Inhaltloser US-Wahlkampf: Wer hat die größte Show?
In einer Woche wählen die USA einen neuen Präsidenten oder eine Präsidentin. Um Inhalte beim Wahlkampf geht es schon lange nicht mehr.
E in Wahlkampf, bei dem von Anfang an Affekte wichtiger waren als Inhalte, neigt sich dem Ende zu – und gleichzeitig seinem Höhepunkt. In einer Woche wird in den USA ein neues Staatsoberhaupt gewählt, die Kandidatinnen versuchen auf den letzten Metern noch einmal alles, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Wahlprogramme, Themen und Lösungsansätze sind unwichtiger denn je. Es geht schon lange nicht mehr darum, was wahr ist oder nicht. Ohnehin gibt es immer mindestens zwei Wahrheiten, die keine Seite in den Augen der anderen belegen kann. Worum geht es also? Einzig darum, wer die effektvollere Show hinlegt.
Das läuft dann so: Vizepräsidentin und Kandidatin der Demokraten Kamala Harris hat die wichtigsten Celebrities und die talentiertesten RednerInnen auf ihrer Seite: Bruce Springsteen, Taylor Swift, Eminem, die Obamas. In der anderen Ecke des Boxrings: Ex-Präsident Donald Trump für die Republikaner. Seine Superpower: Für ihn gibt es keine Grenze des Sagbaren. Er lügt, beleidigt und ruft zum „Schlachten“ der Gegner auf. Also deutlich mehr Effekte.
Sein neuester Coup: die bekannteste Arena der Welt, den Madison Square Garden in der Welthauptstadt New York City, am Sonntag mit Leuten fluten. Notorische Neonazis, Rassisten, Faschisten – die reinste Horrorshow. Die progressive Bubble in der Demokraten-Metropole schäumte schon im Vorfeld, kreischte auf allen Kanälen „Nazi-Versammlung“ und wies auf die kaum übersehbare historische Parallele vom Februar 1939 hin, als just an jenem Ort ein Aufmarsch von Hitler-Sympathisanten kollektiv die rechte Hand emporstreckte.
Trump und sein Team dürften die Empörung einkalkuliert und sich die Hände gerieben haben. Bad publicity ist schließlich good publicity. Dass die frühere First Lady Michelle Obama, ein rhetorisches Megatalent, tags zuvor in Michigan aufgetreten war und mit einer flammenden Rede die Menge in Ekstase versetzt hatte, wurde von dem Rummel in New York City übertönt. Leider auch von der Kritik des eigenen Teams.
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