Israel-Post von Helen Fares: SWR trennt sich von Moderatorin
Der SWR beendet die Zusammenarbeit mit der Moderatorin Helen Fares. Sie hatte bei Instagram für einen Boykott von Produkten mit Bezug zu Israel geworben.
Der SWR hat am Montag bekannt gegeben, dass er sich von der Moderatorin Helen Fares trennt. Fares hatte auf ihrem Instagram-Account in einem Video die App „No Thanks“ beworben, mit der Nutzer überprüfen können, ob Waren auf einer Boykottliste gegen die israelische Wirtschaft stehen. Die Bild hatte am Sonntag darüber berichtet. Der SWR schreibt in einer Pressemitteilung, Fares habe mehrfach auf ihrem privaten Social-Media-Account „extreme politische Positionen“ geäußert. Damit sieht der SWR die „Pflicht zur Neutralität“ verletzt. Fares hatte das Format „MixTalk“ moderiert, ein wöchentliches digitales Debattenformat unter dem Motto „Jeder Meinungsausstausch zählt.“
Das ursprüngliche Video auf Fares' Account war nur 24 Stunden verfügbar, bei X (Twitter) ist es noch zu finden. In der Berichterstattung darüber gehen die Begriffe „israelisch“ und „jüdisch“ durcheinander. Fares spricht im Video nur von Israel. Laut der Antisemitismusdefinition der IHRA gilt die Gleichsetzung von Juden und Israel als antisemitisch.
Fares wies am Montag in einem Video auf ihrem Instagram-Account den Vorwurf, ein Boykott Israels sei antisemitisch, zurück. Im Video beklagt sie „hunderte bedrohliche Nachrichten“ im Nachgang des Artikels von Bild. 2019 stimmt der Bundestag für eine Resolution, die die Bewegung Boycott, Divest, Sanction (BDS), die zu einem Boykott Israels aufruft, als antisemitisch verurteilt. Ob diese Resolution rechtlich bindend ist und welche juristischen Konsequenzen aus ihr folgen, ist umstritten.
Die App „No Thanks“ ermöglicht es, Strichcodes von Produkten im Supermarkt zu scannen, um mögliche Verbindungen mit der israelischen Wirtschaft zu erkennen. Wie die Liste der Produkte und Unternehmen zustande kommt und wie eine „Verbindung“ zu Israel definiert wird, ist unklar. Die App wurde vom 25-jährigen Programmierer Ahmad Bashbach entwickelt. Bashbash ist in Gaza aufgewachsen, lebt heute aber in Ungarn.
Die App ging Anfang November online, wurde aber bereits am 30. November von Google aus dem App-Store entfernt, weil sich die App mit folgendem Satz bewarb: „Hier kannst du sehen, ob das Produkt in deiner Hand das Töten von Kindern in Palästina unterstützt oder nicht.“ Anfang Dezember tauchte die App wieder im App-Store auf, in der Beschreibung wurde der inkriminierende Satz gestrichen. Die Android-Version von „No Thanks“ verzeichnet Stand April 2024 über eine Million Downloads.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“