Großmolkerei Berchtesgadener Land: Glyphosat verboten

Die EU hat ihre Entscheidung zur Zulassung von Glyphosat vertagt. Dennoch entscheidet sich eine bayerische Molkerei für ein Verbot von Totalherbiziden.

Eine Almkuh guckt in die Kamera

Glückliche Kuh? Die Genossenschaftsmitglieder der Pidiginer Milchwerke dürfen kein Glyphosat mehr einsetzen Foto: dpa

Die bayerische Großmolkerei „Berchtesgadener Land“ verbietet den Einsatz von Glyphosat und anderer Totalherbizide für alle Landwirte, deren Milch sie verarbeitet. Das teilte die Molkerei am Mittwoch mit. Die mittelständische Molkerei im bayerischen Piding reagiert damit auf Kritik von Verbrauchern. Vor gut einer Woche hatte ein Mann den Einsatz von Glyphosat auf einer Futterwiese bei Traunstein entdeckt. Der Landwirt, dem die Fläche gehört, ist laut Angaben des Bayerischen Rundfunks Genossenschaftsmitglied bei den Pidinger Milchwerken.

Auf den öffentlichen Druck hin versprach das Unternehmen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Am Mittwoch gab es einen Beschluss des Aufsichtsrates. „Vorstand und Aufsichtsrat der Molkerei Berchtesgadener Land haben eine klare, einstimmige Entscheidung getroffen“, sagt die Pressesprecherin der Molkerei, Barbara Steiner-Hainz, der taz.

Mit sofortiger Wirkung werde die Anwendung jeglicher Totalherbizide in der Grünland- und Ackerbaubehandlung verboten. „Der einstimmige Beschluss war nur möglich, weil diese Mittel in der Wirtschaftsweise der bäuerlichen Betriebe zwischen Watzmann und Zugspitze schon in der Vergangenheit kaum eine Rolle gespielt haben“, sagt Steiner-Hainz.

Die Pidinger Milchwerke verarbeiten Milch von rund 1.800 Landwirten. Davon wirtschafteten 500 Landwirte ökologisch, 1.300 konventionell, so die Molkerei. Das Unternehmen erzielte im Jahr 2016 einen Umsatz von gut 200 Millionen Euro und verarbeitete mehr als 300 Millionen Kilogramm Milch.

Das Verbot werde nun in die Milchlieferbedingungen aufgenommen. Die Einhaltung des Verbots werde in das Qualitätsmanagement-System bei den Landwirten eingebettet und extern überwacht, so Steiner-Hainz. „Es gibt in unserem Milcheinzugsgebiet keine Notwendigkeit, ein Totalherbizid einzusetzen, dessen wissenschaftliche Bewertung hinsichtlich Auswirkungen auf Mensch und Umwelt kontrovers ist“, sagt Geschäftsführer Bernhard Pointier. „Unsere Landwirte wissen als Unternehmer genau, dass ihr Milchgeld vom Endverbraucher kommt. Und was der Endverbraucher von Glyphosat hält, brauchen wir niemandem von unseren Mitgliedern erklären.“

Verlängerung der EU-Zulassung vertagt

Glyphosat wird vor allem dazu benutzt, Unkraut beim Anbau von Feldfrüchten zu bekämpfen. Beim Anbau von Raps oder Getreide wird das Pestizid zum Teil auch vor der Ernte angewendet. Rückstände des Pestizids können auch bei sachgerechter Anwendung auf Lebensmitteln verbleiben.

Auf EU-Ebene wurde die Verlängerung der Zulassung für Glyphosat am Mittwoch vertagt. Die aktuelle Zulassung läuft am 15. Dezember aus. Das Pestizid sollte nach Plänen der EU-Kommission für weitere 5 bis 7 Jahre zugelassen werden, der Vorschlag setzte sich aber nicht durch. Nun soll es bald eine neue Sitzung zu dem Thema geben.

In Deutschland gibt es weiter Kritik am Einsatz von Glyphosat. Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) setze sich für einen „grundlegend anderen Umgang“ mit Pflanzenschutzmitteln ein, sagte ein Sprecher am Mittwoch. Agrarminister Christian Schmidt (CSU) ist hingegen für den Einsatz von Glyphosat.

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