Haft nach Tortenwurf auf von Storch: Aber bitte ohne Sahne
Eine Studentin warf im November eine Torte auf Beatrix von Storch. Statt Geldstrafe wählte sie zwei Wochen Haft. Torten werfen will sie weiterhin.
„Liebes Linkspack, Eure Gewalt wird uns nicht stoppen“, empörte sich von Storch daraufhin auf Facebook. Gegen Gewalt zu protestieren, darum ging es auch der Tortenwerferin Loris S. (auch unter dem Pseudonym „Julie Pie“ bekannt). Sie demonstrierte mit der Aktion unter anderem gegen von Storchs (später dementierte) Äußerung, es sollen notfalls mithilfe von Schusswaffen illegale Grenzübertritte verhindert werden, auch die von Kindern.
Das Amtsgericht Kiel verurteilte Loris S. wegen wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe von 150 Euro. Sie entschied sich aber dafür, stattdessen zwei Wochen ins Gefängnis zu gehen. Am Montag trat Loris S. die Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt Lübeck an. Sie erklärte gegenüber der SHZ: „Ich möchte durch das Absitzen der Strafe darauf aufmerksam machen, dass Strafe und Knast nicht dabei helfen, gesellschaftliche Probleme zu lösen. Ich werde weiterhin mit Torten werfen, wenn sich PolitikerInnen wie Beatrix von Storch so menschenverachtend äußern.“
Damit spielt die Studentin unter anderem auf einen Tweet der AfD-Politikerin an, in dem diese von „barbarischen, muslimischen, gruppenvergewaltigenden Männerhorden“ schrieb. Vor Gericht nannte Loris S. ihre Aktion einen kreativen Protest und forderte, dass niemandem eine Bühne geboten werden solle, der sich dafür ausspreche, auf Geflüchtete zu schießen.
Loris S.
Die AfD fordert Toleranz und Respekt
Der AfD stieß die Rasierschaum-Torte sauer auf. Carsten Ubbelohde von der Berliner AfD twitterte ein Bild von Beatrix von Storch, auf dem geschrieben steht: „Tortenwerferin geht ins Gefängnis. Leider nur für zwei Wochen!“ Dabei fragte Ubbelohde: „Wer kümmert sich danach um die Erziehung der Studentin, wer vermittelt Toleranz und Respekt?“ Die AfD vermutlich nicht, mutmaßen Twitter-Nutzer. „Ist das Ironie oder schon Realitätsverlust?“ retweetet ein Nutzer und ein anderer schreibt: „Ihr Spinner steht für Toleranz und Respekt? Ihr, die Gewalt gegen Linke und Flüchtlinge predigt?“
So sieht das auch Loris S. Ginge es nach ihr, würde kein AfD-Politiker ohne die dazugehörige Torte eine Bühne betreten. Mit ihrem Protest möchte sie auch darauf aufmerksam machen, dass sich mit Strafen und Gefängnissen keine gesellschaftlichen Probleme lösen ließen. Und die heutige Zeit erfordere nunmal unkonventionelle Aktionsformen. Deshalb hat Loris S. auch nicht vor, aufzuhören. Sie schreibt in einem Statement auf der Homepage des antifaschistischen Infoladens „Subitus“: „Jetzt trifft es mich, aber gemeint sind wir alle. Diesmal ist mein Platz eben im Knast, aber bald schon werde ich wieder hinter den Barrikaden stehen. Hoffentlich gemeinsam mit euch“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Grünes Wahlprogramm 2025
Wirtschaft vor Klima
Tod des Fahrradaktivisten Natenom
Öffentliche Verhandlung vor Gericht entfällt
Parteiprogramme für die Bundestagswahl
Die Groko ist noch nicht gesetzt
Foltergefängnisse in Syrien
Den Kerker im Kopf