Hamburger Kitas im Lockdown: Kindergärten fordern klare Regeln
Die Kitas in Hamburg bleiben offen. Die Elternvertretung begrüßt das, aber die Beschäftigten sind empört. Die Frage ist, wie es im Januar weitergeht.
Die Landeselternvertretung (LEA) der Kitas steht hinter Leonhard. „Dass die Entscheidung den Familien überlassen wird, werten wir als klares Zeichen der Politik in Richtung Stärkung der Kinder- und Elternrechte“, sagte Vorständlerin Viola Riedel. Sie hoffe, dass alle Beteiligten damit verantwortungsvoll umgingen.
Indes reagierte der Betriebsrat des größten Kita-Trägers Elbkinder, der die Interessen von über 7.000 Beschäftigen vertritt, empört. Richtig wäre eine Notbetreuung für Kinder von Menschen mit systemrelevanten Berufen sowie Kinder mit dringendem Bedarf, sagte Betriebsrätin Marina Jachenholz im taz-Interview.
Die CDU-Familienpolitikerin Silke Seif forderte anlässlich dieser Kritik den Senat auf, „schleunigst die Frage zu klären“, wie es nach den Weihnachtsferien in den Kitas weitergeht. Und die Linken-Kita-Politikerin Insa Tietjen sprach von einer „butterweichen Entscheidung“, die Kitas in eine Zwickmühle bringe.
Kürzere Öffnung je nach Inzidenzwert?
Nun meldete sich mit dem Wohlfahrtsverband Soal die Trägerseite zu Wort. Auch Soal begrüßt zwar, dass die Kitas offen bleiben. Es sei absehbar, dass der Lockdown länger dauert. „Für die Zeit ab dem 4. Januar fordern wir klare Regeln für den Betrieb der Kitas“, heißt es in einem Offenen Brief, der von 47 Kitas unterzeichnet ist. Denn auch die Ansteckungsraten bei jungen Kindern stiegen. „In der Praxis erleben wir, dass Kinder einfach nicht getestet werden“, schreiben die Kitas.
Der Verband fordert eine „klare Abstufung von Einschränkungen“, abhängig vom Corona-Inzidenzwert, damit Eltern, Arbeitgeber und Kitas eine Orientierung haben. Welche Maßnahmen getroffen werden, sollten dann die Kitas entscheiden. Ferner fordern sie bevorzugte Impfungen und dass erkältete Kinder zu Hause bleiben.
Auf den Brief angesprochen, merkt Sozialbehördensprecher Martin Helfrich an, dass am Freitag eben nur noch rund 30 Prozent der Kinder kamen und für viele Kitas nun ohnehin wegen der Ferien Schließzeiten anstehen. Die grundsätzliche Öffnung unterstreiche das Recht auf Bildung und Betreuung. Die jetzige Regelung gelte bis zum 10. Januar, sagte Helfrich. „Der Senat ruf auf, nicht nur vor den Feiertagen, sondern ausdrücklich auch danach die Kinder möglichst zu Hause zu betreuen“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestellerautor will in den Bundestag
Nukleare Drohungen
Angst ist ein lautes Gefühl
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland