Inflation 2023: Verbraucher haben draufgezahlt
Die allgemeine Teuerungsrate betrug im vergangenen Jahr 5,9 Prozent. Ein Sozialverband fordert einen höheren Mindestlohn sowie Rentensteigerungen.
2023 lagen die Verbraucherpreise im Schnitt um 5,9 Prozent über dem Vorjahresniveau, wie das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten berechnet hat. Das war die zweithöchste Inflation in einem Gesamtjahr im wiedervereinigten Deutschland nach den 6,9 Prozent 2022.
Der Sozialverband Deutschland (SoVD) fordert mit Blick auf die hohe Inflationsrate die Politik zum Handeln auf. „Die Verbraucherpreise sind noch weiter gestiegen, und die hohe Inflation seit 2022 bleibt somit ein Armutsrisiko“, sagte Vorstandsvorsitzende Michaela Engelmeier den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die Sorgen von Millionen Menschen „mit kleinem Geldbeutel“ vergrößerten sich.
Menschen, die auf Transferleistungen angewiesen sind, ein geringes Einkommen oder eine kleine Rente haben, litten besonders unter den Preisentwicklungen des vergangenen Jahres, sagte Engelmeier. „Denn sie geben prozentual viel mehr ihres Budgets für Lebensmittel und Energie aus, bei denen die Inflation besonders hoch war.“
Preissprünge nach Russlands Angriff auf die Ukraine
Engelmeier erneuerte ihre Forderung von Ende Dezember, den Mindestlohn auf 15,02 Euro anzuheben. Zudem brauche es einen „dringend erforderlichen Inflationsausgleich für Rentnerinnen und Rentner“. Erst zum 1. Januar war der Mindestlohn um 41 Cent auf 12,41 Euro pro Stunde angehoben worden.
Nach dem russischen Angriff auf die Ukraine Anfang 2022 hatten sich vor allem Energie und Lebensmittel sprunghaft verteuert. Die Inflation schien nur eine Richtung zu kennen: nach oben. Zuletzt schwächte sich die Inflationsrate fünf Monate in Folge ab.
Im Dezember zog die Inflation wieder auf 3,7 Prozent an. Der Grund: Ein Jahr zuvor hatte der Staat in dem Monat einmalig die Kosten für den Abschlag der Gas- und Fernwärmekunden übernommen. Dieser preisdämpfende Effekt entfällt in der Berechnung für Dezember 2023.
Mit Preisbremsen für Strom und Gas hat die Bundesregierung versucht, Folgen der gestiegenen Kosten für Verbraucher und Unternehmen abzufedern. Die Bremsen für Strom und Gas waren im März 2023 eingeführt worden und galten rückwirkend auch für Januar und Februar. Geplant war eine Verlängerung bis Ende März 2024, doch das Haushaltsurteil des Bundesverfassungsgerichts vom 15. November machte der Bundesregierung einen Strich durch die Rechnung: Die Preisbremsen liefen daher zum Jahresende 2023 aus.
Experten gehen eher von sinkender Inflation aus
„Inzwischen sind überall in Deutschland wieder Strom- und Gastarife verfügbar, die zwar deutlich höher liegen als vor der Krise, aber meist unterhalb der Obergrenzen, die wir für die Preisbremsen gezogen haben, und ebenfalls spürbar unterhalb der Preise im vergangenen Herbst und Winter“, argumentierte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) Ende November. „Unsere Gasspeicher haben wir zudem so gut gefüllt, dass wir nicht mit plötzlichen Preissprüngen rechnen.“
Noch bis Ende 2024 können Arbeitgeber ihren Beschäftigten bis zu 3000 Euro zusätzlich steuer- und sozialversicherungsfrei als sogenannte Inflationsausgleichsprämie auszahlen als Hilfe angesichts allgemein gestiegener Preise.
Volkswirte gehen davon aus, dass die Inflation sowohl in Deutschland als auch im Euroraum insgesamt tendenziell weiter sinken wird. Für Deutschland erwartet beispielsweise der Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung („Wirtschaftsweise“) für 2024 eine Teuerungsrate von durchschnittlich 2,6 Prozent. Das Ifo-Institut rechnet mit 2,2 Prozent im Durchschnitt dieses Jahres.
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