presse ist doch nichts neues - Bild log immer schon was das Zeug hält und die deutsche Print Presse ist meist konservativ und tendenziös. Wenn dann noch die Kölner Volkverdummungssender aus die Masse weichspülen wundert mich das Ergebnis nicht.



    Zum Glück gibt es noch die ARD.

  • In dem Maße, in dem Journalisten erwartungsvoll jedem Verdaungsgeräusch einer seit Jahrzehnten vor sich hin wiederkäuenden rechten Dumpfbacke, ob nun mit oder ohne Nadelstreifen, nähern und darin gar den Puls der Zeit entdeckt haben wollen, um sich sogleich betont verständnisvoll dem Leiden dieses Patienten zuzuwenden, in diesem Maße verliert Journalismus als essentieller Part in einer Demokratie seine ureigene Funktion und seine Glaubwürdigkeit. Journalisten sollte eigentlich sehr wohl bewußt sein, dass sie sich so selbst ad absurdum führen und mittelfristig auch selbst ihrer Arbeitsgrundlagen entledigen.

    LOWANDORDER hat es weiter unten schon auf den Punkt gebracht: "Marktkonforme Demokratie erzeugt marktkonformen Journalismus...“



    Wer sich als Journalist auf einen vermeintlichen oder tatsächlichen „Markt“ stützen will, der wird entweder sehr viel zusätzlichen Halt, oder sehr viel Haltung brauchen, sonst wird der „Markt“ ihn über kurz oder lang wieder ausscheiden.

  • ... und eigentlich sind wir nur noch wegen der schönen (widerstreitenden) Kommentare hier.

    • 9G
      97546 (Profil gelöscht)
      @TazTiz:

      Stimmt! Die Kommentare sind oft informativer, als die Artikel selbst. Ich hätte nur gerne eine Funktion, um die Kommentare von bestimmten Leuten ausblenden zu können.

  • Darüber hinaus gleichen sich die Texte der taz, FAZ, spiegel, Zeit, FR usw bei großereignissen aufs wort, manchmal wird der satzbau verändert, das war's aber auch. Andere Sichtweisen oder Informationen erhält man dann nur über die ausländischen Medien. Fällt das euch Journalisten echt nicht auf??!

    • @siri nihil:

      Geb mal den ollen Cato - as ususl;))

      “Ja wie? - die SZ - schonn durch*¿*“

      “Ach was - doch nur die Beiträge angeblättert! Alles Versatzstücke - das lohnt doch nicht!“

      unterm——-



      Die schicke Dame - Zürich Düsseldorf Köln Hamburg - bekundet beiläufig.



      “Die Damen&Herrn Journi-Studis - wollen doch nix anderes mehr hören.



      Es ist zum Haareraufen! Wenn frau denen sagt - daß solch Geklapper doch niemand lesen wolle. Schulterzucken.



      Weiter im Text!“



      (short cut - einer dorten Lehrenden;)(

  • Es ist eine Frage des Stallgeruchs. Journalisten der gängigen Zeitungen erklären in der Regel, dass sie ihre Texte und Recherchen ohne Vorgaben machen, dass ihnen nicht vorgegeben wird, was sie schreiben sollen und dass sie frei seien. Das gehört zur Blase dazu .... Keiner der Journalisten scheint zu bedenken, dass die Einstellung in den Job schon einen stallgeruch voraussetzt, ein bestimmtes denken, eine bestimmte geisteshaltung. Dadurch ergibt sich bereits die gleichförmigkeit der texte, der denkrichtung, der denkverbote. Da muss niemand ausdrücklich etwas fordern oder verbieten.

  • Fortsetzung:



    Diesmal böse Erfahrungen mit dem SWR Fernsehen.



    Sie suchten im Rahmen über einen Bericht zur Rentenlage in Deutschland nach einem Hartz IV Empfänger, der sich traut sein Gesicht im Fernsehen zu zeigen. Ich war bereit dazu und habe mich mit ihnen bei der Rentenbehörde getroffen. Dort wurde ihnen vorgerechnet, wie es mit meiner Rente nach aktuellen Regeln aussehen wird, nachdem ich nach vielen Arbeitsjahren in Hartz IV gelandet war. Sehr frustrierend.



    Sie waren sehr geschockt, dass man gezwungen ist die private Altersvorsorge aufzulösen und auf den letzten Cent abzuleben hat, bevor man auch nur den ersten Cent Hartz IV sieht.



    Was wurde davon gesendet? Nichts.



    Auf Nachfrage hieß es, das Thema sei viel zu groß und wichtig als nur ein kleiner Teil einer Gesamtschau auf die Rente zu sein... Ach ja?!?



    Viele Monate später wurde ich dann nochmal vom SWR kontaktiert, zu einem generelleren Beitrag zu Hartz IV. Da ich zu dieser Zeit wieder Arbeit hatte, fragte ich erst nach, ob ich noch qualifiziert sei - aber da ich über 5 Jahre arbeitslos war und zu der Zeit erst seit kurzem wieder arbeitend, gab es doch noch Aufnahmen mit mir.



    Ich habe berichtet, wie mit Hartz IV Empfängern umgesprungen wird (ich wurde dreimal fast erfolgreich in den Selbstmord gejagt), was mit der Rente passiert, warum die Tafeln so wichtig sind... und dann wurde noch ein wenig Füllmaterial geschossen, bei dem ich einfach nur stumm alleine gehe.



    Was wurde gesendet? Genau: das Füllmaterial. Kein einziges meiner eigenen Worte - und auch nicht wirklich irgend etwas von dem, das ich gesagt - und teilweise durch Schriftverkehr belegt hatte.



    Wieder wurde nicht berichtet, was bekannt war. Wer hatte diesmal im Hintergrund die Strippen in der Hand?



    Und da wundern sich die Medien, dass man dem nicht traut, was tatsächlich berichtet wird?



    Da wird sich gewundert, warum große Teile der Bevölkerung sich als ignoriert und abgehängt vorkommen?



    Macht endlich euren Job. Und zwar richtig!

    • @Mainzerin:

      Mach ein YouTube Video, wenn Du dich 1:1 sehen willst.

      • 9G
        99663 (Profil gelöscht)
        @Rudolf Fissner:

        ihr zynismus ist wirklich nur noch erschütternd.

  • Fortsetzung.



    Die Berichterstattung ist oft nicht am Inhalt ausgerichtet, sondern daran, dass der Bericht interessant bzw spannend für den Konsumenten gehalten sein muss. Das ist einer der Gründe, warum es in der öffentlichen Wahrnehmung so aussieht, als stünde es beim Klimawandel 50:50 zwischen Wissenschaftlern, die den Klimawandel durch Menschen verursacht sehen und denen, die dieses wiederlegen. Tatsache ist aber, dass so gut wie kein Wissenschaftler Menschen als Ursache für den Klimawandel anzweifelt - und die wenigen, die es tun, lassen sich gewöhnlich durch Recherche als anders als durch Wissenschaft motiviert erkennen, wenn man denn diese Recherche tatsächlich macht.



    Was machen dagegen die Medien? Um interessante Berichte zu liefern, stellen sie wieder und immer wieder einen dieser sehr lauten Wenigen gegen Wissenschaftler und verzerren nicht nur das Bild der öffentlichen Wahrnehmung sondern spielen auch noch den Strippenziehern im Hintergrund in die Hände, die für die nicht wissenschaftlich Motivation gesorgt haben.



    Habe Anfang der 2000er selbst die Anzeigen aus der Ölindustrie im Internet gesehen, die 100.000$ für jeden Wissenschaftler auslobten, der es schafft Artikel in wissenschaftlichen Journalen zu platzieren, die Zweifel am Menschen als Ursache des Klimawandels zu erzeugen.



    Medien vertrauen?

  • Ein erster Schritt zum Beseren wäre mehr Sachlichkeit. Es beaucht keine Haltung im Journalismus, sondern saubere Recherche und Berichterstattung.



    Journalisten sind keine Aktivisten.



    Die Leserschaft ist in der Lage, selbst zu bewerten und sich eine Meinung zu bilden. Sonst wird es eben in der durch die Haltung geprägte Filterblase selbstreferenziell.

  • Warum viele Menschen den Medien so wenig trauen - wollt ihr das wirklich wissen?



    Schon mal nachgeguckt, was da seit vielen Jahren so alles passiert?



    Böses Beispiel, schon einige Jahre her: damals war ich Abonnentin des Spiegel. Nach dem Atomunglück in Forsmarck berichtete der Spiegel erst wie gewohnt aus verschiedenen Perspektiven, auch den extrem atomkritischen. Dann gab es mehrseitige Anzeigen der Stromerzeuger - und auf einmal sang der Spiegel Loblieder auf die Atomindustrie.



    Bis dahin hatte ich den Spiegel als einen Teil der Qualitätspresse gehalten. Seither weiß ich es besser. Habe mein Abo natürlich sofort gekündigt. Verarschen kann ich mich selbst.



    Einmal aufmerksam geworden, habe ich auch bei anderen Medien wiederholt bemerkt, dass man die Werbung sehr aufmerksam mitlesen/sehen muss und in die Artikel hineinbeziehen. Kein Kompliment. Aber ein guter Grund, den Aussagen in den Medien immer mit einem gewissen Misstrauen gegenüber zu stehen: wem im Hintergrund wird nun wieder nach dem Mund geredet?



    Muss nicht immer ein offensichtlicher Werbekunde sein.

  • Wenn ich mir so ansehe, wie sich viele Jounalist/innen auf twitter oder facebook im „Kampf gegen rechts“ nahezu überschlagen, habe ich jedes Verständnis für den Vertrauensverlust in der Bevölkerung.

    Wer sich bei aktuellen Geschehenissen nicht emotional zurückhalten kann, der muss sich auch das Etikett „Gesinnungsjournalismus“ anheften lassen.

    • @Frank Erlangen:

      Dass du, als jemand der rechte Positionen vertritt, mit dir selbst Verständnis hegst, beruhigt etwas. Ansonsten wird es nämlich etwas spooky.

  • Ich liefere gerne ein paar Anregungen zum Thema:



    - Clickbait-"Journalismus"



    - oberflächliche Recherche, auch dann noch, wenn von Lesern Hinweise auf Interessenskonflikte von "Experten" eingehen



    - relativ unkritisches Durchreichen von Pressemitteilungen durch Lobbyorganisationen, in manchen Redaktionen gar kein Bewusstsein für deren akribisch planende Arbeit, ganze Serien von Artikeln durch verschiedene Talking Heads in verschiedenen Medien zu lancieren



    - Durchreichen von ungeprüften Presseagenturmeldungen



    - Stanzen wie Rebellen/ Terroristen, "die verbotene kursische Arbeiterpartei PKK" usw.



    - das der aktuellen Lage Hinterherhecheln und dabei die realpolitischen Implikationen und Interessen dabei nicht im mit Fokus behalten



    - dass Redaktionen, um die eigene "Partei" zu unterstützen nicht dennoch sauber berichten, sondern durchgehen lassen, wenn wichtige Details der Stringenz halber unter den Tisch fallen



    - Raum für eigene Notizen

    Fazit: je nach Medium eine individuelle Kombination aus Druck durch Werbepartner, wegbrechende Einnahmen, Effizienzideologie der Eigentümer, Schlampigkeit, politischer Agenda, mangelndem Arbeitsethos/-befähigung, bitte ergänzen …

  • 9G
    97088 (Profil gelöscht)

    Das kann man am Beispiel der TAZ sehr schön sehen: Vieles schlecht/oberflächlich recherchiert, Vorfälle, Sachverhalte, Situationen werden solange aufbereitet, bis sie „totberichtet“ sind. Keine erkennbare politische Haltung/Meinung, vielfach mangelhaftes gesamtpolitisches Wissen - insbesondere aus der näheren Vergangenheit. „Genderthemen“ werden bis zu unkenntlichkeit seziert - ohne zu einer Aussage zu kommen. Wirtschaftliches (Fach-)Wissen ist nicht erkennbar. Der überwiegende Teil der geführten Interviews sind schlecht weil: mangelhafte Vorbereitung, keine stringente Gesprächsführung, abschweifen in Nebensächlichkeiten, die Interviewpartner übernehmen das Ruder, keine kritische Auseinandersetzung mit den Aussagen. Zu viel Fremdtext (dpa, epd, afp, etc.).



    Und ihr beschäftigt Euch gern mit Euch selbst. Das ist nicht vertrauensbildend.

  • Ja wie? Das fragen Sie noch*¿*



    Woran das liegt? Im Ernst?

    “Journalismus und Glaubwürdigkeit



    Gefangen in der Blase



    Viele Deutsche vertrauen den Medien kaum. Doch statt zu recherchieren, woran das liegt, reden wir mit anderen Journalisten – über Journalismus.“

    “Aufrecht stehen, nicht auf Knien, das muss der zeitgenössische Journalismus erst üben



    Robert Misik misik.at/

    In der Tat. Mehr könnte glatt verunsichern. Newahr



    Normal.

    unterm——



    Ja BitteGern&Dannichfür! Hauptsache.



    Njorp.

    • @Lowandorder:

      Ok - dazu mal an die Hand dies.



      Ihr - Vereinigte der Versatzstückehampler.

      Die mit HJ-Fähnleinführerschnitt mühelos als Politlügendrecksler (wieder)auftauchen.



      & a tv



      Ein Anchorman der beim Obama-Interview - Abkackt wie nichts Gutes. Sich danach aber klebrig auf die Schulter klopft! Woll.



      &



      Keine Gabriele Goettle - weit&breit - in Sicht.



      Keine Mehrfachen eines Rudolf Walthers et al.



      &



      Chefredakteure ala J.M.M.* - Fehlanzeige!



      Leitartikler von der Klasse & Klarsicht eines Georg Schramm (ja als Kabarettist wie zuletzt 12.6. a medico www.youtube.com/watch?v=gS8bb__1jdU - Zur Lage der Welt!) Nö. Weit & breit nicht in Sicht!



      &



      Statt dessen ein als Peter-Unfried-Double bramarbasierender Georg Löwisch.



      (Diekmannisierung&Verdöpfnerung via LÜGT inclusive (Klaus Theweleit)



      &



      Mehrfache PR-Ranwanz-öh-Beiträge auf dem Niveau “Helmut - du wirst dich nicht erinnern!“ - einst der Die Zeit - Genickbruch für Theo Sommer (Zeit-Gnadenbrotmümmler hück von Doppelwähler di Lorenzos Gnaden!;(

      Ja selbst ein Heribert Prantl - wie mussers trotzdem nötig haben - wa! - Gibt die rückgratlose Salatschnecke - abgemahnt von Vossi-Bär Karlsruhe.



      Es ist ein Elend.

      Soweit mal & Alles nich to glöben.



      & nochens



      Es ist ein intelüller Irrglaube.



      Daß Solches - Nicht allgemein!



      Von frau&jedermann ebenso mitgekriegt & verstanden würde!



      Im Gegenteil! Newahr. Normal.



      Der Befund s.o. - ist schon richtig! Gell.



      Njorp.

      kurz - Das Schweinchen - Erkennste!



      Nu. Frauman noch immer am - Genau. Ringelschwänzchen! Newahr. Aber Hallo.



      Normal.

      So geht das.

      unterm——-*



      de.wikipedia.org/w...M%C3%BCller-Marein



      Quel homme

      • @Lowandorder:

        & zisch - mailtütenfrisch

        “Mall zusammengefasst



        "Marktkonforme Demokratie" erzeugt marktkonformen Journalismus...“

  • Medien die uns permanent mit Werbung zuballern und uns gleichzeitig ihre Unabhängigkeit versichern, dabei aber vergessen, wie sie 2008 in der Finanzkrise ob der wegbrechenden Werbeeinnahmen ihre Existenz zusammenkrachen sahen und rumjammerten, haben mit der Zeit ein Glaubwürdigkeitsproblem. Umso mehr, als das dieser Umstand in den Medien nicht kritisch betrachtet wird. Dass sie sich so auch noch an der Forcierung des Konsumrauschs beteiligen und somit zu vermehrten Klima- und Umweltproblemen beitragen, wollen sie auch nicht sehen. Es gibt also keinen Grund, sich hier zu wundern. Im Moment scheint ihr arg selbstverliebt, liebe Journalisten. Aufwachen bitte.