Gerechte Sprache im Landkreis Rotenburg: Marco Prietz ist jetzt Landrätin
In einer Dienstanweisung des Landkreises Rotenburg (Wümme) wird jetzt durchgehend die weibliche Form benutzt. Beschlossen hat das ein CDU-Mann.
Über den Social-Media-Kanal Instagram erläuterte Prietz, dass in der neuen Allgemeinen Dienst- und Geschäftsanweisung für den Landkreis „aus Gründen der besseren Lesbarkeit“ bei Personenbezeichnungen die weibliche Form verwendet werde. „Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für alle Geschlechter.“ Es ist dementsprechend also auch von Landrätin die Rede, obwohl der aktuelle Landrat ein Mann ist.
„Natürlich klingt das auch für mich zunächst komisch“, räumt Prietz ein. „Aber ganz ehrlich: Warum müssen immer nur Frauen mit der Erklärung zurechtkommen, dass mit männlichen Bezeichnungen auch sie umfasst sind?“ Männer könnten das auch mal über sich ergehen lassen, ohne dass es sie in irgendeiner Art und Weise herabsetzen würde.
Prietz, 36, verheiratet, zwei Kinder, ist in Bremervörde geboren und blickt auf ein langjähriges kommunalpolitisches Engagement zurück, zuletzt als Fraktionsvorsitzender der CDU im Kreistag. Der Verwaltungsbetriebswirt hat beim Landkreis Osterholz gearbeitet und ist 2021 mit 60,4 Prozent für fünf Jahre zum Landrat des Kreises Rotenburg gewählt worden.
Seine Kontakte in die Gesellschaft pflegt er wie üblich durch eine Reihe an Mitgliedschaften: unterstützt den „TSV Hönau-Lindorf“ als Pressewart, gehört dem „Schützenverein Hönau-Lindorf“ sowie der „Schützengesellschaft zu Bremervörde“ an, ebenso wie dem „Club der Urgemütlichkeit Hönau-Lindorf“ und dem „Schifferverein Frohsinn“. Er ist förderndes Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Hönau-Lindorf, zudem in Bremervörde förderndes Mitglied der „Reservistenkameradschaft RK-7“, und des „Hospizes zwischen Elbe und Weser“.
Sein ehemaliger Kollege im Kreistag, SPD-Fraktionschef Bernd Wölbern, bezeichnet Prietz als sehr professionell und strukturiert. „Ich erlebe ihn als sehr pragmatisch“, sagt Wölbern. Auch, dass in der Allgemeinen Dienstanweisung nach deren Überarbeitung jetzt die weibliche Form verwendet wird, hält er für eine Abwägungssache, bei der es in erster Linie um Praktikabiltität gegangen sei.
Der Mehrheit angepasst
Der Landrat selbst verweist darauf, dass „die Mehrzahl unserer Beschäftigten weiblich“ ist. Mit der durchgängig weiblichen Bezeichnung vermeide der Landkreis in dem Dokument, das die internen Abläufe regelt, sprachliche Schwierigkeiten. „Die ‚Amtsleitung‘ mag es ja noch geben, aber die ‚Sachbearbeitung‘ bezeichnet dann ja wohl doch eher die Tätigkeit und nicht die Person.“
Am wichtigsten sei, dass der Text lesbar bleibe. „Wir verzichten auf unzählige Doppelpunkte, Schrägstriche oder Wiederholungen“, schreibt Prietz. Wer nun in die Dienstanweisung schaue, könne sich auf den Inhalt konzentrieren.
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