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HoGeSa in Hannover am SamstagFreie Nazis, bewachte Gegner

Die Rechten beschweren sich über die Demoauflagen. Gekesselt werden sie nicht, so der Polizeipräsident. Dafür behält die Polizei die Gegendemonstrationen im Auge.

Die Fenster eines Hotels am ZOB wurden für die Demo mit Holzplatten gesichert. Bild: dpa

HANNOVER dpa | Die Auflagen für die umstrittene Anti-Islamismus-Demonstration am Samstag in Hannover werden nicht gesenkt. Die Organisatoren scheiterten am Verwaltungsgericht Hannover mit ihrem Eilantrag gegen 3 der 16 Vorgaben durch die Polizei.

Die Maßnahmen dienten dazu, „eine unmittelbare Gefahr für die öffentliche Sicherheit und Ordnung abzuwehren“, urteilte das Gericht am Freitag. Unter anderem hatten die Organisatoren gegen das Auftrittsverbot für die Band „Kategorie C“, die Vorlage eines detaillierten Ablaufplans und die Zurschaustellung von Bildern oder Tätowierungen mit Totenköpfen geklagt.

Die generelle Genehmigung der Demo stand bei dem Streit vor dem Verwaltungsgericht nicht zur Debatte. Bereits am Donnerstag hatte die dortige Kammer das zunächst von der Polizei erteilte Verbot der Veranstaltung unter Auflagen gekippt. In dem Urteil hatte es neben der Begrenzung auf einen festgelegten Ort auch die Auflagen in seinem Urteil explizit gefordert, um die Sicherheit der Veranstaltung gewährleisten zu können.

Laut Polizei umfasst der Katalog 16 Auflagen wie das Verbot von Alkohol, Pyrotechnik, Lärmschutz, individuelle Kontrollen aller Demonstranten und besagte Absage eines Konzertes der Bremer Band „Kategorie C“. Bis zum Freitagmittag musste der Organisator zudem eine Namensliste der Ordner übermitteln – diese sollen dann polizeilich überprüft werden.

Mindestens 5.000 Demonstranten

„Das Verbot des Auftritts der Band 'Kategorie C – Hungrige Wölfe' sei nicht zu beanstanden, weil gerade der Auftritt der Band bei der Versammlung in Köln zur Bereitschaft der Versammlungsteilnehmer beigetragen haben dürfte, Gewalt anzuwenden“, teilte das Gericht mit. Der Auftritt würde das Risiko eines unfriedlichen Verlaufs der Versammlung daher erheblich erhöhen.

Die Polizei rechnet laut Hannovers Polizeipräsident Volker Kluwe am Samstag mit mehreren Tausend Demonstranten, rechte Hooligans, Rechtsextreme und Neonazis. Der Polizei liegen keine Hinweise vor, dass wegen verschiedenen, zeitgleich in Wuppertal stattfindenden Veranstaltungen von Rechten und Salafisten weniger Demonstranten nach Hannover kommen würden. „Wir gehen von mindestens 5.000 Demonstranten aus, daran wird auch Wuppertal nichts ändern“, sagte Kluwe.

Wegen der Ausschreitungen bei einer ähnlichen Demo von der Gruppe „HoGeSa“ im Oktober in Köln hatte die Polizei Hannover die Veranstaltung zunächst verboten. Dies hatte sie mit befürchteten Krawallen begründet, denn die seitdem bundesweit bekannte „HoGeSa“ ist auch Initiator der Demo in Hannover. In Köln hatten sich einige der rund 4.500 Demonstranten Kämpfe mit der Polizei geliefert. Dabei hatte es auch Verletzte gegeben.

Die kritische Lageeinschätzung rechtfertigte nach Ansicht des Gerichts aber kein generelles Verbot, dazu müsse unmittelbar die öffentliche Sicherheit bedroht sein. Vielmehr handele es sich um eine Veranstaltung, die den Schutz der Versammlungsfreiheit nach Artikel 8 des Grundgesetzes genieße. Es sei nicht ersichtlich, dass die Demo per se unfriedlich und auf die Ausübung von Gewalt ausgerichtet sei, so das Gericht.

Augenmerk auf Gegendemonstrationen

Ungeachtet der juristischen Auseinandersetzung laufen in Hannover die Vorbereitungen für die Demo auf Hochtouren. Die Straßen rund um den Omnibusbahnhof werden gesperrt, umliegende Hotels und Geschäfte verbarrikadieren zum Teil ihre Fenster.

Details zum Einsatz will Kluwe nicht vorab verraten, nur soviel: „Ein Kessel wird nicht stattfinden.“ Das bedeutet, dass die Demonstranten den Versammlungsort jederzeit auch verlassen können. Ein besonderes Augenmerk gelte zudem den 17 angemeldeten Gegendemonstrationen – ein direktes Aufeinandertreffen soll auf jeden Fall verhindert werden.

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12 Kommentare

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  • Das verstehe ich nicht. Diese Hogesa demonstriert gegen Salafisten. Die Gegendemonstranten sind also für Salafisten?

    • @Jürgen Matoni:

      Ja genau, @matoni. Die Antifa ist übrigens dafür, dass die Leute soviel rumfahren.

    • @Jürgen Matoni:

      Nein. Das ist typisches schwarz-weiß Denken! Die Feinde des Feindes sind nicht immer gleich die Freunde. Die Gegegendemonstranten der Hogesa sind gegen jegliche Form von Repression und Fremdenhass. Das passt sowohl auf Nazis als auch auf extreme Salafisten. Sie können das "Sa" in Hogesa streichen. Den Hooligans geht es nur darum ihre fremdenfeindlichen Parolen zu verbreiten, zu saufen und angebliche stärke zu demonstrieren.

      • @Lu Lu:

        Im Selbstverständnis der Gegendemonstranten mag das ja so sein, nur wo waren sie als die Schariapolizei durch Wuppertal zog. Wo waren die Gegendemonstranten als sich Kureden und Salafisten Straßenschlachten (Celle) geliefert haben. Wo waren die Gegendemonstranten bei den Verbrechen des IS. Hier schweigt die Zivilgesellschaft. Hätte es hier Proteste der Zivilgesellschaft gegeben, so wäre so etwas wie die HoGeSa nicht entstanden.

         

        Zur Hogesa, ich möchte mal behaupten das es hier durchaus Menschen gibt die nur gegen die IS und die Salafisten demonstrieren wollen. Nur versammelt sich hier auch ein Klientel dem es nur um das Ausleben von Gewalt geht.

         

        Wenn sich Hools irgendwo kloppen wollen, dann sollen sie das tun, solange keine unbeteiligten mit rein gezogen werden. Das ist dann deren Sache, und interessiert mich nicht.

         

        Hier werden aber unbeteiligte mir rein gezogen.

        • @DD:

          Was haben Sie sich ausser Unbeteiligten denn sonst noch so reingezogen?

  • "Es sei nicht ersichtlich, dass die Demo per se unfriedlich und auf die Ausübung von Gewalt ausgerichtet sei, so das Gericht."

     

    Was haben die Richter nicht begriffen? Was das Wort Hooligan bedeutet? Friedliche Hooligans wären mal eine neue Erfindung. So wie vegetarische Katzen im Mäuseschutzbund.

  • Die Polizeistrategie ist mal wieder höchst ausgewogen. Die HoGeSa kann sich frei entfalten und Gegendemonstranten erhalten eine Spezialbehandlung, die sich gewaschen hat. Hannover, Du wirst auch immer doofer!

    • @Rainer B.:

      Nun das ist alles nur eine Frage der Aktivität - fangen die Linken an werden Sie die Dummen sein und die Polizei zu spüren bekommen.

       

      In Köln war es noch anders, da flogen Steine und Flaschen in die Demo, die Polizei reagierte nicht in die "AntiFa" Richtung ....

      • @Phineas Paul:

        Der Polizeiführung (nicht den Polizisten) ist prinzipiell durchaus an Gewaltorgien gelegen. Wenn da keiner gewalttätig wird, dann organisieren die das auch schon mal selbst. In Hamburg brachte das der Polizei-Administration 10 Millionen Euro extra aus einem eigentlich leeren Haushalt ein. Hannover möchte jetzt auch mal Nachschlag.

        • @Rainer B.:

          Einmal NAZI Deutschland immer NAZI DEutschland die NSU hat es uns gezeigt! Wacht auf! Wird wohl wie"kein Schritt den Nazis" in Hamburg damals als die Linken gewaltvoll niedergeknüppelt wurden, weil sie den NAZIS wirklich keinen Schritt geben wollten!

          TRaurig, traurig- hat aber damals schon kaum jemanden interessiert!

          Ich bin nicht stolz Deutscher zu sein !!

          • @SilenZ:

            Meine Prognose ist, dass sich das mit dieser Hogesa wohl im Sande verlaufen wird. Ganz einfach aus dem Grunde, dass es diesen Hools vermutlich zu langweilig wird, wenn sie stets von einer großen Gruppe Polizei umringt sind. Es wird in Zukunft wohl der Überraschungseffekt von Köln fehlen, jetzt ist die Hogesa ja bekannt. Und auf eine langweilige Demo mit öden Politreden werden die Krawallmacher sicher in Zukunft keine Lust mehr hab en. Das ist eben keine genuin politische Bewegung sondern Krawalltourismus. Zu NPD Kundgebungen kommen zum Glück ja auch nicht 5000 Anhänger. Jedenfalls wäre es zu hoffen.

  • 8G
    8545 (Profil gelöscht)

    Das Protestcamp der hannöverschen Flüchtlinge ist etwa 200m von dieser Nazi-Kundgebung entfernt.

    Was wird wohl passieren, wenn diese gewaltbereiten rechten Schläger "den Versammlungsort jederzeit auch verlassen könne"?