Hetze gegen Homosexuelle: Anklage gegen Hass­prediger

Die Bremer Staatsanwaltschaft erhebt Anklage gegen Pastor Olaf Latzel – wegen Volksverhetzung. Er hatte Schwulen den Tod gewünscht.

Olaf Latzel guckt in die Kamera

Der Bremer Pastor Olaf Latzel ist wegen Volksverhetzung angeklagt Foto: Ingo Wagner/dpa

BREMEN taz | Gegen den Pastor der St.-Martini-Gemeinde, Olaf Latzel, erhebt die Bremer Staatsanwaltschaft Klage wegen Volksverhetzung. Latzel hatte Homosexualität 2019 während eines „Eheseminars“ unter anderem als „todeswürdig“ bezeichnet. Eine mittlerweile gelöschte Audiodatei mit dieser und anderen homophoben Aussagen stellte er monatelang auf Yotube der Öffentlichkeit zur Verfügung.

„Die Ergebnisse des Ermittlungsverfahrens haben uns gezeigt, dass nach Auffassung der Staatsanwaltschaft der Tatbestand der Volksverhetzung vorliegt“, sagt Oberstaatsanwalt Frank Passade.

Einige der Aussagen des Pastors sieht die Staatsanwaltschaft Bremen als geeignet, „den öffentlichen Frieden zu stören“ und zu Hass gegen Teile der Bevölkerung aufzustacheln, die „von der angeblich allein richtigen zweigeschlechtlichen und heterosexuellen Norm abweichen“. Außerdem seien die Äußerungen des Pastors auch ein Angriff auf die Menschenwürde dieser Gruppierungen.

In der Vergangenheit hatte Latzel Buddhisten, Katholiken und Muslime diffamiert und 2008 einer Pastorin die Kanzel verwehrt, weil er die Ordination von Frauen ablehnt. Gegen ihn wurde schon öfter ermittelt, allerdings hat bisher keine der Ermittlungen zu einer Anklage geführt. Dass sich dies nun ändert, könnte auch an der besonders heftigen Sprache aus dem „Eheseminar“ liegen: Homosexuelle und der „Genderdreck“ seien „ein Angriff auf Gottes Schöpfungsordnung“, sagte Latzel dort und sprach von der „teuflischen Homolobby“.

Latzel darf nicht mehr auf die Kanzel

Gegenwind bekommt der Pastor mittlerweile auch von seinem Arbeitgeber. Die Bremische Evangelische Kirche (BEK) hat bereits Mitte Mai ein Disziplinarverfahren gegen Latzel eröffnet. Das wird nun aufgrund der Anklage ausgesetzt. Der Pastor darf aber schon jetzt nicht mehr auf die Kanzel. Es gebe eine einstweilige Verfügung der BEK, sagte Kirchenvorstandsmitglied Michael Franke in einem Video der Martini-Gemeinde am Mittwoch.

Auf Youtube, wo Latzel 19.700 Abonnenten hat, gab der Pastor Ende April eine Erklärung ab. Um dem Vorwurf der Homophobie zu begegnen, sagte er, dass alle Menschen Sünder seien. Manche Sünden wie etwa Homosexualität seien in der Bibel allerdings klar definiert. In seiner Gemeinde seien Homosexuelle wie alle anderen sündige Menschen willkommen. Wichtig sei, dass man Ja zum Sünder sage, aber Nein zur Sünde.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.