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Haft nach Tortenwurf auf von StorchAber bitte ohne Sahne

Eine Studentin warf im November eine Torte auf Beatrix von Storch. Statt Geldstrafe wählte sie zwei Wochen Haft. Torten werfen will sie weiterhin.

Studentin Loris S. geht lieber ins Gefängnis, statt eine Geldstrafe zu bezahlen Foto: dpa

BERLIN taz | So hatte sich Beatrix von Storch die AfD-Wahlveranstaltung in Kiel im November 2016 nicht vorgestellt: Am Ende tropfte ihr weiße Soße vom Kopf, ihr Sakko war verschmiert und die Laune – vermutlich – im Keller. Trotz Taschenkontrollen schmuggelte eine Studentin eine Torte mit Rasierschaum in den Saal und warf sie der AfD-Politikerin ins Gesicht.

„Liebes Linkspack, Eure Gewalt wird uns nicht stoppen“, empörte sich von Storch daraufhin auf Facebook. Gegen Gewalt zu protestieren, darum ging es auch der Tortenwerferin Loris S. (auch unter dem Pseudonym „Julie Pie“ bekannt). Sie demonstrierte mit der Aktion unter anderem gegen von Storchs (später dementierte) Äußerung, es sollen notfalls mithilfe von Schusswaffen illegale Grenzübertritte verhindert werden, auch die von Kindern.

Das Amtsgericht Kiel verurteilte Loris S. wegen wegen Beleidigung zu einer Geldstrafe von 150 Euro. Sie entschied sich aber dafür, stattdessen zwei Wochen ins Gefängnis zu gehen. Am Montag trat Loris S. die Haftstrafe in der Justizvollzugsanstalt Lübeck an. Sie erklärte gegenüber der SHZ: „Ich möchte durch das Absitzen der Strafe darauf aufmerksam machen, dass Strafe und Knast nicht dabei helfen, gesellschaftliche Probleme zu lösen. Ich werde weiterhin mit Torten werfen, wenn sich PolitikerInnen wie Beatrix von Storch so menschenverachtend äußern.“

Damit spielt die Studentin unter anderem auf einen Tweet der AfD-Politikerin an, in dem diese von „barbarischen, muslimischen, gruppenvergewaltigenden Männerhorden“ schrieb. Vor Gericht nannte Loris S. ihre Aktion einen kreativen Protest und forderte, dass niemandem eine Bühne geboten werden solle, der sich dafür ausspreche, auf Geflüchtete zu schießen.

Ich werde weiterhin mit Torten werfen, wenn sich PolitikerInnen wie Beatrix von Storch sich so menschenverachtend äußern.

Loris S.

Die AfD fordert Toleranz und Respekt

Der AfD stieß die Rasierschaum-Torte sauer auf. Carsten Ubbelohde von der Berliner AfD twitterte ein Bild von Beatrix von Storch, auf dem geschrieben steht: „Tortenwerferin geht ins Gefängnis. Leider nur für zwei Wochen!“ Dabei fragte Ubbelohde: „Wer kümmert sich danach um die Erziehung der Studentin, wer vermittelt Toleranz und Respekt?“ Die AfD vermutlich nicht, mutmaßen Twitter-Nutzer. „Ist das Ironie oder schon Realitätsverlust?“ retweetet ein Nutzer und ein anderer schreibt: „Ihr Spinner steht für Toleranz und Respekt? Ihr, die Gewalt gegen Linke und Flüchtlinge predigt?“

So sieht das auch Loris S. Ginge es nach ihr, würde kein AfD-Politiker ohne die dazugehörige Torte eine Bühne betreten. Mit ihrem Protest möchte sie auch darauf aufmerksam machen, dass sich mit Strafen und Gefängnissen keine gesellschaftlichen Probleme lösen ließen. Und die heutige Zeit erfordere nunmal unkonventionelle Aktionsformen. Deshalb hat Loris S. auch nicht vor, aufzuhören. Sie schreibt in einem Statement auf der Homepage des antifaschistischen Infoladens „Subitus“: „Jetzt trifft es mich, aber gemeint sind wir alle. Diesmal ist mein Platz eben im Knast, aber bald schon werde ich wieder hinter den Barrikaden stehen. Hoffentlich gemeinsam mit euch“.

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13 Kommentare

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  • Hm, vielleicht sieht die junge Frau im Knast ja, wohin Gewalt noch so führt und in welche Gesellschaft sie da kommt.

     

    Wegen einer von Storch in das Gefängnis zu gehen - so dämlich muss frau erstmal sein! die 150 euro muss sie trotzdem noch zahlen ...

    • @TazTiz:

      Nein, sie sitzt eine Ersatzfreiheitsstrafe ab. Wer eine Geldstrafe nicht zahlt, darf stattdessen sitzen.

  • Aber das nächste Mal wieder mit echter Sahne. Rasierschaum kann man nämlich nicht essen. Und Torte muss Torte bleiben.

    • @Helmut van der Buchholz:

      Mit Essen spielt man nicht!

  • „Ich möchte mich bei den Aktionsformen, die ich wähle, nicht daran orientieren, was gesetzlich anerkannt wird.“ Politischer Widerstand solle einzig daran bemessen werden, ob er moralisch legitim sei. – Quelle: https://www.shz.de/18975506

     

    Wer hierbei anderes als Abscheu empfindet, dem ist nicht mehr zu helfen.

    • @Frank Erlangen:

      Solange das Ergebnis dieser Überlegung eine Rasierschaumtorte ist kann ich damit leben, das ist bestenfalls symbolisch Gewalt. Den ersten Satz kann ich im Sinne zivilen Ungehorsams auch verstehen - sie ist ja auch bereit die Konsequenz zu tragen. Grenzwertig wird der Sache wenn solche Sätze zu tatsächlicher Gewalt gegen Personen führen. Insofern ist der Satz mit Moral als einziger Grenze natürlich Quark, denn Moral ist dehnbar und natürlich nehmen tatsächlich mordende Terroristen sie für sich ebenfalls in Anspruch. Es braucht schon absolute Grenzen, die das eigene Handeln bestimmen, aber diese Grenzen müssen natürlich nicht voll kongruent sein mit dem StGB oder kommunalen Bussgeldkatalogen.

      • @hup:

        Und wenns dumm läuft, das Tortenziel die (notwendigerweise stabile) Unterlage ins Auge bekommt?

        Oder beim reflexhaften Ausweichen stolpert und sich den Hals bricht?

         

        Wäre die Aktivistin auch einverstanden,als Ziel irgendwelcher moralisch legitimierter Aktionsformen, die nicht unbedingt "gesetzlich anerkannt" sind, zu dienen?

    • @Frank Erlangen:

      Wenn man alleine darüber entscheidet, was moralisch legitimiert ist, geht man den ersten Schrit in Richtung Terrorismus. Die Parole passt 1:1 auch auf Nazis und IS.

      • @GarretJaxt:

        Und auf den Widerstand im Dritten Reich, die Geschwister Scholl als böse Terroristen zum Tode verurteilt und vollstreckt weil die ein paar Flyer geworfen haben. Alta, wärs der Pudding"anschlag" in den 60ern gewesen so als Vergleich, meinetwegen aber Deiner ist sowas von panne!

      • @GarretJaxt:

        Ach Gottchen - leeves Lottchen!

         

        Kücheneinmaleins!

        &

        "Dürfen - darf man alles"

        Kurt Tucholsky - hm!;)

        &

        Es gibt hinkende Vergleiche -

        Die nichemal über Beine verfügen!

        Auch wieder wahr.

        • @Lowandorder:

          Mal zum around oben - wa!

           

          Es gibt Zeiten - da ist es ehrenvoll im

          Knast zu sitzen!" Henrie Thoreau

          &

          Als Beate Klarsfeld Alt-Nazi & BK.

          Häuptling Silberlocke Kiesinger eine

          Gekleistert hat - fand das nicht nur

          Ihr Männe Serge - Voll in Ordnung!

          "Rasiert euch mal - ihr Fussel"

          So schon nötig.

          &

          Vergeßt nicht den Rasierschaum -

          Abzuwischen & an den kurzen Hosen

          Abzustreifen! Gellewelle.

          Aber Achtung - Mutti! Newahr.

           

          kurz - Rein tonn katolsch waren!;)(

  • Couragierte Frau! Respekt! Wünsche mir noch viele Torten in Richtung der Nationalschwachmaten.

  • Chapeau & Frauenknast Lübeck

     

    Ja - das ist ein erste Adresse!

     

    (Schade - wie einst Kindermarathon um die

    Außenmauern - mit Mitschüler&Sohn vom "Zuchthausdirektor" -;)

    Nu. Ehrenhalber - leider nicht mehr möglich!;)(

    Aber - schonn klar - "De Klingelpütz" in Kölle - is hück

    'ne Stroß & Spottwort för de ca. 6 km entfernte

    JVA Köln an der Rochusstraße im Stadtteil Ossendorf

    &

    "De Schmier" - dito für die silber Besternten vulgo Bullerei!

    Auch wieder wahr!