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Genfer Krisentreffen zur UkraineRussland zeigt sich kooperativ

Moskau hat der Forderung nach der Entwaffnung separatistischer Kräfte in der Ostukraine zugestimmt. Auch die besetzten Gebäude sollen verlassen werden.

Sandsäcke und ukrainisches Militär: Mariupol am Donnerstag. Bild: ap

GENF/MOSKAU afp/dpa | Von den Genfer Gesprächen zur Ukraine-Krise geht ein Entspannungssignal aus: Nach Angaben des russischen Außenministers Sergej Lawrow hat es eine Einigung gegeben. Zu der vereinbarten Deeskalation gehöre die „Entwaffnung illegaler bewaffneter Gruppen“ in allen Regionen der Ukraine, sagte Lawrow am Donnerstag in der Schweizer Stadt.

In den vergangenen Tagen hatten prorussische Aktivisten zahlreiche Verwaltungsgebäude im Osten der Ukraine besetzt. Zu der Einigung gehört laut Lawrow auch die Räumung der besetzten Gebäude. Zudem sei eine Amnestie vorgesehen.

Die Außenminister der Ukraine, Russlands und der USA sowie die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton sprachen in der Niederlassung der Vereinten Nationen erstmals gemeinsam über die dramatischen Entwicklungen im Osten der Ukraine. Die Marathongespräche zogen sich am Donnerstag deutlich länger hin als erwartet.

Parallel zu den Gesprächen in Genf zeigte sich Russlands Präsident Wladimir Putin bereit zu einem „echten Dialog“. Weder Flugzeuge noch Panzer könnten die Krise beenden, sagte er bei einem landesweit übertragenen TV-Auftritt. Zugleich warf er Kiew vor, Gewalt gegen die eigene Bevölkerung auszuüben. Vorwürfe, die Separatisten würden vom russischen Militär gesteuert, wies er scharf zurück. „Es gibt im Osten der Ukraine überhaupt keine russischen Einheiten.“

Attacke auf einen Militärstützpunkt

In der Nacht zum Donnerstag wurden nach Kiewer Angaben bei einer Attacke auf einen Militärstützpunkt in Mariupol im Südosten mindestens drei Angreifer getötet und 13 weitere verletzt. Nach Angaben des Innenministeriums warfen etwa 300 Vermummte Brandsätze und schossen mit scharfer Munition. Die Nationalgarde habe den Angriff mit Spezialeinheiten abgewehrt.

Am Donnerstag kam es im Osten der Ukraine erneut zu Zusammenstößen. Schusswechsel wurden unter anderem aus Slawjansk und Kramatorsk nördlich der Gebietshauptstadt Donezk gemeldet. Nach Aussage prorussischer Aktivisten deckte ein Militärhubschrauber in der Nähe von Kramatorsk einen Durchbruchsversuch von Regierungseinheiten. Der Helikopter habe immer wieder gefeuert, dabei seien mindestens vier Zivilisten verletzt worden.

Im Raum Donezk zogen sich nach Angaben des Verteidigungsministeriums ukrainische Regierungstruppen mit 15 Panzerfahrzeugen zurück, nachdem sie von prorussischen Bewaffneten und Anwohnern blockiert worden waren. Die Einheit sollte eigentlich mit einem „Anti-Terror-Einsatz“ gegen Separatisten vorgehen, die in mehreren Städten des Gebiets Donezk staatliche Gebäude besetzt halten.

Turtschinow droht Soldaten

In Kiew drohte Interimspräsident Alexander Turtschinow allen Soldaten, die den Separatisten ihre Waffen übergeben, mit einem Militärgericht. Eine Fallschirmjäger-Einheit, die sich im Gebiet Donezk dem Druck prorussischer Aktivisten gebeugt hatte, werde aufgelöst, sagte Turtschinow.

Unterdessen verschärft sich der Streit um russische Gaslieferungen. EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso warnte Moskau vor einer Unterbrechung der Gasversorgung Europas. Putin seinerseits forderte die Ukraine ultimativ zur Zahlung ihrer Gasschulden in Milliardenhöhe auf. Das Nachbarland habe noch einen Monat Zeit – danach verlange Russland Vorkasse.

Das EU-Parlament verlangte eine rasche Verschärfung der Sanktionen gegen Russland. Die EU-Regierungen sollten mit sofortiger Wirkung Wirtschaftssanktionen einleiten und ein Embargo auf Rüstungsgüter und Technologien verhängen, hieß es in einer fraktionsübergreifenden Entschließung, die in Straßburg mit großer Mehrheit verabschiedet wurde.

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7 Kommentare

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  • Russland zeigt sich kooperativ

    was für eine Überschrift, eigentlich müsste Sie lauten,

    der Westen zeigt Einsicht und kommt von seinem hohen Ross runter...,

    • @tomas:

      eben, es müsste heißen

      "USA zeigen sich kooperativ - werden sie sich daran halten?"

       

      die westlichen Politiker und Medien tun so, als sei es gelungen, Moskau einen Gewaltverzicht abzuhandeln, dabei ging die Initiative doch von Russland aus, oder?

       

      Und die USA und GB haben die Vereinbarung schon wieder gebrochen.

       

      Auch das Steinmeier-Interview in der ARD - widerlich (mehr die Reporterin als Steinmeier, der laviert nur und ihm ist alles zuviel).

       

      "Ist (Deeskalation) mit so einem wie Putin überhaupt möglich?"

       

      Hm, ist es mit so Leuten wie Kerry und Cameron möglich? - ich bin skeptisch.

  • den zusammenstoß gab es bei einer Kaserne der neuen Nationalgarde... brisant vorallem, da sich viele der Separatisten den Antifschismus auf die Fahnen schreiben und die Nationalgarde eine faschistische staatsinstutition ist.

    Die Nationalgarde besteht vor allem aus dem rechten Sektor und würde wohl nicht die Panzer stoppen, wenn Zivilisten davorstehen.

    Die Nationalgarde ist aber der Definition Russlands eine illegitime bewaffnete Truppe und müsste so nach den Besprechungen aufgelöst werden.

    Das passiert auch hoffentlich, denn eine faschistische Einheit wird die Situation nur eskalieren können.

  • "Zu der vereinbarten Deeskalation gehöre die „Entwaffnung illegaler bewaffneter Gruppen“ in allen Regionen der Ukraine, sagte Lawrow am Donnerstag in der Schweizer Stadt."

     

    Haha, und darüber freut sich der "Westen"...dabei liegt doch die Betonung auf "allen Regionen" - dazu gehört ganz sicher auch die Putschregierung samt ihren rechten Milizen.

  • Zur Einigung gehört auch ein Text. Lavrows Erwartungen und den vollen Text der Vereinbarung kann man hier nachlesen: "Lavrov: Russia, US, EU, Ukraine agree on de-escalation roadmap" http://theanondog.i2p.us/cgi-bin/src.py?140417020

     

    "In Kiew drohte Interimspräsident Alexander Turtschinow allen Soldaten, die den Separatisten ihre Waffen übergeben, mit einem Militärgericht."

     

    Von der Amnestie ausgenommen sind nur Kapitalverbrechen. Die Signale aus Kiew sind alles in allem nicht dazu geeignet, Vertrauen in die Genfer Vereinbarung zu erwecken: die Truppen aus der Ost-Ukraine werden offenbar nicht zurückgezogen: "Kiev: Military operation in Ukraine southeast to go on despite Geneva agreement" http://theanondog.i2p/cgi-bin/src.py?140417030 - ob die "Anti-Terror-Operation" weiter geht, ist unklar. Wenn ja, ist die Vereinbarung das Papier nicht wert, auf dem sie steht.

  • Meine Skepsis hält weiter an. Putin akzeptiert die Übergangsregierung nicht. Folglich ist aus seiner Sicht die Einigung auf die „Entwaffnung illegaler bewaffneter Gruppen“ in allen Regionen der Ukraine sicherlich auch auf die von der Übergangsregierung entsandten Truppen anwendbar, zumal sich Putin ja nach Medienangaben das "Recht vorbehält, in der Ukraine einzugreifen", wenn nötig.

     

    Aus meiner Sicht sind das Nebelkerzen. Die Kuh ist noch lange nicht vom Eis.