Immer größere Molkereien: Die Macht über die Milch
Wegen der Fusionspläne der landesgrößten Molkerei warnen Agrarvertreter*innen vor Monopolisierung. Darunter leiden vor allem die Bäuer*innen.

„Die geplante Fusion von Arla und DMK ist ein Frontalangriff auf die bäuerliche Landwirtschaft in Deutschland und Europa“, sagt EU-Politiker Martin Häusling (Grüne). „Dieser Zusammenschluss würde mehr Machtkonzentration, weniger Mitbestimmung und weiter sinkende Erzeugerpreise bedeuten.“
Schon lange haben Bäuer*innen auf dem Milchmarkt wenig Einfluss. Sie liefern ihre Milch an Molkereien, die diese verarbeiten und an den Einzelhandel verkaufen. „Entlang der Wertschöpfungskette herrscht eine erhebliche Machtasymmetrie zulasten der Landwirte“, sagt Hans Foldenauer vom Bundesverband Deutscher Milchviehhalter.
Bäuer*innen müssen sich in der Regel verpflichten, ihre gesamten Erträge an eine Molkerei zu liefern. Die Preise werden häufig erst danach bestimmt. „Für Landwirte ist es kaum möglich, auf Augenhöhe um Milchpreise zu verhandeln.“
Genossenschaften handeln nicht im Interesse der Bäuer*innen
Auch die genossenschaftliche Organisation der meisten Molkereien verstärkt diese Abhängigkeit. Als Anteilseigner*innen sind Landwirt*innen stärker an die Molkereien gebunden. Von ihren Mitbestimmungsrechten können sie dabei kaum Gebrauch machen.
„Man kann nicht gleichzeitig Milchbauer sein und die Geschäfte der Molkerei überblicken“, so Foldenauer. Zudem würden diese vor drohender Insolvenz warnen, wenn Landwirt*innen bessere Bedingungen fordern.
Der geringe Einfluss sinkt weiter, je größer die Molkerei wird, sagt auch EU-Politiker Häusling „Machen wir uns nichts vor: Die Mega-Molkerei wäre ein Industriebetrieb mit Bauern als bloßen Rohstofflieferanten.“ Bereits heute sei die Marktstellung großer Molkereien so groß, dass es für Bäuer*innen in Norddeutschland kaum möglich sei zu wechseln, so Foldenauer.
DMK und Arla würden nach der Fusion etwa 12.000 Mitglieder umfassen. Die Vergrößerung der Molkereien führe zudem dazu, dass diese vermehrt auf billige Massenware für den Weltmarkt setzen, sagt Matthias Lambrecht von Greenpeace. „Das ist eine Gefahr für bäuerliche Landwirtschaft, Tierwohl und Klimaschutz.“
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