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Hilfeleistung für ItalienDie medizinische Seidenstraße

Das vom Coronavirus geplagte Italien wurde von Europa komplett alleingelassen. Nun leisten China, Russland und zuletzt auch Kuba medizinische Hilfe.

Medizinische Hilfe für Italien kommt aus China. So wie vor gut einer Woche am Mailänder Flughafen Foto: Antonio Calanni/ap

Rom taz | Covid-19 traf weltweit kein anderes Land so hart wie Italien. Schon jetzt sind mehr als 6.000 Tote zu beklagen, und auch bei der Zahl der Infizierten wird Italien in wenigen Tagen China überholen. Als die Epidemie Ende Februar mit voller Wucht ausbrach, stellte sich allzu schnell heraus, dass es an elementarstem Material fehlte, ob das nun Schutzmasken und –anzüge für das Krankenhauspersonal waren oder Masken für Hausärzte, Polizisten, die Beschäftigten in den Supermärkten oder auch Beatmungsgeräte für die schwer Erkrankten.

Und noch eines stellte sich schnell heraus. Italien war zunächstkomplett alleingelassen, konkrete Hilfe wurde verweigert. Zuerst erließ Frankreich ein Exportverbot für Masken und Schutzkleidung, dann zog Deutschland, zur Empörung Roms, am 4. März nach. Hilfe gab es dann aber doch: von China. Am 12. März landete ein chinesisches Flugzeug in Rom, an Bord ein neunköpfiges Ärzteteam sowie mehrere Tonnen Hilfsgüter. Weitere Flüge folgten, finanziert von Unternehmen wie Blue River oder Alibaba. Blue River, ein auch in Sardinien operierendes chinesisches Unternehmen, etwa lieferte 1.800 Schutzanzüge, 40.000 Masken, 250.000 Handschuhe.

Es war an Italiens Ministerpräsident Giuseppe Conte, sich in einem Telefonat mit Chinas Präsident Xi Jinping am 16. März überschwänglich zu bedanken. Und es war wiederum an Xi Jinping, die politische Dimension der Hilfe zu unterstreichen, indem er von einer „medizinischen Seidenstraße“ sprach. Bedenken traten in Italien, dessen Medien fast durchweg enthusiastisch von der Hilfe berichteten, völlig zurück. Nur die Turiner Tageszeitung La Stampa hob warnend den Finger angesichts der „äußerst starken diplomatischen und propagandistischen Offensive“, die darauf ziele, den eigenen Einfluss zu stärken – auf Kosten der USA.

Applaus für kubanische Ärzte und Pfleger

Seit dem letzten Wochenende kommen nun auch russische Hilfsgüter und Ärzteteams in Italien an. Am Sonntag landete das erste Flugzeug, an Bord Ärzte und tonnenweise Material. Inzwischen sind 13 weitere Maschinen eingetroffen, und auch mit Wladimir Putin führte Conte ein längeres Telefongespräch. Italiens Außenminister Luigi Di Maio begab sich extra zum Flughafen, um die erste Maschine in Empfang zu nehmen, mit den Worten: „Italien ist nicht allein, gewisse Freundschaften zahlen sich jetzt aus.“

Am Sonntag dann trafen 52 kubanische Ärzte und Pfleger in Italien ein; bei ihrer Landung wurden sie mit langem Applaus, mit kubanischen und italienischen Fähnchen begrüßt. Wo aber bleibt Europa?, fragen sich derweil die Italiener. Laut diversen Umfragen glauben etwa 70 Prozent der Bürger, die EU versage in der Krise.

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5 Kommentare

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  • Die Situation ist etwas anders, als in den Medien dargestellt:



    "Deutschland beteiligt sich ebenfalls an den Hilfen. Bundesaußenminister Heiko Maas sagte im ZDF-Morgenmagazin, die Bundesregierung habe am Sonntag eine Maschine mit sieben Tonnen Hilfsgütern nach Italien geschickt, insbesondere mit 300 Beatmungsgeräten. Das solle "die wirklich dramatische Situation in der Lombardei" verbessern. Vorher hatte Deutschland bereits Schutzausrüstung geliefert."



    Weiterhin wurden gestern 7 italienische intensivpatienten nach Deutschland verlegt.

    Leider schaffen das unsere Vertreter nicht zu Publikumswirksam zu verkaufen. Vielleicht haben sie Angst vor der einem Umschlagen der öffentlichen Stimmung, weil sie zu viele unsolidarische" zuerst an die deutschen denken" - Stimmen fürchten.



    Aber dieses Nichtkommunizieren ist ein Bärendienst für die EU - und für uns. Wir haben tolle Maschinen, aber kein Personal. Wer hilft uns im Notfall mit Intensivschwestern aus, wenn wir, wo andere in Not sind, als Arrogant und Desinteressiert wahrgenommen werden?

  • Es ist ein Armutszeugnis für die EU.

    Schwerter zu Pflugscharen und EU-Pullis zu Atemschutzmasken!

  • Die EU als politisches Wesen ist in dieser Krise total verschwunden. Jedes Land muss Hilfe selbstständig suchen und kann nicht mit den anderen kaum rechnen.



    Italien erhält jetzt Unterstützung von Ländern, die unter Sanktionen der EU gelitten haben.



    Außerdem steht diese schwache Reaktion der EU im Gegensatz zu der schnellen Antwort, als sie die Banken retten mussten.

  • Das wird sich alles bitter rächen.

  • 0G
    00684 (Profil gelöscht)

    "Bald wird als Ausweis europäischer Solidarität bejubelt, wenn sich jemand im Rewe Camembert kauft." Ein Satz auf Twitter der die Situation ganz gut zusammenfasst. Wir dürfen uns nicht wundern, wenn Italien in den nachten Monaten und Jahren Salvinis Lega in die Arme fällt.



    Italien war uns stets sehr nah, wenn es um den Sommerurlaub am Gardasee und das Exportieren von Verbrennungsmotoren ging, im Angesicht der Epidemie scheint das italienische Staatsgebiet aber irgendwo am anderen Ende der Welt zu sein.