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Instagram und Facebook werbefrei nutzenWin-win-Situation für Meta

Kommentar von Svenja Bergt

Beim Facebook-Konzern zahlt man nun zweistellig, um keine Werbung zu sehen, Daten werden trotzdem gesammelt. Damit will Meta EU-Regeln umgehen.

Rechnet Meta damit, dass irgendjemand ihr Angebot nutzt? Foto: Panthermedia/imago

W as der IT-Konzern Meta diese Woche bekannt gegeben hat, erlaubt einen kleinen Blick in die Zukunft. In eine Zukunft, in der die Konzerne der Plattformökonomie so mächtig sind, dass Gesetze für sie nicht mehr sind als eine unverbindliche Empfehlung.

Meta startet ein Bezahl-Abo für die europäischen Nut­ze­r:in­nen von Facebook und Instagram. Wer auf den Plattformen unterwegs sein will, ohne Werbung angezeigt zu bekommen, zahlt monatlich 10 Euro beim Abschluss über den Browser und 13 Euro in der App. Ab März müssen Nut­ze­r:in­nen zusätzlich zahlen, wenn sie mehrere Accounts in ihrem Kontencenter eingerichtet haben.

Ob das Unternehmen damit rechnet, dass irgendjemand dieses Angebot nutzt? Vermutlich nicht. Denn es ist denkbar dreist: So heißt „ohne Werbung“ nicht „ohne Tracking“. Wer also einen zweistelligen Betrag im Monat überweist, liefert Meta trotzdem weiterhin die eigenen persönlichen Daten. Die Nut­ze­r:in­nen zahlen damit doppelt. Eine echte Win-win-Situation – für Meta.

Dass Meta überhaupt so ein Angebot auf den Markt bringt, hat eine Geschichte: Die Datenschutzaufsichtsbehörden haben den Konzern im Visier, weil für personalisierte Werbung eine Erlaubnis der Nut­ze­r:in­nen erforderlich ist. Bei dieser Erlaubnis reicht kein Abnicken der ewig ungelesenen Nutzungsbedingungen. Das hat der Europäische Gerichtshof bestätigt. Die erforderliche Zustimmung wäre eher wie bei einer Heirat: Ja, ich will. So ein Bekenntnis einfordern zu müssen möchte Meta allerdings verhindern. Denn ein sinngemäßes „Ja, ich will, dass ihr alles, was ich und andere über mich preisgeben, speichern, aus- und verwerten dürft“ – das werden wohl die wenigsten Menschen anklicken.

Der Lichtblick ist: Wir leben noch nicht in einer Zukunft, in der hier das Ende der Geschichte ist. Der europäische Datenschutzausschuss hat die zuständige irische Aufsichtsbehörde verpflichtet, Meta die Verarbeitung von Daten für personalisierte Werbung in Europa zu verbieten. Es besteht also Hoffnung, dass Gesetze auch für internationale Konzerne mehr sind als eine Empfehlung.

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Redakteurin für Wirtschaft und Umwelt
schreibt über vernetzte Welten, digitale Wirtschaft und lange Wörter (Datenschutz-Grundverordnung, Plattformökonomie, Nutzungsbedingungen). Manchmal und wenn es die Saison zulässt, auch über alte Apfelsorten. Bevor sie zur taz kam, hat sie unter anderem für den MDR als Multimedia-Redakteurin gearbeitet. Autorin der Kolumne Digitalozän.
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4 Kommentare

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  • "Der europäische Datenschutzausschuss hat die zuständige irische Aufsichtsbehörde verpflichtet, Meta die Verarbeitung von Daten für personalisierte Werbung in Europa zu verbieten."

    Die irische "Aufsichtsbehörde". Na dann ist das ja in 3-4 Jährchen erledigt. Ungefähr dann wird das dritte "Datenschutz"-Abkommen mit USA vor dem EuGH gescheitert sein. Bis dahin lässt die EU wie gehabt diese Konzerne im rechtsfreien Raum mit den gestohlenen Daten weiterverdienen und die User weiter zur Fernsteuerbarkeit und zur eigenen Geringschätzung umerziehen. Der gesellschaftliche Schaden, den die Verantwortlichen dieser Läden aus reiner Gier anrichten, ist gigantisch und wird erst nach und nach sichtbar. Zumindest in der Jugendpsychiatrie werden die Jobs nicht ausgehen. Steht schon im krassen Widerspruch zu der Begründung Kindeswohl, die immer wieder vorgeschoben wird, wenn es um anlasslose Vorratsdatenspeicherung geht.

    Social Media-Portale zu betreiben, wäre auch ohne die ganzen kriminellen Praktiken kein Problem.

  • Einfach nicht benutzen.



    Ich nutze es nicht und lebe trotzdem noch.

  • Meta nutzt die Daten nicht nur für Werbung, sondern auch für das Personalisieren des Produkts. Wenn das nicht so wäre, dann würde man einfach nur volumenstarke Konten sehen. Damit wäre Facebook und Instagram unnutzbar.

    Das Problem bei Datenschützern ist, dass sie nicht über ihren eigenen Tellerrand sehen können. Jetzt hat man Meta gezwungen für viel Geld einen Service anzubieten, den niemand will. Glückwünsche!! Aber wahrscheinlich würden sie am liebsten wieder in der Steinzeit leben - war alles so natürlich damals.

  • Die Kommentatorin hat da mehr Vertrauen in die Insta/Facebook-Nutzer als ich.

    Ich bezweifle, dass es einen Großteil der Leute ein großes Problem darstellt, dass Meta eine Menge Daten über sie sammelt. Und sie werden alles anklicken und bestätigen, was Meta ihnen vorsetzt, solange sie ihre geliebte App weiter nutzen können.