Insolvenz des Fahrradherstellers VanMoof: Vernetzt und weg
Die Pleite der E-Bike-Marke VanMoof zeigt die Probleme mit Smart-Systemen. Steht man bald vor der Haustür, wenn dann die Schloss-App nicht mehr geht?
E s ist die Insolvenz eines Fahrradherstellers, die gerade einen kleinen Blick in die gar nicht so entfernte Zukunft eines immer stärker digital vernetzten Lebens erlaubt. Warum ein Fahrradhersteller? Nun, es geht um E-Bikes der niederländischen Marke VanMoof. Diese entfalten ihre volle Funktionsfähigkeit erst in Kombination mit einer zugehörigen App. So funktioniert zum Beispiel das automatische Entriegeln des Schlosses, wenn man sich dem eigenen Rad nähert, nur per Smartphone, Tablet oder Smartwatch.
Bei den Besitzer:innen der VanMoof-Räder geht nun eine Sorge um: Was, wenn die Firma, die derzeit nach Möglichkeiten sucht, etwa über einen Verkauf an ein anderes Unternehmen noch weiter Fahrräder bauen zu können, nicht gerettet werden kann? Und was, wenn sie dann, was eine logische Konsequenz wäre, doch die Server abschaltet, die für die Anbindung der App notwendig sind?
Der Fall ist deshalb ein kleiner Blick in die Zukunft, weil sich diese Geschichten in einer vernetzten Welt häufen werden. Weil Hersteller von Staubsaugerrobotern, vernetzten Küchenmaschinen, Smart-Home-Systemen oder Alarmanlagen pleitegehen. Weil sie dann ihre Produkte inklusive digitaler Steuerungswerkzeuge nicht weiterentwickeln, Sicherheitslöcher nicht stopfen oder Server gleich ganz abschalten – und man im ungünstigsten Fall vor dem smarten Schloss der Wohnungstür steht, das plötzlich den Dienst verweigert.
Lösung Open Source
Die etwas schadenfrohe „Selber-Schuld“-Karte, die in solchen Fällen gerne gespielt wird, trumpft hier nur bedingt. Denn schon heute ist beispielsweise das vernetzte Auto Standard. Und noch problematischer wird es im medizinischen Bereich, wenn etwa der Hersteller einer vernetzten Prothese oder eines Implantats insolvent ist.
Zumindest in einem gewissen Rahmen ließe sich solchen Problemen vorbeugen, wenn die Hersteller – freiwillig oder verpflichtet – stärker auf Open Source und offene Schnittstellen setzen würden. Das wird umso wichtiger, je vulnerabler die Betroffenen nach einer eventuellen Insolvenz zurückbleiben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Grundsatzpapier von Christian Lindner
Eine gefährliche Attacke
Alkoholpreise in Deutschland
Das Geschäft mit dem Tod
Jüdische Wähler in den USA
Zwischen Pech und Kamala
Experten kritisieren Christian Lindner
„Dieser Vorschlag ist ein ungedeckter Scheck“
Soziologe über Stadt-Land-Gegensatz
„Die ländlichen Räume sind nicht abgehängt“
Krise der Ampel
Lindner spielt das Angsthasenspiel