piwik no script img

Hessische AusländerbehördenArbeit faktisch eingestellt

Ausländerbehörden können seit März keine Sicherheitsprüfungen mehr durchführen – und so keine Aufenthaltstitel erteilen. Eine Recherche von FragDenStaat und taz.

Wegen technischer Probleme sind Hessens Ausländerbehörden kaum arbeitsfähig Foto: dpa

Frankfurt am Main taz | Seit über zwei Monaten können Hessens Ausländerbehörden keine Aufenthaltstitel mehr erteilen. Betroffen sein könnten mehrere tausend Menschen, die etwa ihr Studium oder ihre Arbeitsstelle nicht antreten dürfen. Grund sind technische Probleme an den Schnittstellen zwischen dem Bundesverwaltungsamt (BVA) und dem Online-Sicherheitsprüfungssystem (OSiP) Hessen.

Das geht aus einem Schriftverkehr aus dem hessischen Innenministerium hervor, der der Online-Plattform FragDenStaat und der taz exklusiv vorliegt. Auf Anfrage der taz räumte das hessische Innenministerium ein, dass neben Hessen auch Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hamburg betroffen seien.

Wenn bei einer Ausländerbehörde ein Antrag auf Erteilung oder Verlängerung eines Aufenthaltstitels oder eine Duldung gestellt wird, muss die Ausländerbehörde Daten zum Antragsteller an verschiedene Sicherheitsbehörden wie das Bundesamt für Verfassungsschutz, das Bundeskriminalamt, die Bundespolizei oder den Bundesnachrichtendienst übermitteln. Diese überprüfen dann, ob gegen den Antragsteller sicherheitsrelevante Bedenken bestehen. Wird ein Aufenthaltstitel erteilt oder verlängert, müssen die Ausländerbehörden den Sicherheitsbehörden zudem mitteilen, wie lange dieser gültig ist.

Doch genau dieser entscheidende Prozess kann laut dem Schriftverkehr, den FragDenStaat nun veröffentlicht, seit dem 12. März hessenweit nicht mehr durchgeführt werden. Die Probleme bei der Schnittstelle seien auf deren Modernisierung zurückzuführen, heißt es demnach. Seitdem seien beispielsweise alle Entscheidungen über unbefristete Aufenthaltstitel, etwa Niederlassungserlaubnisse, zwischen dem 12. und 18. März verloren gegangen. Eine Liste dieser verlorenen Daten habe das Ministerium nicht, diese Entscheidungen müssten erneut übersendet werden. Um weiteren Datenverlust zu vermeiden, sei die Schnittstelle deshalb außer Betrieb genommen worden. Laut hessischem Innenministerium musste „eine bisher nicht verifizierte Anzahl von Sicherheitsabfragen“ für das gesamte Land Hessen erneut gestellt werden.

Das hessische Innenministerium erinnerte in der vergangenen Woche alle Ausländerbehörden in Hessen noch einmal daran, vor Ausgang der Sicherheitsabfrage keine Aufenthaltstitel zu erteilen. Dass keine Sicherheitsbedenken vorliegen, sei eine der Voraussetzungen für die Erteilung.

„Die Folgen sind erheblich“

Laut einer Mail aus dem Mai ist das Bundesverwaltungsamt dafür zuständig, die Schnittstelle bald wieder zu aktivieren. Auf eine Anfrage der taz antwortet das Amt jedoch bis zum Redaktionsschluss weder, bis wann das Problem behoben sein wird, noch welche konkreten IT-Probleme vorliegen.

Das hessische Innenministerium berichtet der taz, dass „eine kurzfristige Öffnung der Schnittstelle durch technische Sicherungsmaßnahmen in dieser Woche erörtert“ werde. Danach würden aufgelaufene Fälle Schritt für Schritt übermittelt und geklärt. Die Öffnung der Schnittstelle erfolge am heutigen Dienstag, so eine Sprecherin auf Anfrage. Die technischen Experten aus Hessen, Nordrhein-Westfalen und vom Bundesverwaltungsamt entwickelten mit den Dienstleistern einen technischen Workaround, um eine „zeitnahe, vorübergehende“ Lösung zu schaffen.

Die anhaltende Störung belastet offenbar auch die Ausländerbehörden sowie auch die Antragsteller*innen. Ein Mitarbeiter einer Ausländerbehörde berichtet der taz, dass die Schnittstelle weiterhin nicht funktioniere. Die Ausländerbehörden ganz Hessens seien „überfordert und stark belastet“, so der Mitarbeiter.

Dies habe auch Folgen für die Antragsteller*innen: Für mehrere Tausend Menschen verzögere sich etwa der Studienbeginn, der Arbeitsantritt oder die Familienzusammenführung. „Das belastet auch die Menschen stark“, so der Mitarbeiter. Die Behörde könne den An­trag­stel­le­r*in­nen kaum erfreuliche Nachrichten geben, da die Wartezeit ohnehin schon „mehrere Monate bis zu einem Jahr“ betrage.

Stetig steigende Beschwerden

Auch im Schriftverkehr äußern Mit­ar­bei­te­r*in­nen der hessischen Ausländerbehörden gegenüber dem Innenministerium Kritik: Ein Mitarbeiter einer Ausländerbehörde schreibt beispielsweise, dass der Umgang mit der Schnittstelle „einen zwischenzeitlich nicht mehr darstellbaren Kommunikations- und Koordinationsaufwand“ verursache. Die Ausländerbehörde sei nicht mehr in der Lage, „ihre gesetzliche Aufgabe wahrzunehmen“. Man bitte daher um Übergangslösungen, um trotzdem handlungsfähig zu bleiben.

Auch die Marburger Ausländerbehörde fordert „eine zügige Lösung“. Seit März sei es nicht möglich, bestimmte aufenthaltsrechtliche Anträge abschließend zu bearbeiten. Die Folgen seien erheblich: An­trag­stel­le­r*in­nen warteten seit Wochen auf eine Entscheidung über ihren Aufenthaltstitel. Die Zahl der Beschwerden und Nachfragen nehme stetig zu und führe zu einer erheblichen Zusatzbelastung des Personals. Um Betroffenen dennoch eine rechtlich abgesicherte Aufenthaltsgrundlage zu bieten, stelle die Behörde „vermehrt Fiktionsbescheinigungen“ aus – vorläufige Aufenthaltstitel.

„Während das BVA selbst von den Auswirkungen kaum direkt betroffen ist, tragen die Ausländerbehörden vor Ort und insbesondere die ausländischen Antragstellerinnen und Antragsteller die Hauptlast dieser Situation“, so ein Mitarbeiter der Ausländerbehörde.

Probleme seit langem bekannt

Das Bundesinnenministerium (BMI) äußerte sich auf Anfrage nicht dazu, ob unterlassene Sicherheitsmaßnahmen zu einer potenziellen Gefährdungslage führen könnten.

Das hessische Innenministerium stuft die Gefahr auf Anfrage „als gering“ ein. Polizei und Justiz haben Mitteilungspflichten an die Ausländerbehörden, „sodass in jedem Einzelfall Mitteilungen über Strafermittlungen und Ausgang eines Verfahrens an die Ausländerbehörden zu übermitteln sind“.

Keine Angaben kann das Ministerium dazu machen, wie viele Anträge derzeit hessenweit nicht bearbeitet werden können.

Probleme bei den hessischen Ausländerbehörden sind seit langem bekannt. So reichte die Commerzbank beispielsweise Ende 2022 eine Dienstaufsichtsbeschwerde wegen Untätigkeit gegen die Frankfurter Ausländerbehörde ein, nachdem ein Mitarbeiter freigestellt werden musste. Dieser hatte acht Monate lang vergeblich auf die Verlängerung seines Aufenthaltstitels gewartet.

Das zentrale Problem ist die unzureichende personelle Ausstattung bei gleichzeitig hoher Zahl an Antragsteller*innen: Im vergangenen Jahr meldete die Frankfurter Ausländerbehörde über 14.000 unbearbeitete Anträge bei insgesamt rund 100.000 eingereichten Anträgen. Ende 2024 stellte die Behörde sieben zusätzliche Mitarbeitende ein, um die rund 160 Beschäftigten zu entlasten. In Hessen gibt es insgesamt 31 Ausländerbehörden. Laut Ausländerzentralregister leben in Hessen rund 1,3 Millionen Ausländer*innen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

31 Kommentare

 / 
  • Bewusstes, politisch gewolltes Systemversagen. Das selbe Muster sieht man bei der Polizei, wo rechtsextreme Anschläge in Solingen, Altdoebern, Senftenberg, Bremen zufällig von einer Anwältin, Stern Reporterin oder von Privatpersonen ermittelt werden, aber nicht von der Polizei.

    Die Gerichte sind dauerüberlastet und kommen nicht mehr hinterher.

    Wer zufällig nicht betroffen ist, kann sich einreden, dass alles funktioniert wie gehabt aber das tut es nicht. Das Muster wird deutlicher, wenn man diese Anzeichen mit denen in Ländern vergleicht, die nicht mehr demokratisch sind.

  • >“ …mehrere tausend Menschen, die etwa ihr Studium oder ihre Arbeitsstelle nicht antreten dürfen. “

    Auf diese Weise lassen sich die Betroffenen auch remigrieren.

  • Ob das der Plan vom Dobrind ist? Nicht nur in Hessen, auch Bayern und NRW verzögern Genehmigungen für Ausländer erheblich. Die Krankenhäuser sind betroffen, da das Pflegepersonal plötzlich ohne gültige Papiere dasteht.

  • Was ich nicht nachvollziehen kann ist, dass einzelne Bundesländer solche massiven IT Probleme haben und andere nicht.



    Kocht da jedes Bundesland sein eigenes Süppchen?



    Könnte Hessen nicht einfach ein Programm eines anderen Bundeslandes übernehmen, dass halbwegs läuft?

  • Neben der Tatsache, dass anscheind das alte System / die Schnittstellen abgeschaltet wurden, bevor die neuen im Lifebetrieb getestet wurden, erschrickt mich fast noch mehr folgendes.

    "Eine Liste dieser verlorenen Daten habe das Ministerium nicht, diese Entscheidungen müssten erneut übersendet werden."



    bedeutet, dass weder die eingehenden Anfragen (wer fragt über welche Person welche Infos ab), noch die ausgehenden Ergebnisse protokolliert werden. Das öffnet Mißbrauch und Willkür Tür und Tor. Immer wieder Hessen !

    • @Martin Eugenio Restrepo:

      "Auf Anfrage der taz räumte das hessische Innenministerium ein, dass neben Hessen auch Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg und Hamburg betroffen seien."

      I

  • Digitalisierung am Limit.

  • Nachtigall ick hör dir trapsen. Abgesehen davon, dass deutsche Behörden offenbar immer noch im Fax-Zeitalter leben, kommen diese Pannen der "migrationspolitischen Härte" eines Dobrindt sehr entgegen. Also wirklich bloß Inkompetenz oder doch bösartige Absicht?

  • Einmal mit Profis zusammen arbeiten

  • Kann man das nicht per Fax machen? Oder per Üodt?

  • Jetzt wird's mir klar, scheint hier in oberbayr. Landkreis auch so ein Problem zu sein. Nur die Verlängerung Aufenthaltstitel läuft schon über ein halbes Jahr. Alle 3 Wo Termin, aber es passiert dann doch nichts.

  • Ist das nun völlige Inkompetenz oder vielleicht doch einfach ganz genau so gewollt?



    Und der Chefaufseher, aka Bundesinnenminister, grinst nur dumm über den Brillenrand und freut sich

    • @Fckafd Somuch:

      Es ist leider beides

  • Was sind das eigentlich für blöde Ausreden, um die eigene Inkompetenz zu verschleiern?



    In jedem Unternehmen würde man intensiv an der Lösung eines solchen Problems arbeiten und gleichzeitig mit allen Beteiligten einen Plan B entwickeln, wie man die technischen Probleme in der Zwischenzeit umgehen kann.



    Was passiert in Hessen? Man tut wenig und das auch noch zu langsam! Kein Wunder, wenn Deutschland auf dem absteigenden Ast ist. Zuerst sollten wir an unserer Arbeitsmoral arbeiten. Es geht nicht darum, länger oder "mehr" zu arbeiten, sondern besser, produktiver und lösungsorientierter.

    • @Aurego:

      Es stellt sich die Frage ob man das Problem nicht loesen kann, oder ob man es vll. nicht will.



      .



      Wo ein Wille ist ...



      .



      Bei einer Behoede die schon vor 3 Jahren verklagt wurde, weil die Prozesse zu lange dauern faellt nun fuer Monate praktisch komplett aus. Wie lange soll denn ein Antrag auf Arbeitserlaubnis bitte dauern, nachdem das Problem geloest wurde? 2 Jahre?



      .



      In einem privaten Unternehmen waere es nie zu einem Totalausfall gekommen. Jeder Betrieb, der ein neues System einfuehrt, laesst das alte parallel laufen, bis alle Fehler ausgemerzt sind im Neuen und alle Funktionen aus dem Alten uebertragen wurden. Das kann sich ueber mehrere Jahre ziehen. Hauptsache es gibt keinen Totalausfall oder Goettin bewahre gar einen kompletten Datenverlust.



      .



      Bei Behoerden sieht das anders aus. Da geht es eben nicht um die Existenz.



      .



      Aber ich bin mir sicher, wenn in Deutschland nicht gerade so ein eisiger Wind wehen wuerde gegenueber allen Zugewanderten... es waere laengst geloest worden.

      • @sociajizzm:

        "Bei Behoerden sieht das anders aus. Da geht es eben nicht um die Existenz. "



        Es geht da gelegentlich schon um Existenzen, aber nur um die der steuerzahlenden Bürger, nicht die der großzügig alimentierten Beamten.

    • @Aurego:

      Das ist ja leider kein "Hessen-Problem" sondern ein strukturelles Problem in sämtlichen deutschen Behörden. Es gibt auch keinen Fachkräftemangel in deutschen Behörden, die Jobs sind sehr begehrt, man bekommt viel und tut wenig. In einigen Behörden sind aber dauerhafte Krankstände von bis zu 60% der Belegschaft oder sogar mehr normalzustand. Das Personal ist da, die Arbeitsmoral aber nicht. Mag vielleicht auch an der Art der Arbeit und am Umgang mit den Mitarbeitern liegen oder den verstaubten ineffizienten Strukturen, das kann ich nicht beurteilen. Ich neige jedoch dazu zu unterstellen, dass Behörden ein Sammelbecken für Menschen ohne Arbeitsmoral sind, die in der freien wirtschaft sofort untergehen würden. Und die wenigen mit Arbeitsmoral reichen nicht aus um den Laden am laufen zu halten. Also was den Punkt Arbeitsmoral angeht bin ich da voll bei ihnen.

      Und das allerschlimmste ist, dass diese Menschen von unseren Steuergeldern bezahlt werden!

      • @PartyChampignons:

        „In einigen Behörden sind aber dauerhafte Krankstände von bis zu 60% der Belegschaft oder sogar mehr normalzustand.“



        Steile These, bitte die Behörden benennen mit Krankenstand über das letzte halbe Jahr.



        Wenn nicht möglich, dann bitte solche Aussagen unterlassen, danke.

      • @PartyChampignons:

        Wo sind die Belege Ihrer Thesen?! Ich forsche über den öffentlichen Dienst und komme zu völlig gegenteiligen Ergebnissen als denen, dass sich in Behörden wohl ganz überwiegend Menschen mit Mangel an Arbeitsmoral tummelten. "60%" Krankenstand sehe ich wissenschaftlich bei der "4-Mann-Behörde" und mind. 2 haben Grippe, während Nr. 3 gerade zeitweise eine Physiotherapie absolvieren muss. Ihr Post ist wirklich unmöglich.

        • @Gerhard Krause:

          Wenn Sie schon von sich behaupten, "über den öffentlichen Dienst" zu forschen, wie erklären Sie sich eine derartige jahrelange Unfähigkeit, Probleme zu lösen? Das mit dem Krankenstand von 60% kommt mir auch übertrieben vor, entspricht jedoch ungefähr der Arbeitsleistung, die beim Bürger ankommt. Aber klären Sie uns doch bitte zum Thema Arbeitsmoral auf und teilen Sie uns mit, warum es Jahre dauert, bis einfache Probleme gelöst sind. Und behaupten Sie bitte nicht, die Probleme seien nicht einfach zu lösen!

          • @Aurego:

            "zureichende personelle Ausstattung bei gleichzeitig hoher Zahl an Antragsteller*innen"

            Bei der "jahrelangen Unfähigkeit, Probleme zu lösen", wie Sie es schreiben, handelt es sich um zwei Faktoren, die die Behörde nicht selbst beeinflussen kann.

          • @Aurego:

            Das kann ich Ihnen sagen, die Menschen die Fachwissen haben und engagiert sind werden nicht gefragt. Über die Beamten in den Verwaltungen wird von der Staatskanzlei aus durchregiert, die handeln Deals mit Softwarelieferanten und Beratern* aus und man bekommt irgendwas. Ich weiß z.b. das Behörden in Hessen jetzt ein DMS bekommen mit dem sie u.a. Laufmappen simulieren können, dafür darf man bei eingescannten oder digital übermittelte Dokumenten dann händisch die Metadaten eingeben und es selbst in einer altbackenen Ordnerstruktur ablegen. Das hat jemand bestellt der davon nicht die geringste Ahnung hat, aber anschliessend ein Häkchen auf der Liste hinter Digitalisierung der Verwaltung setzen kann.



            Was die Bearbeiter für effizientes Arbeiten benötigen ist egal, darüber entscheiden Politiker und Verwaltungsjuristen von denen man das Gefühl hat, die können weder einen Nagel in die Wand schlagen ohne im Krankenhaus zu landen noch selbständig die Schuhe binden.

            *) vor Jahren hat Accenture dem Land Hessen ein paar mal den Preis "tollster Auftraggeber" und das Land Hessen Accenture dafür den Preis "bester Dienstleister" verliehen .... einfach nur peinlich

      • @PartyChampignons:

        Lt. FAZ sind es in Hessen ca. 9% Krankenstand in den Behörden. Woher haben Sie die 60%?

        Jede Regierung schreibt sich "Digitalisierung" auf die Fahnen und tut es dann nicht. Die MitarbeiterInnen müssen ggf. auf alten Rechnern, mit veralteten System, wie oben beschrieben mit Workarounds (Was an sich schon ein eHerausforderung darstellt) umgehen und das bei sehr hohem Antragsvolumen. Eventuell sind nicht alle Stellen besetzt?

        Bei 1,3 Mio. Ausländern, die in verschiedenen Fragen mit Bescheiden ausgestattet wrden müssen, sind das bei 160+7 zusätzliche MA > ca. 7.800 Fälle pro Kopf. Bei 200 Arbeitstagen ca. 40 Fälle/Tag. 12 Minuten/Fall? Die Artragsteller sprechen meist unsere Sprache nicht? Da muss man tlw. nachweisen, dass der Mensch im Herkunftsland verfolgt wird etc.? Macht man das in dt. Sprache? Ohne jur. Kenntnisse?

        Ich habe nie in einer Behörde gearbeitet, denke aber, das ist nicht wenig! Die Menschen mit denen ich Arbeitskontakt hatte, waren ausserordentlich gut ausgebildet und durchaus leistungsfähig! Muss nich auf alle zutreffen. Ihre Annahme, dass in Behörden nur arbeitsscheue MA sitzen, die hoch bezahlt werden, halte ich für völlig aus der Luft gegriffen!

      • @PartyChampignons:

        Da sind Sie leider nicht auf dem neuesten Stand.

        In vielen Bundesländern haben Behörden massive Probleme, Personal zu rekrutieren.

        Da werden Einstellungsvoraussetzungen immer weiter gesenkt.

        Ausländerbehörden sind zusätzlich wegen der hohen Stressbelastung recht unbeliebt.

        Ein entscheidender Punkt ist oft eine schlechte Bezahlung.

        Als kompetenter Informatiker gehen Sie nicht zu einer Behörde.

        In der freien Wirtschaft zahlt man Ihnen das Doppelte.

        Hier dürfte ein Satzteil noch entscheidend sein:



        "entwickelten mit den Dienstleistern".

        Die Durchführung der Umstellung dürfte abgegeben worden sein.

        Behörden haben für sowas meist nicht genug eigene Kompetenz.

        • @rero:

          Es ist vollkommen o.k., für solche Software-Projekte externe Dienstleister zu beauftragen. Dann interessiert uns aber, wer das Pflichtenheft geschrieben hat, wer es abgenommen hat und warum es offensichtlich nicht bis zu einer voll funktionsfähigen Version entwickelt wurde.

          • @Aurego:

            Wissen Sie denn so genau, wo die Probleme liegen?

            Ich gestehe, ich habe nicht das Gefühl, mir aufgrund des Artikels da ein Urteil bilden zu können.

      • @PartyChampignons:

        "Es gibt auch keinen Fachkräftemangel in deutschen Behörden, die Jobs sind sehr begehrt, man bekommt viel und tut wenig. "

        Das ist völliger Schwachsinn. Ich kann nur aus meiner Behörde (Grundsicherung in Berlin) und dem ebenfalls dort ansässigen Asylbereich berichten. Wir können uns vor Arbeit nicht retten, wir haben einen erheblichen Personalrückstand, weil es ca. 100 % zu wenige Planstellen gibt. Jeder von uns bearbeitet mindestens zwei Stellen + Vertretungen + Sprechstunden. Ich habe als Teilzeitkraft 300 Fälle zu bearbeiten - pro VZ Stelle sind 188 vorgesehen. Wir haben eine riesige Personalfluktuation, weil sich das kaum jemand auf Dauer antut. Ich bin seit zwei Jahren dabei, komme von außerhalb der Behörde. Ich habe einige harte Jobs gehabt. Kaum eine Stelle war belastender als die jetzige. Deshalb haben wir auch einen hohen Krankenstand.

        "Das Personal ist da, die Arbeitsmoral aber nicht. "

        Ich lade Sie gerne zu uns ein. Sie können dann ja mal eine Woche Mäuschen spielen.

        " Ich neige jedoch dazu zu unterstellen,..."

        Ich halte Sie für einen böswilligen Schwätzer.

        • @Matthias Michaelis:

          "Ich halte Sie für einen böswilligen Schwätzer (den @PartyChampignons)".



          Stimme Ihnen zu.



          Ich lebe im ländlichen Bereich und kann mich über fehlenden Hilfsbereitschaft, Freundlichkeit, flotte Bearbeitungszeiten (Perso dauert logischer Weise), nicht beschweren.



          Einzig die KfZ-Zulassung, die sind gestresst.



          Um Ersatz für einen abhanden gekommenen Fahrzeugschein eines ungebremsten PKW-Anhängers musste ich eine Prozedur durchlaufen (mit Eid ablegen usw.), als würde ich einen Panzer anmelden wollen.

        • @Matthias Michaelis:

          Halten sie mich für einen böswilligen Schwätzer das ist mir relativ egal. Ob das mit der Arbeitsmoral stimmt oder nicht ist im Prinzip auch völlig egal, wichtig ist was bei der Bevölkerung ankommt und da lässt leider niemand ein gutes Haar an deutschen Behörden und dann müssen sich die Behörden sowas auch anhören, wenn sie nicht in der Lage sind diese Probleme zu lösen. Ich beziehe mich jetzt auf NRW, natürlich kann man das nicht auf jede Behörde in jedem Bundesland beziehen. Ich kenne Leute die in unterschiedlichen Ämtern arbeiten in Bonn, in Aachen, in Köln, in Düren und in Jülich, im Ausländeramt, im Jugendamt, im Forst - und Agraramt, beim Finanzamt und auch in einem Heeresinstandsetzungswerk der Bundeswehr, beruflich habe ich mit verschiedenen Bauämtern zu tun. Die Dinge die ich hier genannt habe sind Erfahrungsberichte von Personen die in diesen Ämtern arbeiten bzw. Erfahrungen die ich selber mit diesen Ämtern gemacht habe und der Tenor ist immer der Gleiche, ausnahmslos. Wenn das auf sie nicht zutrifft dann tut es mir leid wenn sie sich von meiner Aussage angeriffen fühlen, ich versuche in Zukunft präziser zu formulieren und weniger zu verallgemeinern.

        • @Matthias Michaelis:

          Das deckt sich mit meinen Erfahrungen in Bremen. 2,5-fache Fallzahl, unbesetzte Stellen, Burnout. Das Personal wird ausgesaugt und ist irgendwann weg. Das ging eine ganze Weile "gut". Inzwischen ist es problematisch, neue Mitarbeiter:innen zu finden. Es spricht sich herum, wie der öffentliche Dienst mit Menschen umgeht.



          Das sorgt dann natürlich für noch höhere Fallzahlen, somit noch längere Wartezeiten für die Bürger:innen und ihre berechtigten und häufig sehr drängenden Interessen.

    • @Aurego:

      Ist das Inkompetenz oder ist das das Nutzen einer willkommenen Gelegenheit Ausländern eine möglichst feindliche Umgebung zu bereiten?