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Jahrestreffen der AhmadiyyaHippies mit Hang zum Konservativen

Die deutschen Ahmadis treffen sich. Wer sind die Gläubigen, denen von anderen Muslimen abgesprochen wird, Teil des Islam zu sein?

Wie geht das noch mal? Ahmadis beten wie andere Muslime auch, Unterschiede liegen anderswo Foto: dpa

Die Nachricht ist einfach: Am Wochenende kommt die deutsche Ahmadiyya-Gemeinde zu ihrer Jahreskonferenz in Karlsruhe zusammen, mehrere tausend Mitglieder werden erwartet. Nur: Die Frage, wer sich da eigentlich trifft, ist gar nicht so leicht zu beantworten. Denn zu welcher Religion die Ahmadis gehören, darüber gibt es unterschiedliche Meinungen.

Für sie selbst ist die Sache klar. Die Ahmadis verstehen sich als Muslime, als besonders fortschrittliche gar. Allerdings stehen sie mit dieser Überzeugung innerhalb des Islam recht einsam da.

Für die meisten anderen Muslime ist die Ahmadiyya kein Teil ihrer Religion. Zu sehr weicht das, was die Ahmadis glauben, vom islamischen Mainstream ab. Schließlich verkündete deren Religionsstifter Mirza Ghulam Ahmad im Indien des 19. Jahrhunderts, er sei die Reinkarnation Jesu Christi, Krish­nas, Buddhas und außerdem noch der angekündigte Messias – eine Idee, die für Nicht-Ahmadis nicht mit den Grundsätzen ihres Glaubens vereinbar ist.

Auch, dass die Anhänger der Ahmadiyya glauben, nach Mohammed könne es noch weitere Propheten geben, ist ein drastischer Unterschied zur islamischen Orthodoxie.

Wegen solcher Überzeugungen – in den Augen der anderen Muslime „Häresie“ – diskriminieren religiöse Mehrheiten in vielen muslimischen Ländern die Ahmadiyya-Anhänger bis heute. 1973 erklärte eine saudische Gelehrten-Konferenz die Ahmadis zu Nicht-Muslimen, seitdem ist ihnen der Zugang zu den heiligen Städten in Mekka und Medina verwehrt.

Ein Musterbeispiel gelungener Integration?

In Pakistan, wo die meisten Ahmadis leben, sind sie weder rechtlich noch sozial den Anhängern anderer Religionen gleichgestellt. Vor allem in den 50er und 70er Jahren gab es dort außerdem blutige Unruhen, bei denen Ahmadis massakriert wurden. Damals flohen viele ins Ausland, etwa 40.000 leben heute in Deutschland.

Weil sie als gebildet und liberal gelten, stellen deutsche Politiker sie oft als Beispiel gelungener Integration dar. So sagte etwa SPD-Politiker Olaf Scholz 2009, die Ahmadiyya trage „entscheidend zu einem guten Miteinander in unserem Land bei.“ Gelobt wird auch, dass die Ahmadis Gewalt ablehnen und anderen Glaubensrichtungen gegenüber sehr tolerant auftreten. Nicht umsonst wirbt die Strömung mit dem Spruch „Liebe für alle – Hass für keinen.“ Fast wirken die Ahmadis wie die Hippies des Islam.

Gleichwertig bedeutet für die Ahmadis allerdings eben nicht „gleich“. Zu sehen war das unter anderem auf der Jahreskonferenz 2017, wo sich Männer und Frauen streng getrennt voneinander trafen

Allerdings wie Hippies mit einem Weltbild, das ab und zu tief ins Konservative abrutscht. „Wenn man unter liberal zum Beispiel eine Offenheit gegenüber Homosexualität versteht, dann sind die Ahmadis sicherlich nicht liberal“, sagt die Islamwissenschafts-Professorin Johanna Pink von der Uni Freiburg. Gerade das Geschlechterverständnis der Strömung sei relativ konservativ.

Auf der Website der Gemeinde heißt es zwar, die Ahmadiyya trete für die „Gleichwertigkeit von Frau und Mann“ ein, was erst mal fortschrittlich wirkt. „Gleichwertig“ bedeutet für die Ahmadis allerdings eben nicht „gleich“. Zu sehen war das unter anderem auf der Jahreskonferenz 2017, wo sich Männer und Frauen streng getrennt voneinander trafen. Außerdem sei die interne Organisation sehr straff, sagt Pink. Ausgehend vom Kalifen an der Spitze herrsche eine strenge Hierarchie.

Bleibt noch eine Frage: Wie bewertet denn nun die Islamwissenschaft eigentlich, ob die Ahmadiyya zum Islam gehört oder nicht? „Es ist nicht unser Job, das zu entscheiden“, antwortet Pink schlicht. Für die Islamwissenschaft seien alle Gruppen interessant, die sich selbst zum Islam zählen. Ganz egal, was die anderen dazu sagen.

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6 Kommentare

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  • Die Frage, die ich mir stelle: Was heißt 'strikt getrennt'? Bezogen auf was? Wer geht wie damit um? Allein weil 'irgendwas' strikt geschlechtergetrennt ist, muss nicht zwangsläufig irgendwas mit 'liberal' in Gefahr sein?

    • @Sebas.tian:

      Im Selbstverständnis der Ahmadiyya 'strikt getrennt' bedeutet neben der räumlichen Trennung der Geschlechter auch eine strikte Trennung in den Aufgaben und Rechte die sie haben.

      Das Rollenbild das dem zugrunde liegt ist erzkonservativ. Männer haben die Verantwortung und von Frauen wird erwartet sich dieser Autorität unterzuordnen.

      Wenn die Ahmadiyya Gemeinde also sagt das Männer und Frauen 'Gleichwertig' hat das nichts mit gleichen Rechten zu tun, es bedeutet das die Erfüllung der vorgegebenen Rollen den 'gleichen Wert' in Augen Gottes hat.

      In der Praxis bedeutet das dass Frauen sowohl in spirituellen als auch organisatorischen Fragen keine Autorität über Männer haben dürfen.

      Bspw. Auf der Jahres Versammlung werden Sitzungen zu verschiedensten Themen gehalten.

      Der Großteil der Reden wird auf der Männerseite gehalten und auf der Frauenseite übertragen. Daneben werden einige wenige Reden von Frauen nur für die Frauenseite gehalten. Die einzige Sitzung die von der Frauenseite übertragen wird ist die in der der Khalif eine Rede an Frauen hält.

      Als Mitglied der Ahmadiyya Gemeinde Besuche ich seit über 20 Jahren die Jahres Versammlung ich habe noch nie erlebt das es einer Ahmadi Frau gestattet wurde eine Rede zu halten die auch an Männer gerichtet war, weil es anscheinend die 'gottgegebene Autorität' von Männer untergraben würde wenn sie einer Frau zuhören müssen. Als ob nichts was eine Ahmadi Frau sagen könne relevant für männliche Jugendliche oder Männer sei.

      Die gleiche findet man in den Strukturen der Gemeinde. Das spirituelle Oberhaut, die Geistlichen und Imame sind allesamt Männer (vergleichbar mit der Katholische K.). Aber auch organisatorisch, sobald es Männer einschließt haben sie die Verantwortung, unabhängig von Qualifikation, Talent, Bildung der Frauen. In der Hauptstruktur werden alle Ämter nur von Männer gehalten, Frauen haben nicht mal das Recht sich an deren Wahl zu beteiligen.

    • @Sebas.tian:

      Ich würde allen-auch dem Autor- raten, mich mal intensiv mit den Ahmadiyya auseinander zu setzen, deren Weltbilder stehen denen der Afd oder auch anderen orthodoxen Religionen in nichts nach.....z.B. ahmadiyya.de/islam...das-kopftuchgebot/

      Stichwort auch Dr. Hiltrud Schröter, die sich eingehend mit dieser Sekte befaßt hat!

  • Nicht ein wenig einseitig die Interpretation des Autors von gleichwertig? Männer und Frauen sind ja biologisch nicht gleich, trotzdem gleichwertig. Was für mich bedeutet, dass sie rechtlich, sozial usw. gleiche Chancen, rechte und Pflichten haben müssen.

    Auf die Ahmadis bezogen, Zweifel ich die Gleichberechtigung an, wenn strikt getrennt wird.