In der Hitzewelle steckt eine Chance: Lasst uns jetzt die Welt retten
Die Erderwärmung ist spürbar. Spätestens jetzt müssen wir anfangen, all die Strategien gegen den Klimawandel umzusetzen.
Dieser Sommer ist das Beste, was uns passieren konnte. Die wochenlange Hitze, die die Felder verdorren lässt und sogar das deutsche Beamtentum dazu bringt, Hitzefrei einzufordern, ist genau das, was uns spüren lässt, was „Erderwärmung“ bedeutet. Und verdeutlicht: Hier muss was passieren.
In den letzten Tagen, in denen das Thermometer gefühlt nie unter 45 Grad Celsius sank und eine Gruppe internationaler Forscher:innen vor einer dauerhaften Heißzeit warnte, konnte man zwei Arten von Reaktionen beobachten. Zum einen Panik, ausgelöst durch das plötzliche Realisieren, dass durch den Klimawandel nicht nur Miami absäuft, sondern dass auch wir betroffen sind.
Eine nachvollziehbare Reaktion. Wie, wenn jemand aus Angst zu ertrinken wild anfängt, mit den Armen zu paddeln und nach Luft zu schnappen. Ein menschlicher Reflex – aber wenig hilfreich.
Die andere Reaktion ist das Ausmalen eines Endzeitszenarios. Darauf hinzuweisen, dass wir mit allem, was wir machen, die Überhitzung dieser Welt nicht mehr aufhalten können – egal ob wir das Pariser Klimaabkommen einhalten, ob wir Kohlekraft abschaffen oder ob wir gleichzeitig alle Autos mit Verbrennungsmotor von den Straßen vertreiben.
Kühlen Kopf bewahren
Um im Bild der Ertrinkenden zu bleiben: Das wäre, als würde man jegliche Bewegung einstellen und den Körper ins dunkle Wasser hinabsinken lassen, bis man endlich ertrunken und die Misere überstanden ist.
Beides tendenziell eher weniger zielführend. Also: Begreifen wir den Sommer 2018 als Chance. Und überlegen uns kühlen Kopfes (Entschuldigung), was wir gegen die Klimaerwärmung machen können – auch wenn wir damit reichlich spät dran sind. Menschen müssen offenbar erst einen gewissen Leidensdruck empfinden, bevor sie reagieren. Das zeigt auch die Psychologie.
Wie es geht, wissen wir alle: Wir können damit anfangen, unseren Lifestyle zu ändern. Unsere Konsumentscheidungen machen einen großen Teil dieser Welt kaputt. Dafür tragen wir Verantwortung. Aber als Konsument:innen haben wir auch Macht. Und die können wir nutzen.
So zum Beispiel: vom privaten Auto auf den öffentlichen Nahverkehr oder das Fahrrad umsteigen, um aktiver Teil der Verkehrswende zu sein. Einen Ökostrom-Anbieter nutzen, um erneuerbare Energien zu pushen. Aufhören, Fleisch zu essen, damit nicht weiter Regenwald gerodet wird, um Anbauflächen für Tierfutter zu generieren. Kleidung second hand kaufen und so der Fast-Fashion-Industrie mit ihren endlosen Produktionsketten, ihrer Kurzlebigkeit und ihren Schadstoffen entgegenwirken.
Leihen, reparieren, wiederverwenden
Generell sehr viel weniger kaufen und mehr leihen, reparieren, wiederverwenden. Videotelefonate führen, anstatt für ein einstündiges Meeting von Berlin nach Frankfurt zu fliegen. Wir können uns fragen, ob der morgendliche Koffeinkick es wert ist, dass die dafür zuständige Bohne einmal über Weltmeere geschifft wurde; oder ob man nur auf Bali gut entspannen kann.
All diese Ideen sind nicht neu, und ja, sie kommen moralisch daher. Obendrein sind sie unbequem, weil wir alle derart verwöhnt sind, dass wir keine Lust haben, mit unseren Gewohnheiten zu brechen. Aber Leute: Wenn nicht jetzt, wann dann?
Das allein reicht nicht? Stimmt! Nach oben hin ist viel Platz für mehr Engagement. Einer Umweltorganisation beizutreten, zum Beispiel. Sich dafür einzusetzen, die Moore wieder zu bewässern, damit die das Treibhausgas Kohlenstoffdioxid binden. Oder gegen Braunkohleabbau zu protestieren. Oder sich an Bäume, deren Wälder abgeholzt werden sollen, zu ketten. Auf die Straße gehen, Lärm machen, so was.
Ob das die Erde rettet? Weiß niemand. Aber spätestens ab diesem Sommer ist klar: Wir müssen es versuchen! Und zwar jetzt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Christian Lindner
Die libertären Posterboys
Außenministerin zu Besuch in China
Auf unmöglicher Mission in Peking
Olaf Scholz’ erfolglose Ukrainepolitik
Friedenskanzler? Wäre schön gewesen!
Rücktrittsforderungen gegen Lindner
Der FDP-Chef wünscht sich Disruption
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht