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Die KP sitzt auf Dauer aber eben nicht am längeren Hebel. Das Experiment, kommunistisches politisches System mit marktwirtschaftlicher Wirtschaftsordnung zu kombinieren, ist bisher sehr erfolgreich. Ohne diese Wirtschaftsordnung wäre der chinesische Aufstieg zur Weltmacht auch nicht vorstellbar. Daß mit diesem Weg aber auch eine Unternehmerschicht entsteht. die wirtschaftlich mächtig ist und damit Druckmittel gegen den Staat in die Hand bekommt, war aus der historischen Erfahrung absehbar. Wehe der KP, wenn das Bündnis zwischen Altkommunisten und dem modernen Unternehmertum zerbricht. Dann wird auch der politische Alleinvertretungsanspruch der KP der Vergangenheit angehören.
Nach dem Lesen des Artikels bleibt ziemlich unklar, was denn nun genau passiert ist. Was hat er denn nun abweichlerisches über die Finanzpolitik gesagt? Wie wurde die Verhinderung des Börsengangs offiziell begründet?Und warum erwartet die taz dass eine sich auf Marx berufende Partei, die ggf. Reste einer materialistischen Analyse betreibt, einem Unternehmer unter allen Umständen den roten Teppich ausrollt, vor allem wo er doch so beliebt sei (wtf)? Ich hab auch noch nie was von einem chinesischen Traum gehört, lasse mich gern korrigieren, aber das klingt irgendwie nach einem unreflektiert aus dem US amerikanischen Kontext übernommenes Konzept. Ja, die taz ist ein liberales Blatt, aber so liberal, dieses liberal?
Israels „begrenzte Bodenoffensive“ im Libanon birgt immense Gefahren. Nicht nur Iran steigt in den Krieg ein. Die Welt schaut ohnmächtig zu.
Geplatzter Börsengang in China: Eine Machtdemonstration
Der Börsengang der chinesischen Ant Group dürfte im zweiten Anlauf gelingen. Doch auch Milliardäre werden im autoritären China immer mehr eingegrenzt.
Jack Ma, reichster Mann Chinas, ist Gründer der Ant Group Foto: Jason Lee/reuters
Chinas erfolgreichster Unternehmer genießt eine unglaubliche Popularität in seinem Heimatland. Weil er seinen Landsleuten bewiesen hat, dass man im modernen China auch ohne reichen Familienhintergrund und Parteikontakte Erfolg haben kann. Wie kein Zweiter gilt der exzentrische Jack Ma als die Personifizierung des chinesischen Traums. Entsprechend selbstsicher, ja sich scheinbar unverwundbar fühlend, hat Jack Ma vor zwei Wochen während einer Rede in Schanghai das risikoscheue, angestaubte Bankensystem angegriffen.
In Deutschland würde dies nur ein paar Schlagzeilen produzieren, doch spätestens nach ein paar Tagen wäre der Aufschrei verstummt. Im autoritären China hingegen werden die roten Linien immer enger gezogen: Was noch vor wenigen Jahren als kühne Kritik von der Regierung hingenommen worden wäre, wird unter Staatschef Xi Jinping mittlerweile als Angriff auf die soziale Ordnung gewertet.
Dass Chinas Finanzregulatoren den geplanten Rekordbörsengang von Jack Mas Ant Group – einem Tochterunternehmen des Onlineriesen Alibaba – auf Eis gelegt haben, ist eine Machtdemonstration des Staates. Im Reich der Mitte kann ein studierter Englischlehrer zwar Multimilliardär werden, doch letztlich behält die Parteiführung das Sagen. Xi Jinping lässt keinen Zweifel daran, dass er bei der Abwägung zwischen wirtschaftlichen und Sicherheitsinteressen stets Letzteren den Vorzug gibt.
Dabei ist Jack Ma kein Provokateur. Er ist Mitglied der Kommunistischen Partei, gibt sich in der Öffentlichkeit loyal gegenüber dem System und verteidigt auch die bestehende Internetzensur. Doch im Jahr 2020 reichen bereits ein paar abfällige Kommentare gegen das Finanzsystem, um in die Schranken verwiesen zu werden. Der schillernde Unternehmer-Star wird sich von diesem Schlag erholen. Dessen geplatzter Börsengang wird wahrscheinlich im zweiten Anlauf gelingen. Das Gefühl der Unverwundbarkeit wird Jack Ma in seinem Heimatland jedoch nicht mehr zurückerlangen.
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Kommentar von
Fabian Kretschmer
Korrespondent in Südkorea
Seit 2024 Korrespondent für die koreanische Halbinsel und China mit Sitz in Seoul. Berichtete zuvor fünf Jahre lang von Peking aus. Seit 2014 als freier Journalist in Ostasien tätig. 2015 folgte die erste Buchveröffentlichung "So etwas wie Glück" (erschienen im Rowohlt Verlag), das die Fluchtgeschichte der Nordkoreanerin Choi Yeong Ok nacherzählt. Betreibt nebenbei den Podcast "Beijing Briefing". Geboren in Berlin, Studium in Wien, Shanghai und Seoul.
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