Höhere Preise und Hartz IV: Her mit der Entlastung
Die steigende Inflationsrate ist nicht dramatisch. Menschen mit wenig Geld brauchen trotzdem Hilfen.
I nflation war lange Zeit kein Thema. Die Lebenshaltungskosten stiegen kaum. Die Europäische Zentralbank riss sich ein Bein aus, um die Inflationsrate auf 2 Prozent hochzudrücken. So ist die jetzt anziehende Teuerung – 4,5 Prozent im Oktober – auch ein Ausgleich für eine bisher moderate Preisentwicklung und deshalb nicht dramatisch.
Zudem spricht einiges dafür, dass der Auftrieb im kommenden Jahr wieder abflacht. Trotzdem machen sich Millionen Leute nun Sorgen. Beispielsweise 20 Euro mehr für die Tankfüllung, zehn Euro mehr für Lebensmittel und vielleicht noch eine Nachzahlung für Heizgas schlagen ins Kontor, wenn man in einem Dreipersonenhaushalt mit 1.500 Euro über den Monat kommen muss.
So steht das Thema der Entlastung auf der Agenda. Die Ökostrom-Umlage soll 2022 sowieso sinken. Vielleicht schaffen es SPD, Grüne und FDP aber, noch was draufzupacken. Denn die Kosten für Elektrizität zu reduzieren hat mehrere Vorteile. Weil alle Strom verbrauchen, kommt eine Entlastung grundsätzlich auch sofort bei allen an. Geringverdiener haben einen relativ größeren Vorteil, weil der Anteil der Elektrizität in ihrem Haushaltsbudget größer ist.
Zusätzlich kann günstiger Strom etwa für E-Autos den Abschied von den fossilen Energien erleichtern. Nachteil dieser Strategie: Es liegt an den Stromversorgern, ob sie die Preissenkung an die Haushalte weitergeben. Je höher die Umlagereduzierung ausfällt, desto wahrscheinlicher ist es aber, dass die Bürgerinnen und Bürger tatsächlich profitieren.
Die Steuerdiskussion in der werdenden Koalition ist schwierig
Für Leute mit niedrigen Einkommen sollten zudem das Wohngeld und die Grundsicherung steigen. Haushalte, die Hartz IV bekommen, mit einem Zuwachs von weniger als ein Prozent abzuspeisen, ist unangemessen. Außerdem könnte der Grundfreibetrag in der Einkommensteuer so steigen, dass vor allem Niedrigverdiener mehr auf dem Konto haben.
Hier allerdings scheint Skepsis angebracht: Die Steuerdiskussion in der werdenden Koalition ist schwierig, die FDP würde dann auch einen Bonus für Gutverdiener rausschlagen wollen. Also wird ein steuerlicher Inflationsausgleich vermutlich nicht funktionieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Bankkarten für Geflüchtete
Bezahlkarte – rassistisch oder smart?
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei