Indiens Premierminister in Moskau: Viel Lob und nur ganz vage Kritik
Indiens Premier Modi ist bei Putin zu Besuch. Beide umschmeicheln sich mit überschwänglichen Freundschaftsbekundungen.
Dennoch nützt das Treffen den beiden. Delhi sieht kritisch, wie sich Moskau und Peking seit dem Ukrainekrieg angenähert haben, da Delhi und Peking einen offenen Konflikt im Stillen austragen. Es gibt Sorge über Moskaus Neutralität in einer künftigen chinesisch-indischen Auseinandersetzung. So überraschen jetzt Modis herzliche Worte zu Putin nicht. Längere Zeit hatte Modi öffentliche Treffen mit ihm gemieden.
Für Indien ist dabei wichtig, dass russisches Rohöl inzwischen mehr als 40 Prozent der Ölimporte ausmacht und rund 60 Prozent der indischen Militärausrüstung aus Russland stammt. Moskau andererseits versucht, die Verluste beim Energieexport durch die westlichen Sanktionen zu kompensieren und zu zeigen, dass Russland eben nicht isoliert ist.
Modi ist dabei ein wichtiger Akteur und Freund, der am Dienstag von Putin Russlands höchste staatliche Auszeichnung bekam.
Modi signalisierte in Moskau aber auch, dass er den Westen nicht verprellen möchte. „Es gibt keine Lösung auf dem Schlachtfeld“, sagte Modi laut Regierungskreisen zu Putin. Dialog und Diplomatie seien der richtige Weg, um den Ukrainekonflikt zu lösen. Indien bleibe bei seiner Haltung, dass die UN-Charta einschließlich der territorialen Integrität und Souveränität zu respektieren sei, so der 73-Jährige.
Doch zugleich betonte er bei einer Veranstaltung mit der indischen Diaspora auch: „Die Freundschaft mit Russland ist etwas, das wir sehr schätzen.“ Nach drei Jahren Pause finden dieses Jahr die ersten sonst jährlichen bilateralen Gespräche der Staats- und Regierungschefs statt.
Putin schätze Modis Bemühungen, Wege zur Lösung der Ukrainekrise mit friedlichen Mitteln zu finden, sagte der 71-jährige Kremlchef.
In den vergangenen zehn Jahren trafen sich Modi und Putin 16 Mal, zuletzt 2022 in Usbekistan bei der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO). Modis Abwesenheit beim jüngsten SCO-Gipfel zeige, dass sich Indien in Foren, die eine antiwestliche Agenda verfolgen, zunehmend entfremde, meint Chietigj Bajpaee von der britischen Denkfabrik Chatham House. Trotz dieser Wiederbelebungsversuche sei die Beziehung abgekühlt. Russland suche dagegen Nähe zu Indiens Rivalen China.
Zugleich sollen Kooperationen im Verteidigungssektor und die Produktion russischer Waffen in Indien gestärkt werden. Doch setzt Delhi hier nicht mehr allein auf Russland.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj äußerte enttäuscht über Modis Reise nach Russland. Die USA erklärten im Vorfeld, Indien sollte Russland „deutlich machen“, dass es die territoriale Integrität der Ukraine respektieren sollte.
Modis Balanceakt-Reise endet mit einem Abstecher nach Österreich, dem ersten Besuch eines indischen Premierministers dort seit 40 Jahren.
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