Gewaltvorwürfe gegen Rockertrupp: Faeser verbietet United Tribuns
Die Innenministerin geht gegen den Rockertrupp United Tribuns vor. Die Gruppe soll schwere Gewalt- und Drogendelikte verübt haben.
„Rockerkriminalität ist von großer Brutalität geprägt“, erklärte Faeser. Die United Tribuns hätten schwerste Straftaten begangen: versuchte Tötungsdelikte sowie Sexual-, Menschenhandels- und Drogendelikte. „Wir müssen als Rechtsstaat sehr deutlich zeigen, dass wir Gruppierungen, von denen so schwere Straftaten ausgehen, nicht dulden. Vereinsverbote sind ein scharfes Schwert, von dem wir in genau diesen Fällen Gebrauch machen.“
Am Mittwochmorgen überbrachten Polizeibeamte die Verbotsverfügung Mitgliedern der Tribuns in neun Bundesländern: Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Thüringen. Parallel liefen Durchsuchungsmaßnahmen.
Die United Tribuns wurden bereits 2004 von dem früheren Boxer Armin „Boki“ C. in Villigen-Schwenningen gegründet, der als Geflüchteter aus dem Bosnienkrieg nach Deutschland kam. Er arbeitete hier zunächst als Türsteher, eröffnete dann zwei Bordelle. Laut Innenministerium entwickelten sich die Tribuns „zu einer der mächtigsten und mitgliederstärksten Gruppierungen“ in der deutschen Rockerszene.
Zuletzt wegen Drogengeschäften verurteilt
Das Ministerium rechnete der Gruppe zuletzt knapp 100 Mitglieder in Deutschland zu. Immer wieder hätten diese sich Auseinandersetzungen mit anderen Rockergruppen wie den Hells Angels geliefert, bei denen es zu Gewalttaten kam. Diese Taten seien auch gefördert und belohnt worden, etwa durch die Ausgabe von „Patches“, also Aufnähern, an entsprechend tätige Mitglieder.
Zuletzt waren mehrere Anhänger der Tribuns zudem wegen Drogengeschäften verurteilt worden. Das Landgericht Nürnberg-Fürth verhängte langjährige Haftstrafen gegen drei Mitglieder, weil sie Crystal Meth im Wert von über einer Million Euro verkauft haben sollen. Fünf andere Anhänger wurden auf Mallorca wegen Handels mit Marihuana und chemischen Drogen zu Haftstrafen von bis 15 Jahren und Geldbußen von 170.000 Euro verurteilt.
In der Verbotsverfügung des Innenministeriums heißt es, von der Gruppe gehe „eine schwerwiegende Gefährdung für individuelle Rechtsgüter und die Allgemeinheit“ aus. Die Aktivitäten der Tribuns im Kampfsport und Fitness seien nur vordergründig, tatsächlich suche die Gruppe stetig „einen Machtzuwachs innerhalb des Rockermilieus“.
Bereits Faesers Vorgänger Horst Seehofer (CSU) war gegen Rockergruppen vorgegangen. Er hatte im Juli 2021 den Bandidos-Ableger „Federation West Central“ verboten, inklusive seiner 38 „Chapter“. Der hatte sich zuvor schon formal aufgelöst und soll 650 Mitglieder gezählt haben. Auch der Gruppe wurden schwere Gewalttaten vorgeworfen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Klimakiller Landwirtschaft
Immer weniger Schweine und Rinder in Deutschland