Gestoppte Twitter-Übernahme: Musk feilscht
Der Tesla-Chef besteht darauf: Der Twitter-Deal kann ohne Daten zu Bot-Accounts nicht weitergehen. Außerdem möchte er nochmal über den Kaufpreis reden.
Der US-Konzern hat seine Angaben zu den Spam- und Falschkonten seit 2013 nicht geändert. Twitter-Chef Parag Agrawal twitterte nun, die Zahl liege „weit unter fünf Prozent“ der 229 Millionen Nutzer. Im Moment müssen Twitter-Nutzer bei der Anmeldung jedoch nicht ihre wirklichen Identitäten offenlegen. Musk äußerte bei einer Konferenz in Miami die Vermutung, dass mindestens 20 Prozent der Konten sogenannte Spam-Bots seien, wie Bloomberg News berichtete.
Der Chef des Elektroauto-Herstellers Tesla rückt schon seit Freitag die angeblich falschen Angaben zu Fake- und Spam-Accounts in den Vordergrund. Da erklärte er den Deal deswegen für „vorläufig ausgesetzt“ – während rechtlich fraglich ist, ob er die Vereinbarung mit Twitter überhaupt einseitig auf Eis legen kann. Nach dem anschließenden Kurssturz der Twitter-Aktie brachte er am Montag ein niedrigeres Gebot ins Gespräch.
„Finanzielle Gesundheit von Twitter“ nicht gegeben
Zugleich erklärte der 50-Jährige, je mehr Fragen er bei Twitter stelle, desto größer würden seine Bedenken. Wie sei es möglich, dass Werbetreibende überhaupt wüssten, was sie genau für ihr Geld bekämen. „Das ist fundamental für die finanzielle Gesundheit von Twitter“, so Musk. Er hatte sich mit dem Twitter-Verwaltungsrat auf eine Übernahme zum Preis von 54,20 Dollar je Aktie geeinigt. In den vorbörslichen US-Handel am Dienstag startete die Aktie nach Musks fortlaufenden Äußerungen nur noch bei 36,35 Dollar.
Für den Erfolg des Übernahmeversuchs ist Musk darauf angewiesen, dass ihm genug Anteilseigner ihre Anteile abtreten wollen. Twitter und Musk wollten die Übernahme bislang bis Jahresende abschließen. Er kaufte in den vergangenen Monaten bereits einen Anteil von gut neun Prozent an Twitter an der Börse zusammen.
Unklar ist, ob inkorrekte Angaben zur Zahl der Fake-Accounts wirklich als so gravierende Falschinformationen über das Twitter-Geschäft durchgehen, dass Musk die Konditionen des Deals ändern oder die Übernahme abblasen kann. Sollte Musk bei der Twitter-Übernahme letztlich doch eine Kehrtwende vollziehen, muss er wohl eine Strafgebühr in Höhe von einer Milliarde Dollar zahlen. Der US-Amerikaner kommt laut Forbes auf ein Vermögen von 265 Milliarden Dollar und gilt damit als reichster Mensch der Welt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?