Israelisch-libanesische Seegrenze: Ein Gewinn für beide Seiten

Die libanesisch-israelische Einigung über die maritime Grenze sorgt für mehr Stabilität in der Region. Wäre da nur nicht Benjamin Netanjahu.

Mittelmeer und Küste

Das Meer bei Rosh Hanikra, Israel, nahe der Grenze zum Libanon Foto: Ayal Margolin/Xinhua/imago

Endlich kommen einmal gute Nachrichten aus dem Nahen Osten. Israel und Libanon sehen ihre Forderungen erfüllt und zeigen sich zufrieden mit der beiderseitigen Einigung über den maritimen Grenzverlauf und die Förderung der Gasvorkommnisse im Mittelmeer. Alles andere hätte für beide Seiten katastrophale Konsequenzen haben können. Die schiitisch-libanesische Hisbollah verfügt über zigtausende Raketen, die jeden Winkel in Israel erreichen können.

Eine erneute militärische Auseinandersetzung an der israelisch-libanesischen Grenze würde alle bisherigen Kriege in den Schatten stellen. Die gute Nachricht, dass die Einigung erneutes Blutvergießen unwahrscheinlicher macht und vielleicht eine weitere diplomatische Annäherung der beiden Nachbarstaaten folgen wird, ist eine Sache. Der wirtschaftliche Profit für beide Staaten kommt noch dazu. Nun ist ein weiteres Hindernis geräumt auf dem Weg zur Gasförderung.

Der Markt ist günstig, und besonders der von Armut und Arbeitslosigkeit gebeutelte Libanon ist wie selten zuvor auf Devisen angewiesen. Jede Einigung zwischen den Regierungen in Beirut und Jerusalem bedeutet zugleich eine Schwächung der Hisbollah und damit der Rolle des Iran, der die schiitischen Extremisten mit Geld, Know-how und Waffen versorgt. Das Weiße Haus stuft die libanesische „Partei Gottes“ als Terrororganisation ein. Ihr Gegner ist zuallererst Israel.

Nur recht wäre es, wenn die Einigung dem israelischen Regierungschef Yair Lapid Punkte einbringt für die am 1. November stattfindenden Parlamentswahlen. Von einer „historischen Errungenschaft“ sprach Lapid und übertrieb damit nicht. Noch könnte ihm allerdings sein Gegenkandidat Benjamin Netanjahu in die Quere kommen.

Der Likud-Chef hält nichts von der Einigung mit Beirut und fühlt sich, sollte er die Wahlen für sich entscheiden, auch nicht daran gebunden. Doch Netanjahu ist bekannt für großartige Ankündigungen, von denen nach dem Wahlkampf nichts übrig bleibt. Er wird den Eklat mit Washington und einen möglichen weiteren Krieg mit der Hisbollah kaum riskieren.

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1961 in Berlin geboren und seit 2021 Co-Leiterin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.

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