Gewerkschaft scheitert in den USA: Niederlage gegen Amazon
Zu wenige Beschäftigte votieren bei einer Abstimmung in Alabama für eine gewerkschaftliche Vertretung. Aus Angst vor dem Online-Riesen?
Der Konzern habe Beschäftigte gezwungen, während ihrer Arbeitszeit an Veranstaltungen teilzunehmen, bei denen „ExpertInnen“ vor Gewerkschaften warnten. Amazon verteilte offenbar zudem Sticker mit der Aufschrift „Vote No“ und forderte Beschäftigte auf, sie zu tragen. Es bombardierte die MitarbeiterInnen zudem mit Kurznachrichten mit dem Slogan „Spar Dein Geld“ und der Behauptung, eine Gewerkschaft gefährde Arbeitsplätze, Löhne und den Werksfrieden.
Gewerkschaftsfeindliche Kampagnen sind Standard in den Südstaaten, wo auch zahlreiche deutsche Unternehmen – von Volkswagen über BMW bis Siemens – ihre US-Niederlassungen haben. Doch Amazon ging noch weiter als andere: Es klebte seine Propaganda sogar auf die Betriebstoiletten und sorgte nach Angaben der RWDSU auch dafür, dass die rote Ampelphase an der Betriebsausfahrt verkürzt wurde, damit es keine Gelegenheit gab, an den Autofenstern über die Gewerkschaft zu informieren.
Von Amazon-Beschäftigten in dem strukturschwachen ehemaligen Kohlegebiet hörten ReporterInnen Sätze wie: „Ich brauche keine Gewerkschaft. Ich kann das allein.“ Und: „Amazon bietet hier die einzigen Jobs, wo es eine Krankenversicherung vom ersten Tag an gibt.“
Stundenlohn 15 US-Dollar
Die InitiatorInnen der Abstimmung hatten mit dem extremen Zeitdruck und der konstanten Überwachung der Beschäftigten argumentiert. Auch der Stundenlohn bei Amazon, der bei 15 US-Dollar beginnt, erschien ihnen zu gering – zumal Amazon seit Beginn der Pandemie die besten Geschäfte und höchsten Gewinne seiner Geschichte macht. Doch selbst von den 2.000 ursprünglichen UnterzeichnerInnen der Petition, die zu der Abstimmung geführt hat, sprangen am Ende mehr als die Hälfte ab.
Amazon ist nach Walmart der zweitgrößte private Arbeitgeber des Landes. Manche GewerkschafterInnen versuchten dennoch, die Niederlage positiv zu drehen. So erklärte Sara Nelson, Präsidentin der Flugbegleitergewerkschaft: „Wir haben es geschafft, eine echte Diskussion über die Rolle von Gewerkschaften zu führen.“
Bis zum Ausgang der Wahl – bei der sich AnwältInnen beider Seiten über jeden einzelnen Stimmzettel gelehnt und rund 500 als „ungültig“ abgelehnt haben – waren der RWDSU die Hände gebunden. Hätte sie die Machenschaften von Amazon vorher angefochten, hätte das die komplette Abstimmung gefährdet.
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