Internetplattform für Waldschäden: Online den Wald retten
Auf einer Internetplattform kann jetzt jede*r Waldschäden melden. Auf diese Art soll ein bundesweiter Überblick entstehen.
Einen Schaden zu melden ist einfach: Nach dem Erstellen eines Accounts kann jeder Waldschäden wie großflächige Rodungen, Verwüstungen oder Zerstörungen von Waldwegen melden und sie mit Informationen, wie genauen Ortsangaben und Bildern, speisen. Zudem sind der Schutzgebietstyp, also ob es sich etwa um ein Natur- oder Landschaftsschutzgebiet handelt, sowie die Flächengröße gefragt. Anschließend müssen die Beobachtungen in eine von vier verschiedenen Waldschadens-Kategorien einordnet werden: Handelt es sich um Kahlschlag, Wege-Schäden, Holzernte-Schäden oder um einen Konflikt-Wald? Auf der Karte, die auch ohne Account einsehbar ist, erscheint dann ein farbiger Marker je nach Kategorie.
Die Initiator*innen des Projekts haben den Ort der Präsentation bewusst gewählt: Einen der bislang 34 gemeldeten Waldschäden findet man auf der Karte in Altenwerder – ein Konfliktwald, markiert mit einem orangenfarbenen Marker. Konfliktwald bedeutet, dass sich dort Bürger*innen mit dem Waldbesitzer streiten.
In Altenwerder sollen 45 Hektar eines seltenen Auen- und Feuchtwaldes, die Vollhöfner Weiden, für die Hafenerweiterung gerodet werden. 23.000 Bäume und sechs geschützte Fledermausarten sind dadurch bedroht. Außerdem könnten gefährdete Vogelarten wie der Kleinspecht vertrieben werden und sogar stark gefährdete Arten wie der Trauerschnäpper, der auf der roten Liste der Brutvögel in Hamburg steht.
Das Waldgebiet ist besonders wichtig für die Erhaltung der genetischen Vielfalt, da es verschiedene Biotope wie Moore miteinander verbindet. Robin Wood protestiert gegen die bevorstehende Vernichtung der Bäume: „Das Roden unserer Wälder verursacht Artensterben und Klimawandel“, prangt auf dem Banner zweier Kletterer, die sich auf den Bäumen niedergelassen haben (siehe Foto).
Eine bundesweite Erfassung direkter menschlicher Eingriffe in Wälder, die zu Schäden und Zerstörung beitragen, gab es bislang nicht. „Die gesammelten Daten sollen für jeden einsehbar sein“, sagt Jana Ballenthien, Waldreferentin von Robin Wood. Ein positiver Nebeneffekt sei, dass sich Naturschützer*innen auf diese Art besser vernetzen können. Außerdem hofft Petra Ludwig-Sidow von der BBIWS auf einen weiteren Effekt: „Das hoffentlich bald sichtbare Ausmaß der Missstände wird unseren Forderungen nach einer schonenden Waldbehandlung Nachdruck verleihen.“ Dann könnten die profitgeleiteten Unternehmen nicht mehr von sogenannten Einzelfällen sprechen, sagt Ludwig-Sidow.
Matthias Fischer, Sprecher der Naturwald Akademie, hofft, dank des Tools bald erstmalig einen Überblick über jegliche Forst-Maschineneinsätze, Baumaßnahmen oder Rohstoffabbau zu bekommen. Denn, so ergänzt Ludwig-Sidow: „Die Forstwirtschaft ist da sehr intransparent.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation